Für Experten

 

Steam Erweiterung

 

Steam Barons

 

Mehr Aktien, weniger Dampf

 

Kid                       

Family                  

Friends                 

Expert                   ein    

 

Alter                    

Spezial                 

 

Steam Barons ist die erste offizielle Erweiterung von Steam. Allerdings wurde sie nicht wie das Basisspiel von Mayfair Games/Phalanx Games herausgegeben, sondern vom Autor Martin Wallace bei seinem eigenen Verlag Warfrog, unter dem Treefrog Label publiziert.

 

Was erwartet man von einer guten Erweiterung? Neue Karten? Erweiternde Regeln? Mehr, hübscheres Spielmaterial? Nun, all das bietet Steam Barons, dennoch ist es für mich keine typische Erweiterung so wie man es erwarten würde.

In der Box sind einmal zwei neue Pläne enthalten. Beide Pläne sind für 6 Spieler geeignet. Damit kann Steam also auch zu sechst gespielt werden, die Basispläne waren ja nur für 3-5 Spieler geeignet. Die Karten sind durchaus funktional, aber leider nicht ganz so hübsch gestaltet wie die originalen. Für die neuen Karten wird auch eine neue Rohstoffsorte eingeführt, inklusive dem dafür notwendigen Spielmaterial.

Weiters gibt es einen Sack voll Holzlokomotiven in den sechs Spielerfarben. Diese ersetzen die Holzscheiben, die im Basisspiel zur Markierung der Strecken verwendet werden. Dies wertet das Spiel optisch vielleicht ein wenig auf, ich persönlich finde die Originalscheiben aber übersichtlicher.

Mit in der Box liegt noch ein Regelheft. In diesem findet man ein paar Zusatzregeln für die neuen Karten und die Regeln für das neue Spiel Steam Barons. Ja, ein neues Spiel, denn mit Steam hat dieses nicht viel zu tun.

Steam Barons ist ein Aktienspiel für 2 bis 6 Spieler. Es gibt ein Tableau auf dem Aktienwerte und einige andere Sachen festgehalten werden sowie eine Gesellschaftskarte für jede Gesellschaft. Als Aktien dienen die Holzscheiben des Grundspiels, die ihrer ursprünglichen Funktion ja durch die neuen Lokomotiven beraubt wurden.

Steam Barons geht über fünf Runden, die in mehrere Phasen unterteilt sind.

In Steam Barons gibt es immer 6 Gesellschaften. Die Spieler können Aktien und damit die Kontrolle nach dem Mehrheitsprinzip, erwerben. Die Aktien werden zu Beginn jeder Runde versteigert, für jede Gesellschaft einzeln. Nur die Aktien im Feld „available shares“ werden angeboten. In der ersten Runde ist dies eine Aktie von jeder Gesellschaft, später variiert die Zahl. Der Mindestpreis ist immer der aktuelle Kurswert. Der Reihe nach können die Spieler erhöhen oder passen. Wer den Zuschlag erhält kann beliebig viele Aktien dieser Gesellschaft kaufen, mindestens jedoch eine. Die übrigen Spieler können die verbliebenen Aktien dieser Firma zum gleichen Preis erwerben.

Die Phasen 2 und 3 erlauben den Spielern zu bauen und Waren zu transportieren. Hierfür gelten die Regeln aus Steam, mit der Ausnahme dass nur eigene Verbindungen genutzt werden dürfen und es keine Loklimits gibt. Die Gesellschaften können beliebig weit liefern. Sollte eine Gesellschaft mehr Geld zum Bauen brauchen als sie bar hat, können neue Aktien ausgegeben werden. Jede Aktie bringt der Gesellschaft $5. Die neu emittierten Aktien werden in das „available shares“-Feld gelegt und können nächste Runde erworben werden. Die Anzahl der Verbindungen die beim Liefern genutzt wird, wird auf der Siegpunktleiste markiert. Wie bei Steam können pro Runde 2 Waren transportiert werden, deren Ergebnisse addiert werden.

 

Dieses Betriebsergebnis ist die Berechnungsgrundlage für die vierte Phase. Anhand einer Tabelle wird abgelesen wie viel den Spielern für ihre vorhandenen Aktien ausbezahlt wird, wie viel die Gesellschaft selbst erwirtschaftet und wie viel der Präsident als Bonus erhält. Weiters werden die Ergebnisse der Gesellschaften miteinander verglichen und entsprechend gereiht. Die Aktienkurse der besseren Gesellschaften steigen, jene der schlechteren fallen.

In der folgenden fünften Phase können die Spieler beliebig viele Aktien zum aktuellen Kurswert verkaufen. Die verkauften Aktien landen im „available shares“-Feld und stehen in der nächsten Runde wieder zum Verkauf.

Gesellschaften deren Kurs zu weit absinkt gehen bankrott. Dies geschieht in Phase sechs. Ihre Aktien sind wertlos und werden aus dem Spiel entfernt. Die Strecken der Gesellschaft gelten ab sofort als neutral und können von anderen Gesellschaften mitbenutzt werden, ohne ihnen aber Punkte zu bringen.

