UNSERE REZENSION

 

FÖDERATION GEGEN KLINGONEN

 

STAR TREK EXPEDITIONS

 

KOOPERATION ZWISCHEN DEN STERNEN

 

To boldly go where no Reiner has gone before. Altmeister Knizia hat mal wieder etwas Kooperatives entwickelt. Nein, wie man schon am Titel sieht diesmal nicht „Herr der Ringe“ neu aufgewärmt sondern er hat völlig neue Welten betreten, welche in die er meines Wissens bisher noch nicht vorgedrungen ist. Star Trek Lizenz-Spiele hat es vor Expeditions in den vergangenen Jahren schon viele gegeben, aber ich darf mal sagen, so wirklich etwas Brauchbares (für Vielspieler) war nicht dabei. Das hat sich mit Star Trek Expeditions nun grundlegend geändert. Übrigens wurden für dieses Spiel nicht die Schauspieler der Classic Enterprise Serie (William Shatner, Leonard Nimoy usw.) oder andere Bekannte aus den diversen Serien als Figuren und Kartenabbildungen gewählt sondern die Schauspieler des letzten Enterprise-Kinofilms von 2009 (Regie J.J Abrams).

 

Die Enterprise befindet sich im Orbit um den Planeten Nibia, dessen Führung gerne der Föderation der Planeten beitreten möchte, zumindest war das so, als jedoch die Verhandlungen endlich beginnen sollen, sieht alles ganz anders aus. Plötzlich ist da von Klingonen die Rede, ein Bürgerkrieg tobt auf Nibia und mit der Ökologie steht’s auch nicht zum Besten. Außerdem hat sich, wie uns Spock mitteilt, vor kurzem noch ein anderes Raumschiff im Orbit befunden und das Schlimmste kommt noch, die Klingonische Flotte nähert sich unaufhaltsam Nibia. Die Zeit drängt also.

 

Somit wären auch die drei primären Aufgaben der Enterprise Crew (Kirk, Spock, McCoy, Uhura - liegen alle als bemalte Clix-Figuren bei) geklärt. Der Planet Nibia soll der Föderation beitreten, der Bürgerkrieg beendet werden und der Ökologie soll wieder auf die Beine geholfen werden. Dafür gibt es für jede entsprechend erfüllte Teilmission Punkte, je nach Ergebnis mal mehr, mal weniger. Ziel ist es alle drei Aufgaben mit möglichst vielen Punkten abzuschließen und diese natürlich in jeder weiteren Partie zu verbessern. Sollte auch nur der Punktestand einer einzigen Mission bei Spielende auf Null sein (was durch Rückzug der Enterprise im Orbit auf Minusfelder geschehen kann), die Enterprise zerstört werden oder die Klingonenflotte eintreffen, bevor die drei Missionen abgeschlossen sind, haben die Spieler versagt. Die drei Primärziele sind immer dieselben, können aber je nach Erfolge der Aufgaben einen besseren (punkteträchtigeren) oder einen schlechteren Weg nehmen, daher variieren auch die jeweiligen Folgemissionen in jeder Partie.

 

Die Planetenoberfläche wird mit 15 Aufgabenkarten - Rückseite nach oben - wovon je 3 Lokationskarten der 3 Hauptziele dabei sind - bestückt. Von den „normalen“ Aufgabenkarten gibt es 16 Stück, in jedem Spiel kommen aber nur 6 davon zufällig zum Einsatz; für Abwechslung ist also gesorgt. Auf die ausgelegten Aufgabenkarten kommen noch Discovery Tokens, die alle sehr nützlich, manche evtl. sogar (über-) lebensnotwendig sind. Es sind einige Tokens dabei, die die Bewaffnung oder die Schilde der Enterprise verbessern, entweder permanent ein wenig oder einmalig viel, z.B. um dem sich ständig nähernden Klingonenkreuzer einen Phasertreffer zu verpassen, denn die Enterprise ist den Klingonen in allen Belangen (Bewaffnung, Schilde) unterlegen. Diese beiden Schiffe sind ebenfalls als wunderschöne Clix-Miniaturen vorhanden.

