Sklaven, Christen und Vestalinnen

 

Sylla

 

Kampf um die Macht im alten Rom

 

79 v Chr., Rom, ein neuer Herrscher soll ernannt werden. Wer wird am besten gegen Ereignisse vorgehen können? Wer kann besser die Senatoren bestechen? Oder bezeichnet man dies Handeln heute als Lobbying?  Eigentlich ist es egal, denn es geht nur darum, jemanden zu überzeugen, dass man der geeignetste Anwärter ist.

 

In der großen Spielschachtel befindet sich ein Spielplan, eine Menge an Karten, kleine 4-eckige Kärtchen, verschiedene Marker und kleine Holzwürfel. Wie nachzulesen ist, ist das Spiel nur mit 3 oder 4 Spielern spielbar. So wurde es auch mehrmals getestet.

Die Karten sind in Charakterkarten,  Ereignisse und Bauvorhaben aufgeteilt. So wie im alten Rom, gibt es auch hier die ersten Christen. Somit sind manche Charakterkarten durch das Symbol eines Fisches gekennzeichnet. Sie fragen sich sicherlich schon was es mit den Charakteren auf sich hat. Nun gut. Die Charaktere werden von den Spielern erworben und helfen ihnen neue Gebäude zu bauen.

Die Ereignisse sind für die Spieler eher verheerend.  Man stelle sich nur vor: Seuche, Vulkanausbruch, Christenverfolgung, Plünderung, ... und Dekadenz.

Bauvorhaben sind diejenigen, die Punkte während des Spiels einbringen. Und das kann geschehen wenn man dafür stimmt aber auch, wenn man dagegen stimmt.

 

Am Ende des Spiels ist wichtig wer seine Sklaven auszahlen kann und ob unter seinen Personen Christen sind. Die zählen nämlich Punkte. Die etwas andere Wertung ist durch die drei Arten von Marker gegeben. Jeder eingesammelte Marker bringt Punkte, deren Anzahl beruht aber darauf, wie sich der Wert des Markers im Spiel entwickelt hat. Und diese Entwicklung bestimmt man mit. Es gibt 3 Punkte bringende Marker: Bürgersinn, Gesundheit und Muße. Außerdem gibt es noch eine Leiste der Hungersnot.

 

Am Anfang wählt sich jeder Spieler frei seine ersten 4 Helfer. Jeder bekommt einen vollen Satz an Charakteren und darf sich daraus 4 nehmen. Die 4 gewählten legt er vor sich sichtbar aus. Die restlichen Charaktere werden alle zusammen gemischt und bilden einen Nachziehstapel. Jede Runde werden neue Charakterkarten ausgelegt und jeder Spieler darf eine davon nehmen.

Um besser aussuchen können, wird zuerst die Rolle des Ersten Konsuls vergeben. Eigentlich nicht vergeben, sondern ersteigert.

Womit soll man denn steigern?

Will ein Spieler zum ersten Konsul gewählt werden, muss er die Stimmen des Senats haben. Und die bekommt er von seinen  Senatoren – eine Art von Charakterkarten. Außerdem kann er sich noch Stimmen kaufen. Am Anfang des Spiels hat jeder ein Startkapital von 3 Denaren. Wer zudem noch einen oder mehrere Händler für sich genommen hat, hat um 1 Denar pro Händler mehr.

Damit ist klar, dass ich Senatoren und Händler brauche. Nun gut. Wie geht es weiter?

Die Versteigerung hat nur eine Runde. Die Spieler müssen entweder höher bieten oder passen. Der mit dem höchsten Gebot wird Erster Konsul. Er ist in jeder Phase der Anfangende und darf sich auch noch gleich einen Marker seiner Wahl nehmen und hinter den Sichtschirm geben.

Welchen Wert haben die Marker?

