Railroad Dice
– Die ersten Schienen
Das Spiel:
Verlag: Wassertal Spieleverlag
Autor: Jens Knappe
2-4 Spieler
60-90 Minuten
ab 10 Jahren
Die Besprechung:
Win-Wertung:
* W(W) SS II K AA 2-4 (2-4)
Railroad Dice
– Die ersten Schienen ist das erste veröffentlichte Spiel des erst im vergangenen
Jahr gegründeten Verlags Wassertal Spieleverlag. Der Verlagsgründer ist auch gleichzeitig der
Autor des in der folgenden Rezension besprochenen Spiels.
Der Wassertal Spieleverlag
hat es sich zum Ziel gesetzt, jährlich neue Gesellschaftsspiele zu
veröffentlichen, die ein besonderes Spielelement besitzen, das es so bis jetzt
in dieser Form noch nicht auf dem Spielemarkt gibt.
Mit Railroad Dice oder auf
deutsch 'Eisenbahnwürfel' ist dies auf jeden Fall gelungen, werden doch Würfel
in diesem Spiel auf innovative Weise eingesetzt. Die speziellen, namensgebenden, Würfel sind das zentrale Spielelement von Railroad Dice – Die ersten
Schienen.
Damit sind wir eigentlich schon beim Spielmaterial. Sehen wir uns die
Würfel genauer an und schauen wir auch, was sich sonst noch so in der Schachtel
befindet.
Die 40 Eisenbahnwürfel zeigen nicht, wie herkömmliche Würfel, Augen,
sondern 4 verschiedene Symbole, nämlich zwei gerade und zwei gebogene Schienen,
eine Aktie und ein Fragezeichen. Das Spiel enthält noch 44 weitere Würfel in
den Farben der fünf Eisenbahngesellschaften. Diese Würfel haben weder Augen
noch Symbole, sie werden als Bahnhöfe der Gesellschaften verwendet. Für jede
Eisenbahngesellschaft gibt es noch eine Gesellschaftskarte und 10 Aktien. Damit
für die Eisenbahngesellschaften die Schienen und die Bahnhöfe auch gebaut
werden können, sind im Spiel auch 8 große und 35 kleine Geländekarten enthalten.
Weiters gibt es noch Passagierzähler, Sichtschirme, ein Startspielerplättchen
und natürlich eine Spielregel.
Was fängt man nun mit all dem oben aufgezählten Spielmaterial an?
Da die Würfel das zentrale Spielmaterial sind, fangen wir mal mit den
Eisenbahnwürfeln an. Diese Würfel dienen, solange sie sich hinter dem
Sichtschirm der Spieler befinden, als Währung oder können durch Würfeln einem
bestimmten Verwendungszweck zugeführt werden. Der Verwendungszweck eines Würfels
wird durch das gewürfelte Symbol dargestellt. Wurden Schienen gewürfelt, dann
kann mit diesen Würfeln auf den großen Geländefeldern eine Strecke gebaut
werden. Wurde eine Aktie gewürfelt, dann kann mit diesem Würfel eine Aktie
einer Gesellschaft gekauft werden. Ein Fragezeichen dient als Joker für alle
Möglichkeiten.
Die Strecken werden auf den großen Geländefeldern, von denen es je 2 in
vier verschiedenen Arten gibt (Ebene, See, Berge, mehr Berge), gebaut. Außer
ganz zu Beginn des Spiels werden immer zwei von den großen Geländefeldern
benötigt. Wird die Strecke von einem Spieler an den Rand des Feldes gebaut,
sucht dieser Spieler ein neues Geländefeld aus, auf dem weitergebaut wird.
Jetzt kommen die kleinen Geländefelder ins Spiel. Mit den kleinen
Geländefeldern wird eine Art Übersichtskarte erstellt, die dem Baufortschritt
auf den großen Feldern entspricht. Für jedes neue große Feld wird an
entsprechender Stelle ein kleines Geländefeld angelegt. Auf dem kleinen
Geländefeld werden aber nur die Bahnhöfe der Gesellschaften abgelegt, die
Eisenbahnwürfel des fertig bebauten großen Geländefeldes werden zurück in den
Vorrat gelegt.
Im vorigen Abschnitt habe ich die Eisenbahngesellschaften und Bahnhöfe
erwähnt. Diese und auch die Aktien werde ich jetzt erklären. Die Spieler können
während ihres Zuges, wenn sie die entsprechenden Würfel besitzen, auch Aktien
der Gesellschaften kaufen. Wenn es ihnen dadurch gelingt, am Ende der Runde die
einfache Aktienmehrheit einer Gesellschaft zu besitzen, werden sie deren
Direktor. Als Direktor einer Gesellschaft können sie deren Bahnhöfe in die
Strecke einbauen, aber nur 1 auf jedem großen Plättchen. Das hört sich einfach
an, aber es kommt oft genug vor, dass es die anderen Mitspieler wesentlich
eiliger haben und bevor man wieder an der Reihe ist, ist die Strecke schon wieder
auf einem neuen Feld angelangt. Die 5 Eisenbahngesellschaften können eine
unterschiedliche Anzahl an Bahnhöfen bauen, die außerdem noch jeweils in ein
bestimmtes Gelände (also in der Ebene, an einem See, oder auf einem Berg)
gebaut werden müssen. Das vorgeschriebene Gelände für die Bahnhöfe sowie die
Baukosten sind von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich.
