HOTEL LIFE

 

 

Hotel LIfe

von Urs Hostettler

3-4 Spieler ab 10 Jahren

SHV 1989

90 bis 120 Minuten

 

'Werte Kollegen und Kolleginnen!

Das Sparpaket und die schlechte KOnjunkturlage haben die Tourismusbranche in Österreich stark beeinträchtigt. Leere Betten, weniger Gäste und sinkende Übernachtungszahlen sind die Folge. Was kann man tun, um die Situation im heimischen Fremdenverkehr zu verbessern?

Wichtig dafür ist eine gezieltere Schulung der Hoteliers! In meinen Bemühungen, die besten Modelle dafür zu finden, bin ich in unserem westlichen Nachbarland fündig geworden, einem Land, welches in etwa dieselben touristischen Bedingungen aufzuweisen hat wie Österreich: In der Schweiz! Dort hat nämlich der Schweizer Hotelier-Verein SHV im Jahre 1989 ein Konzept mit dem Namen 'Hotel Life' herausgebracht. Die Entwicklung dieses Konzepts stammt von Urs Hostettler, der sich bis zu diesem Zeitpunkt eher als Politwissenschaftler (Fachgebiet Sowjetunion) einen Namen machte.

Ich werde Ihnen, liebe Kollegen, nun dieses Konzept zur Ausbildung der Führungskräfte in der Gastronomie genauer erläutern:

Die Unterlagen befinden sich in einer großen grauen Schachtel. Neben einem großen Plan sind das vor allem Karten, welche Einrichtungsteile, Personal, Gäste und die verschiedensten Aktionen darstellen. Wie es sich für die Schweiz gehört, ist das gesamte Material fein säuberlich mit eidgenössischen Ordentlichkeit und auf originelle Weise in kleinen Schachteln untergebracht.

Vier Hoteliers können an dem Fortbildungskurs teilnehmen. In einem fiktiven Dorf in den Bergen erhält jeder ein Hotel, welches anfangs allerdings nur mit dem Notwendigsten ausgestattet ist: In den 6 Zimmern stehen gerade mal je zwei Betten. Nicht gerade viel, um den wachsenden Anforderungen der Gäste gerecht zu werden. Das Ziel jedes Hoteliers ist es nun, das Ansehen des Hotels zu steigern. Dazu muß vor allem investgiert werden: Bäder, Minibars, Telefone, Fernseher und Zusatzbetten konnen den Komfort in den Zimmern heben. Tennisplätze, Sauna und Lift tragen auch zu einer Steigerung des Luxus bei. Und auch die Einstellung von mehr Personal erhöht die Reputation. Auf einer Reputationsleiste werden alle diese Veränderungen festgehalten. Grund für diese Investitionen sind natürlich die Bedürfnisse der Gäste. Jede Woche kommen in das Dorf neue Gäste an. Familien, Sportler, Kurgäste, Musiker, Künstler, Geschäftsreisende und viele mehr wollen sich in einem der Hotels des Ferienortes einquartieren. Alle haben andere Ansprüche: Die einen verlangen Tennisplatz oder Sauna, Zimmer mit Aussicht, Minibar oder Telefon, andere wiederum geben sich mit normalen Zimmern zufrieden. Auch können ganze Militärtrupps oder Fußballmannschaften vor der Tür stehen, und nur wer alle Anforderungen erfüllt und genügend pLatz hat, kann die entsprechenden Gäste aufnehmen. Die Aufgabe an den erfolgreichen Hotelier lautet also: Kluges gewinnorientiertes Investieren, damit die Gäste auch wirklich ins eigene Hotel kommen und nicht in ein anderes im Dorf abwandern.

Zufriedene Gäste bringen dann wieder Punkte auf der Reputationsleiste, außerdem kann mit den wöchentlichen Beherbergungserlösen dann wieder weiter in Qualität investiert werden.

Was ich Ihnen, meine lieben Kollegen und Kolleginnen, bis her erzählt habe, ist ganz banal und dürfte Ihenn als Unternehmen nicht neu sein. Das Konzept 'Hotel Life' als reine Wirtschaftssimulation wäre auch viel zu wenig, um Ihnen darüber einen Vortrag zu halten. Darum hat Urs Hostettler in den Fortbildungskurs auch die Launen der Gäste und des Wetters eingebaut, und genau das ist es, meine Damen und Herren, was 'Hotel Life' so interessant macht.

Sogenannte Aktionskarten simulieren dabei das Verhalten verschiedener Gästegruppen und auch die Kapriolen des Wetters. Die Hoteliers können dabei durch das Ausspielen der Aktionskarten direkt Einfluß auf das Geschehen nehmen. Ich möchte als Beispiel die Karte 'Musiker aktiv' heranziehen. Alle sich in Oberlaunen befindlichen Musiker fangen mit ihren Aktivitäten an, was sich sehr unterschiedlich auswirken kann. Bei den 'Rolling Bones' würde das eine Superparty bedeuten, welche ihre Zimmer verwüstet, der Schlagzeuger Franz Toupet würde mit seinem Schlagzeugsolo für einen Riesenlärm im ganzen Hotel sorgen. Der Krach kann wiederum andere Gäste beeinflussen, die dann entweder fliehen, den Verursacher belästigen oder wiederum selbst aktiv werden. Ganze Kettenreaktionen sind somit möglich. Durch das Aktivwerden einer Gästegruppe kann sich alles schlagartig ändern, zumeist hat das auch Auswirkungen auf das Ansehen des Hauses. Eine auch nicht zu geringe Bedeutung hat das Wetter, denn die verschiedenen Gäste reagieren alle unterschiedlich auf Schönwetter, Regen oder Gewitter.

Die Devise lautet also: Sich auf jeden Gast einstellen und gut auf Veränderungen reagieren. Denn nur derjenige Hotelier, der am besten mit diesen Unberechenbarkeiten zurecht kommt, wird am Ende die meisten Reputationspunkte haben. Sie sehen also, Kolleginnen und Kollegen, daß dieses Konzept bestens geeignet ist, die Hoteliers darauf zu schulen, sich besser auf die Bedürfnisse der Gäste einzustellen. Nebenbei erwähnt macht so ein Kurs, der zwischen einer und zwei Stunden dauert, noch sehr viel Spaß. Ich möchte meinen Vortrag daher mit der dringenden Empfehlung an den österreichischen Fremdenverkehr beenden, sich der guten Ideen von 'Hotel Life' für die Bewältigung der Probleme im heimischen Tourismus zu bedienen.'

Touristikkaufmann Franz Bayer, Absolvent der Fremdenverkehrsfachschule Kleßheim, seit 10 Jahren Hotelier

WIN-Wertung:

** Hotel Life WW I UUU AAA 3-4 hh