MAKA BANA – Mitten
im Pazifik
Es ist verboten, an
‚Heiligen’ Orten zu bauen …
Lassen Sie sich auf
eine kleine paradiesische Insel mitten im Pazifik entführen. Vier exotische
Strände, Azzura, Bikini, Diabolo und Coquito, laden zum Bau romantischer Strohhütten
ein. Zehn dieser Strohhütten stehen jeder Baumeisterin zur Verfügung. Sobald
die letzte davon aufgestellt ist, endet das Abenteuer auf Maka Bana. Allerdings
ist es strengstens verboten, an heiligen Orten zu bauen. Diese sind durch Totems,
die polynesische Götter verkörpern, geschützt. Schon beim ersten Ausbreiten des
Spielplans werden Sie sich dem Flair des Exotischen nicht entziehen können. Feiner
Sand, Gras, Fels und Lagunen liegen im tiefen Blau des weiten Pazifiks. Die
Strohhütten mögen aus Plastik sein, ebenso die Tikis, die Totems, dennoch
entstehen im Laufe des Spiels für das Auge des Betrachters wunderschöne Bilder.
Welches
Spielprinzip liegt dem Maka Bana zu
Grunde? Worauf müssen Sie sich beim Kauf dieses Erstlingswerkes der
französischen Tilsit Collection (am Rücken der Schachtel prangt eine „1“)
einstellen? Ich wurde schon bei den ersten Spielzügen an das altbewährte
Stein-Schere-Papier Prinzip erinnert? Vielleicht nicht in der elaboraten Art
und Weise umgesetzt, wie etwa bei Klaus Teubers Adel verpflichtet oder Stefan Dorras Razzia. Aber die Gedankensprünge kommen mir dennoch sehr bekannt
vor: Spielerin A macht eine Aktion, weil sie denkt, dass Spielerin B denkt,
dass Spielerin A denkt, dass … Sie wissen, was ich meine. Einer ist dem anderen
immer um einen Kick voraus, oder auch nicht. Leider! Das bringt dieses
Spielprinzip eben so mit sich.
Die
Spielvorbereitung bei Maka Bana nimmt
nur wenige Sekunden ein. Sie können also sofort in das Insel-Abenteuer eintauchen.
Jede Spielerin wählt zehn Strohhütten und dreizehn Spielkarten einer Farbe,
dazu ein passendes Tiki (Totem.) Vor einer Spielerin wird die Startkarte
abgelegt. Nun kann es losgehen. Allerdings mit welchem Spiel? Der Regel ist zu
entnehmen, dass Maka Bana in zwei
Schritten gespielt wird. Erster Schritt: Haapii
Maka Bana. Zweiter Schritt: Maka Bana
Mao. Hiervon dürfen Sie sich nicht täuschen lassen. Die beiden „Schritte“
sind völlig eigenständige Spiele, die einfach nach ähnlichen Grundregeln
abgewickelt werden. Im Weiteren möchte ich mich ausschließlich auf Haapii Maka Bana beziehen, denn diese
Grundvariante wurde in unserer Spielrunde als wesentlich attraktiver erlebt. Meine
Begründung dazu folgt später. Der Spielablauf ist bei Maka Bana sehr klar strukturiert und besteht aus kurzen Phasen: (1)
Geheim müssen die Spielerinnen ein Bauprojekt auswählen. (2) Ein Indiz, wo sie
bauen wollen, wird bekannt gegeben. (3) Tikis werden aufgestellt. Und (4) die
Projekte werden, wenn möglich, realisiert. Wie können Sie nun die erste Phase
umsetzen? Dazu sollten Sie zunächst Ihre 13 Spielkarten kurz betrachten. Sie
haben vier Strände (Azzura, Bikini, Diabolo und Coquito), vier Strandabschnitte
(feiner Sand, Gras, Fels und Lagune), drei Dekore (Blume, Fisch und
Tätowierung) sowie zwei Farbkarten zur Verfügung. Zunächst wird eine frei
gewählte Dreierkombination aus Strand, Abschnitt und Dekor verdeckt vor den
Spielerinnen abgelegt. Damit wird einer der 39 Bauplätze der Insel Maka Bana
eindeutig definiert. In der zweiten Phase muss jede Spielerin ein Indiz, d.h.