In Phase sieben wird die Spielreihenfolge der Gesellschaften für die nächste Runde bestimmt. Dies geschieht vollkommen zufällig durch ziehen aus einem Beutel.

Auch das Rundenende hat eine eigene Phase bekommen. In dieser wird aber nur der Rundenmarker um ein Feld weitergezogen.

Wer nach der fünften Runde am meisten Geld hat gewinnt das Spiel.

 

Während Steam ein Eisenbahnspiel mit starker Wirtschaftskomponente ist, bei dem auch die langfristige Entwicklung der eigenen Gesellschaft im Auge behalten werden muss, ist Steam Barons in erster Linie ein Aktienspiel, mit dem Ziel in jeder Runde den maximalen Profit herauszuholen. Langfristige Strategien sind ziemlich uninteressant. Es ist damit Spielen wie Steel Driver oder Chicago Express (vormals Wabash Cannonball) weit näher als Steam, mit dem es nur Bau- und Transportmechanismen teilt. Auch das Spielgefühl ist ähnlich jenem von Steel Driver oder Chicago Express. Es mag zwar spaßig sein wenn man es aus dem Bauch heraus spielt, aber man kann seine Siegchancen doch beträchtlich erhöhen wenn man Profit und Entwicklungspotential vorauskalkuliert, was aber einen beträchtlichen Einsatz von Gehirnschmalz erfordert. Dass die Aktien versteigert werden macht das Aus-dem-Bauch-heraus-spielen nicht einfacher, da es für jede Aktie einen optimalen Kaufpreis gibt. In Summe bin ich von dieser Erweiterung ziemlich enttäuscht. Das Spielgefühl von Steam geht nahezu komplett verloren. Ein großartiges Spiel wie Steam hätte sich mehr verdient. Ich gehe sogar soweit, die Sinnhaftigkeit es als Erweiterung von Steam zu vermarkten in Frage zu stellen. Dafür spricht eigentlich nur dass Karten und Zusatzmaterial auch für Steam verwendet werden können.

Auch dass die Spielreihenfolge der Gesellschaften vollkommen zufällig und unberechenbar ist, passt nicht zu diesem sonst sehr planbaren Spiel. Es kann nämlich oft entscheidend sein wer zuerst bauen und liefern darf.

Auch den Preis finde ich ziemlich happig. Beim Verlag direkt bestellt kostet Steam Barons 35€ (zzgl. Versand). Ein stattlicher Preis für eine Erweiterung, selbst wenn man bedenkt dass die zahlreichen Holzloks in der Produktion vermutlich relativ teuer sind und ein kleiner Verlag wie Warfrog keine großen Stückzahlen produziert.

Ein weiterer kleiner Kritikpunkt betrifft die Verpackung. Dadurch dass Basisspiel und Erweiterung nicht im gleichen Verlag erschienen sind, haben die Schachteln, Pläne und Spielregeln unterschiedliche Formate, was einen gemeinsamen Transport in einer Schachtel unmöglich macht, was ich persönlich bei Erweiterungen sehr störend finde. Man muss also immer mit 2 Schachteln herumlaufen, oder eine Alternativlösung finden.

Positiv soll zu guter Letzt noch die Anleitung erwähnt werden. In der Schachtel befinden sich leichtverständliche englische Regeln, im Internet ist, wie immer bei Treefrogspielen, eine gute deutsche Übersetzung frei zugänglich.

 

Spieler         : 2-6

Alter            : ab 12 Jahren

Dauer           : 3 Stunden

 

Autor           : Martin Wallace

Grafik          : Mark Beeney

Vertrieb A    : Heidelberger

Preis            : etwa 35 €

Verlag          : Warfrog /Treefrog 2009

                      www.treefroggames.com

 

Genre                   : Aktien-/Eisenbahnspiel

Zielgruppe             : Für Experten

Mechanismen         : Aktien erwerben, Strecken bauen und Waren liefern

 

Zufall                     : 3

Wissen/Gedächtnis  : 2

Planung                 : 6

Kreativität              :

Kommunikation      : 7

Geschicklichkeit      :

Action                   :

 

Kommentar:

bewährte, anspruchsvolle Mechanismen

hohe Interaktion

sehr rechenlastig, oft mühsam

gute englische Spielregeln

 

Vergleichbar:

Steel Driver, Chicago Express

 

Atmosphäre: 3

 

Markus Wawra:

Eine Erweiterung für Steam, oder auch nicht. Denn das Spiel mit den erweiternden Regeln hat mit dem ursprünglichen Spiel nicht viel gemein, sondern ist ein klassisches Aktienspiel, bei dem kurzfristiger Profit alles ist. Typisch für das Genre ist die hohe Rechenlastigkeit. Dazu unpassend gibt es bei Steam Barons aber einen gewichtigen Glücksfaktor. Auch wenn die neuen Pläne und Spielmaterial brauchbar sind, ist Steam Barons für mich eine Enttäuschung.