Mit Freunden

 

EIN Leckerbissen aus Finnland

 

Inquisitio

 

Folter gegen Ketzerei

 

Kid                       

Family                  

Friends         ein    

Expert                           

 

Alter                    

Spezial                 

 

Bei der Spiel 09 in Essen gab es einen finnischen Stand, der drei im Tuonela Verlag

erschienene Kartenspiele vorstellte: INQUISITIO von Jani Rönkkönen, SOUL HUNTER von Ville Hankipohja und MODERN SOCIETY von Jussi Autio. Die freundlichen, gut englisch sprechenden Präsentatoren vermittelten schon beim Ausprobieren erheblichen Spielspass.

Allen Spielen gemein sind einfache, präzise 4 Seiten lange Regeln in englischer

Sprache - inklusive Kurzfassung für raschen Einstieg.

Inquisitio ist ein relativ kurzes Spiel mit ausgefallenem Scenario, die beiden anderen

wirken etwas komplexer und weisen im Spielmechanismus gewisse Ähnlichkeiten auf.

 

INQUISITIO spielt Anfang des 17. Jahrhunderts im Norden Spaniens, die 3-5 Spieler werden als der Ketzerei Verdächtigte vor Gericht gestellt und gefoltert (keine Angst, nur durch Ausspielen von Karten). Spielziel ist es die Folter zu überleben und möglichst wenige Schuldpunkte zu erhalten, auch indem man die Richter besticht, sich mehr den anderen Angeklagten zuzuwenden. Klingt gefährlich, macht aber Spaß!

Vor jedem Spieler liegt eine Karte mit 2 Skalen für körperliche und geistige Gesundheit, sinkt eine davon auf 0, scheidet der Spieler aus. 10 Einheiten Startgeld (Münzkarten) und 5 Feature-Cards (Merkmale/Indizien) besitzt jeder zu Spielbeginn, in der Tischmitte liegen 3 verdeckte Kartenstapel mit Befragungs-, Folter- und weiteren Merkmalskarten, außerdem Bestechungsgeld und 18 offene Geständnisse.

Der Startspieler deckt die ersten beiden, je eine Befragungs-und Folterkarte, auf und beschuldigt seinen linken Mitspieler z.B. der Blasphemie (oder der Teilnahme am Hexensabbath und ähnliches, je nach Abbildung rechts oben), und um seinen Vorwurf zu stützen, sucht er nach 2 Indizien (rechts unten abgebildet). Hat der Beschuldigte eines oder mehrere der Merkmale in seinen Handkarten, muss er sie offen auslegen und bekommt am Spielende Schuldpunkte dafür, dann wird er der Folter unterworfen: Insgesamt gibt es 18 verschiedene Foltern (= Karten,  beispielsweise Geisselung, Streckbank, Schlafentzug u.a, schön schaurige farbige Abbildungen) und jede zeigt unten den Schaden: je ein rotes, blaues und gelbes Quadrat mit Zahlen von 1-3 (Zahl kann auch fehlen). Rot heißt physischer und blau psychischer Schaden, gelb zeigt an, wie viele weitere Merkmalskarten aufgenommen werden müssen. Rechts davon ist ein Münzsymbol auf jeder Folterkarte (Wert 3 oder 4). Dieses symbolisiert Geld, welches die Familie ins Gefängnis einschmuggeln kann um dem Opfer zu helfen, den Richter zu bestechen. Um den Folterschaden zu mindern, kann man auch gestehen, die passende Karte legt der Spieler vor sich (sind auch Schuldpunkte). Dies verringert den Schaden um insgesamt 2 (nicht vergessen, wer auf null landet, scheidet aus).

Dann wird die Folterkarte abgeworfen, die Befragungskarte auch, aber nicht bei einem Geständnis – in diesem Fall wird sie stattdessen offen in eine Beweismittelreihe gelegt, die Beweise bestimmen am Spielende die Schuldpunktezahl. Findet der Richter keine Indizien, Glück gehabt, keine Folter!

