UNSERE REZENSION
Goldrausch im Klondike River …
Klondike 1896
… oder doch lieber Stadtrat werden?
Klondike 1896 ist ein neues Spiel von Vladimír Suchý, der für seine bei Czech Games Edition verlegten Spiele, etwa Sechsstädtebund, Die Werft oder zuletzt Der Letzte Wille schon einen gewissen Bekanntheitsgrad erworben hat. Klondike 1896 wird aber nicht vom besagten, durchaus bekannten, tschechischen Verlag vertrieben, sondern von dem in der Brettspielwelt bisher unbekannten Verlag Stragoo Games, ebenfalls aus Tschechien. (Stragoo Games ist eine neu gegründete Tochterfirma von Bonaparte, einem etablierten tschechischen Verlag für Puzzles und Standard-Gesellschaftsspiele - Anmerkung der Redaktion)
Die Aussage „ein neues Spiel“ muss ich gleich revidieren, denn eigentlich erhält man mit Klondike 1896 gleich zwei neue Spiele. In der Spielanleitung werden diese als Einsteigerspiel und Fortgeschrittenenspiel bezeichnet. Mit der Bezeichnung bin ich nicht ganz glücklich, denn als erfahrener Leser vieler Spielanleitungen würde ich hinter dem Fortgeschrittenenspiel eine Erweiterung des Einsteigerspiels vermuten. Hier handelt es sich aber um ein vollkommen anderes Spiel, das mit dem Einsteigerspiel nicht viel gemein hat. Während das Einsteigerspiel ein Versteigerungsspiel ist, dessen Mechanismus an eine vereinfachte Variante von Ra oder Sechsstädtebund erinnert, ist das Fortgeschrittenenspiel etwas für Schnelldenker und -leger und lässt sich mit Spielen wie Mondo, Galaxy Trucker oder Ubongo vergleichen.
Folglich werde ich auch diese Rezension in zwei Teile unterteilen um die beiden Spiele zu beschreiben und dabei der, wenn auch unglücklichen, Bezeichnung des Verlages folgen.
Einsteigerspiel
Goldrausch in Dawson City, die Spieler versuchen sich die ertragreichsten Schürfrechte entlang des Flusses zu sichern.
Das Einsteigerspiel wird in Runden gespielt. Jede Runde liegt eine der Spieleranzahl entsprechende Anzahl an Plättchen, den Schürfrechten, aus. Reihum können die Spieler auf eines dieser Plättchen bieten. Dabei gilt, dass sie entweder einen Markierungsstein in Spielerfarbe auf ein freies Plättchen legen oder einen Mitspieler vertreiben, indem der Markierungsstein zusammen mit einer beliebigen Anzahl an Rubinen zu einem schon besetzten Plättchen gelegt wird. Dabei gilt es nur zu beachten dass mehr Rubine gelegt werden müssen als der vertriebene Spieler schon hingelegt hat. Der vertriebene Spieler erhält allenfalls gebotene Rubine zurück und muss seinen Markierungsstein sofort wieder einsetzen, kann aber natürlich auch wieder einen Spieler vertreiben. Dies geht so lange hin und her bis alle Plättchen unter den Spielern verteilt sind. Die nun ausliegenden Rubine werden in den Vorrat gelegt und alle Spieler erhalten ihr Plättchen. Dieses wird nun auf dem Spielertableau platziert.
Jeder Spieler hat ein Tableau, das aus 4 kleinen quadratischen Rastern besteht. Jedes Raster besteht aus 6 mal 6 quadratischen Feldern, auf denen Rubine, Goldnuggets oder auch nur grüne Wiese aufgezeichnet sind. Wie die 4 Raster zusammengelegt werden, ist im Prinzip den Spielern überlassen und lässt so etwas Varianz zu. Die Spieler müssen sich nur vor Spielbeginn einigen.
Die ersteigerten Plättchen haben unterschiedliche Formen, ähnlich den Tetris-Steinen und überdecken unterschiedlich viele Felder auf dem Tableau. Ziel beim Platzieren der Plättchen ist es, möglichst schnell eine Verbindung vom linken zum rechten Rand des Tableaus auszulegen und dabei möglichst viele Goldnuggets und Rubine zu überdecken. Die Rubine können dann für die nächsten Versteigerungen verwendet werden, die Goldnuggets sind Siegpunkte für die Endwertung und werden auf der Siegpunktleiste markiert. Ein paar einfache Bauregeln müssen beim Legen der Plättchen noch beachtet werden, so müssen sie das zuletzt gelegte Plättchen berühren. Außerdem wird noch jede Runde ein kleines Zusatzplättchen versteigert, aber das war es dann auch schon mit Regeln.
Sobald ein Spieler das rechte Ende seines Tableaus erreicht hat, ist das Spiel zu Ende und es wird abgerechnet. Pro fehlender Spalte zum rechten Ende gibt es Minuspunkte. Es gewinnt, wer am meisten Punkte hat.
