Das Spiel:
CARTAGENA
für 2-5 Spieler
ab 8 Jahren
30-45 Minuten
Winning Moves 2000
Ähnliche Spiele:
Alctraz (T)
Schweinsgalopp (M)
Die WIN-Wertung:
* WW II UU A 3-4
(2-5) m
Der Autor:
Leo Colovini
Nicht schon wieder Piraten. Aber das kann man sich
nicht aussuchen, wenn plötzlich alle Spieleverlage ein neues Thema gefunden haben
und kein Spielmechanismus ist zu schade, um dafür verwendet zu werden, auch
wenn es nicht 100% passt. Nun, wenn es ein ordentliches Spiel wird, hat man ja
nicht dagegen. So ist es geschehen bei Cartagena.
Die Story: Im Jahre 1672 gelang einer Handvoll
gefangener Piraten ein wagemutiger Ausbruch aus der berüchtigten Festung von
Cartagena. Alten Quellen zufolge tauchte nicht lange danach in den
Piratennestern der Karibik ein Spiel auf, das dieses legendäre Ereignis zum
Thema hatte und sich bald großer Beliebtheit erfreute. Eine kürzere Version mit
höherem Glücksfaktor soll - so die Berichte - auf Jamaika sehr verbreitet
gewesen sein, wohingegen auf Tortuga eine Version bevorzugt wurde, bei der es
vor allem auf taktisches Geschick ankam.
Soweit das Feeling zum Spiel. Die Ausstattung besteht
aus 6 beidseitig bedruckten Tummelgängen, die zusammengefügt den Fluchtweg
bilden, an einer Seite der Eingang, auf der anderen Seite das Boot. Auf jedem
der 6 Tunnelgängen sind 6 Symbole gedruckt, in immer wieder geänderter
Zusammenstellung, so dass in jedem Spiel der komplette Tunnel bezüglich der
Reihenfolge der Symbole ein etwas anderes Aussehen hat,
Wichtig ist nun in das Boot zu kommen. Dazu muss man
eine Karte ausspielen und mit einem seiner 6 Piraten auf das nächste freie
Symbol ziehen, das auf der Karte abgebildet ist. Das kann von Eingang aus, vor
dem seine 6 Piraten warten, geschehen oder mit einem Piraten, der bereits am
Spielbrett steht.
Wichtig ist nur, dass das Feld frei ist! Es bringt
aber auch Vorteile wennes nicht frei ist, denn wenn bereits andere oder eigene
Piraten auf den nächsten Feld mit dem richtigen Symbol stehen, darf man
weiterziehen. Im günstigsten Fall, wenn alle Symbole am Spielplan besetzt sind,
sogar bis ins Boot. Selten wird dies mit einem Zug vom Eingang bis zum Boot
gehen, doch sollte man ständig darauf achten, solche Karten zu spielen, die die
eigene Figur möglichst weit nach vorne bringen.
Am Spielanfang hat jeder Spieler 6 Karten auf der
Hand, insgesamt gibt es davon 102, jeweils 17 mal eines von 6 Zeichen. Auch
hier wird darauf geachtet, dass nur Utensilien von Piraten vorkommen: Flasche,
Pistole, Rubin, Totenkopf, Dolch und Schlüssel.
Sobald man an der Reihe ist, muss man 1 mal, darf aber
höchstens 3 mal ziehen. Nicht immer ist es sinnvoll 3 mal zu ziehen, oft kann
man es nicht, denn es fehlen die Karten auf der Hand.
Nun spätestens, wenn der Spieler alle 6 Karten aus der
Hand gespielt hat, muss der Spieler versuchen, neue Karten zu erlangen und da
muss er wieder mit einem Piraten zurück. Zurück auf das nächste Feld, wo
bereits ein Pirat steht. Steht 1 Pirat am Feld, bekommt der Spieler 1 Karte,
stehen bereits 2 Piraten am Feld, bekommt der Spieler 2 Karten. Stehen bereits
3 Piraten am Feld muss noch weiter zurückgezogen werden zum nächsten Pirat. Es
dürfen insgesamt nur 3 Piraten auf einem Feld stehen, dann muss das Feld
übersprungen werden. Sind aber weniger als 3 Piraten am Feld, darf nicht weiter
zurückgezogen werden.
Und so entsteht im Laufe des Spieles der Wunsch jedes
Spielers zurückzuziehen, aber nur auf Felder wo schon 2 Piraten stehen, und das
schafft er nicht immer so. Das erklärt auch, warum jeder Spieler 1, 2 oder 3
mal ziehen kann und darf und nicht jedes Mal maximal zieht.
Das Spiel hat auch ein Ende und das nicht erst dann,
wenn alle Piraten im Boot sitzen. Sobald ein Spieler seine 6 Piraten im Boot in
Sicherheit gebracht hat, legt das Boot ab und der Sieger steht fest. Weitere
Plätze werden nach Spielregel nicht vergeben.
Bei der hier vorgestellten Version „Jamaika“ gibt es
einen Stapel mit verdeckten Karten, von dem die Karten gezogen werden und alle
Spiele halten ihre Karten verdeckt auf der Hand.
Bei der Version „Tortuga“ geht es mehr ans Denken,
denn die Karten liegen teilweise offen. Jeder Spieler hat seine Karten offen
vor sich liegen und von Stapel werden immer 12 Karten offen aufgelegt. Von
diesen offenen Karten werden nun die Handkarten genommen, aber nicht wahllos,
sondern immer in der Reihenfolge, wie sie aufgelegt wurden. Sobald die 12
Karten verbraucht sind, werden neue 12 Karten aufgelegt, etc..
Diese Variante erlaubt ein Vorausplanen von Zügen, da
alle Karten, die im Spiel sind, offen aufliegen. Damit können Spieler im Kopf ausrechnen,
welche Zugfolge zum Sieg führen kann, wenn alle anderen Spieler auch logisch
denken und handeln. Aber wie gesagt, logisches Denken braucht Zeit und daher
sollte die Variante nur mit Sanduhr gespielt werden, um in sinnvoller Zeit zu
einem Ende zu kommen. Damit steht aber ein Widerspruch im Raum, wie soll man
Vorausplanen, wenn man dazu keine Zeit hat?
Mein Urteil zum Spiel fällt ausgesprochen positiv aus.
Ich bevorzuge die Version „Jamaika“ und spiele sie immer wieder gerne mit
Freunden, wenn es kein langes, großes Spiel sein soll.
Mit der schönen Ausstattung, den einfachen Regeln und
dem richtigen Maß von Glück und Schicksal hat Leo Colovini wieder eine
Spieleschachtel voll Spielvergnügen geschaffen.