Siena

 

Ambrogio Lorenzetti 1290 bis 1348 war ein italienischer Maler, der ab 1317 bis zu seinem Tode hauptsächlich Fresken und Altargemälde malte. Unsterblichkeit erlangte er mit seinem Freskenzyklus der Allegorie des Buon Governo 1338 – 39 (Anm.d.Verf. „des Guten Regiments“, genauer „des guten und schlechten Regierens in Stadt und Land“) das er im Auftrag der Stadtregierung von Siena im Palazzo Publico gemalt hat. Diesem aus drei Teilen bestehenden Fresko hat sich Mario Papini verschrieben und für sein Spiel Siena genutzt.

 

Zwei große Ausschnitte hat er für sein Spielbrett verwendet, nämlich Effetti del Buon Governo in Cita und Effetti del Buon Governo in Campagna. Weitere kleinere Ausschnitte schmücken die Schachtel und natürlich die Karten. Die Schachtel im moderaten Format, aber immer noch zu groß für einen Spielplan, ein Stapel Karten und einigen Holzspielsteinen. Zugames ist aber ein Kleinverlag und mit einer dementsprechenden Schachtel kann man den Preis ein wenig höher ansetzen.

 

Der Spielplan ist auf Grund des wunderschönen Freskos ungewöhnlich, aber auch wegen seines Formats. Mit einer Länge von 85 cm und einer Breite von 28 cm muss man schon manchen Tisch in die Länge strecken. Der Spielplan ist mit einer Zählleiste umrandet und in der Mitte zeigt es das Bild, das in 2 Hauptteile unterteilt ist. Rechts das Land und links die Stadt. Das Land wiederum unterteilt sich in 5 Produktionsregionen, wo die produzierten Waren dargestellt werden und die Stadt unterteilt sich in 10 Stadtteile und dem Wirtshaus.

 

Auf die Zählleiste kommt ein neutraler Stein auf den Wert null, er dient als Rundenzähler. Auf die Landseite wird in die entsprechende Region ein Stein für ein fertig produziertes Korn gelegt. Jeder Spieler erhält 3 Spielsteine seiner Farbe, die seinen Status darstellen. Mit 3 Steinen ist man Bauer, mit 2 Steinen Händler und mit einem Stein Bankier. Jeder Spieler legt einen weiteren Stein auf das Feld 28 der Zählleiste, was wiederum sein Vermögen in Gulden darstellt. Eine wichtige Regel sei hier besonders erwähnt. Befinden sich 2 Steine auf demselben Feld ist derjenige der reichere, der zuoberst liegt.

 

Die Spielreihenfolge wird zu Beginn verlost. Der Reihenfolge nach legen die Spieler auf die Initiativtabelle am linken Brettrand je einen Stein von oben  nach unten. Der erste auf das Feld +0, der zweite auf +1 usw. Die Artista Karte „Ambrogio Lorenzetti“ wird mit 2 anderen Artista Karten gemischt. Auf diese drei Karten kommen die restlichen 5 Artista Karten verdeckt oben auf.

 

Aus dem Kartenstapel mit dem Aufdruck Siena sortiert man 7 Karten aus, die ein rotes Sternchen links oben und eine grüne Zahl (ist eigentlich braun) von 1 -5 rechts oben aufweisen. Die restlichen werden gemischt verdeckt bereitgelegt.

 

Vor dem eigentlichen Spiel mit seinen Aktionen gibt es eine Anfangsauktion. In der Reihenfolge der Initiativtabelle bei null beginnend haben die Spieler 2 Optionen: Entweder eine von 7 offen ausliegenden Karten versteigern oder darauf verzichten, an einer Versteigerung teilzunehmen. Wer darauf verzichtet, kann an keiner Versteigerung dieser Runde mehr teilnehmen. Spieler die während einer Auktion passen nehmen aber an der nächsten wiederum teil. Der Spieler, der die Auktion gewinnt, nimmt die Karte und zieht seinen Stein auf der Zählleiste um den genannten Betrag zurück.