die Karte für Strand, Abschnitt oder Dekor aufdecken. Nun weiß man schon viel
mehr, aber bei weitem nicht alles. Reihum werden nun von jeder Spielerin die
Tikis auf einen Bauplatz platziert, um diesen für die aktuelle Saison zu
sperren, oder aber um ein bereits bestehendes eigenes Bauprojekt zu schützen. Und
dieser Schutz ist absolut notwendig, so viel sei verraten. Die beiden
Farbkarten jeder Spielerinnenhand erlauben es nämlich, Hütten der anderen einfach
umzufärben. Ganz schön gemein, diese polynesischen Hüttenbauer! Sie sehen
schon, erraten Sie, wo die anderen bauen wollen, werden Sie ihnen die Projekte
gehörig versalzen. In der letzten Phase werden die Strohhütten aufgestellt, die
Tikis wieder zurück genommen und unmittelbar darauf die Vorbereitungen für die
nächste Saison eingeleitet. So geht es einem einfachen Schema folgend von
Saison zu Saison, bis es einer der Spielerinnen gelingt, ihre zehnte Hütte zu
platzieren, oder bis einer der vier Strände vollständig verbaut wurde. In
letzterem Fall wird allerdings noch eine Abschlusssaison angehängt. Gefolgt
wird dies von einer allgemeinen Wertungsrunde. Dabei zählt jede Strohhütte 1
Punkt, egal wo sie errichtet wurde. Stehen zwei Hütten Wand an Wand, werden 3
Punkte (1+2) geschrieben, bei drei Hütten wächst die Prämie auf 6 Punkte
(1+2+3). Jede weitere Hütte einer Kette bringt 3 Punkte, d.h. der Zuwachs
pendelt sich auf hohem Niveau ein. Es gibt noch eine weitere Möglichkeit,
Punkte zu machen. Und zwar für die Spielerin, die an einem der vier Strände die
relative Mehrheit an Strohhütten ihr Eigen nennt (4 Punkte). Teilen sich zwei
Spielerinnen diesen Strand, werden auch die Punkte gerecht aufgeteilt (2+2.)
Mehr aus
Pflichtbewusstsein als auch echter innerer Überzeugung möchte ich jetzt noch
ein paar Worte zu den Regelfeinheiten der zweiten Spielweise Maka Bana Mao verlieren. Im
anschließenden Kommentar werde ich meine Zurückhaltung genauer erläutern. In
diesem „Schritt“ (siehe Regelheft) dürfen Projekte durch eine beliebige,
verdeckt abgelegte Kartenzahl angekündigt werden. Sie können also genauso gut
eine Karte, wie alle dreizehn verwenden. Außerdem sind in einer Runde bis zu
zwei Bauprojekte pro Spielerin möglich. Wo liegt der Sinn dieser Freizügigkeit?
Einfach darin, eine der Spielerinnen zu denunzieren, sprich anzuklagen,
gefälschte Baupläne vorzulegen. Gefälscht ist jede Abweichung von der
Standardansage mit drei Katen. Hat die angeklagte Spielerin tatsächlich eine
größere Abweichung als der Denunziant, darf sie diese Saison nicht bauen. Im
umgekehrten Fall schaut der Denunziant zu. Wie wird man nun zum Anzweifelnden?
