Das Hornberger Schießen

 

Das Hornberger Schießen

Autor: Klaus Zoch

Verlag: Zoch zum Spielen

2-5 Spieler

 

Mister "Bausack" diesmal auf Abwegen, auf die ich durch einen Berliner Freund geführt wurde. Holger, so heißt er, schleppte mich in Essen weg vom Rollenspielzubehör zum Stand von Klaus Zoch und empfahl mir das Hornberger Schießen.

Dem Deutschen ist das Hornberger Schießen anscheinend ein Begriff, mir war es jedoch sehr neu. Ein Städtchen, dessen Name unschwer zu erraten sein dürfte, erwartete einst den Herzog und wollte ihm einen angemessenen Empfang bereiten. Etliche Kanonen für Salutschüsse standen bereit und freilich noch mehr Bier.

Schließlich sah man eine Staubwolke und feuerte die Kanonen ab. Es war eine Rinderherde. Die nächsten Staubwolken waren ein Krämer und eine Postkutsche und als schließlich der Herzog kam, waren alle stockbesoffen und hatten ihr Pulver in mehrlei Hinsicht verschossen.

Diese Geschichte kann man angeblich in zwei Kartenspiele verpacken, die leider halb so lustig wie die Einleitung sind, und über mehrere Runden gespielt werden. Nun denn.

 

Das Kartenmaterial, so absolut kindersicher verpackt, daß ich eine Kreissäge brauchte, um die verschweißte Verpackung aufzureißen, teilt sich in drei Gruppen ein. Da gibt es insgesamt neun Herzogkarten mit Werten von 1 bis 9. Nebenbei bemerkt gefallen mir die Zeichnungen der Herzöge am besten unter den Karten. Dann haben wir noch 36 Kanonen in sechs Farben mit Werten von 1 bis 6 und die dritte Gruppe sind die 21 Bierchen mit Werten von 0 bis 8, obwohl ich persönlich Rotwein bevorzuge. Die Biere sind meines Erachtens unübersichtlich: Die Zahlen stehen nicht an den Ecken, sondern irgendwo in der Mitte und an den Ecken befindet sich eine Strichliste. Zu den sechs Kanonenfarben gibt es noch gleichfarbige Pulverfässer.

 

Die beiden Varianten haben zwei Grundprinzipien. Wenn einer eine Kanone legt, deren Farbe bisher noch nicht ausliegt, erhält er das entsprechende Pulverfaß. Diese Farbe zählt nur mehr für den Pulverfaßbesitzer, aber jeder andere darf diese Farbe natürlich weiterhin spielen. Zweitens paßt auf eine Kanone immer genau ein Bier drauf und die Werte des Bieres zählen zur Kanone. Es gibt noch ein drittes Prinzip: 10 Karten bekommt man zu Spielbeginn und man darf nach seinem Spielzug noch abheben, solange Karten da sind.

 

1. Variante "Drunter und Drüber". Die 3 kleinsten Herzöge werden unter die Kanonen und Biere gemischt, von den restlichen werden drei auf den Tisch gelegt, woraus Reihen mit Kanonen und draufliegenden Bieren gebildet werden. Die Wertigkeit des Herzogs gibt die Länge der zu bildenden Reihe an. Mit den eingemischten Herzögen kann man die Reihen noch verlängern oder verkürzen.

Abgerechnet wird, wenn zwei Reihen Herzöge vollständig gebildet sind (sobald die entsprechende Anzahl an Kanonen und Bieren anliegt) oder niemand mehr anlegen kann. Die vollständigen Reihen zählen positiv, die übriggebliebene(n) negativ. Violette Kanonen zählen für den Spieler mit dem violetten Pulverfaß, etc.

Mit Sicherheit ist diese Variante einfacher zu erklären als die andere, aber schwieriger zu spielen. Man muß darauf achten, daß die eigenen Biere möglichst nicht im Minus stecken und gegnerische Kanonen gütigst dort plazieren, wo sie ein Mitspieler gewiß nicht haben möchte. Und ein gutes Bierchen auf eine eigene positive Kanone legen, oder auf eine gegnerische, negative?

 

Ein Kritikpunkt dabei ist, daß ein Spieler am Schluß als einziger mit vielen Bierkarten übrig bleiben kann, während die Reihen noch nicht abgeschlossen sind. Diesem Spieler steht es dann frei, alle anderen derart mit Minuspunkten vollzupflastern, daß es eine ungeheuerliche Schweinerei ist. Aber dieser Fall tritt eher selten ein.

 

2. Variante "Kreuz und Quer". Hier wird nicht am Ende abgerechnet, sondern Punkte kann man schon während dem Spiel machen. Alle Karten mischen. In einem 3x6-Raster legt man zuerst Kanonen und Biere. Sobald eine Spalte oder Zeile mit einem (statt einem Bier) zu legenden Herzog abgeschlossen wird, gehen die Kanonen samt Biere an den Pulverfaßbesitzer und zählen positiv. Der Herzog zählt für den Ausspielenden.

 

Die Spalten müssen genau mit 3 Kanonen, zwei Bieren und einem Herzog abgeschlossen werden, die Zeilen müssen mindestens 2 Kanonen enthalten und natürlich die draufliegenden Biere und genau einen Herzog.

Abgerechnet wird, sobald Herzöge mit einem Gesamtwert von mehr als 30 Punkte ausgespielt wurden. Dann zählen alle bisher gemachten Punkte positiv und alle ausliegenden Karten negativ für die Pulverfaßbesitzer.

 

Fazit: Diese Variante ist überschaulicher, weil man den Punktestand schon während dem Spiel beeinflussen kann.

 

Es fällt mir schwer, dieses Spiel mit seinen zwei doch sehr unterschiedlichen Varianten irgendwie einzustufen. Es verläuft unheimlich taktisch, obwohl es durch seine Karten praktisch ein Glücksspiel ist. Mal daran gedacht, daß man möglicherweise keine Pulverfässer ergattern kann, weil man nur Farben hat, die bereits gespielt wurden?

 

Zum "Aufwärmen" ist dieses Spiel auch nicht geeignet, weil man zuviel denken muß. Am ehesten können sicher die typischen Kartenspieler was damit anfangen, wenn sie nur von ihrem Tarock, Preferance oder Schnapsen herabsteigen. Meine

 

Empfehlung für 2-3 Mitspieler: Drunter und Drüber. Bei mehreren ist sicher die andere Variante geeigneter. Obwohl das Spiel sicher nicht schlecht ist, gibt es keine Sterne dafür. Die muß jemand anderer verteilen.

 

Meine WIN-Wertung:

Das Hornberger Schießen WW D