Mit Freunden

 

Arbeit für künftige Generationen

 

Modern Society

 

Menschenrechte kontra Polizeieinsatz

 

Kid                       

Family                  

Friends         ein    

Expert                           

 

Alter                    

Spezial                 

 

Nun zu MODERN SOCIETY, das wesentlich komplexer aufgebaut und sehr schön gestaltet ist. Spielthema ist die sich in raschem Wandel befindende westliche Gesellschaft. Durch Überbevölkerung, eine ungewisse ökonomische Zukunft, Naturkatastrophen, Terrorismus, Klimawandel und Migration entstehen Ängste, die die Menschheit verunsichern und durch zunehmende Entsolidarisation sowie Überalterung die Grundlagen unserer Wohlfahrtsstaaten aushöhlen. Wohin soll der Weg gehen, welche Werte sollten die Ziele für unsere künftige Gesellschaft vorgeben?

 

Die Spieler sind als Staatsmänner gefordert, die Werte durchzusetzen mit denen das Wohlergehen künftiger Generationen gesichert werden sollte. Welche Wege stehen zur Verfügung: Rot im Spiel steht für "weiche", ideelle Ziele wie Gleichheit der Geschlechter und der Rassen, Menschenrechte, Redefreiheit, grün fordert Umweltbewusstsein und tritt ein für die Erhaltung unserer Natur, blau will ökonomischen Überlegungen das Primat einräumen, während schwarz die Staatsmacht stärken und mit Polizeieinsatz und Überwachung konservative Werte durchsetzen will.

Diesen Ideen in der Öffentlichen Meinung Geltung zu verschaffen, damit entsprechende Gesetze erlassen werden können ist Ziel des Spiels. 3-5 Spieler beeinflussen mit sogenannten Topic cards (in etwa Schlagworte/Ereignisse) die öffentliche Meinung, d.h. die Werte steigen (oder fallen) und bringen so mehr (oder weniger) Einflusspunkte. Mit diesen können Gestze durchgedrückt werden - die einerseits Siegpunkte bringen, andererseits zu Spezialaktionen verhelfen.

 

Ein Beispiel: Die Karte "terrorist strike" (zeigt meines Erachtens ein Bild vom Anschlag in Oklahoma/USA) verstärkt den Ruf nach mehr Sicherheit, schwarz steigt,

jetzt können mit der Karte "more rights for the police" mehr schwarze Punkte eingefahren werden, bei deren Ausspielen sinkt aber der Wert der roten Idee - Redefreiheit, Menschenrechte sind weniger wichtig, daher bringen sie weniger Punkte. Mit ausreichend Punkten kann ich nun z.B. das Gesetz (= law card) "strengere Zensur" durchsetzen, was mir 15 Siegpunkte bringt, außerdem kann ich jetzt auch schwarze Punkte dann erhalten, wenn dies durch irgendein Ereignis nicht möglich wäre.

 

Noch ein aktuelles Beispiel: "Fußball" steigert die Aufmerksamkeit für die Werte rot (Gleichheit der Rassen, Redefreiheit) und blau (Ökonomie), falls aber gleichzeitig die Karte "Alkoholismus" ausliegt, steigt auch schwarz (Polizei).

Gerade diese Verzahnung von Schlagzeilen und Ereignissen mit ihren Auswirkungen auf die Wertedebatte macht dieses Spiel so bemerkenswert und reizvoll. Da steckt viel Hirnschmalz und Liebe zum Detail drin, Kompliment an den Autor Jussi Autio. Dies ist auch ein Spiel für den politisch korrekten Pädagogen, für alte 68 er wie mich sowieso.

 

Zurück zum Spielablauf: In der Tischmitte liegt eine aus 5 Karten gebildete Zählleiste ("value cards"), die mittels farbiger Holzmarker das Steigen oder Fallen der Werte in jeder Runde anzeigt (je höher einer ist, desto mehrPunkte bringt es, diesen auszuspielen). Daneben liegen 4 Stapel Gesetze in den zu ihren Werten passenden Farben, die billigsten oben, die teuersten unten. Auf dem Nachziehstapel schließlich liegen verdeckt die sogenannten "topic cards"(84), von denen am Spielbeginn jeder 5 Stück als Handkarten zieht, diese sind das Herzstück von Modern Sciety. Vor sich hat jeder Spieler eine "score card"-darauf wird mit farblich passenden Holzmarkern der eigene Punktestand der Werte (1- 25) angezeigt. Help cards mit der Erklärung der Symbole der topic- und law cards stehen jedem zur Verfügung.

 

Gespielt werden 4 Saisonen, jede hat 3 Runden.

