SANTA FE

 

Autor: Alan Moon

Spielart: Eisenbahnspiel (19. Jhdt.)

Spieleranzahl: 2 - 5 (2 - 4, optimal: 3)

Hersteller: White Wind

Erscheinungsjahr: 1992

 

"Da hatten die 5 wichtigsten amerikanischen Eisenbahn-Gesellschaften im vorigen Jahrhundert schon schwer zu kämpfen, um mit ihren Gleisen die riesigen Rocky Mountains zu überwinden und die Westküste der USA zu erreichen. Bei SANTA FE liegt es in den Händen der Spieler, ob ihnen das überhaupt gelingt, wie die Strecken verlaufen werden und welche Gesellschaft schließlich am erfolgreichsten abschließen wird.

Doch die Spieler agieren diesmal nicht als Präsidenten der GREAT NORTHERN, UNION PACIFIC, ATCHINSON TOPEKA & SANTA FE, KANSAS PACIFIC oder SOUTHERN PACIFIC, sondern als schlichte "Schienenbaumeister". Und dabei können sich die Spieler bei allen Eisenbahngesellschaften engagieren, um die wichtigsten Städte des Landes an die Linien anzuschließen, wofür es natürlich immer eine Prämie gibt. Für den Anschluß bestimmter Städte durch die "historisch richtigen" Linien gibt es dann auch noch fette Bonus-Punkte..."

SANTA FE ist ein noch sehr neues Spiel. Man könnte sagen, die Farbe ist gerade erst mal getrocknet, denn es kommt frisch von der SPIEL 92 in Essen zu uns. Allerdings hat es auch noch indirekt den weiten Weg von Amerika zurückgelegt, was wir Alan MOON zu verdanken haben, der sich SANTA FE einfallen ließ.

Das Spielmaterial von SANTA FE kommt in einer Buchkassette zu uns, jener praktischen Spielebox, die man auch gerne ins Regal zu den Büchern stellt. Dort stechen die WHITE WIND-Spiele praktischerweise gleich heraus, denn sie sind allesamt in dezentem "Taubenblau" gehalten. Die Box weist das Spiel als für 2 - 5 Spieler ab 10 Jahren geeignet aus, und verspricht eine Spieldauer von ca. 60 Minuten.

Im Inneren der Schachtel findet sich ein großer Spielplan (2-fach gefaltet und hübsch kaschiert, also stabil), 90 Spielkarten, 128 Schienenteile aus Karton (in 5 Farben und je nach Gesellschaft in verschiedener Stückzahl), sowie 60 Chips in 3 verschiedenen Größen und Farben - nicht zu vergessen noch eine kleine Holzlok für den Startspieler und die Spielanleitung (in Deutsch und Englisch).

Der Spielplan zeigt einen Ausschnitt von Amerika, von den Großen Seen bis zur Westküste (New York findet sich zum Beispiel nicht auf der Karte). Zwischen den einzelnen Städten (die größten bzw. wichtigsten sind hier aufgeführt) verlaufen die bereits vorgezeichneten Strecken (Daß manche davon andersfarbig sind, ist nur in einer Variante von Bedeutung.).

Von den Startpunkten MILWAUKEE (Great Northern), CHICAGO (Union Pacific und Santa Fe), KANSAS CITY (Kansas Pacific) und NEW ORLEANS (Southern Pacific) ausgehend "schlängeln" sich bald die einzelnen Linien gegen Westen. Von der Ost- zur Westküste ist auch ein gewisses Gefälle, was den Wert der einzelnen Städte betrifft, zu bemerken (zwischen 2 und 7 Punkten). Die 90 Spielkarten (5 davon können vorerst beiseite gelegt werden - die Ingenieure/Engineers, die man nur für eine Variante benutzt) zeigen zum Großteil Städte - 66 Karten, wobei jede 2er bzw. 3er-Stadt nur einfach, alle 4 - 7er-Städte hingegen doppelt vorhanden sind. Auf der Karte ist auch gleich praktischerweise durch ein Kreuz gekennzeichnet, wo sich diese Stadt auf dem Spielplan befindet. (Damit kann auch bei auf dem Kopf stehendem Spielplan alles leicht gefunden werden.) Der Rest der Karten zeigt 9 "2x"-, also Doppelzug-Karten, die je nach Spieleranzahl bereit gelegt werden, sowie Weichenkarten (je 2 für jede der 5 Gesellschaften), die ebenfalls einen Extrastapel bilden.

Der Plan wird in die Tischmitte gelegt, jeder Spieler erhält 2 Kupferchips (je 1 Punkt), eine "2x"-Karte sowie 4 Städtekarten vom gut gemischten Stapel. Der Startspieler erhält noch die Holzlok, und schon geht es los...

Der Ablauf ist schnell erklärt:

1. Karte abspielen: Alle Spieler legen verdeckt eine Karte ab, danach wird gleichzeitig aufgedeckt.

2. Erste Streckenbau-Runde: Vom Startspieler ausgehend legen alle Spieler je eine beliebige Schiene (wer "2x" abgelegt hat, sogar 2 Schienen).