Einfach dadurch, dass man den Namen einer Mitspielerin nennt, mit dem Finger
auf jemanden zeigt, oder sonst wie ein Räuspern hören lässt. Wie sagt doch die
Regel: „Wenn Sie niemanden verraten wollen, müssen Sie zu Stein erstarren.“
Nun, zugegeben, das ist uns in unserer eher lebendigen Spielrunde nur bedingt
gelungen. Siegbedingungen und Wertung bleiben bei der Mao-Spielweise unverändert.
Maka Bana spielt sich sehr locker, und erfreulicherweise passt sich die Graphik
dieser Mixtur aus Bluff, Taktik und einer Prise Deduktion ideal an. Es kommt
schon beim ersten Blick auf Schachtel wie Inhalt Inselflair auf. Allerdings
müssen die Spielerinnen der visuell ansprechenden Graphik in der ersten Partie
Tribut zollen. Sowohl die Trennlinien zwischen den einzelnen Stränden als auch
die jeweilige Geländeart lassen sich nur schwer erkennen. Dies würde den
Spielspass arg trüben, so dachten wir zunächst. Aber erstaunlicherweise haben
alle meine Spielpartnerinnen die gleiche Wahrnehmung gemacht. Unser Auge passt
sich der Inselwelt bereits nach wenigen Spielzügen problemlos an. Plötzlich
sieht man verborgene Pfade, die zunächst kaum zu erahnen sind. Dieser
Kritikpunkt wiegt daher nicht allzu schwer. Wie sieht das Regelstudium aus? Bei
zwölf Seiten mag sich manche Käuferin dieses Spiels auf eine lange
Vorbereitungszeit einstellen. Keine Angst, es kommt nicht so dicht. Erstens
wird ab Seite 7 das verzichtbare Maka
Bana Mao beschrieben, zweitens nimmt die etwas umständliche Einleitung
sowie der Regelzusatz „für zwei Spieler“ eine weitere Seite ein, und drittens
wird auf der letzten Seite eine sehr brauchbare Kurzspielregel präsentiert. In
Wahrheit ist die Regel gut bebildert, mit zahlreichen Beispielen garniert und gibt
zudem Antwort auf jede erdenkliche Frage. Der Verlag stellt zudem eine gut
gemeinte Aufforderung an den Beginn: „Nehmen Sie sich Zeit, um die Spielregeln
genau zu lesen. Jedes Wort ist wichtig und trägt zum besseren Verständnis der
Regeln bei.“ Ich konnte mir dazu ein leichtes Schmunzeln nicht verhehlen.
Ich habe weiter
oben von einer Mixtur aus Taktik, Bluff und Deduktion geschrieben. Die
taktische Komponente bezieht sich auf die verschiedene Wertigkeit jedes
Bauplatzes. Steht eine Strohhütte für sich allein, zählt sie eben nur einen
winzigen Punkt. Die Insel Maka Bana offeriert
aber tückischerweise eine Achter-, eine Sechser- sowie mehrere Dreier- und
Zweierbaukomplexe. Hier liegen potenziell wertvolle Plätze, was allerdings
allen Mitspielerinnen bewusst ist. Hat eine Spielerin zudem an einem Strand die
Mehrheit, wird dies extra belohnt. Es ist also Bauplatz keinesfalls gleich
Bauplatz. Wer lukrativ seine Hütten aufstellen möchte, muss daher die
Rivalinnen ausbluffen. Sonst verstellt sofort ein fremdes Tiki den göttlichen
Blick auf das weite Meer. Das Wörtchen Deduktion sollte Sie auch nicht
abschrecken. Maka Bana ist kein
Rechenspiel, so viel sei betont. Im Gegenteil, es ist sehr einfach, die wenigen
Punkte zu überblicken. Jede Hütte zählt 1 bis 3 Punkte, jede Strandmehrheit 4
(oder 2.) Daher hat die Topbaumeisterin am Ende des Spiels so um die 20 Pünktchen
auf ihrem Konto. Dennoch entsteht die Spannung bei Maka Bana aus genau diesem erwähnten Mix, besonders wenn vier oder
fünf Spielerinnen die Insel bevölkern. Weniger attraktiv kommt das Element des
Bluffens bei zwei Spielerinnen rüber. Technisch funktioniert alles, wohlgemerkt,
jede Spielerin übernimmt einfach zwei Hüttenfarben. Aber die Freudenausbrüche,
wenn wieder mal ein Tiki alle Pläne zunichte macht, wollen nicht so recht aufkommen.