Zunächst wählt jeder eine topic card, die er verdeckt vor sich legt, dann werden diese gemeinsam aufgedeckt und reihum ausgewertet, d.h. die farbigen Wertemarker auf der Value-Leiste werden entsprechend den Symbolen rechts auf den topic cards nach plus oder minus verschoben - viele der Karten weisen Symbole mehrerer Farben auf. Hat eine ausgespielte Karte eine Sonderfunktion, wird diese jetzt angewendet, ist auf einer ein X2-Zeichen, darf deren Besitzer eine weitere Karte ausspielen (einige Law cards bieten diesen Vorteil ebenfalls).

Nachdem alle Bewegungen auf der Value-Leiste abgeschlossen sind, erhält jeder Mitspieler die auf der ausgespielten Karte li angegebenen Punkte und verschiebt den farblich passenden Marker auf der eigenen Score card. Dazu kommen noch Minus oder Pluspunkte, je nachdem wo der jeweilige Wertemarker auf der Value-Leiste steht. Eventuell kommen "Combi points" (Boni) dazu, wenn bestimmte andere Karten(stehen auf der Topic-Karte) auch offen ausliegen.

Liegt beispielsweise die Karte "Computerchip-Hersteller" aus, steigt blau auf der Werteleiste um +2 und bringt 3 blaue Punkte, liegen aber auch die Karten "Internet" und "Waffenhersteller" offen aus (egal bei wem), bringt jede davon 2 zusätzliche (Combi-)Punkte. Sonderfunktionen und Combi-points sind im Textfenster der Karten angeführt, oberhalb prangen themenbezogene Farbfotos oder Symbole (z.B. bei "Hippies" ein Peace-Zeichen auf knallbuntem Untergrund).

Am Ende jeder Runde kann jeder Spieler - so er genug Punkte hat – maximal ein Gesetz pro Farbe kaufen, es muss aber vom niedrigsten ausliegenden Level sein, ein höheres ist nur möglich, wenn bereits eine Karte des vorangegangenen Levels in seinem Besitz ist. Von jeder Stufe darf man nur ein Gesetz besitzen, das teurere verdeckt das vorangegangene (somit auch dessen Sonderfunktion und dessen Siegpunkte).Der Erwerb von "law cards" ist das Schlüsselelement von Modern Society, dies sind die Siegpunkte, wer in Summe aller Farben die meisten hat, gewinnt.

 

Jede Runde gliedert sich somit in Kartenauslage, Beeinflussung der Gesellschaft (Veränderung der Werteleiste), Nutzung von Spezialeigenschaften und Lukrieren von Punkten, womit schließlich Siegpunkte (Law cards) gekauft werden. Zu keinem Zeitpunkt darf ein Spieler mehr als 8 Karten auf der Hand halten. Nach 3 Runden endet eine Saison, jetzt erst werden alle ausliegenden "topic cards" auf dem Ablagestapel entsorgt, Jeder darf 5 neue Karten ziehen. Die Anzahl der Saisonen ändert sich mit der Spielerzahl.

 

Dieses Spiel fasziniert mich, es ist durchdacht, voller aktueller Bezüge und spielerisch interessant. Die Aufmachung ist gut gelungen und detailfreudig, die Regeln sind einfach und kurz. Im Spielmechanismus Soul Hunter nicht unähnlich ist es doch ein völlig anderes Spiel, nicht so interaktiv, nicht boshaft. Der Spielspaß ist groß, der Einstieg einfach und doch ist es ein typisches "Freakspiel": für Gelegenheitsspieler zu komplex, es dauert meist deutlich länger als angegeben, da man auf der Suche nach Combipoints sehr genau nachsehen muss, was trotz Kartentitel in umgekehrter Schrift auf der anderen der Seite der Karten das Spiel erheblich verlangsamt. Wenn man Modern Society oft gespielt hat, oder mit geübten Trading card-Spielern am Tisch sitzt dauert es deutlich weniger lang. Freunde etwas anderer Kartenspiele und Sammler sollten unbedingt zugreifen, ein Lob an den Tuonela-Verlag. Übrigens, alle 3 Spiele sind in Englisch.

Nochmals Dank nach Finnland für 3 wirklich interessante Spiele.

 

Spieler         : 3-5

Alter            : ab 10 Jahren

Dauer           : ca. 150 min

 

Autor           : Jussi Autio

Grafik          : Artti Löytynoja

Vertrieb A.   : Heidelberger

Preis            : ca. 20,00 Euro

Verlag          : Tuonela 2009

  www.tuonelaproductions.com

 

Genre                    : Kartenspiel 

Zielgruppe             : Mit Freunden

Mechanismen         : Mehrere ineinander vernetzte

 

Zufall                     : 2

Wissen                  : 4

Planung                 : 4

Kreativität              :

Kommunikation      : 6

Geschicklichkeit      :

Action                   :

 

Kommentar:

Tolle Mischung aus Thema und Ausstattung

Interessanter, dichter Mechanismus

Spielerfahrung empfohlen

 

Vergleichbar:

Race for the Galaxy

 

Atmosphäre: 7

 

Christoph Proksch:

Ein wunderschönes Tüftlerspiel für geübte Spieler, am besten zu dritt