Der Würfel ist
mächtiger als das Schwert.
Drachenwurf
Wald oder goldene
Drachen sammeln?
Ein Spiel rund um
Drachen. Schon wieder. Wer in der Spieledatenbank des Österreichischen
Spielemuseums nach „Drache“ sucht, bekommt eine ganze Menge an Spielen rund um
die großen, meist mies bis fies gelaunten Echsen aufgelistet. Und nun schickt auch
noch Schmidt in der gerade neu ins Leben gerufenen Serie Easy Play einen weiteren Vertreter ins Rennen. Rückendeckung
bekommen die Schuppentiere dabei von Wolfgang Panning und Michael Menzel.
Drachen zu werfen
ist einfach: Sechs Würfel mit aufgedruckten Drachenköpfen in sechs Farben
genügen. Stimmt eine erwürfelte Farbe mit einem Drachenplättchen in der
gemeinsamen Auslage oder der Auslage eines Mitspielers überein, darf der oder
auch die Würfel dort angelegt und die restlichen Würfel erneut gewürfelt
werden. Somit ist es möglich maximal sechsmal zu würfeln. Stimmt kein Würfel
mit irgendeinem ausliegenden Drachenplättchen überein – was durchaus vorkommt –
ist der Zug zu Ende. Für Drachenplättchen in der gemeinsamen Auslage genügen
zwei gleichfarbige Würfel. Um einem Mitspieler ein Drachenplättchen abzuwürfeln
ist aber jeweils ein passender Würfel mehr nötig, als der Mitspieler für den
jeweiligen Drachen erwürfelt hat. Die erwürfelten Drachenplättchen kommen in
die eigene Auslage – die nennt sich im Spiel Drachenbasis. Nach einer Runde
kommen die Drachen von der Drachenbasis in den Drachenhort, sind dort sicher,
werden dort nach Farben oder Landschaften sortiert und bringen am Ende des
Spiels Punkte, je mehr Plättchen in einer Art desto mehr Punkte. Wer am Schluss
– nach einem recht klaren Schlüssel – die meisten Punkte hat, gewinnt.
Dieser kurze Abriss
macht es deutlich: Bei Drachenwurf geht
es ums Würfeln. Ganz massiv sogar. Damit spielt das Glück eine nicht
untergeordnete Rolle. Ach was, eigentlich spielt das Glück die Hauptrolle und
stiehlt den Drachen die Show. Das Aufbauende an Drachenwurf ist aber, dass das
Glück zwar immer präsent ist, aber vom Würfelbändiger Wolfgang Panning
überraschend gut gezähmt wurde. Das Regelwerk lässt beim Einsatz der Würfel
viel Freiraum, um den Spielern immer wieder kleine Erfolge zu sichern.
Großzügig dürfen die sechs Würfel verteilt werden. Dabei können eben nicht nur
die Drachenplättchen aus der Mitte des Tisches erwürfelt werden, sondern auch
die der Mitspieler. Das sorgt für Interaktion und lässt durchaus diebische
Freude aufkommen. Aber auch hier schwächt Panning mögliche Frustmomente recht
geschickt ab, indem es die einzelnen Spieler nicht zu hart treffen kann. Nach
einer Runde verschwinden ausliegende Drachen in den sicheren Drachenhort und
mit jedem Diebstahl steigt die Anzahl der nötigen Würfel. Dies bedeutet, dass
ein stundenlanges Endspiel um das letzte Drachenplättchen – ein langwieriges
und meist langweiliges Hin und Her – sehr, sehr unwahrscheinlich ist. Als
Trostpflaster für einen geglückten Diebstahl erhält der bestohlene Spieler ein
Drachenei. Vermutlich hat es der entführte bzw. entwürfelte Drache vor Schreck
fallen gelassen. Und diese Dracheneier sind ein weiterer Moment, der das Spiel
zähmt: Sie können eingesetzt werden, um einen Würfel zu verdoppeln, oder einen
Drachen im Drachenhort neu anzuordnen.
Spannend ist auch
die variierende Dynamik der verschiedenen Spierzahlen: Zwei bis sechs
Drachenwürfler können auf die Jagd gehen und immer entsteht ein anderes Spiel.
Zu zweit – mit einer kleinen Regelvariante, die das Spiel angenehm strafft und
den durch fehlende Mitspieler entstanden Mangel an Auswahl reduziert, aber
nicht zwingend nötig ist – ist Drachenwurf sehr unmittelbar, ähnelt einem
stetigen Schlagabtausch. Wer zu sehr auf Rache sinnt, übersieht die
eigentlichen Chancen. Zu dritt und zu viert ergibt sich ein Reigen, der noch
übersichtlich, aber durchaus turbulent ist und bei fünf und sechs Spielern,
können die Stehzeiten für ein schnelles Würfelspiel schon manchmal etwas lang
werden. Dennoch ist Drachenwurf ein feiner Vertreter der würfelnden Zunft, weil
die Drachenjagd trotz oder gerade wegen ihrer Einfachheit und Nettigkeit Spaß
macht.
Ob das ganze
thematisch passt, ist allerdings eine gänzlich andere Frage. Fantasy Stimmung
kommt keine auf. Das Thema tritt während des Spiels in den Hintergrund und
verliert zusehends an Bedeutung. Der Aufforderungscharakter durch die
Gestaltung ist aber hoch und vielleicht verirrt sich auch so mancher
Fantasy-Stratege in der Würfelei. Und vielleicht stellt er fest, dass auch
leichte Kost schmecken kann. Ganz vorzüglich sogar. Aber eben nur vielleicht.
Das Spiel würde also auch abstrakt funktionieren und vermutlich genauso viel
Spaß machen.
Drachenwurf ist ausgesprochen zahm und passt damit in die Reihe
Easy Play. Das Spiel ist nicht nur
einfach, es macht es dem Spieler auch einfach, Spaß zu haben. Und das schaffen
überraschend wenige Würfelspiele.
Spieler: 2-6
Alter: 8+
Dauer: 30
Autor : Wolfgang Panning
Grafik : Michael Menzel
Vertrieb : Fachhandel
Preis : ca. 12,00 Euro
Verlag : Schmidt 2008
www.schmidtspiele.de
Genre:
Würfelspiel
Zielgruppe:
Familie und Freunde (und
Kinder)
Mechanismus:
Vorgaben erwürfeln
Strategie : **
Taktik :
***
Glück :
******
Interaktion :
****
Kommunikation :
*
Atmosphäre :
**
Kommentar:
Schönes Material
Farben könnten kontrastreicher sein
Längen bei sechs Spielern
Vergleichbar
Engel
& Bengel, Ravensburger
Heckmeck
am Bratwurmeck, Zoch
Risiko
Express, Hasbro
Klemens Franz:
Schnell
erklärte Würfelei mit tadelloser Ausstattung und angenehmer Spieldauer.