Das Spiel:

„Vabanque“

von Bruno Faidutti und Leo Colovini

3-6 Spieler ab 12 Jahren

ca. 30 Minuten

Winning Moves, 2001

 

Win Wertung: 

WWW I U A   4-5 (3-6) m

 

Den verlockenden Gedanken beim Spiel, ob mit Black Jack, Roulette, Baccara, Seven Eleven oder einer der anderen Glücksspielarten, zu gewinnen, den hat wohl jeder von uns schon einmal gehabt. Schneller Reichtum oder wie auch sehr viele erfahren mussten, schnelle Armut, das ist wohl eher das Ergebnis, auch wenn uns in allen James Bond Filmen vermittelt wird, dass man bei Glückspielen immer gewinnt, keine Ahnung wie er das macht. Vielleicht muss man dazu einfach nur gut aussehen, den richtigen Smoking tragen und gekonnt lächeln. Wie auch immer, Leo Colovini und Bruno Faidutti haben bei ihrem neuen Spiel das Glück, das ja bekanntlich ein Vogerl ist, als Hauptbestandteil des Mechanismus herangezogen.

 

Vabanque, das bei Winning Moves erscheint, wurde in Essen als die Neuheit des Herbstes präsentiert. Die Schachtel ist im bewährten quadratischen Format, wie wir es bereits von Cartagena kennen, ist in bordeauxrot gehalten und vermittelt damit einen Teil des Flairs eines Casinos. Auf der Vorderseite sieht man ein Hinterzimmer wo eben dieses Glückspiel gespielt wird und aus dem uns einer der Charaktere des Spiels entgegenlächelt. Dass allen Charakteren die Gesichtszüge und Augencharakteristika von Spielern verpasst wurde, zeigt, dass sich der Illustrator Gedanken gemacht hat. Würde ich mit diesen Personen an einen Tisch sitzen, würde ich sehr genau aufpassen, dass niemand falsch spielt. In der Schachtel befinden sich 12 quadratische Plättchen, die so genannten Casinotische, 6 Plättchen mit den Nummern 1-6, 60 Jetons mit den Werten, 24x5er, 18x10er, 12x20er und 6x50er, 6 Spielfiguren, 24 Charakterkarten und jede Menge Geld.  Es gibt im Spiel 6 verschiedene Charaktere. Es sind dies Donaldo (grün), Francesca (weiß), Carlotta (gelb), Benedetta (rot), Eduardo (schwarz) und Adriano (blau), den wir bereits von der Schachtel kennen. Für jeden Spieler gibt es 4 solche Karten, die entweder den Gewinn erhöhen, bluffen, falsch spielen oder als Ersatzkarte dienen.

 

Bei 3 Spielern werden 7 Casinotische, bei 4 Spielern 9, bei 5 Spielern 10 und bei 6 Spielern 12 im Kreis aufgelegt. Auch die Jetons, die man für dieses Spiel benötigt, sind von der Spieleranzahl abhängig und werden in die Mitte des Kreises gelegt. Jeder Spieler bekommt die 4 Karten seines Charakters und legt die Ersatzkarte vor sich ab, damit man immer weiß, welche Farbe man hat, oder war das vielleicht für die Mitspieler gedacht? Auf jeden Fall als geistige Unterstützung, egal  ob für sich selbst oder für die anderen. Der Startspieler wird bestimmt, nach den Gebräuchen des Casinos mit den Würfeln oder durch Heben von Assen, wer Herz zieht fängt an. Dieser Startspieler setzt seine Spielfigur auf einen beliebigen Casinotisch. Sein linker Nachbar setzt seine wiederum um 2 Tische weiter und die anderen folgen im Uhrzeigersinn, indem sie immer einen Tisch auslassen.

 

In der 1. Spielrunde setzen die Spieler die Jetons mit den Werten 5 auf beliebige Tische. Dies wird solange wiederholt, bis alle verteilt sind. Nun legen alle Spieler reihum ihre Charakterkarten verdeckt an die Casinotische und es dürfen an jeden Tisch beliebig viele davon liegen. Wenn ein Spieler die Karte Gewinn erhöhen, durch einen Stapel Jetons und ein Plus erkennbar, auslegt, dann erhöht sich der mögliche Gewinn dieses Tisches um den Wert der dort ausliegenden Jetons. Mit der Karte „bluffen“, sie ist leer und zeigt keine Abbildung, täuscht man die Mitspieler, sonst hat sie keine Auswirkungen. Mit der Karte „Falschspieler“, zwei Hände mit Karten zieren die Vorderseite, kassiert der auslegende Spieler von jeder fremden Figur, die an seinen Tisch kommt. Wenn alle Spieler ihre 3 Karten ausgelegt haben, werden die Figuren gezogen. Man kann sie stehen lassen oder bis zu 4 Schritte weiterbewegen. Auf einen Tisch können auch mehrere Spieler ziehen.