 

Wenn alle Spieler darauf verzichtet haben, eine offen ausliegende Karte zu versteigern, endet diese Phase und eventuell verbliebene Karten werden in den Sienastapel gemischt. Danach werden die Spielsteine auf der Initiativtabelle korrigiert. Der ärmste Spieler kommt auf null und die anderen je nach ihrem Vermögen nachfolgend bis +3. Jetzt beginnt das eigentliche Spiel.

 

Zu Beginn wird der Rundenzähler um ein Feld weiter gezogen. Danach werden doppelt so viele Sienakarten aufgedeckt als Spieler daran teilnehmen und beginnend beim ärmsten Spieler nehmen sich die Spieler eine Karte, die keinen roten Stern trägt, und bezahlen die Kosten der Karte. Dabei ist zu beachten dass der Wert auf Grund der Spielreihenfolge zu dem Betrag hinzukommt. Somit bezahlt der reichste Spieler + 3 pro Karte. Karten die den Wert null tragen sind für alle Spieler gratis. Um anzuzeigen dass man bereits eine Karte genommen hat schiebt man seinen Stein auf der Initiativtabelle um ein Feld nach rechts. Dies macht man auch wenn man passt. Danach kommt jeder Spieler ein zweites Mal an die Reihe, so noch Karten ohne Sternchen vorhanden sind, und kauft eine Karte oder passt. Das Handkartenlimit beträgt 7 Stück und darf zu keinem Zeitpunkt überschritten werden.

 

Wenn nach dem noch Karten ohne Sternchen ausliegen, werden diese abgelegt, die Karte mit dem niedrigsten Wert und einem roten Stern wird unter den Spielern versteigert. Auch hier gilt, wer 7 Karten auf der Hand hält darf nicht mitsteigern.

 

Zu Beginn der Aktionsphase bestimmt der ärmste Spieler den ersten Spieler, der seine Aktionen durchführen muss. Danach folgen die anderen lt. Initiativtabelle. Der Spieler spielt beliebig viele Karten aus seiner Hand oder er wirft beliebig viele Karten ab. Gespielte Karten mit Stern werden aus dem Spiel genommen, die anderen kommen auf den Ablagestapel.

 

Ist zu Beginn dieser Phase jemand bereits Bankier, bekommt er sofort ein Einkommen von 8 Gulden und er muss seinen Spielstein in der Stadt um einen Stadtteil im Uhrzeigersinn weiterbewegen. Nun zur Erklärung der Karten. Die rote Zahl oben gibt den Wert der Karte an, wenn sie zum Verkauf kommt. Die grüne oder braune Zahl ist nur für den Bankier und den Bettler Calandrino relevant. Mit Calandrino hat sich der Meister wahrscheinlich von Boccaccio, inspirieren lassen der auch in dieser Zeit lebte und seine literarischen Meisterwerke schuf.

 

Der untere Teil der Karte besteht entweder aus einem bestimmten Motiv und ist damit einer bestimmten Aktion zugeordnet, oder er zeigt drei Motive mit Zahlen daneben. Dies sind Güterkarten und geben an wie viele Steine auf die jeweilige Leiste der Produktregion gesetzt werden. Es müssen immer alle drei Motive abgehandelt werden, auch wenn dies anderen Spielern hilft. Ist eine der Leisten voll belegt, wird sie sofort abgeräumt und ein entsprechendes Gut ist produziert und wird mit einem Stein in der Region angezeigt. Sind danach noch Würfel für die Leiste übrig verbleiben sie dort.

 

Danach kann der Spieler fertig produzierte Güter verkaufen. Ist er Bauer, verkauft er Korn um 8 Gulden, Wein um 10 Gulden oder Öl um 14 Gulden. Ist er Händler bekommt er für Stoffe 20 Gulden und für Gewürze 25 Gulden. Ein Bauer kann keine Händlerwaren und ein Händler keine Bauernwaren verkaufen, auch wenn er sie produziert hat. Diese verbleiben in der Region und der nächste Spieler kann sie eventuell für sich nutzen.

 

Jeder Spieler darf alle seine Produkte verkaufen, aber nur eines pro Sorte. Mit der Mauleselkarte, die man aber nicht alleine spielen darf, kann der Bauer 2 gleiche Güter verkaufen so diese fertig produziert sind. Befindet sich auf einer der ausgespielten Karten neben den beiden Produktionsmotiven auch ein Motiv ohne Zahl, kann dieses vom Spieler nur genutzt werden wenn er Händler ist.