Zu Beginn sind alle 2 Siegpunkte wert. Sie werden aber erst in der Schlusswertung mitgezählt und bis dahin kann sich der Wert um einiges geändert haben. Er kann auf 1 Siegpunkt sinken oder bis auf 4 steigen. Dazu dient die Skala im oberen Bereich des Spielbretts. Wenn wir schon bei Siegpunkten sind, unsere Siegpunktmarker stehen am Anfang auf 10 Siegpunkten. Das ist da unten, unter den Karten.

Und was bedeuten die Karten denn auf dem Spielbrett?

Da sind die Phasen einer Runde drauf und das Material, dass man dazu braucht. Wir haben von erster Konsul wählen gesprochen und das ist das erste im mittleren Teil des Spielbretts. Es gibt noch diese kleine Leiste mit dem Kornmarker. Der zeigt wie schwer die Bürger Roms an Essen kommen. Und sie bescheren jedem Spieler, der ihre Lebensmittelbedürfnisse nicht stillt, Punkteabzüge. Der Erste Konsul muss immer zu Anfang der Runde der Kornmarker verschieben. 

 

Erst dann kommt die zweite Phase – Rekrutierung. Jeder Spieler vom Ersten Konsul an darf sich eine aus den ausliegenden Charakterkarten zu sich nehmen. Danach beginnt eine Bauwerkphase. Unterhalb des Spielplans werden Kärtchen ausliegen, die man bauen darf. Es liegen zwar 6 aus, aber nur 5 werden zur Versteigerung angeboten. Der Erste Konsul bietet das erste Bauwerk an. Die Spieler entscheiden sich reihum ob sie es haben wollen und bieten. Der letzte ist der Ausrufer dieser Versteigerung.

Da brauche ich wieder Geld? Dann sind die Händler übermächtig.

Nein es wird nicht mit Geld geboten. Über den Bauwerken sind 3 verschiedene Symbole mit denen man bietet. Diese Symbole gibt es auf den Charakterkarten.

Dann sind aber die Sklaven mächtig, die haben alle 3 Symbole. Die anderen haben bloß zwei, oder gar nur ein.

Genau, jetzt sind die Sklaven die vielseitig verwendbaren. Die Bauwerke können erleichtertes Bauen (Baukran), ein Einkommen (Marktstand), eine Möglichkeit des Markereinkaufs (Haustempel), eine Lebensmittelbeschaffung (Acker) in jeder Runde, einen augenblicklichen Punkteerlöß und viel Anderes bringen.

Ich muss mich schon wieder entscheiden... Aber wie? Kann ich auch mehrere Bauwerke ersteigern?

Du kannst, aber jeder Charakter, mit dem du etwas ersteigert hast, wird bis zum Anfang nächster Runde deaktiviert und darf zu nichts mehr benutzt werden.

 

Nach dieser Phase gibt es Einkommen. Jeder Spieler bekommt wieder seine 3 Denare, weiteres Geld für aktive Händler und Marktstände hinter seinen Sichtschirm. Er darf auch den Haustempel usw. nutzen.

Jetzt neigt sich die Runde mit der vorletzten Phase dem Ende zu. Jeder Spieler legt auf jede seiner aktiven Vestalinnen und jeden aktiven Krieger einen Würfel.

Ich habe mich schon gefragt wozu die wohl da sind.

Es geht darum, die verheerende Auswirkung der Ereignisse  abzuwähren. Auf jedem der 4 ausliegenden Ereignisse ist rechts oben, wer dagegen kämpfen kann und was man für den Kampf bekommen kann. In der Mitte unten ist, was geschieht, wenn das Ereignis eintrifft. Und rechts oben ist nur ab und zu ein Kornmarker abgebildet. Der bedeutet, dass der Erste Konsul den Marker am Anfang der Runde um 1 Feld weiterbewegen soll.