 

Danach werden an den Tischen, wo Spielfiguren anwesend sind, die Karten aufgedeckt. Zuerst ermittelt man den Tischwert, indem man die dort liegenden Jetons zählt. Sollten sich an den jeweiligen Tischen Verdopplungskarten befinden, dann verdoppelt sich der Wert bei einer Karte, verdreifacht sich bei zwei und vervierfacht sich bei drei usw. Der Besitzer einer Spielfigur erhält Spielgeld in Höhe des Tischwertes mal 1000 und jeder Spieler erhält den vollen Betrag, außer es befindet sich ein gegnerischer Falschspieler am Tisch. Dann erhält der Falschspieler pro anwesender, gegnerischer Figur den Tischwert mal 1000. Danach wird das Geld gezählt und laut angesagt. Der im Moment reichste Spieler wird Startspieler und je nach Geldmenge wird die Reihenfolge festgelegt. In der Spielregel wird empfohlen, sich dann neu in der richtigen Reihenfolge zu setzen, zum Glück hat ein kluger Mensch Zahlenplättchen zum Inhalt gepackt und so kann man auch auf diese Weise die Reihenfolge festhalten. Die Spieler nehmen ihre Karten wieder an sich, die Jetons und die Figuren bleiben an den Tischen. In der 2. Runde werden die 10er Jetons, in der 3. die 20er und in der 4. die 50er Jetons verteilt. Ansonst bleibt alles wie zuvor beschrieben. Sieger ist, wer nach 4 Runden das meiste Geld hat.

 

Zum Glück waren es nur kurze Schmerzen, es war relativ schnell zu Ende, damit kann man sicher zum Ausdruck bringen, was ich bei diesem Spiel empfand. Mein erster Gedanke war, als ich Colovini und Faidutti auf der Schachtel las, das kann nicht schlecht sein, wenn sich zwei so renommierte Autoren zusammentun um ein Spiel zu schaffen. Die redaktionelle Betreuung dieses Spiels wurde durch das „Team Annaberg“ gemacht und auch da finden wir bekannte Namen wie Marcel-André Casasola Merkle (Verräter), Christwart Conrad (Pfeffersäcke, Vino), Bernhard Weber (Laguna) und Jens-Peter Schliemann (Yu).Ich hoffe, dass dies ein Ausrutscher von den beiden Herren war und nicht das schöpferische Ende. Dem Team Annaberg, dessen Mitglieder es sich zum lobenswerten Ziel gemacht haben, Spiele und Autoren zu unterstützen und zu fördern, sei gesagt, es muss nicht alles auf den Markt kommen. Bei manchen Spielen ist es besser sie bleiben ewig in irgendwelchen Schubladen und verstauben dort, als uns zu langweilen und wichtiges Geld zu verbrauchen, das man vielleicht bei der einen oder anderen Promotion Aktion benötigen kann. In allen Partien die ich gespielt habe, hatte ich kein einziges Mal das Gefühl, ich könnte den Spielverlauf auf irgendeine Art beeinflussen. Das Auslegen der Karten erfolgt vollkommen willkürlich, denn man weiß nie, ob nicht die eine oder andere Karte der anderen Spieler der Falschspieler ist und so bewegten sich bei der einen Partie die Figuren auf die Tische, wo keine Karten lagen und bei einer der anderen wurde es einen Mitspieler zu blöd und er hat einen Tisch gewählt, auf dem viel Geld und auch viele Karten lagen. Der Spieler der dort den Falschspieler hingelegt hatte, hat auch das Spiel gewonnen. Man muss schon eine Runde von Spielern sein, die sich dauernd selbst verraten, welche Karte sie wohin legen.

 

Ich habe lange Zeit an den Pokertischen dieser Welt verkehrt und habe gelernt aus der Mimik der Menschen Kapital zu schlagen, selbst das hat mir bei diesem Spiel nicht geholfen, da es dafür wiederum nicht lange genug dauert, und für eine zweite oder dritte Partie war niemand zu motivieren. Die ersten Worte dieser Rezension hätten müssen lauten: „Willkommen in der Rubrik; Spiele die die Welt nicht braucht“, aber dann hätten sie sich nicht die Mühe gemacht dies alles zu lesen.