 

Der Spieler legt einen eigenen Marker auf die Reisetabelle am rechten Rand. Entweder geht der Händler nach Arezzo (2 Felder, Gewinn 3 und 10 Gulden) oder Firenze (3 Felder, Gewinn 0 und 5 und 20 Gulden). Werden weitere Karten gespielt rückt er seinen Stein um ein Feld weiter. Zeigt eines dieser Felder eine Zahl bekommt der Spieler diese Zahl als Gulden gutgeschrieben. Sind auf dieser Karte Zahlen angegeben die sich auf Produkte der Bauern beziehen müssen diese gelegt werden. Legt der Spieler Würfel die sich auf Produkte der Händler beziehen, bricht er seine Handelsreise ab und nimmt den Spielstein von der Handelstrasse zurück in seinen Vorrat.

 

Nun zu einigen weiteren Karten. Spielt ein Spieler drei Wirtshauskarten aus, erhält er sofort 20 Gulden. Diese Regel ist sehr umstritten, denn es gibt nur 3 Wirtshauskarten im Spiel. In einigen Foren wird die Regel bevorzugt, dass man eine Karte ausspielt und dafür das Geld erhält, nur der Bankier muss alle 3 spielen können, was wiederum die schlechter gestellten Spieler bevorzugt. Allerdings ist es eine fragliche Regel, ob sie sinnvoll ist oder nicht kann man diskutieren, zumindest ist sie klar im Gegensatz zu vielen anderen Punkten in diesem Spiel.

 

Die Karte „Via Francigena“ kann nur von Bauern gespielt werden muss aber gemeinsam mit einer Karte mit 3 Motiven gespielt werden und es muss mindestens ein Produkt verkauft werden können. Dazu werden die 7 Fatokarten gemischt und der Spieler gibt an wie viele Karten er zieht. Diese Anzahl wird aufgedeckt und der Spieler bekommt pro Gut oder Güter und pro Karte den angegebenen Betrag. Ist der Teufel, eine der sieben Karten, darunter, bekommt er gar nichts.

 

Wenn ein Spieler am Ende seiner Aktionsphase 30 Gulden besitzt, kann er zum Händler aufsteigen, besitzt er 80 Gulden und ist Händler, kann er zum Bankier aufsteigen. In beiden Fällen muss er aber nicht, kann aber nicht mehr absteigen. Indem er einen seiner Spielsteine die vor ihm liegen abgibt zeigt er seinen sozialen Status an. Der Spieler der zum Bankier aufgestiegen ist legt einen seiner Spielsteine auf die Stadtmauer.

 

Zu Beginn seiner Aktionsphase erhält er 8 Gulden und zieht seinen Stein um ein Feld im Uhrzeigersinn weiter. Zum ersten Mal von der Mauer auf das Viertel Banchi di sotto. Um schneller in der Stadt ziehen zu können kann der Spieler Sienakarten spielen und die grün/braune Zahl als weitere Schritte benutzen. Ist das Feld auf das er zum Stehen kommt ein Viertel wo der Name gelb unterlegt ist bekommt er 5 Gulden. Für jede Ware, die ein Händler verkauft, erhält er von der Bank 3 Gulden.

 

Hält der Spieler in seinem Zug in den Vierteln Banchi di Sotto oder Via dei Servi und spielt 1 oder 2 Karten des jeweiligen Viertels, bekommt er pro Karte 20 Gulden. Hält er im Viertel Piazza Salimbeni und spielt die passende Karte, mischt er die Fatokarten und nimmt eine beliebige Zahl und bekommt 7 Gulden pro Karte. Wiederum gilt erscheint der Teufel bekommt er nichts.

 

Zieht der Spieler über das Viertel Palazzo Tolomei oder stoppt dort, muss er 10 Gulden wegen einer Hochzeit bezahlen.