 

Jeder Spieler nimmt sich eine der 4 Clix-Figuren samt Charakterkarte auf der die jeweiligen Spezialfähigkeiten (z.B. Diplomacy, Analysis, Engineering, Medical, …) angegeben sind und eine Charakter-Sonderzugaktion (McCoy kann z.B. andere Figuren auf demselben Feld heilen, Uhura kann soeben gezogene Karten an andere Spieler weitergeben) angegeben ist. Der richtig getimte Einsatz dieser Sonderzugaktion ist u.a. der Schlüssel zum Erfolg. Ebenso ist aufgrund der jeweiligen Charakterspezialfähigkeiten teilweise vorgegeben, welcher Charakter für welche Aufgaben am besten geeignet ist. Wichtig ist, dass manche sehr schwere Aufgaben (z.B. die Primärziel-Missionen) nur mit entsprechender Unterstützung der anderen Spielfiguren auf demselben Feld (hierzu müssen die Züge der Spieler gut vorausgeplant werden) bzw. passender Crewkarten, zu denen man durch eine Aktionsmöglichkeit kommt, in Angriff genommen werden. Denn bei diesen Herausforderungen gilt es einen bestimmten Zielwert mit dem Clixwert seiner Figur, einem Würfelwurf mit einem Spezialsechsseiter, seinen Spezialfähigkeiten, passenden Crewkarten und anderen Boni zu erreichen.

 

Der Zug eines Spielers besteht immer aus dem Ziehen einer Stardate Karte, bei der je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad mehrere Dinge bzw. Zustände eintreten können; wie z.B. das Voranschreiten der Sternzeit, Angriff des Klingonenkreuzers im Orbit oder das Beamen der Figur wird verhindert oder man verliert 2 Clix auf seiner Figur. Außerdem gibt diese Karte die Anzahl der Züge des Spielers für diese Runde vor. Je schlimmer die Ereignisse waren, desto mehr Züge stehen zur Verfügung.

 

Je nach Aufenthaltsort des Charakters gibt es nun mehrere Möglichkeiten, wie diese Züge verbraucht werden können. Nur auf der Enterprise kann die Krankenstation zum Heilen des Clixwertes (Wurf mit dem Sechseiter) der Figur besucht werden, ein Angriff auf den Klingonenkreuzer (Angriffs-Clixwert der Enterprise+ Würfelwurf wird mit dem aktuellen Schildwert des Kreuzers verglichen) gestartet werden oder auf den Planeten auf ein beliebiges Feld gebeamt werden. Nur auf Nibia kann man einen Discovery Token aufnehmen, ein Feld weitergehen oder auf die Enterprise zurück beamen. An beiden Standorten kann eine Energize-Karte (neue Crewmitglieder, div. Aktionskarten wie Schiffsreparatur, etc.) gezogen werden, die jeweilige Spezialcharakterfunktion genutzt werden oder 1 Crewmitglied an einen anderen Spieler übergeben werden sofern sich deren Figuren auf demselben Feld befinden. Am wichtigsten ist natürlich zu versuchen, eine der Herausforderungen auf dem Planeten zu bestehen bzw. überhaupt einmal die Locations-Karten der drei Hauptmissionen zu finden. Dafür kann z.B. Spock‘s Spezialfähigkeit genutzt werden, sich eine verdeckte Karte anzusehen und diese dann wieder verdeckt zurück zu legen. Ein bisschen Memory für den Intelligenzbolzen Spock muss sein, schließlich hat er ja die Vulkanische Akademie der Wissenschaften geschwänzt und stattdessen die Sternenflottenakademie besucht. Jede Aktion bis auf das Beamen kann beliebig oft pro Spielerzug durchgeführt werden.

