Unsere Rezension
Piraten, Fantasy und Elektronik
World of Yo-Ho
War of the Orchids
Piraten-Fantasy auf hoher See mit App und Smartphone; kaum hat man Plan, Schiffe, vier Figuren in rot und vier in blau ausgepackt und dazu die Übersichtskarten und schon ist die erste Entscheidung fällig – spielen wir mit einem Smartphone pro Spieler oder nur einem Telefon und den Pappschiffen?
Wir sind natürlich alle Besitzer eines Smartphones, wenn auch verschiedener Marken, und laden erst mal die App herunter, dauert ein bisschen, weil natürlich jedes Telefon anders funktioniert, aber schließlich drücken alle die Bereit-Taste und bekommen ihre Kapitäne (Papagei, Walross, Haifisch oder Pelikan) und Schiffe (Wal, Qualle, Schildkröte und Schwertfisch) und dazu die Startpunkte für die Schiffe. Die Kapitäne kommen alle mit einer ziemlich nachteiligen Eigenschaft, die Schiffe dagegen haben alle eine ziemlich vorteilhafte Eigenschaft, was gelungene Kombinationen ergibt. Man kann noch Missionen wählen – höchstens drei zur selben Zeit – und jetzt schon Ausrüstung kaufen.
Da wir alle ein Telefon nutzen, werden die Figuren für Schiff und Kapitän aufs Telefon gesetzt – mit wechselnder Erfolgen in Bezug auf drauf haften bleiben – und wir gewöhnen uns an die Idee, dass unsere Telefone nun als Schiff fungieren und über das Brett geschoben werden. Liegt das Telefon am Brett, zeigt das Display den abgedeckten Planabschnitt, nimmt man das Telefon auf, zeigt ein Interface Informationen zum Spielstand und oder Aktionsoptionen.
Die Spieler einigen sich auf die zum Sieg nötige Anzahl Punkte. Die App übernimmt die Spielleitung, bestimmt wer beginnt und wer jeweils am Zug ist und nennt die Möglichkeiten für die erlaubten zwei Aktionen eines Spielers in seinem Zug.
Optionen für die Aktionen sind Bewegung – immer orthogonal auf ein benachbartes Feld; Angriff – zwei Schiffe liegen auf benachbarten Feldern auf hoher See, keines davon darf in einem Hafen liegen; Spezialaktionen für Aufträge und Ereignisse, Reparatur auf See je nach Kapitänsfähigkeit, oder Einlaufen in einen Hafen mit Kaserne für Aufträge annehmen, Kaschemme für Spielerreihung nach Beutebesitz, Werft für Erneuern der Widerstandspunkte des Schiffs gegen Bezahlung und und Markt zum Erwerb oder Verkauf von Kampfausrüstung oder Erwerb von Kapitänsausrüstung und Schiffsteilen.
Verlassen des Hafens kostet Steuer, bezahlt man sie nicht, können spätere Besucher möglicherweise über die abgewickelten Aktionen im Hafen informiert werden.
Schnecken als Geld verdient man mit erfüllten Aufträgen und nutzt sie zum Kauf von besserer Ausrüstung.
Die App kümmert sich auch um die Wertung, nach jeder Runde addiert sie die Beute und beendet das Spiel, sobald die Siegbedingung erreicht wurde. Wer dies als Erster durch Abschließen von Aufträgen, gewonnene Kämpfe gegen fremde Schiffe oder besiegte Seeungeheuer die vereinbarte Anzahl Punkte erzielt, gewinnt.
So weit so spannend, oder auch irgendwie nicht – es macht auf jeden Fall Spaß, die Telefone hin- und herzuschieben, allerdings tut die App nicht immer das was möchte, zumindest bei uns nicht, wir schieben nach links, die App sagt wir sind nach oben gesegelt, und so fährt man unter Umständen einmal im Kreis bis man dort ankommt wo man hin will – war nicht wirklich ein Anreiz zum Weiterspielen; haben wir aber dann doch, schließlich sind wir neugierig und beutegierig und Piraten, also haben wir uns vorwiegend um die Aufträge gekümmert, die zum Teil innerhalb einer bestimmten Anzahl Zügen abgeschlossen werden müssen. Ein hübscher Detailmechanismus ist die Möglichkeit, dass bei Versagen in einer Mission ein anderer Spieler den Auftrag bekommen kann, das Versagen zu rächen!
Grafik und App samt Akustik und Hintergrundinformation sind an sich gut gemacht, alles passt zum Thema und ist sehr stimmig, auch die Kämpfe – man wählt die Waffen und dann sieht man den Kampf auf den Schirmen – einfach nett. Allerdings ist die Handhabung manches Mal etwas mühsam, so wollten die Figuren aus unserem Spiel partout nicht auf den Schiffen haften bleiben und mussten dauernd wieder draufgesetzt werden, wenn man sie der Atmosphäre halber denn drauf haben wollte. Auch im Ein-Telefon-Spiel bleibt die Handhabung pitzelig, da schiebt man halt Pappschiffe herum und gibt das Telefon weiter. Positiv erwähnen muss man auch die Wahlmöglichkeiten zu Beginn, man wählt Standard Game oder Erzählendes Spiel und kann das Tutorial dazu nehmen, das jede Aktionsoption beim ersten Auftauchen erklärt.
Unser einhelliges Urteil war „nett“, aber auf die Dauer nicht fesselnd genug für erfahrene Spieler, da gibt es Spiele, die das Thema mit mehr Taktik und mehr Planung umsetzen und bei denen „Bedienungsfehler“ leichter auszubessern sind als bei der App.
Zumindest muss man dem Spiel aber zugute halten, dass es mit der Verwendung der Smartphones als Spielfigur und dem direkten Bewegen der Figuren über das Brett samt „Durchsicht-Effekt“ bei weitem die stimmigste und plausibelste Verwendung der Smartphones für ein Brettspiel liefert und dazu einen ziemlichen Spaßfaktor mit der Brettansicht am Display und den tatsächlich toll gemachten Kampfsequenzen, in denen sich Schiffe und Waffen in einer toll gemachten Simulation zwischen den Telefonen hin und her bewegen.
Dagmar de Cassan
Spieler: 2-4
Alter: 14+
Dauer: 90+
Autor: Étienne Mineur und Team
Grafiker: Ferdinand Dervieux, Étienne Mineur
Preis: ca. 60 Euro
Verlag: Volumique / Iello 2016
Web: www.amigo-spiele.de
Genre: Fantasy, Piraten, Apps
Zielgruppe: Mit Freunden
Version: de
Regeln: de en fr it
Text im Spiel: nein
Kommentar:
Attraktives Material
Thema gut umgesetzt
Handhabung etwas mühsam
Attraktivste bisher bekannte Einbindung des Smartphones
Nicht ohne App zu spielen!
Vergleichbar:
Alchemist, Eye Know, Captain Black und andere Hybridspiele
Andere Ausgaben:
Apps sind in verschiedenen Sprachen verfügbar
Meine Einschätzung: 4
Dagmar de Cassan:
Die pfiffige Verwendung des Telefons als Spielfigur macht Spaß, trotz der zeitweise fehleranfälligen App, insgesamt hat das Spiel Ausbaupotential
Zufall (rosa): 2
Taktik (türkis): 2
Strategie (blau): 0
Kreativität (dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis (orange): 0
Kommunikation (rot): 0
Interaktion (braun): 2
Geschicklichkeit (grün): 0
Action (dunkelgrün): 1