 

Pro gespielte Kurtisanenkarte setzt man einen Würfelspielstein in das Wirtshaus. Es gibt kein Limit an Kurtisanen im Wirtshaus. Kommt ein Bankier am Wirtshaus vorbei muss er einkehren und seinen Zug beenden. Er bezahlt pro Kurtisane 10 Gulden und die Steine werden aus dem Wirtshaus genommen. Mit der Karte „Die Freundinnen der Kurtisane“ kann er die Zahlung verweigern, das Aussetzen seines Spielzuges verhindern und normal weiterziehen. In der Regel steht zwar, wenn mehrere Bankiers gleichzeitig in das Wirtshaus kommen müssen alle zahlen. Wie dies allerdings geschehen soll hat sich mir nicht erschlossen, da alle Spieler nacheinander an der Reihe sind und es explizit heißt, dass die Steine nach der Bezahlung entfernt werden.

 

Wird die Karte Bettler Calandrino gespielt, zieht man den Bettler drei Felder gegen den Uhrzeigersinn und jeder Bankier der von ihm passiert oder erreicht wird, muss 10 Gulden bezahlen. Verweigert der Spieler die Bezahlung, bekommt er einen Geizstein, der am Ende negative Punkte bringt. Mit der Wachenkarte kann man den die Zahlung ebenfalls verweigern, bekommt aber keinen Geizstein. Auf dem Viertel Duomo kann man keine Wachen einsetzen und darf auch kein Almosen verweigern. Im Gegenteil, der Bankier muss 20 Gulden bezahlen. Spielt der Spieler mit der Bettlerkarte eine Wirtshauskarte, kehrt der Bettler ins Wirtshaus ein und jeder Bankier muss 20 Gulden zahlen oder verweigern oder die Wachenkarte spielen. Der Spieler der den Bettler spielt, wird niemals von ihm behelligt.

 

Jedes Mal wenn ein Spieler mit dem Status Händler Geld einnimmt, kann er statt der Geldgutschrift Senesikarten mit Siegpunkten bekommen. Wenn er auf 10 Gulden verzichtet dann zieht er eine Karte. Verzichtet er auf 15 Gulden, zieht er 2 Karten, sieht sie sich an und legt eine wiederum ab. Die Karten haben Siegpunkte von 1 bis 4 darauf vermerkt.

 

Einmal im Spiel kann ein Bankier im Dom eine Spende machen. Die Höhe der Spende richtet sich nach der Höhe seines Vermögens. Für die Spende bekommt er 4 Senesikarten, die er sich ansieht und davon 2 wieder ablegt. Weiters kann ein Bankier im Wirtshaus einen Künstler engagieren. Zu diesem Zweck muss der Spieler einen Bewegungspunkt übrig haben, um in das Wirtshaus zu ziehen oder von einer Kurtisane dorthin gelockt worden sein. Er zieht die oberste der Artistakarten, sieht sie sich an und gibt ein Mindestgebot von 15 Gulden an. Befinden sich andere Bankiers im Wirtshaus dürfen sie sich ebenfalls die Karte ansehen.

 

Spieler die sich außerhalb des Wirtshauses befinden, müssen 8 Gulden bezahlen oder eine Wirtshauskarte ausspielen um die Karte einzusehen. Bei dieser Auktion können alle teilnehmen. Bauern müssen das Gebot immer um 5 Gulden erhöhen, Händler um 3 und Bankier um 1 Gulden. Der Sieger der Auktion nimmt die Karte an sich.

 

Erreicht der Spieler das Feld Torre del Mangia, kann er sich dort am Bau des Turms beteiligen. Der erste Stein kostet 5 Gulden, jedes weitere Stockwerk 5 Gulden mehr als das erste, d.h. das zweite kostet 10, das dritte fünfzehn, usw. Das 7. Stockwerk kostet allerdings ums 20 mehr als das vorherige. Zusätzlich fallen pro Stockwerk 10 Gulden Arbeitskosten an außer der Spieler hat eine Maurerkarte. Pro Spielzug darf der Spieler nur ein Stockwerk bauen und insgesamt max. 4 im ganzen Turm.

 

Das Spielende tritt ein wenn das 7. Stockwerk gebaut ist oder der Künstler Ambrogio Lorenzetti engagiert ist oder die 20. Runde abgewickelt wurde. Gewinnen können nur Spieler, die den Status Bankier haben, alle anderen Spielsteine werden entfernt. Anhand des Vermögens werden die Spielsteine auf die Initiativtabelle gelegt und der reichste Spieler bekommt 30 Punkte, der ärmste 26 und alle anderen 28.

