Railroad Dice – Die ersten Schienen

 

Das Spiel:

Verlag: Wassertal Spieleverlag

Autor: Jens Knappe

2-4 Spieler

60-90 Minuten

ab 10 Jahren

 

Die Besprechung:

peter_nowak@chello.at

 

Win-Wertung:

* W(W) SS II K AA 2-4 (2-4)

 

Railroad Dice – Die ersten Schienen ist das erste veröffentlichte Spiel des erst im vergangenen Jahr gegründeten Verlags Wassertal Spieleverlag. Der Verlagsgründer ist auch gleichzeitig der Autor des in der folgenden Rezension besprochenen Spiels.

 

Der Wassertal Spieleverlag hat es sich zum Ziel gesetzt, jährlich neue Gesellschaftsspiele zu veröffentlichen, die ein besonderes Spielelement besitzen, das es so bis jetzt in dieser Form noch nicht auf dem Spielemarkt gibt. Mit Railroad Dice oder auf deutsch 'Eisenbahnwürfel' ist dies auf jeden Fall gelungen, werden doch Würfel in diesem Spiel auf innovative Weise eingesetzt. Die speziellen, namensgebenden, Würfel sind das zentrale Spielelement von Railroad Dice – Die ersten Schienen.

 

Damit sind wir eigentlich schon beim Spielmaterial. Sehen wir uns die Würfel genauer an und schauen wir auch, was sich sonst noch so in der Schachtel befindet.

 

Die 40 Eisenbahnwürfel zeigen nicht, wie herkömmliche Würfel, Augen, sondern 4 verschiedene Symbole, nämlich zwei gerade und zwei gebogene Schienen, eine Aktie und ein Fragezeichen. Das Spiel enthält noch 44 weitere Würfel in den Farben der fünf Eisenbahngesellschaften. Diese Würfel haben weder Augen noch Symbole, sie werden als Bahnhöfe der Gesellschaften verwendet. Für jede Eisenbahngesellschaft gibt es noch eine Gesellschaftskarte und 10 Aktien. Damit für die Eisenbahngesellschaften die Schienen und die Bahnhöfe auch gebaut werden können, sind im Spiel auch 8 große und 35 kleine Geländekarten enthalten. Weiters gibt es noch Passagierzähler, Sichtschirme, ein Startspielerplättchen und natürlich eine Spielregel.

 

Was fängt man nun mit all dem oben aufgezählten Spielmaterial an?

 

Da die Würfel das zentrale Spielmaterial sind, fangen wir mal mit den Eisenbahnwürfeln an. Diese Würfel dienen, solange sie sich hinter dem Sichtschirm der Spieler befinden, als Währung oder können durch Würfeln einem bestimmten Verwendungszweck zugeführt werden. Der Verwendungszweck eines Würfels wird durch das gewürfelte Symbol dargestellt. Wurden Schienen gewürfelt, dann kann mit diesen Würfeln auf den großen Geländefeldern eine Strecke gebaut werden. Wurde eine Aktie gewürfelt, dann kann mit diesem Würfel eine Aktie einer Gesellschaft gekauft werden. Ein Fragezeichen dient als Joker für alle Möglichkeiten.

 

Die Strecken werden auf den großen Geländefeldern, von denen es je 2 in vier verschiedenen Arten gibt (Ebene, See, Berge, mehr Berge), gebaut. Außer ganz zu Beginn des Spiels werden immer zwei von den großen Geländefeldern benötigt. Wird die Strecke von einem Spieler an den Rand des Feldes gebaut, sucht dieser Spieler ein neues Geländefeld aus, auf dem weitergebaut wird. Jetzt kommen die kleinen Geländefelder ins Spiel. Mit den kleinen Geländefeldern wird eine Art Übersichtskarte erstellt, die dem Baufortschritt auf den großen Feldern entspricht. Für jedes neue große Feld wird an entsprechender Stelle ein kleines Geländefeld angelegt. Auf dem kleinen Geländefeld werden aber nur die Bahnhöfe der Gesellschaften abgelegt, die Eisenbahnwürfel des fertig bebauten großen Geländefeldes werden zurück in den Vorrat gelegt.

 

Im vorigen Abschnitt habe ich die Eisenbahngesellschaften und Bahnhöfe erwähnt. Diese und auch die Aktien werde ich jetzt erklären. Die Spieler können während ihres Zuges, wenn sie die entsprechenden Würfel besitzen, auch Aktien der Gesellschaften kaufen. Wenn es ihnen dadurch gelingt, am Ende der Runde die einfache Aktienmehrheit einer Gesellschaft zu besitzen, werden sie deren Direktor. Als Direktor einer Gesellschaft können sie deren Bahnhöfe in die Strecke einbauen, aber nur 1 auf jedem großen Plättchen. Das hört sich einfach an, aber es kommt oft genug vor, dass es die anderen Mitspieler wesentlich eiliger haben und bevor man wieder an der Reihe ist, ist die Strecke schon wieder auf einem neuen Feld angelangt. Die 5 Eisenbahngesellschaften können eine unterschiedliche Anzahl an Bahnhöfen bauen, die außerdem noch jeweils in ein bestimmtes Gelände (also in der Ebene, an einem See, oder auf einem Berg) gebaut werden müssen. Das vorgeschriebene Gelände für die Bahnhöfe sowie die Baukosten sind von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich.

