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Geschickt geschnippt ist halb gewonnen!

SAFRANITO

Pfiffiges Schnipsen und Schachern auf dem Gewürzbasar

 

Reges Treiben in den engen Gassen, ein Gewusel an Menschen und faszinierende Gerüche und aufregende Farbspiele der Knollen und Pulver in den unzähligen Schalen an den Ständen, an denen die Händler ihre Ware feilbieten. Wir befinden uns auf einem orientalischen Gewürzbasar. Doch an kaufen ist hier nicht zu denken, denn die Preise der seltenen Ingredienzien sind explodiert. Also seilen wir uns ab, achten sorgsam darauf, dass uns keine neugierigen Blicke verfolgen und huschen hinter einem schweren Perserteppich durch ein Loch in der Backsteinwand in ein schäbiges Hinterzimmer. Drei weitere Gestalten gesellen sich zu uns an den Tisch von Rajive, eine große Nummer auf dem Schwarzmarkt von Mumbai. Er lädt uns zu einem kleinen Spielchen ein, in dessen Verlauf nicht nur eine Menge Rupien, sondern auch die erlesensten Gewürze über den Tisch gehen. Wir müssen nur aufpassen, nicht selbst über selbigen gezogen zu werden.

 

Der große Wurf

Wir können natürlich nur die Gewürze abstauben, die aktuell vorrätig sind. Welche das sind, zeigen kleine Gewürzkarten am Rand von Rajives Spieltisch an. In jeder Runde kommen je nach Spielerzahl vier bis sechs hinzu. Ausgestattet mit je 200 Rupien und sechs stabilen Kunststoffchips, die Geldbeträge zeigen, wagen wir unser Glück und werfen reihum unsere Chips auf den Spielplan, in der Hoffnung, dass sie in den gewünschten Gewürzschalen landen. Dumm nur, dass man nie sicher sein kann, ob der nächste Werfer den gerade so schön im Safran gelandeten Chip mit einem guten Wurf plötzlich ganz woanders hin bugsiert

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Gut hingegen, dass es neben den neun Gewürzschalen auch noch vier Aktionsfelder gibt, auf die man beim nächsten Wurf zielen könnte, und die z.B. dazu berechtigen, einen zusätzlichen Chip zu werfen, eine Gewürzkarte vom verdeckten Stapel kostenlos zu erhalten oder neben den öffentlich ausliegenden Gerichten ein eigenes zusätzliches Gericht vom Stapel zu ziehen, das man nur selbst zubereiten darf. (In anderen Spielen würde man dazu „geheime Auftragskarte“ sagen.)

Ziel dieses ganzen Gerangels ist es, genau die Gewürze zu sammeln, die zur Zubereitung eines der neben dem Spielplan ausliegenden Gerichte (oder der geheim reservierten Karten) benötigt werden. Dies sind jeweils drei Gewürze in den unterschiedlichsten Kombinationen. Wer zuerst drei dieser Gerichte zubereitet hat, beendet sofort das Spiel und gewinnt. Das Wörtchen „sofort“ spielt hier eine große Rolle, es wird also keine Runde mehr zu Ende gespielt. Daher ist es sinnvoll, gegen Ende des Spiels selbst als Chefkoch (neudeutsch auch Startspieler genannt) zu fungieren, denn als solcher darf man in der Phase „Gerichte zubereiten“ grundsätzlich als erster den Kochlöffel schwingen. Auch dieses Amt ist per Aktionsfeld direkt verfügbar, sodass die Vorteile unmittelbar genutzt werden können.

Verkaufen und Einkaufen

Sind alle Chips geworfen – was im Spiel zu Dritt und zu zweit nach jeweils vier der sechs verfügbaren Chips der Fall ist, bei vier Spielern nach drei Chips – erfolgt die bereits dargestellte Abrechnung der Aktionsfelder. Anschließend werden alle Schalen, in denen nun Chips liegen, in einer vom Chefkoch bestimmten Reihenfolge ausgewertet, wobei zunächst das Gewürz in der entsprechenden Schale verkauft und danach von den am Verkauf nicht beteiligten Spielern eingekauft werden kann. Natürlich nur, wenn entsprechende Gewürzkarten am Spielfeldrand ausliegen. Wer verkauft, erhält pro verkaufter Gewürzkarte Rupien im Gesamtwert aller Chips in der Gewürzschale, egal von wem sie stammen.