Genau dies ist auch meine Kritik an der Variante Maka Bana Mao. Irgendwie kommt der Bluff nicht rüber, von der
Taktik möchte ich gar nicht reden. Es wird denunziert, klar, aber das Prickeln
beim Aufdecken der drei Karten zur Bauplatzfestlegung fehlt und damit geht die
klare Struktur des Spiels verloren. Lockerheit und Geselligkeit sind wohl die
entscheidenden Faktoren auf unserer Pazifikinsel. Für Zweierromantik und
gegenseitiges Anschwärzen bleibt da wenig Platz.
Mein persönliches
Fazit: Ich denke, der Ablauf dieses Spiels klingt fast banal. Und genauso banal
ist er auch. Aber - lesen Sie bitte unbedingt weiter - es gibt bei Spielen eben
nicht nur die Kriterien strategisch/glücksbetont, kommunikativ/grüblerisch oder
einfach/komplex. Vielmehr muss die Stimmung rundum in fremde Gedankenwelten
entführen. Und meine Erfahrung ist, dass bei Maka Bana, trotz der Simplizität des Spielablaufs, enormer Spaß
aufkommt. Jeder versucht fast messianisch, seine Tikis, seine polynesischen
Götterbilder, auf die richtigen Bauplätze zu stellen, um den Mitspielerinnen
beim Bau ihrer Hütten ein Schnippchen zu schlagen. Und da die Topplätze Runde
für Runde rarer werden, nimmt der Spannungsbogen von Saison zu Saison zu. Wie meinte
einer meiner Freunde: „Maka Bana ist
für mich ein „4er-Spiel“ mit Potenzial.“ (bezogen auf die Würfelwertung von 1
bis 6, Anm. des Autors.) Damit drückte er wohl aus, vielleicht sogar mit einem
Anflug des leisen Bedauerns, dass bei diesem Erstlingswerk Haffners keine
objektiv wirklich herausragende Wertung möglich ist, aber gleichzeitig, bei
richtiger Zusammensetzung der Spielrunde, nach oben Luft für besondere
Stimmungsausbrüche besteht. Ich kann dem nur beipflichten und Ihnen empfehlen,
sich Ihre Mitspielerinnen genau auszusuchen. Dann werden auch Sie Ihren
nächsten „Spielurlaub“ mit Freude im paradiesischen Pazifikraum verbringen
können.
MAKA
BANA
Spieler: 2-5
Alter: ab
10 Jahren
Dauer: 45
Minuten
Verlag: Tilsit
Editions 2003
Autor: François Haffner
Grafiker: Johann
Aumaître
Preis: ca.
€ 30
WIN WERTUNG
Genre: Bluff-/Taktikspiel
Zielgruppe: Familie
Mechanismus: Bluffen,
Stein-Schere-Papier Prinzip
Strategie: *
Taktik: ****
Glück: ****
Interaktion: ****
Kommunikation: **
Atmosphäre: *****
Kommentar:
Stimmiges
Spielmaterial
Hoher Bluffcharakter
Eine Prise
Deduktion
Ständig steigender
Spannungsbogen
Für alle
Altersstufen
Hugo Kastner: Maka Bana wird in Spielrunden, die keine
allzu tiefen strategischen Entscheidungen wünschen, dafür jedoch umso mehr den Bluff
lieben, großen Anklang finden. Wenn Ihnen Adel
verpflichtet oder Razzia gefallen,
wird Ihnen auch Maka Bana zusagen.
Hugo Kastner