Kommen wir zu den Würfeln. Wenn ein Spieler an der Reihe ist und mindestens einen Würfel hat, legt er den Würfel von seiner Charakterkarte auf ein Ereignis. Hat er keinen Würfel, wird er übersprungen. Wenn alle ihre Würfel genutzt haben, sieht man, auf welchen 2 Ereignissen die meisten Würfel liegen. Diese 2 Ereignisse haben die Spieler verhindert. Die anderen 2 geschehen jedoch.

Was ist mit den Belohnungen für den Kampf? Bekommen die alle?

Nicht alle, nur der oder die, die am meisten zur Abwehr beigetragen haben. Von den verhinderten Ereignissen kommt eines aus dem Spiel und ein neues wird für die nächste Runde gezogen. Eines bleibt aber immer gleich – die Dekadenz. Dies ist ein unaufhebbares Übel des alten Roms. Man kann es zwar für eine oder mehrere Runden verhindern, aber die Karte bleibt immer in der Auslage.

Eigentlich glaube ich jetzt, dass ich am meisten die Vestalinen und Krieger brauche. Ui, ist die Lage verzwickt!

Wenn ich gut aufgepasst habe, kann ich bis jetzt nur einen einzigen Punkt auf der Punkteleiste machen, und zwar durch bekämpfen der Dekadenz.

Im groben hast du Recht, aber ich habe schon vom augenblicklichen Punkteerlöß durch ein Bauwerk gesprochen.

Die Punkte werden eigentlich in der letzten Phase vergeben und danach auch noch abgezogen. Nun wird über das große Bauvorhaben abgestimmt. Auf jeder Karte des Bauvorhabens ist gezeichnet, wie viel Punkte man durch pro‑Stimmen und wie viel durch kontra‑Stimmen bekommen kann.

Dieses „kann“ gefällt mir irgendwie nicht...

Ist das Bauvorhaben zum Beispiel die Thermae, bekommt der meiststimmende 5 Punkte, der zweitmeiststimmende 3 Punkte und die die dagegen gestimmt haben, bekommen alle je 1 Punkt für jede ihre 2 Stimmen.

Jetzt befürchte ich nur mehr, dass meine Rechnung mit Senatoren zum Bau benutzen nicht aufgeht.

Ich sehe, du blickst schon ein bisschen durch. Man stimmt mit aktiven Senatoren und versteckt in der Hand gehaltenem Geld. Zuerst zeigen alle gleichzeitig ob sie dafür oder dagegen stimmen, erst dann werden die Stimmen nachgezählt.

Danach heißt es, nur mehr Marker kontrollieren und neue Runde vorbereiten.

Marker kontrollieren? Noch eine Hürde in dem Spiel? Da hat man ja jede Menge zu beachten. Irgendwie muss ich mich jetzt vor Spielbeginn schon entscheiden, ob ich das Spiel via Senatoren, oder Händler, oder gar Sklaven gewinnen will. Die Vestalinnen und Krieger sind in jedem Fall wichtig. Ganz ohne die geht es nicht. Aber was war da mit den Markern?

Erstens fährt jeder Spieler soweit zurück, wie die Leiste am Kornmarker angibt. Es sei dem, der Spieler hat einen oder mehrere Acker gebaut. Man kann nicht durch Ackerbau vorrücken. Keiner kann unter 0 Punkte haben.

Ist einer der drei anderen Marker auf dem roten Feld gelandet, gibt es eine Krise. Der Spieler, der die meisten Marker dieser Art hat, bekommt vom Volk als Zeichen des Vertrauens 3 Punkte. Der mit den wenigsten Markern verliert 3 Punkte. Dazu und nur dazu werden die verborgenen Marker vorgezeigt. Anschließend werden alle Karten und Kärtchen für die nächste Runde ausgelegt und die desaktivierten Charaktere wieder aktiviert.

 

Vom Spielgefühl her ist man jederzeit am Grübeln und Zugoptimieren. Gleich zu Anfang steht man vor der Entscheidung, welche Charaktere man wählt.

