Tierische Händler wollen ihren Müll loswerden
Dale of Merchants
und Dale of Merchants 2
Deckbauspiel und Deckabbauspiel
In der Stadt Dale treffen sich jedes Jahr die aufstrebenden Händler der Tierwelt um sich an einem Wettbewerb zu beteiligen, dessen Gewinner in die ruhmreiche Händlergilde aufgenommen wird. In Dale of Merchants schlüpfen die Spieler in die Rollen dieser Teilnehmer und versuchen als Erste die gefragten acht Stapel mit wertvollen Handelsgütern auszulegen.
Diese Rezension beschreibt sowohl das 2015 erschienene Dale of Merchants als auch das 2016 erschienene Dale of Merchants 2. Beide Spiele sind eigenständig spielbar, können aber auch beliebig zusammengemischt werden. Sie laufen gleich ab und unterscheiden sich nur in den Kartendecks. Beide Spiele wurden vom finnischen Autor und Grafiker Sami Laakso entwickelt und bei seinem Verlag Snowdale Design veröffentlicht.
In der Spielvorbereitung müssen zunächst Spieleranzahl+1 Tiere ausgewählt werden. Jedes Tier hat einen Stapel an Karten. Diese Karten eines Tieres sind thematisch verwandt. So erlauben die Papageikarten neue Karten zu ziehen und die Chamäleonkarten kopieren andere Karten. In jedem Stapel sind Karten mit den Werten 1 bis 5. Jeder Spieler bekommt eine Einserkarte jedes ausgewählten Tieres für sein Startdeck. Die übrigen Tierkarten werden zu einem gemeinsamen Nachziehstapel zusammengemischt. Von diesem Nachziehstapel werden fünf Karten aufgedeckt, sie bilden den Markt. Wird im Laufe des Spiels eine Karte aus dem Markt genommen, wird eine neue aufgedeckt. Ist der Nachziehstapel aufgebraucht, wird der Ablagestapel gemischt und bildet den neuen Nachziehstapel. Die Spieler ergänzen noch ihr Startdeck mit Müllkarten bis sie zehn Karten haben. Diese werden auch gemischt und bilden den persönlichen Nachziehstapel. Fünf Karten werden auf die Hand gezogen.
Das Spiel geht reihum bis jemand die Siegbedingung erfüllt hat.
Wer am Zug ist hat die Wahl zwischen vier Aktionsmöglichkeiten:
Karten die in einen Stapel gelegt wurden bleiben bis zum Spielende dort liegen.
Beliebig viele Karten aus der Hand auf den eigenen Ablagestapel legen.
Ist eine Aktion durchgeführt, oder mehrere falls Techniken dies erlauben, ist der Zug zu Ende und die Hand wird auf fünf Karten ergänzt.
In einer typischen Partie werden zu Beginn nur Karten gekauft und Kartentechniken genutzt. Letztere bringen, wie für solche Spiele üblich, viel Abwechslung ins Spiel, indem sie auf verschiedene Weisen das Spiel manipulieren. Einige Tierkarten erlauben auch das Deck zu optimieren indem sie beispielsweise Müllkarten entsorgen.
Früher oder später ändert sich das Spiel aber radikal, denn dann geht es nur noch darum am schnellsten die Stapel ablegen zu können. Es entwickelt sich dann ein Wettlauf bei dem das Ziehen der richtigen Karten zum richtigen Zeitpunkt entscheidend ist. Wobei auch hier natürlich Techniken der Karten nutzen können.
Hier liegt auch der entscheidende Unterschied zu anderen klassischen Deckbauspielen, wie beispielsweise Dominion. Bei Dale of Merchants wird das Deck zunächst auf- dann aber wieder abgebaut. Nicht selten beendet man eine Partie mit weniger als fünf Karten in Hand, Nachzieh- und Ablegestapel zusammen. Daraus ergibt sich eine spannende Dynamik die es wohltuend von anderen Deckbauspielen abhebt.
Spielmaterial und Spielregel sind sehr gut gemacht, schön gestaltet und lassen auch fast keine Fragen offen. Bei der einen oder anderen Karte kommt man dann doch ins Grübeln, wie die denn genau gemeint ist. Mit Logik findet man dann aber doch immer eine sinnvolle Auslegung. Eine ausführlichere Erklärung in der Spielregel wäre bei manchen aber sicher nicht verkehrt gewesen. Die Karten werden auch nur durch Text erklärt, womit ein gutes Sprachverständnis notwendig ist. Sami Laakso folgt also nicht dem Trend des universalen Kartenspiels mit Symbolsprache. Ein Versuch in diese Richtung wäre vermutlich auch kläglich gescheitert.
Dale of Merchants und Dale of Merchants 2 kommen in kompakten kleinen Schachteln, ohne viel Luft und lassen sich daher auch deutlich komfortabler transportieren als beispielsweise Dominion.
Zum Ausprobieren reicht problemlos eine der beiden Varianten. Welche ist egal, sie sind quasi gleichwertig. Nur wer es oft spielt wird sich die zweite zulegen wollen, um mehr Abwechslung durch neue Tiere und somit neuen Techniken ins Spiel zu bringen.
Dale of Merchants ist zweifelsohne ein Deckbauspiel. Da drängt sich ein Vergleich mit Dominion auf. Ich war, wie so viele, anfangs von Dominion begeistert. Mir ist aber nach zahllosen Partien die Lust etwas abhandengekommen, da es sich doch immer wieder ähnlich spielt. Dale of Merchants bietet für mich etwas erfrischend Neues. All die schönen, klassischen Elemente von Deckbauspielen sind vorhanden. Durch den zusätzlichen Mechanismus des Abbauens gegen Ende hat es aber das gewisse Etwas, das mir zumindest eine Zeit lang die Lust am Genre zurückbringt. Für mich also eine klare Empfehlung für alle Freunde von Deckbauspielen, die wie ich auch eine Abwechslung von bekannten Klassikern suchen.
Markus Wawra
Spieler: 2-4
Alter: 10+
Dauer: 40+
Autor: Sami Laakso
Grafik: Sami Laakso
Preis: ca. 20 Euro
Verlag: Snowdale Design 2016
www. snowdaledesign.fi
Genre: Deckbauspiel
Zielgruppe: Mit Freunden
Version: en
Regeln: cn en es it pl pt
Text im Spiel: ja
Kommentar:
klassische Deckbauelemente
zusätzliches Deckabbauelement
kompaktes Schachtelformat
ansprechendes Spielmaterial
Vergleichbar:
Dominion und andere Deckbauspiele
Andere Ausgaben:
British Games (cn), Devir (es fr pt), Fullcap Games (pl)
Gesamt: 6
Persönlicher Kommentar:
Deckbau mit all den schönen klassischen Elementen und dazu noch einem erfrischend neuen Mechanismus - Deckabbau! Wer eine Abwechslung vom klassischen Deckbau sucht, sollte sich Dale of Merchants anschauen.
Zufall (rosa): 2
Taktik (türkis): 1
Strategie (blau): 3
Kreativität (dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis (orange): 1
Kommunikation (rot): 0
Interaktion (braun): 2
Geschicklichkeit (grün): 0
Action (dunkelgrün): 0