 

Punkteabzüge gibt es für die Geizwürfel. Der erste kostet einen Punkt, der zweite 2, der dritte 3 usw. Für den Turm bekommt man für den ersten Stock 2 Punkte, für den zweiten 3, für den dritten 4, usw. aber für den siebenten 9 Punkte. Der Spieler mit den meisten Stockwerken bekommt zusätzlich 2 Punkte, bei Gleichstand der Spieler der früher gebaut hat. Die Punkte für die Senesi- und Artistakarten dazurechnen,  und es gewinnt derjenige mit den meisten Punkten, bei Gleichstand der mit dem höchsten Stockwerk, ansonst der reichere Spieler.

 

Die Regel oder besser das Machwerk, das der Verlag und der Autor als Regel bezeichnen, ist eher ein abstraktes Kunstwerk. Holprig, unzusammenhängend, unstrukturiert und phasenweise chaotisch, das sind wohl die Wörter womit sie am besten beschrieben ist. Ich für meinen Teil, der ständig Regeln studiert und sich mit dieser Materie ernsthaft auseinandersetzt, hatte nicht die großen Probleme. Die meisten Sätze konnte ich intuitiv deuten oder ich habe zumindest verstanden was der Autor meint und habe es dann so in das Spiel eingebunden, aber ob es auch so gemeint war und ich somit das Spiel den Regeln konform gespielt habe oder nicht, kann ich jetzt nicht sagen.

 

Zum Glück gibt es das Internet und siehe da, einige Spieler fühlten sich berufen das Regelheft umzuschreiben und verständlich zu Papier zu bringen. Dass diese Personen gleich so nebenbei einige Absätze und Mechanismen veränderten, obwohl sie ganz klar in den Regeln stehen, zumindest wenn man Deutsch, Englisch und Italienisch spricht, ist leider so. Also auch im Internet ist einem nicht wirklich geholfen. Ich habe nur eine Seite gefunden, die es geschafft hat die Regeln übersichtlich zu gestalten und trotzdem sie nicht zu verändern. Wer Interesse hat dem gebe ich sie gerne bekannt.

 

Sollte jedoch jemand meinen er möchte sich durch die Originalregel kämpfen, der sei gewarnt und teile mein Leiden, denn ich habe dafür beinahe 4 Stunden gebraucht um alles restlos zu klären. Um sie dann anderen Spielern rasch näher zu bringen würde ich empfehlen die Regeln oder deren Abhandlung für alle Spieler zu kopieren, das verkürzt die Anfangsphase.

 

Das Preis/Leistungsverhältnis ist sicher in Ordnung. Von der Regel einmal abgesehen bekommt man ein strategisches Wirtschaftsspiel, das aber der Kunst Lorenzettis bedingungslos untergeordnet wurde.

 

Das Kartenmaterial ist leider ungenügend, ebenso die Farben die man dafür genommen hat. Sie färben ab und nach nur 4 Partien haben sie bereits ausgesehen wie die Rohstoffkarten bei meinem Siedler nach 60 Partien. Da Mario Papini die Kunst Lorenzettis so wichtig ist und er das Spiel dieser untergeordnet hat, leidet leider auch das Spiel und der Spielfluss darunter. Auf dem Spielplan sind keine Vermerke, wo welche Waren produziert oder abgelegt werden. Die Spielkarten sind alle nicht beschriftet und man kann sich nur anhand des Bildes orientieren und das dauert, bis man sich alle eingeprägt hat.

 

Dass die beschriebene grüne Zahl eigentlich braun ist oder umgekehrt auch da habe ich schon verschiedene Ansichten gehört erleichtert es nicht gerade zum Spiel zu finden. Der Plan ganz ohne Frage ist ausgefallen, sehenswert, aber auch ein Garant dafür das Spiel unnötig zu verlängern.