Werden es die Senatoren? Dann brauche ich noch Krieger dazu. Nur die Krieger können mich vor Senatssäuberung bewahren. Wie kaufe ich dann Gebäude? Ich sollte möglicherweise lieber Händler nehmen? Das durch sie verdiente Geld kann ich doch genau so gut im Senat benutzen. Nur brauche ich das Geld zweimal pro Runde, also sollte ich es auch doppelt eintreiben. Es führt zum Kauf von Marktständen. Zu denen bräuchte ich aber auch Krieger. Sie schützen vor Plünderung. Beide Eventualitäten rechnen nicht damit, dass die Charaktere beim Bau benutzt und desaktiviert werden. Es sieht so aus, dass es die Sklaven doch noch machen könnten. Ja sie sind schon mal gut fürs bauen. Da müssten nur noch die "guten" Gebäude liegen.  Dieses Hin und Her bietet dem Spieler genug Strategiebildung und Entscheidungsmöglichkeiten von Anfang an.

 

Die ständigen Eine-Runde-Versteigerungen zwingen den Spieler gut aufzupassen, was die Anderen noch bieten können, was für sie höheren Wert haben könnte. Und nichts wird unter seinem Wert versteigert. Man passt schon auf, dass es der Spieler hinter einem nicht zu billig hat und bietet nun mal mit. In den letzten Runden zählt man direkt nach, ob dieses oder jenes Gebäude mehr Punkte einbringen. Da nicht alle ausliegenden Gebäude versteigert werden, kann man auch hier mal einen Strich durch die Rechnung serviert bekommen. Ich wollte doch gerade den Marktstand. Wieso hast du die Taverne ausgesucht? Es war doch das letzte versteigerte Gebäude. Trotzdem spielt sich das Spiel zügig. Es gibt noch weitere Überlegungen, wie man zu Punkten kommen kann. Als Erster Konsul hat man doch immer einen Marker pro Runde frei. Oder beschafft man sich die durch Vestalinnen und Krieger einsetzen? Oder gar kaufen? Die Mechanismen sind gut aufeinander abgestimmt.

 

Die Charakterkarten geben den Anfang einer gut ausgeklügelten Strategie. Es ist eine Herausforderung für jeden Experten. Das Material ist hochwertig. Am spielplan ist der ganze Spielverlauf klar ablesbar. Bei Standardtischen (70x70) erlebt man aber sehr schnell Platzmangel. Denn alles wird neben dem Spielplan ausgelegt: 6 Charakterkarten, 6 Gebäude, Die Bauvorhaben.  Die Atmosphäre alten Roms kommt jedoch nur zeitweise ans Licht.

 

Kid                       

Family                  

Adult                    

Expert                   ein    

 

Alter                    

Spezial                 

 

Spieler         : 3-4

Alter            : ab 12 Jahren

Dauer           : ca. 60 min

 

Autor           : Dominique Ehrhard

Grafik          : Arnaud Demaegd

Vertrieb A.   : Asmodee

Preis            : ca. 30,00 Euro

Verlag          : Ystari Games 2008

                     www.ystari.com

                    

Genre                    : Aufbauspiel

Zielgruppe             : Für Vielspieler/Experten

Mechanismen         : Komplexe Vernetzung verschiedener Mechanismen

 

Zufall                     : 2

Wissen                  : 3

Planung                 : 6

Kreativität              :

Kommunikation      : 5

Geschicklichkeit      :

Action                   :

 

Kommentar:

Mechanismen greifen gut ineinander

Auswahl unter vielen verschiedenen Strategien

Atmosphäre kommt eher wenig herüber

 

Vergleichbar:

Andere Aufbauspiele mit Versteigerungselement

 

Atmosphäre           : 2

 

Monika Dillingerova:

Sylla ist ein Spiel mit vielen möglichen Siegstrategien und dementsprechend ständiger Qual der Wahl zwischen Senatoren, Sklaven oder Vestalinnen.