 

Damit ist das Spielmaterial erklärt, daher kommen wir nun zum Spielablauf. Beginnend mit dem, jede Runde wechselnden, Startspieler haben die Spieler die Möglichkeit, folgende Aktionen in beliebiger Reihenfolge durchzuführen:

 

Einkommen kassieren (natürlich nur einmal). Das Einkommen wird in Form von Würfeln ausbezahlt, welche die Spieler hinter ihre Sichtschirme legen.

 

Würfeln (auch nur einmal). Damit können die Würfel hinter dem Sichtschirm einer bestimmten Funktion zugeführt werden (z.B.: Schienen). Für Würfel mit Fragezeichen, die man aus dem Vorrat vor dem Sichtschirm nimmt, erhält man noch zusätzliche Würfel von der Bank. Die so gewürfelten Ergebnisse sind dann aber nicht mehr veränderbar, d.h. hat man nur Schienen gewürfelt, kann man mit diesen Würfeln auch nur mehr Strecken auf den großen Geländefeldern bauen und nichts anderes mehr machen.

 

Schienen bauen (auch öfter). Die Würfel werden auf die großen Geländefelder gelegt um eine fortlaufende Eisenbahnstrecke zu bauen.

 

Bahnhöfe bauen (auch öfter). Anstatt einen Schienenwürfel an die Strecke anzulegen kann auch, vorausgesetzt man ist Direktor einer Gesellschaft, ein Bahnhof errichtet werden. Dazu müssen die entsprechenden Kosten (3 bzw. 5 Würfel) an die Bank bezahlt werden.

 

Werden während des Zuges Bahnhöfe errichtet oder neue Geländefelder erreicht, erhält der entsprechende Spieler jedes Mal eine Belohnung in Form von 2 Würfeln mit Fragezeichen. Setzt man diese Belohnungen geschickt ein, kann man während eines Zuges eine Menge erreichen.

 

Andererseits kostet das Bauen von Bahnhöfen auf Bergen bzw. das Legen von Streckenwürfel auf Bergen oder über Seen zusätzliche Würfel.

 

Aktien kaufen (auch öfter). Mit den gewürfelten Aktien können die Spieler Aktien der Gesellschaften von der Bank kaufen. Im späteren Spielverlauf können die Aktien auch von den anderen Spielern gekauft werden, aber immer nur vom jeweiligen Direktor. Das führt dazu, dass im letzten Abschnitt des Spiels die Gesellschaften jede Runde zwischen den Spielern wechseln, da natürlich alle Spieler versuchen, Besitzer der lukrativsten Gesellschaften zu werden. Und da Aktien nur vom gerade aktuellen Direktor der jeweiligen Gesellschaft gekauft werden können, kann man als Direktor den Verlust der eigenen Gesellschaft so gut wie nie verhindern. Also kauft man sich eben Aktien der nächstbesten Gesellschaft.

 

Waren alle Spieler einmal an der Reihe, werden die beförderten Passagiere festgestellt. Jeder Direktor erhält so viele Passagiere, wie seine längste ununterbrochene Kette an Bahnhöfen auf den kleinen Geländefeldern lang ist (es zählen nur die waagrecht und senkrecht benachbarten Bahnhöfe). Es wird festgestellt, ob aufgrund von veränderten Mehrheiten andere Spieler neue Direktoren von Gesellschaften werden und als Letztes wechselt der Startspieler und eine neue Runde beginnt.

 

Das Spiel endet, wenn entweder eine Gesellschaft ihren letzten Bahnhof gebaut hat oder wenn alle kleinen Geländefelder verbaut wurden oder nicht mehr gelegt werden können oder wenn keine Schienenwürfel mehr gelegt werden können, weil beide Enden der Strecke in eine Sackgasse münden oder wenn die Bank gesprengt wurde, weil ein Spieler die ihm zustehenden Würfel nicht mehr nehmen kann.

 

Gewonnen hat der Spieler, der die meisten Passagiere befördert hat. Bei Gleichstand entscheidet die Anzahl der Würfel, welche die Spieler noch besitzen.

 

Dem Autor ist mit seinem Erstlingswerk ein interessantes und gut funktionierendes Spiel gelungen. Es bietet einige taktische Möglichkeiten und wird so schnell sicherlich nicht langweilig. Außerdem hat das Spiel noch erhebliches Erweiterungspotential, wie man auf der Webseite des Verlags sehen kann. Eigentlich gibt es nur einen Punkt im Spiel, der mir nicht besonders gut gefällt, und das sind die ständig wechselnden Direktoren gegen Ende des Spiels, wenn es erlaubt ist, Aktien auch von den Mitspielern zu kaufen. Aber auch diese Regel kann man taktisch einsetzen.

 

Zum  Spielmaterial wäre noch zu sagen, dass die Kartonteile der ersten Auflage (welche schon in Essen 2003 komplett ausverkauft war) leider keine besondere Qualität hatten und sich ziemlich geworfen haben. Für die 2. Auflage, die noch im 1. Quartal 2004 erscheinen soll, sichert der Verlag zu, dass die Kartonteile und die Spielregel von besserer Qualität als bei der ersten Auflage sein werden. Für Besitzer der ersten Auflage bietet der Verlag gegen Einsendung der Originalteile und beigelegtem Rückporto die Möglichkeit diese Teile auszutauschen. Leider ist diese Möglichkeit auf 150 Sets beschränkt, die erste Auflage hatte jedoch eine Höhe von 300 Stück. Nähere Informationen zu diesem Tauschangebot entnehmen sie bitte den Internetseiten des Verlags (www.wassertal.de).