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Alter                   

Spezial                

 

VOn Vampiren und Jägern

 

Van Helsing

 

Vorsicht, Weihwasser!

 

Drakula, du schlimmer,
komm nicht auf mein zimmer,
tu mama nicht schrecken,
nicht uns kinder necken,
bleib’ bloß schön zu haus’,
bei der flebebermaus.
H. C. Artmann

 

Vier Vampirjäger begeben sich auf das Schloss von Graf Dracula, um dem finsteren Fürsten der Untoten den Garaus zu machen. Während sie die Räume nach Waffen und ähnlichen Hilfsmitteln durchstöbern, versucht der Graf gleichzeitig, seine Bräute in die Sicherheit der Krypta zu bringen und nebenbei die Jäger auszuschalten. Erst wenn entweder fünf der Vampirbräute oder der Obervampir vernichtet sind, können die Jäger ihren Sieg feiern. Andernfalls triumphiert die dunkle Seite.

Fréderic Moyerson, der unter anderem schon das spannende Kartenspiel „Saboteur“ (Amigo 2004) und das Versteckspiel „Nuns on the Run“ (Mayfair Games 2010) geschaffen hat, probiert es nun mit einem Brettspiel, das die Erlebnisse Dr. van Helsings mit dem ruchlosen Vampirfürsten Dracula (erdichtet vom britisch-irischen Schriftsteller Bram Stoker 1897) thematisch verarbeitet.

„Van Helsing“ wird in dem auf drei Ebenen (ein Spielplan, zweifach zu falten) im Grundriss dargestellten Wohnsitz des transsylvanischen Ungeheuers gespielt. Nach dem Zufallsprinzip werden verdeckte Plättchen in die Räume des Schlosses gelegt, einige Räume werden noch als versperrt (also zu Beginn nur von Dracula zu betreten) markiert, alle bekommen ihre Charakterkarten mit Verwundungsmarkern, die stets vier Jäger – bei weniger als fünf Spielenden müssen die Jäger zwischen diesen aufgeteilt werden, da sie überhaupt nur zu viert eine Chance gegen das Böse haben – erhalten (sechs) Startplättchen (Waffen, Medizin, ein Kruzifix) und Dracula ein Plättchen mit einer Fledermaus darauf. Die Spielfiguren der Jäger starten vor dem Burgtor, Dracula in seiner Krypta. In jedem Zug führen die Charaktere, abhängig von der Anzahl ihrer Lebenspunkte, Aktionen wie Bewegen, Suchen oder Kämpfen aus. Die Jäger dürfen (die meisten) aufgedeckten Gegenstände aufnehmen und verwenden, Dracula nur Fledermäuse und Bräute, die er findet. Der Spielablauf ist denkbar einfach: die Charaktere hasten von Feld zu Feld, und versuchen, möglichst viele für ihr Seite nützliche Plättchen zu finden. Dracula sowie die Bräute und gegebenenfalls durch verlorene Kämpfe zu Vampiren gewordene Jäger können sich auch unsichtbar bewegen. Benützte Felder werden, ähnlich wie schon in „Nuns on the Run“ um Schummeln zu verhindern, auf einem Block notiert. Treffen Jäger und Vampir(e) zusammen, kann es zum Kampf kommen. Das Ergebnis wird durch einen Würfelwurf bestimmt – Jäger können nur angreifen, wenn sie über Waffen(plättchen) verfügen. Für einen Sieg muss ihr Wurfresultat gleichauf oder unter der auf dem verwendeten Plättchen aufgedruckten Zahl liegen. Vampire andererseits würfeln gegen ihre Lebenspunktanzahl, und wählen zwischen Klauenangriff oder Beißen. Gelingt es Dracula, seinem Opfer durch einen Bissangriff den letzten Lebenspunkt zu rauben, wird der Jäger in einen Untoten verwandelt und unterstützt von nun an Dracula, was bedeutet, jener Jägercharakter wird nun vom Draculaspieler geführt.