 

Näher möchte ich nochmal auf die Herausforderungen eingehen. Diese werden beim Betreten eines Feldes auf dem Planeten umgedreht. Viele davon sollten vor dem Eintreten einer bestimmten Sternzeit erledigt sein, was die Spieler natürlich gehörig unter Zeitdruck setzt, oder von mehreren möglichen Zielwerten sollte tunlichst derjenige erreicht werden, der die meisten Punkte für das jeweilige Primärziel bringt. Vom Ergebnis bzw. der Sternzeit ist auch abhängig, welche weiteren Primärziel-Missionskarten verwendet werden. Manche Herausforderungen sind so schwierig, dass sich entweder gleich mehrere Figuren auf dem entsprechenden Feld (jede weitere Figur bringt +2 für den Zielwert) einfinden müssen oder man muss schon mit vielen passenden Crewmitgliedern bzw. Aktionskarten ausgestattet sein oder sehr viel Glück beim Würfeln haben. Ein Spieler kann auch eine Herausforderung absichtlich scheitern lassen, einen Strafclix seiner Figur hinnehmen (dies verschlechtert aber die Werte und benötigt evtl. eine Heilung auf dem Schiff oder von Pille) und es sofort oder später nochmals probieren, um dann ggf. einen höheren Zielwert zu erreichen.

 

Erst im Laufe von mehreren Partien lernen die Spieler, wie die von Reiner Knizia perfekt ausgedachten ineinandergreifenden Mechanismen funktionieren. Wenn man dann noch den Schwierigkeitsgrad nach oben anpasst, indem man von jeder gezogenen Stardate-Karte nicht nur ein oder zwei sondern alle drei Ereignisse durchführt, kann es ganz schön schwierig sein, die Zerstörung der Enterprise oder das Eintreffen der Klingonenflotte zu verhindern bevor man alle drei Hauptmissionen erfüllt hat. Manchmal kann es ganz schön knapp ausgehen. In zwei meiner Partien wurde die letzte Hauptmission am letzten Tag erfüllt, unmittelbar bevor die Klingonenflotte eingetroffen ist, in einer anderen Partie war nur mehr ein Treffer auf die Enterprise notwendig, um diese zu zerstören.

 

Einen Nachteil hat dieses Spiel natürlich genauso wie alle anderen kooperativen Spiele (wohlgemerkt ohne Verräter): Wenn sich ein Spieler zum Spielleiter erklärt und die Züge der anderen Spieler vorgibt oder gravierend beeinflusst. Ganz besonders Star Trek Expeditions ist hierfür besonders anfällig, da man seine Handkarten zwar nicht herzeigen darf, aber darüber reden darf.

 

Nichts desto trotz kann jedem Star Trek-Fan und ganz besonders den Freunden des Kooperativ-Brettspiel-Genres Star Trek Expeditions bedenkenlos ans Herz gelegt werden. Zum heutigen Zeitpunkt 01/2012 ist es nur mit englischen Karten und Plättchen jedoch mit deutscher (und englischer) Anleitung erhältlich. Nicht verschweigen möchte ich, dass demnächst (2012) eine Erweiterung mit drei weiteren Brückenoffizieren - Scotty, Chekov und Sulu – inklusive neuen Spezialfähigkeiten erscheinen wird. Dann wird es auch möglich sein, sich dem Spiel zu fünft zu widmen. Ich persönlich freue mich schon auf div. andere Erweiterungen, schließlich wollen die Romulaner ja auch zum Zug kommen.

 

Gert Stöckl

 

Spieler: 1-4

Alter: 14+

Dauer: 60

Autor: Reiner Knizia

Grafik: Chris Raimo, Ed Repka

Preis: ca. 45 Euro

Verlag: WizKids 2011

Web: www.wizkids.com

Genre: Kooperatives Weltraumabenteuer

Zielgruppe: Mit Freunden

Spezial: 1 Spieler

Version: en

Regeln: de en

Text im Spiel: ja

 

Kommentar:

Material nur mit Text in Englisch

Verschiedene Schwierigkeitsgrade

Planung und Kooperation sind unerlässlich

Mechanismen und Thema passen gut zusammen

 

Vergleichbar:

Schatten über Camelot, Battlestar Galactica (ohne Verräter)

 

Andere Ausgaben:

Derzeit keine

 

Meine Einschätzung: 6

 

Gert Stöckl:

Wieder ein faszinierendes kooperatives Spiel von Reiner Knizia, genau richtig füär erfahrene Spieler, die den Schwierigkeitsgrad ihrer Herausforderungen selbst bestimmen wollen.

 

Zufall (rosa): 1

Taktik (türkis): 3

Strategie (blau): 2

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 1

Kommunikation (rot): 3

Interaktion (braun): 3

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0