Damit ist das Spielmaterial erklärt, daher kommen wir nun zum
Spielablauf. Beginnend mit dem, jede Runde wechselnden, Startspieler haben die Spieler
die Möglichkeit, folgende Aktionen in beliebiger Reihenfolge durchzuführen:
Einkommen kassieren (natürlich nur einmal). Das Einkommen wird in Form
von Würfeln ausbezahlt, welche die Spieler hinter ihre Sichtschirme legen.
Würfeln (auch nur einmal). Damit können die Würfel hinter dem
Sichtschirm einer bestimmten Funktion zugeführt werden (z.B.: Schienen). Für
Würfel mit Fragezeichen, die man aus dem Vorrat vor dem Sichtschirm nimmt,
erhält man noch zusätzliche Würfel von der Bank. Die so gewürfelten Ergebnisse
sind dann aber nicht mehr veränderbar, d.h. hat man nur Schienen gewürfelt,
kann man mit diesen Würfeln auch nur mehr Strecken auf den großen
Geländefeldern bauen und nichts anderes mehr machen.
Schienen bauen (auch öfter). Die Würfel werden auf die großen
Geländefelder gelegt um eine fortlaufende Eisenbahnstrecke zu bauen.
Bahnhöfe bauen (auch öfter). Anstatt einen Schienenwürfel an die
Strecke anzulegen kann auch, vorausgesetzt man ist Direktor einer Gesellschaft,
ein Bahnhof errichtet werden. Dazu müssen die entsprechenden Kosten (3 bzw. 5
Würfel) an die Bank bezahlt werden.
Werden während des Zuges Bahnhöfe errichtet oder neue Geländefelder
erreicht, erhält der entsprechende Spieler jedes Mal eine Belohnung in Form von
2 Würfeln mit Fragezeichen. Setzt man diese Belohnungen geschickt ein, kann man
während eines Zuges eine Menge erreichen.
Andererseits kostet das Bauen von Bahnhöfen auf Bergen bzw. das Legen
von Streckenwürfel auf Bergen oder über Seen zusätzliche Würfel.
Aktien kaufen (auch öfter). Mit den gewürfelten Aktien können die
Spieler Aktien der Gesellschaften von der Bank kaufen. Im späteren Spielverlauf
können die Aktien auch von den anderen Spielern gekauft werden, aber immer nur
vom jeweiligen Direktor. Das führt dazu, dass im letzten Abschnitt des Spiels
die Gesellschaften jede Runde zwischen den Spielern wechseln, da natürlich alle
Spieler versuchen, Besitzer der lukrativsten Gesellschaften zu werden. Und da
Aktien nur vom gerade aktuellen Direktor der jeweiligen Gesellschaft gekauft
werden können, kann man als Direktor den Verlust der eigenen Gesellschaft so
gut wie nie verhindern. Also kauft man sich eben Aktien der nächstbesten
Gesellschaft.
Waren alle Spieler einmal an der Reihe, werden die beförderten
Passagiere festgestellt. Jeder Direktor erhält so viele Passagiere, wie seine
längste ununterbrochene Kette an Bahnhöfen auf den kleinen Geländefeldern lang
ist (es zählen nur die waagrecht und senkrecht benachbarten Bahnhöfe). Es wird
festgestellt, ob aufgrund von veränderten Mehrheiten andere Spieler neue
Direktoren von Gesellschaften werden und als Letztes wechselt der Startspieler
und eine neue Runde beginnt.
Das Spiel endet, wenn entweder eine Gesellschaft ihren letzten Bahnhof
gebaut hat oder wenn alle kleinen Geländefelder verbaut wurden oder nicht mehr
gelegt werden können oder wenn keine Schienenwürfel mehr gelegt werden können,
weil beide Enden der Strecke in eine Sackgasse münden oder wenn die Bank
gesprengt wurde, weil ein Spieler die ihm zustehenden Würfel nicht mehr nehmen
kann.
Gewonnen hat der Spieler, der die meisten Passagiere befördert hat. Bei
Gleichstand entscheidet die Anzahl der Würfel, welche die Spieler noch
besitzen.
Dem Autor ist mit seinem Erstlingswerk ein interessantes und gut
funktionierendes Spiel gelungen. Es bietet einige taktische Möglichkeiten und
wird so schnell sicherlich nicht langweilig. Außerdem hat das Spiel noch
erhebliches Erweiterungspotential, wie man auf der Webseite des Verlags sehen
kann. Eigentlich gibt es nur einen Punkt im Spiel, der mir nicht besonders gut
gefällt, und das sind die ständig wechselnden Direktoren gegen Ende des Spiels,
wenn es erlaubt ist, Aktien auch von den Mitspielern zu kaufen. Aber auch diese
Regel kann man taktisch einsetzen.
Zum Spielmaterial wäre noch zu
sagen, dass die Kartonteile der ersten Auflage (welche schon in Essen 2003
komplett ausverkauft war) leider keine besondere Qualität hatten und sich
ziemlich geworfen haben. Für die 2. Auflage, die noch im 1. Quartal 2004
erscheinen soll, sichert der Verlag zu, dass die Kartonteile und die Spielregel
von besserer Qualität als bei der ersten Auflage sein werden. Für Besitzer der
ersten Auflage bietet der Verlag gegen Einsendung der Originalteile und
beigelegtem Rückporto die Möglichkeit diese Teile auszutauschen. Leider ist
diese Möglichkeit auf 150 Sets beschränkt, die erste Auflage hatte jedoch eine
Höhe von 300 Stück. Nähere Informationen zu diesem Tauschangebot entnehmen sie
bitte den Internetseiten des Verlags (www.wassertal.de).