 

Aber es gibt noch eine zweite Aktionsmöglichkeit bei Befragung (sinnvoll, wenn man die gesuchten Merkmalskarten (feature cards) in der Hand hat!): 2 Münzen an die Bank und die Anklage wendet sich dem nächsten Spieler zu - dieser muss bereits 3 Münzen Bestechungsgeld bezahlen. Die Kosten steigen immer um 1 (der Richter wird gieriger) und so kann es durchaus passieren, dass die Anklage wieder beim ersten Opfer landet, nur kostet eine weitere Bestechung nun erheblich mehr (wenn man sie überhaupt noch bezahlen kann).

Zusätzlich zur Richterbestechung kann durch Zahlung von 2 die Anklage fallen gelassen werden (die Befragungskarte wird durch eine neue ersetzt - bei etwas Glück hat man die darauf gezeigten Indizien nicht auf der Hand) und die Folterkarte kann nach Ansicht der neuen Anklage (gratis) auch ausgetauscht werden (hoffentlich weniger Schaden!), die Kosten der Zusatzbestechung steigen nicht ! Noch ein "nettes" Detail: hat einer gestanden, kann er gleich einen Mitspieler bei Gericht anzeigen - er nennt ein Indiz (eine Übersicht aller hat jeder vor sich liegen) und der nun Beschuldigte muss, so er es hat, die entsprechende(n) Karte(n) offen vor sich auslegen .... beim Überleben während der Inquisition ist schließlich jeder sich selbst am nächsten.

Nach dem Ende einer Befragung wechselt die Spielreihenfolge im Uhrzeigersinn, je eine neue "Interrogator card" und "torture card" werden aufgedeckt. Wenn alle

Befragungskarten gespielt sind, endet die Inquisition. Jetzt werden Schuldpunkte anhand der offenen Beweise ermittelt: jede Geständniskarte die mit offenen Beweisen übereinstimmt bringt 3, jedes ausgelegte Indiz 2, jedes versteckte (d.h.in den Handkarten gehaltene) 1 Schuldpunkt, das Gericht tritt zum Urteilsspruch zusammen, und wer die meiste Schuld auf sich lud, landet auf dem Scheiterhaufen. Die anderen Spieler addieren ihre restlichen Lebens- und psychischen Stabilitätswerte, multiplizieren diese mit 3 und ziehen davon die Schuldpunkte ab, die nunmehr höchste Endzahl kürt den Sieger.

INQUISITIO ist ein kurzweiliges hübsch gestaltetes Kartenspiel, es zeigt trotz des makabren Themas keine blutrünstigen Abbildungen und eignet sich als spaßige

Abwechslung für zwischendurch oder als Abschluss eines langen anstrengenden Spieleabends. Je mehr Spieler, desto besser, ich könnte es ein gutes Familienspiel nennen, wäre nicht das schräge Szenario, so eignet es sich am besten für Jugendliche und Erwachsene mit Sinn für eher Ungewöhnliches, sicher nicht gemacht für moralinsaure Pädagogen. Vergleichbar mit dem brillanten Family Business (zuletzt auf Deutsch als Chikago Gangster bei Truant erschienen).

 

Spieler         : 3-5

Alter            : 13+

Dauer           : ca. 45 min

 

Autor           : Jani Rönkkönen

Grafik          : Artti Läytynoja, Julianna Hemmoranta u.a.

Vertrieb A.   : Heidelberger

Preis            : ca. 20,00 Euro

Verlag          : Tuonela 2009

                     www.tuonelaproductions.com

 

Genre                    : Kartenspiel

Zielgruppe             : Mit Freunden

Mechanismen         : Karten spielen oder abwehren

 

Zufall                     : 4

Wissen                  : 2

Planung                 :

Kreativität              :

Kommunikation      : 6

Geschicklichkeit      :

Action                   :

 

Kommentar:

Ungewöhnliches Thema

Einfache Mechanismen

Gute Grafiken

 

Vergleichbar:

Family Business

 

Atmosphäre: 6

 

Christoph Proksch:

Ein Spiel, das gerade wegen des ungewöhnlichen Themas viel Spaß macht! Und außerdem hinsichtlich Grafik und Ausstattung ansprechend gemacht ist!