MARNON

 

Marnon

von Garret J. Donner

2-6 Spieler

Schmidt Spiele

 

Ein Königreich der Vergangenheit und sechs Herrscher, die regieren wollen. Das kann nicht gut gegen. Liefert aber immer wieder Stoff für interessante Spiele. So auch der Kontinent von

Marnon, wo ewig um die Vorherrschaft gekämpft worden ist. Da wird es einem mächtigen Magier, "Friedensstifter" genannt, zu bunt. Er läßt jeden Herrscher drei wichtige Gegenstände - eine Krone, einen Ring und eine Schatztruhe der Gegner verstecken.

Derjenige, der als erster diese drei Gegenstände in den von Orks und einem Drachen bevölkerten Gebieten wiederfindet, soll der endgültige König sein. Und so ist dann auch "Marnon" ist eines der neuen Schmidt-Spiele aus der Fantasy- Serie. Die Karte zeigt sechs Regionen, die wiederum in sechs weitere Gebiete unterteilt sind. Wüste und Gebirge im Westen, Wälder im Süden und Norden, ein mächtiger See im Osten. Acht Burgen beherrschen den Kontinent. In etlichen Regionen sind allerdings böse Orks unterwegs. Diese werden nach einem bestimmten System

gleichmäßig verteilt. Und zwar in je zwei Busgewürfelten Gebieten pro Region jeweils zwei Orks. Dann werden jedem der zwei bis sechs Spieler eine Burg sowie bestimmte Gebiete zugeteilt. Man setzt einfach abwechselnd eigene Männer, sodaß nun jedes der 44 Gebiete (36 sowie die acht Festungen) entweder von Spielern oder von Orks beherrscht werden.' Jeder Spieler erhält Männer, einen Helden, einen Magier, einen Würfel sowie eine praktische Übersichtstabelle. Und dann geht es auch schon los. Ziel des Spieles: Die in alle Winde verstreuten eigenen drei Gegenstände wiederzuerlangen. Bevor aber nun die tapferen Recken losziehen, werden noch die Orks aktiv. Sie vermehren sich und greifen an. Als ob das nicht genug wäre, wird auch noch der Marnon'sche Hausdrache aktiv.

 

Würfelbedingt sucht er sich ein Gebiet aus, wo er wüten kann. Befinden sich dort Orks - gut. Er speist vornehm und fliegt wieder weiter, zu einem anderen Gebiet. Das geht solange, bis er nicht in den Genuß von spielereigenen Einheiten kommt. Dann gibt er eine Runde lang Frieden. Zitat aus der Spielregcl:

 

Nachdem der Drache die Insel etwas entvölkert hat, tritt jetzt endlich einmal ein positives Ereignis ein: Der Magier Friedensstifter macht einen Zug."

 

Angenehm für die Spieler ist die Tatsache, daß jene gesamte Region, in die Friedensstifter zieht, von anderen Spielern nicht angegriffen werden kann. Nun aber kommt es endlich zur Aktion der Spieler: Sie können mit ihren Truppen in benachbarte Felder ziehen und den Kampf gegen Orks oder feindliche Soldaten antreten. Das Kampfsystem: jede Einheit zählt einen Kampfpunkt, wobei mehr als vier Soldaten dennoch nur vier punkte zählen. Würfelt man eins, zwei, drei oder vier, so entfernt man dem Gegner ebenso viele Einheiten.. Würfelt man darüber, passiert nichts. Natürlich gibt es Würfelmodifikatoren: Verteidiger im Wald, an Brücken, in Burgen oder im Gebirge bekommen Zusatzpunkte. Ein mitgebrachter Held oder Magier verbessert die Kampfstärke ebenfalls um ein oder zwei Zähler. Ferner hat man noch die Möglichkeit, zehnmal die Hilfe des großen Friedensstifters in Anspruch zu nehmen. Verschiedene Dienste werden angeboten. So kann man beispielsweise zwei Männer zusätzlich bekommen, einen Zusatzengriff durchführen, einen gegnerischen Gegenstand verlegen etc. Und hier möchte ich eigentlich mit den Vergleichen zur englischen Ausgabe beginnen.

Als "Wizards Quest" 1980 in der Dritten Auflage bei Avalon Hill erschienen, hat sich dieses Spiel bis heute im englischsprachigen Raum gehalten. Der größte Unterschied zwischen deutscher und englischer Ausgabe ist die sogenannte "Friedensstifter-Hilfe". lm englischen sind nämlich noch

Karten dabei, die gezogen werden und diese erwähnten Hilfsdienste ermöglichen. Die Echinger haben darauf verzichtet und gleich die OAMTC-Pauschalhilfe eingeführt. Zehn Mal darf man Hilfe schreien. Mir erscheint das etwas zu häufig und

würden fünf mal genügen. Davon abgesehen, daß die Möglichkeit des Zusatzangriffes auf den englischen Karten überproportional vertreten ist und das vermutlich seine Gründe haben dürfte. Vielleicht glaubt man bei Schmidt (zu Recht?), man würde dadurch heimische Spieler nur zusätzlich belasten. Dieser Hauch einer Kritik setzt sich auch auf dem schönen Spielplan fort: in der englischen Ausgabe hat jedes Gebiet, jede Region seine Bezeichnung. In der deutschen nicht. Übrig bleiben nur der Amnon River und die Marnon Sea. Warum nicht diese Bezeichnungen auch entfernt wurden, ist eine Frage. Warum sie englisch geblieben sind, die andere. Soweit die Klitzekleinigkeiten.

Grober Unfug ist die Unklarheit in der Spielregel, was denn nun das sogenannte "Angriffsfeld" sei. Das Gebiet, von dem aus ich angreife oder in das ich hinein angreifen will? Aus der englischen Ausgabe geht hervor, daß es das ANZUGREIFENDE FELD ist. Das erspart dann auch Diskussionen, ob man nach einem Angriff nun weitere Einheiten nachziehen darf oder nicht. Soweit die halbschlimmen Sachen.

 

Dank einer ungewöhnlich konstanten Personalpolitik bei Schmidt (früher waren die Entwicklungsverantwortlichen auf einem verdienten Schleudersitz) sind nun, trotz der oben erwähnten Klemigkeiten, eindeutig bessere, übersichtlichere Regeln gegenüber früheren "Vorsicht-Lehrer'"-Zeiten festzustellen. Man merkt auch, daß mitgedacht wird. Im Gegensatz zur englischen Ausgabe findet man eine Übersichtstabelle für jeden Spieler. Ferne - endlich - kleine faltbare Pappschachteln für die unzähligen Counter- Eine deutschsprachige Premiere, wenn ich nicht irre ....

Weiter: Während im englischen der Autor schamhaft verschwiegen wird, ist dieser bei Schmidt genannt: Garrett J.Donner ("Destino") ist der Täter. Und ganz sanft findet sich am Schluß der Spielregel der Hinweis, man könnte auch miteinander verhandeln und sich, vielleicht, nicht daran halten. Auch eine reizvolle Variante.

Aber: ich habe das Gefühl, daß diese Rezension zuviel Charme versprüht Deswegen noch eines Sechs Würfel in allen Spieler-Farben sind beigelegt. Ein schwarzer inbegriffen, für die lieben Orks. Nur der Fleischfarbene fehlt.. Und das ist Rassismus.