Fortgeschrittenenspiel
Was machen mit dem guten Gold? Wie wäre es mit einer politischen Karriere in Dawson City?
Das Fortgeschrittenenspiel wird ebenfalls in Runden gespielt, auch hier werden, nach ähnlichen Bauregeln, Plättchen auf den Rastern platziert, aber das war es dann schon mit dem Gemeinsamkeiten.
Zu Beginn erhält jeder Spieler einen vollen Satz an verschiedenen Plättchen. In jeder Runde wird eine der Spieleranzahl entsprechende Anzahl an Gunstkarten und eine Zielkarte ausgelegt. Auf den Zielkarten sind unterschiedliche Zahlen für Rubine und Goldnuggets angegeben. Die Spieler versuchen gleichzeitig, möglichst schnell die vorgegebene Anzahl an Rubinen und Goldnuggets am Tableau mit Plättchen zu überdecken. Wer meint, fertig zu sein, nimmt sich eine der ausliegenden Gunstkarten. Auf diesen Karten sind unterschiedlich viele Symbole von einem der 4 einflussreichsten Stadtbürger der Stadt aufgezeichnet, Sheriff, Bürgermeister, Pferdehändler und, na klar, Bordellbesitzerin. Sobald der vorletzte Spieler eine Karte genommen hat, darf der letzte Spieler noch eine Wette auf einen der anderen Spieler machen. Nun wird überprüft, ob alle Spieler die Zielzahlen erreicht haben. Wer sie genau erfüllt hat darf sich die auf der genommenen Gunstkarte angegeben Punkte auf der Zählleiste der passenden Person gutschrieben; wer sich verzählt hat, muss sich die Punkte abziehen. Der letzte Spieler gewinnt oder verliert mit dem Spieler auf den er gewettet hat, allerdings der übriggebliebenen letzten Gunstkarte entsprechend.
Nach einer vorgegebenen Anzahl an Runden wird abgerechnet. Für jeden Stand gibt es eine Mehrheitswertung, ebenso wie für die Gesamtzahl an Symbolen. Wer dann am meisten Punkte hat gewinnt.
Fazit
Beide Spiele sind recht einfache Familienspiele und mit einer Spieldauer von etwa 20-30 Minuten gut für zwischendurch geeignet. Die grafische Gestaltung ist einfach, aber zweckmäßig. Bei anderen Verlagen wäre das sicher hübscher ausgefallen. Die Farbwahl der Stände finde ich aber sehr merkwürdig, vor allem das Rosa der Bordelldame ist doch sehr rosa. Die Spielanleitung ist mehrsprachig. Leider ist die deutsche sehr fehlerhaft, ich habe jedenfalls bald zur wesentlich besseren englischen Anleitung gewechselt.
Das größte Versäumnis ist meines Erachtens aber die Spieleranzahl. Ich denke dass beide Spiele auch für mehr als die angegebenen zwei bis vier Spieler funktionieren würden, aber das Spielmaterial reicht eben nur für vier. Das ist, denke ich, eine verpasste Chance, denn gerade im letzten Jahr sind kaum Spiele für mehr als vier Spieler veröffentlicht worden. Was bleibt sind zwei Spiele in der Packung von einem, die zwar beide ihren Reiz haben, am Ende aber sehr durchschnittlich sind und kaum aus der Masse herausragen, als kurze Spiele für zwischendurch aber durchaus empfehlenswert sind.
Markus Wawra
Spieler: 2-4
Alter: 8+
Dauer: 30+
Autor: Vladimír Suchý
Grafik: nicht genannt
Preis: ca. 25 Euro
Verlag: Stragoo Games 2011
Web: www.stragoo.cz
Genre: Lege- und Auktionsspiel
Zielgruppe: Für Familien
Version: multi
Regeln: br cz de en es ru sk
Text im Spiel: nein
Kommentar:
2 sehr unterschiedliche Spiele in einer Packung
einfache Regeln
kurze Spieldauer
einfach gehaltenes Spielmaterial
Vergleichbar:
Sechsstädtebund, Speicherstadt und andere Versteigerungsspiele (Einsteigerspiel)
Mondo, Galaxy Trucker und Ubongo (Fortgeschrittenenspiel)
Andere Ausgaben:
Derzeit keine
Meine Einschätzung: 3
Markus Wawra:
Mit Klondike erhält man 2 einfache, kurze Familienspiele für zwischendurch, aber leider reicht das Spielmaterial nur für vier.
Zufall (rosa): 0
Taktik (türkis): 1
Strategie (blau): 2
Kreativität (dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis (orange): 0
Kommunikation (rot): 0
Interaktion (braun): 3
Geschicklichkeit (grün): 0
Action (dunkelgrün): 0