3. Zweite Streckenbau-Runde: Wieder vom Startspieler aus legen alle Spieler eine zweite (bzw. 3. und 4.) Schiene.

4. Karten auf 5 ergänzen: Wobei man sich beliebig für Städtekarten, "2x"-Karten bzw. Weichen (kosten 1 Punkt) entscheiden kann.

5. Danach gibt der Startspieler die Holzlok nach links weiter, und eine neue Spielrunde (Punkt 1) beginnt.

Doch wozu sind die einzelnen Karten gut? Abgelegte "Städtekarten" bringen bei Spielende Punkte, und zwar den Wert der Stadt mal der Anzahl der verschiedenfarbigen Linien, die an sie anschließen. Eine "2x-Karte" berechtigt den Spieler, in der 1. und 2. Streckenbau-Runde je 2 Schienenteile zu legen, und beim Kartenergänzen auch Karten ablegen (also tauschen) zu dürfen. Außerdem verdoppelt sie die Punkte, die ein Spieler für den Anschluß einer Stadt bekommt (auch Bonuspunkte!). Eine "Weiche" schließlich wird gespielt, um von einer vorhandenen Linie in einer beliebigen Stadt abzweigen zu dürfen. Ab diesem Zeitpunkt darf an beide "Enden" angelegt werden.

Der Streckenbau geht folgendermaßen vonstatten: Ein Schienenteil wird auf einen eingezeichneten Streckenabschnitt gelegt. Angelegt darf nur an das Ende einer Linie werden, die sich also "schlangengleich" über den Spielplan bewegt. Außerdem darf nur "farbrichtig" angelegt werden. Der Streckenbau bringt jedoch nicht nur am Spielende Punkte. Wird eine beliebige Stadt von einem Spieler erstmalig angeschlossen, bekommt man dafür 2 Punkte (mit "2x-Karte" sogar 4). Wem es sogar gelingt, eine der farblich besonders gekennzeichneten Städte zuerst mit der dort angegebenen Gesellschaft zu erreichen, bekommt sogar 6 (bzw. 12!) Punkte für diese "historische" Tat.

Das Spiel endet, sobald alle Schienenteile verbraucht sind, bzw. sobald ein Spieler kein Schienenteil mehr legen kann (auch wenn einer der nachfolgenden Spieler noch eine Weiche spielen könnte!). Für den Sieg zählen jetzt alle Punkte (Chips) sowie die abgelegten Städtekarten (Punkte x Anzahl der verschiedenen Linien) der einzelnen Spieler.

Die Erweiterungsregeln bringen noch Berge und Flüsse (die andersfarbigen Streckenabschnitte) ins Spiel, deren Überwindung Punkte kostet - Ingenieure helfen bei der Überquerung der Flüsse. Eine weitere Zusatzregel erlaubt den Kauf von Schienen, damit zum Beispiel ein Spieler eine bestimmte Farbe horten kann.

Vom Spielgefühl her stimmt eigentlich sofort alles. Das Spiel ist stark interaktiv und daher natürlich auch kommunikativ (z.T. wollten einige sogar Verhandlungen führen: "... also, wenn du jetzt dort eine rote baust, gebe ich dir die Hälfte meines Bonus ab... Was, das ist nicht erlaubt...?"). Die einzelnen Strecken folgen nur selten, und wenn auch nur über kurze Teile, dem historischen Verlauf. Meist bleibt auch eine der Linien anfänglich zurück und wird gegen Ende fast ausschließlich gebaut. Wie überhaupt der Streckenbau, d.h. die richtige Mischung aus "2X" und Städtekarten von Partie zu Partie unterschiedlich ist. Man muß sich hier eben total auf seine Mitspieler einstellen. Oftmals zwingen die einen auch, einen bestimmten Zug zu machen, oder auch nicht zu machen. Ja, und dann ist da auch noch der sehr verlockende Bonus bei den "2X"-Karten - doppelte Punkte und Karten tauschen, dem so mancher allzuoft erliegt...

Wie uns das Spiel gefallen hat, wollen Sie jetzt auch noch wissen? Also toll, einfach toll! Wir haben es jetzt seit Essen schon unzählige Male gespielt - d.h. immer wenn wir in eine neue Spielerunde kamen, wurde sofort SANTA FE auf den Tisch gelegt. Und es macht uns noch immer sehr viel Spaß, allerdings am meisten zu dritt. Die Spielschachtel gibt auch ehrlicherweise eine optimale Spielerzahl von 3 - 4 an. Unserer Meinung nach liegt diese bei genau 3 Spielern (mit 2 spielt es sich gut - eher taktisch, mit 4 ist es schon wieder unwägbarer...). Ich muß ehrlich sagen, daß mir schon lange kein neues Spiel so viel Spaß bereitet hat! Meinen Mitspielern offensichtlich auch, denn einige davon haben es sich bereits zugelegt...

WIN-Wertung:

** SANTA FE WW SS II P M AA UUU 2-5 (2-4, optimal: 3)