Atmosfear Der Herr der Schlüssel

 

Atmosfear

Schmidt Spiele

3-6 Spieler

Video-Brettspiel

 

Ein "Video-Brettspiel" mit Fantasy oder Horrortouch? Da sich der geneigte Leser sicher darunter nichts vorstellen kann, sei den Gedanken freier Lauf gelassen! Vielleicht endlich die visuelle Unterstützung, die phantasiearme Spieler schon immer bei ihren Rollenspielen gebraucht hätten? Oder vielleicht gar eine Multimedia-Show die das Brettspiel in neue Dimensionen vordringen läßt? Bevor nun alle ins Schwärmen geraten, sei gesagt, daß ATMOSFEAR eine der größten Zumutungen, die in letzter Zeit auf den Konsumenten losgelassen wurden, darstellt, und es gelinde gesagt eine Frechheit ist, dafür überhaupt den Namen Spiel zu verwenden.

 

Jeder Spieler schreibt auf ein Täfelchen seinen persönlichen Alptraum (nach der ersten Partie ist 100% klar, was die Spieler dort notieren) und danach werden diese Täfelchen abgelegt. Auf einem Umlaufkurs mit 45 Feldern würfelt man sich durch die Gegend und versucht, innerhalb eines vorgegebenen Zeitlimits von 60 Minuten 6 Schlüssel zu ergattern und so den Herrn der Schlüssel zu besiegen. Hat man das Ziel erreicht, zieht man eines der verdeckten Alptraum-Täfelchen, und wenn es nicht das eigene war, hat man gewonnen. Zieht man jedoch das eigene Täfelchen, hat man verloren. Warum? Keiner weiß dies.

 

Kern- und Knackpunkt des "Spieles" ist jedoch die Videokassette. Zuallererst wird angeraten, eine gruselige Stimmung zu erzeugen, in dem man den Fernseher auf entsprechende Lautstärke bringt und im Gegenzug die Beleuchtung auf ein Mindestmaß reduziert. Drückt man auf Play, erscheint nach einiger Zeit ein verhutzelter und mit Grünspan überzogener Mönch, dessen Hauptaufgabe offensichtlich darin besteht, im Verlauf der nächsten 60 Minuten die Spieler so oft wie möglich zu beleidigen. Es handelt sich bei diesem Grünling um den Herrn der Schlüssel und er taucht immer wieder auf, um die Spieler mit seiner unangenehmen Stimme zu quälen.

 

Standardaussagen sind z.B. "Du Jüngster Spieler bist so häßlich" (besonders beliebt bei jüngeren Kindern) oder "Du, Ältester, beeile Dich bevor Du stirbst" (damit endlich auch Opa einmal Spaß beim Spiel hat). Ist der Paranoiker nicht auf dem Fernsehbild sichtbar, erscheint dort eine digitale Zeitangabe.

 

Auf besonderen Feldern dürfen noch Schicksals, Chance- oder Zeitkarten gezogen werden. Kann man mit den elementaren "taktischen" Enscheidungshilfen unter Umständen positive Aspekte hervorrufen, bringen Chancekarten eventuell einen Schlüssel. Zieht man eine Zeitkarte, muß man diese genau zum angegebenen Zeitpunkt einsetzen, z.B. "Schrei um 12.27 laut STOP. Alle die erschrecken, müssen dir ihre Zeitkarte geben." Ist der Zeitpunkt ihrer Zeitkarte jedoch bereits vorbei, können sie diese wie auch das ganze Spiel vergessen.

 

ALles läuft einfach darauf hinaus, daß in panischer Art und Weise gewürfelt wird, sich jeder Spieler von der in Form einer Videokassette vorhandenen Eieruhr drangsalieren läßt und ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, welcher kleine Geist beim Spieler dieser Zumutung überhaupt nur das geringste Vergnügen empfinden kann. Die einzige Horrorvision, die durch ATMOSFEAR tatsächlich hervorgerufen wird, besteht darin, daß die Bezeichnung Basisspiel darauf hindeutet, daß eine Fortsetzung geplant ist.

Möge uns der Herr der Spiele vor dem Herrn der Schlüssel bewahren und diesen in jene finsteren Höllen, in welchen nicht einmal Gameboys aufgenommen werden, verbannen.

 

WIN-Wertung:

Schreien Sie um 00:01 nach Spielbeginn um Hilfe. ALle Spieler die dann noch nicht kapiert haben, um was es geht, müssen bis 00:05 weiterspielen