Bei Einkäufen erhält zunächst derjenige mit dem höchsten Gesamtwert eigener Chips eine Gewürzkarte und bezahlt dafür ebenso viele Rupien. Liegen also z.B. ein blauer 20er Chip und ein blauer 40er Chip in der Curryschale, zahlt Spieler blau 60 Rupien und erhält eine Currykarte. Danach entfernt er seinen wertvollsten Chip – in diesem Beispiel den 40er – und der Spieler, der nun den höchsten Gesamtwert hat, ist an der Reihe. So geht es weiter, bis alle Chips und alle Schalen abgehandelt sind.

Smörrebröd, Smörrebröd, römpömpömpöm

Zum Abschluss jeder Runde darf jeder, beginnend beim Chefkoch, reihum ein Gericht zubereiten, indem er die erforderlichen Gewürzkarten abgibt und die Rezeptkarte vor sich ablegt. Da jeder nur ein Gericht pro Runde zubereiten darf, ist es zum Spielgewinn fast zwingend erforderlich, sich über die eingangs erwähnten Aktionsfelder zusätzliche Rezepte zu reservieren, denn diese dürfen in beliebiger Anzahl auch zusätzlich zu einem offenen Gericht zubereitet werden. Und genau hier lassen sich die taktischen Spielchen hinter dem offensichtlichen Geschicklichkeitsaspekt des Chip-Werfens erkennen.

 

Fazit

Während viele Spiele zu zweit oft nur bedingt oder über diverse Regelkrücken funktionieren, ändert sich bei Safranito lediglich das Spielgefühl. Durch die kaum vorhandene Konkurrenz und maximal 8 Chips auf dem Spielplan überwiegen die taktischen Überlegungen. Viel unwägbarer, aber auch im positiven Sinne turbulenter geht es bei voller Besetzung zu viert zur Sache. Hier versucht jeder die Chips der anderen aus dem Weg zu bugsieren oder tut dies sogar unfreiwillig, weil bei 12 pro Runde geworfenen Chips der Platz schnell ziemlich eng wird. So gilt es dann oft, das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen, was durchaus auch seinen Reiz hat.

Die Mischung aus Geschicklichkeit und Taktik ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, da man vermutet, dass sich die beiden Elemente gegenseitig ausschließen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Dank der Leichtigkeit des Wurfelements wirken auch die Ein- und Verkaufsphasen eher spielerisch statt verkopft. Die angenehme Kürze des Spiels trägt ebenfalls zu dem ungewöhnlichen, aber angenehmen Spielerlebnis bei, bei dem es letztlich gar nicht mehr so wichtig erscheint, wer überhaupt gewonnen hat. Hauptsache, das nächste Mal kann man diesem Blödian mit einem eleganten Wurf die Suppe so richtig versalzen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

 

Stefan Olschewski

 

Spieler         : 2-4

Alter            : ab 10 Jahren

Dauer           : ca. 30-45 Min

 

Autor           : Marco Teubner

Grafik          : Michael Menzel

Titel englisch: -

Preis            : ca. 30,00 Euro

Verlag          : Zoch 2010

                     www.zoch-verlag.com           

 

Genre                    : Taktisches Geschicklichkeitsspiel
Zielgruppe             : Mit Freunden

Mechanismen         : Geldchips schnipsen, Gewürze kaufen und verkaufen

 

Kommentar:

Hochwertiges Material, das gut „in der Hand liegt“
Pfiffige Kombination mehrerer Prinzipien
Einfache Regeln mit genügend Spielraum für Taktik trotz Zufall

 

Vergleichbar:

In dieser Kombination der Spielmechanismen bisher einzigartig

 

Zufall                            2

Taktik                 

Strategie__                 

Kreativität          

Wissen_              

Gedächtnis         

Kommunikation  

Interaktion                   3

Geschicklichkeit  3

Action                  2

 

Atmosphäre: 6

Stefan Olschewski

Zunächst gewöhnungsbedürftige, dann aber sehr eingängige Mischung aus Taktik und Geschicklichkeit für einen bunten Abend im Freundeskreis!