Drei Siegbedingungen sind klar – die Jäger gewinnen, wenn sie Dracula oder fünf (von acht) Bräuten töten, Dracula (mit möglichen Verbündeten) gewinnt, wenn er mit wenigstens vier Bräuten seinen Sarg in der Krypta erreicht. Dracula gewinnt aber auch, wenn er alle vier Jägercharaktere in Vampire verwandelt hat. Offenbar muss beim Ausscheiden eines Jägercharakters durch Tod ohne Verwandlung solange gespielt werden, bis eine der drei ersten Siegbedingungen erreicht wird.

 

Die Ausstattung des Spieles ist schön, aber insgesamt eher schlicht. In einem Netzbeitrag weist der Autor darauf hin, dass die zur Markierung versperrter Türen enthaltenen Plättchen etwas groß geraten sind, und empfiehlt aus Gründen der Übersichtlichkeit, diese zum Beispiel durch Streichhölzer zu ersetzen. Nun ja!

Obwohl das Spiel generell zu weiteren Partien verführt, stimmt es doch in manchen Details nicht so ganz. Die Spielregel ist zwar kurz und relativ eindeutig, enthält auch erstaunlich wenig Druckfehler (witzig oder seltsam: in einem Situationsbeispiel wird ein Charakter genannt, der zwar im Dracularoman auftaucht, im Spiel aber gar nicht; dies findet sich allerdings nur auf den deutschsprachigen Seiten des Regelheftes; die anderen Sprachen sind übrigens: englisch, niederländisch, französisch), aber selbst hier wäre ein Index sehr hilfreich. Einige Gegenstände (auf Plättchen) sind in ihrer Verwendung sehr verwirrend beschrieben. Am unerfreulichsten aber ist, trotz der dezenten Anmerkung im Kapitel „Taktische Hinweise“, dass Dracula überproportional im Vorteil ist, und das zumindest solange die Jäger noch nicht über die stärksten Waffen (Armbrust, Weihwasser) verfügen. Jede der Test-Partien wurde von Dracula gewonnen, ob der nun besonders aggressiv gespielt wurde, oder einfach genügend Bräute in kürzester Zeit zum Sarg in Sicherheit bringen konnte. Gut, mag man einwenden, das ist sein Schloss, und da darf er machen, was er will, zum Beispiel durch versperrte Türen oder Geheimgänge gehen, aber wenn dann auch noch die Plättchen für die Jäger derart unglücklich verteilt sind, dass sie Draculas Bräute finden, ohne bereits Waffen zu deren Vernichtung zu haben, oder nie in versperrte Räume gelangen, da die Schlüssel(plättchen) unauffindbar (vermutlich in diesen Räumen selbst) sind, schmälert dies das Spielvergnügen leider beträchtlich.

Da „Van Helsing“ dennoch eine nettes Spiel ist, sollte man die Entwicklung eigener Hausregeln in Betracht ziehen, welche die Nachteile der Jäger ein wenig aufwiegen. Zum Beispiel könnte das Weihwasser oder auch das Gewehr zur Grundausstattung der Helden gemacht werden, oder Dracula sollte nicht mit voller Lebenspunktanzahl beginnen. Derart käme gewiss mehr Spannung auf.

 

Martina & Martin Lhotzky, Marcus Steinwender

 

Spieler         : 2 – 5

Alter            : ab 10

Dauer           : 45 – 70 Minuten

 

Autor           : Fréderic Moyerson

Grafik          : Vladimir Nartov

Titel             : ident

Preis            : ca 22 Euro

Verlag          : Sirius 2010

                     www.siriusboardgames.com

                    

Genre                    : Abenteuer Brettspiel

Zielgruppe             : Mit Freunden

 

Sprache        : de

Regeln         : de en

Text im Spiel : nein

 

Kommentar:

Schöne aber schlichte Ausstattung

Regeln nicht optimal

Leicht zu erlernen

Liebevoll gemacht

 

Vergleichbar: Höllenhaus

 

Meine Wertung: 5

 

Martina. Martin und Marcus:

Ohne große Vorbereitung leicht zu erlernendes Jagdspiel, das zwar einiges an Frustrationspotential birgt (sehr zufallsabhängig!), aber durch seine liebevoll-gruselige Atmosphäre besticht.

 

Zufall                            3

Taktik                  2

Strategie__                 

Kreativität          

Wissen_              

Gedächtnis         

Kommunikation  

Interaktion                   3

Geschicklichkeit 

Action