 

Worüber ich in bei solchen Spielen nur mehr müde lächeln kann ist die Angabe der Dauer einer Partie. Wie sie auf 45 – 90 Minuten gekommen sind ist mir rätselhaft. Die kürzeste Partie mit einer eingespielten Truppe dauert 135 Minuten, die längste jenseits der 3 Stunden.

 

Wenn die Spieler mit allen Einstiegshürden und Fallen dann zum Spiel gefunden haben, bietet sich ihnen ein Spiel wo man mehrere Strategien verfolgen kann, aber sehr von den Karten abhängig ist die es zu kaufen gibt. Die wichtigste Entscheidung im Spiel ist sicher der des Aufstiegs. Wenn es zu viele Bauern gibt, dann gibt es nur wenig Geld zu verdienen. Schnell Händler zu werden ist sicher von Vorteil.

 

Ein schneller Aufstieg zum Bankier sei wieder wohlüberlegt. Immer wieder ist es geschehen, dass die Spieler auf Grund schlechter Karten dann Calandrino in der Stadt bewegt haben oder die Kurtisanen spielen, um den Bankier zu ärgern und ärmer zu machen. Da kann sich ein zu früher Aufstieg auch rächen. Ganz wichtig ist, immer das Geld im Auge behalten, zum richtigen Zeitpunkt spenden und bei den Versteigerungen der Artistakarten sich nicht verausgaben, denn wenn es zu viele Bankiers und zu wenige Händler gibt, verdient man zu wenig.

 

Bei zwei Partien habe ich auch bemerkt, dass in der Situation dass ein Spieler alleiniger Bauer ist und die restlichen relativ schnell vom Händler zum Bankier werden, der Bauer nie wieder anschließen kann.

 

Die Senesikarten sind aber meiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg und leider auch der einzige Punkt, der das Spiel kippen kann. Einerseits bekommt man damit wichtige Siegpunkte, andererseits befinden sich im gesamten Stapel 2 Karten mit dem Wert 4 und in allen Partien hat der Spieler gewonnen, der eine dieser Karten erhalten hat. Denn hier entscheidet einzig das Glück, ob ich 1 Punkt oder 4 Punkte bekomme und diese Differenz ist sehr groß. Wir haben in weiteren Partien die 4 er Karten in 2er Karten umgewandelt, und das Ergebnis war danach ein besseres.

 

Gute Punkte bekommt man noch mit den Artistakarten. Diese sind, da sie versteigert werden, aber sehr teuer und stehen in keinem Verhältnis zu den anderen Möglichkeiten, um an Punkte zu kommen, aber dieser Stapel kann das Spielende auslösen. Der Bau des Turmes ist noch sehr wichtig, denn auch er beendet das Spiel wenn er fertig gebaut ist. 

 

Alles in allem ein Spiel, das interessante Mechanismen und Abläufe birgt, wunderschön grafisch verarbeitet ist, das aber eher Arbeit als Spiel ist. Es dauert zu lange und auch wenn alle Spieler immer ins Geschehen eingebunden sind „zieht es sich wie ein Strudelteig“, wenn ich dieses Sprichwort strapazieren darf.

 

Spieler         : 2-5

Alter            : ab 12 Jahren

Dauer          : 45-90 Minuten

Autor           : Mario Papini

Grafik          : Ombretta Bernardi

Preis            : ca. € 33,00

Verlag          : Zugames 2005

                     www.zugames.it

 

Genre                    : Wirtschaftsspiel

Zielgruppe             : Experten

Mechanismen         : Karten ersteigern, Waren produzieren

 

Strategie                : ***

Taktik                   : *****

Glück                    : **

Interaktion             : *****

Kommunikation      : *

Atmosphäre           : ****

 

Kommentar:

schlechte Regel

wunderschöne Grafik

schleppender Spielablauf

hohe Einstiegshürde

 

Kurt Schellenbauer: Für diese Regel hat der Verlag den Ehrenpreis „Schlechteste Regel des Jahrhunderts verdient“. Da das Jahrhundert aber noch jung ist haben andere ja noch die Möglichkeit diese zu übertreffen - hoffentlich nicht.

 

Vergleichbar:

Wirtschaftsspiele mit Versteigerungsmechanismen

Augsburg 1520, Alea

Caylus, Huch/Ystari