Santy Anno

Piraten suchen ihr Schiff

 

Nun ja, Piratenspiele hatten wir ja schon so einige in letzter Zeit. Da wurde gekämpft, erobert, erbeutet, gezankt, getrunken und gelacht. Aber das hier? Das ist ja etwas völlig Neues! Betrunkene Piraten – zugegeben, das ist nicht neu – versuchen, ihr Schiff wieder zu finden! Das ist neu! Na das kann ja heiter werden …

 

Bis zu 8 Spieler, Verzeihung – Piraten, können bei diesem Spiel mitmachen. Je schneller man das richtige Schiff findet, desto größer ist die Belohnung, und je größer die Belohnung ist, desto höher ist man in der Rangordnung. Zuerst kommt der Kapitän, dann sein Erster und Zweiter Maat, und dann kommen die Schiffsjungen und alle anderen, die nicht mehr mit Kanonen sondern vielmehr mit Bürsten und Eimern hantieren.

 

Das Spiel beginnt damit, dass man 8 Stühle rund um einen Tisch verteilt und dass jeder auf einem Stuhl Platz nimmt. Das gibt es auch in anderen Spielen, oder? Aha, auch wenn nur 6 Piraten die Jagd nach dem richtigen Schiff aufnehmen, braucht man 8 Sitzplätze. Es braucht also niemand Angst zu haben, dass er auf dem Boden zu sitzen kommt, es sei denn der Stuhl verträgt sich übereinander türmende Piraten nicht … aber dazu vielleicht später. Nun gut, 1 Tisch und 8 Stühle. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass da Bewegung in das Spiel kommt. Erste Erkenntnis: Das Spiel braucht Platz, sehr viel Platz!!!

 

Außer diesen 8 Stühlen, die erstaunlicherweise dem Spielmaterial nicht beigepackt sind, besteht das Spiel noch aus 58 Spielkarten, wobei nur 37 davon im Basisspiel zum Einsatz kommen, 8 Schiffen, 8 Piraten-Markern, 8 Bullaugen, 8 Bilderrahmen (nur für Regelvariante), 8 – nein vielen Münzen und einem kleinen Spielplan, der den Hafen darstellt.

 

Wer glaubt, dass jedes der 8 Schiffe gleich aussieht, der irrt. Die Schiffe tragen die Ziffern 1 bis 8. Sie haben zwar alle die gleichen Merkmale, das sind Ausguck, Segel, Rumpf und Namensschild, und jedes Schiff hat die 4 Merkmale in den 4 Farben rot, gelb, grün oder blau, aber sonst schauen sie sich nicht wirklich zum Verwechseln ähnlich, oder doch? Immerhin gibt es jeweils 2 Schiffe, die ein Merkmal in derselben Farbe haben. Genug verwirrt?

 

Vor jedem Stuhl, nicht vor jedem Spieler, denn das müssen ja nicht unbedingt 8 sein, wird zufällig ein Schiff ausgelegt. Der Hafen kommt in die Mitte, und jeder Spieler erhält noch das Bullauge und den rechteckigen Piratenmarker, der links neben das Schiff gelegt wird, einer Farbe. Die Bordkarten werden als verdeckter Stapel bereit gelegt.

 

Gespielt wird in 5 Runden. Jeder versucht, so schnell wie möglich durch Kombination seines Ausgangsschiffes mit den jeweils aufgedeckten Bordkarten „sein“ Zielschiff zu finden. Man beginnt, bewaffnet mit dem Bullauge, hinter dem Stuhl des eigenen Schiffes gedanklich das Zielschiff zu finden. Sobald man meint, es gefunden zu haben, läuft man, ohne Rücksicht auf Verluste, na ja, so gut wie möglich eben, rund um den Tisch, setzt sich auf den entsprechenden Sessel und legt dann sein Bullauge verdeckt auf den Hafen. Sollte auf dem Sessel zufällig schon jemand sitzen, na dann muss man halt auf dessen Schoß …

 

Bei 8 Spielern erhalten die ersten 5 Spieler vor den richtigen Schiffen Dukaten von 5 bis 1. Man muss also einerseits richtig sitzen und andererseits auch noch entsprechend schnell sein!

 

Wie findet man nun aber das entsprechende Zielschiff? Man findet es, indem man sich gedanklich mit Hilfe der Bordkarten von Schiff zu Schiff bewegt. Es gibt Bestandteil-Bordkarten, Farbe-Bordkarten, Name-Bordkarten und Ziffer-Bordkarten.

 

Auf den Bestandteil-Bordkarten ist eines der Merkmale abgebildet. Bei den weißen Karten muss jeder zu dem Schiff, welches das Merkmal in derselben Farbe hat, ziehen, natürlich nur gedanklich. Bei den farbigen durchgestrichenen Bestandteil-Bordkarten gilt diese Regel für alle außer für die durchgestrichene Farbe. Alles klar? Noch einmal: Weiße Karte mit Segel: Rotes Segel zu rotem Segel, blaues Segel zu blauem Segel, … Rotes durchgestrichenes Segel: Rotes Segel bewegt sich nicht, alle anderen zur entsprechenden gleichen Farbe.

 

Die Farbe-Bordkarten zeigen einen Farbtopf. Jeder sucht sich auf dem aktuellen Schiff den Bestandteil mit dieser Farbe und zieht dann gedanklich zum entsprechenden anderen Schiff mit demselben Bestandteil in derselben Farbe.

 

Die Name-Bordkarten zeigen entweder 4 verschiedene Buchstaben oder einen durchgestrichenen Buchstaben. Bei den 4 Buchstaben muss jeder zu dem Schiff mit dem gleichen Anfangsbuchstaben, bei dem durchgestrichenen Buchstaben bewegen sich alle, nur nicht dieser.

 

Und um die Verwirrung zu festigen, gibt es schließlich noch die Ziffer-Bordkarten. Hier muss man, um sein Traumschiff – ähem Zielschiff zu finden, die Zahl auf der Karte von der Ziffer des aktuellen Schiffs subtrahieren oder zur Ziffer addieren.

 

Von diesen Bordkarten werden in der ersten Runden 5 Karten ausgelegt, in jeder weiteren Runde 1 Karte mehr.

 

Wenn alles geklappt hat, dann sitzt auf jedem Stuhl 1 Spieler oder 2 oder 3? Tja, so eindeutig ist das eben nicht. Die Runde endet, sobald alle Spieler bis auf den Letzten ihr Schiff gefunden haben und anschließend von 5 bis 0 runtergezählt wurde. Der Spieler, der zum Bootsmann ernannt wurde, nimmt dann gewissenhaft die Auswertung vor, indem er am besten jeden Spieler einzeln abarbeitet. Zur besseren Kennzeichnung wandert der Piratenmarker auf die rechte Seite des Zielschiffes. Nach der anschließenden Dukatenauszahlung beginnt man die neue Runde vom neuen richtigen Platz aus. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass jedes Mal, wenn sich mehrere Spieler übereinander stapeln, was weniger zur Erheiterung der unten Sitzenden, sehr wohl aber zur Spielfreude aller anderen beiträgt, alle bis auf einen falsch sitzen …

 

In den letzten beiden Runden gilt die Sonderregel, dass man 1x rund um den Tisch laufen muss, bevor man sich setzen darf.

 

Nach 5 Runden endet das Spiel, und es gewinnt der Spieler mit den meisten Dukaten. Wer schon sehr geübt ist und von blauen Flecken noch nicht genug hat, kann dann in weiteren Spielen die Experten-Bordkarten dazunehmen. Da gibt es Steuer-Bordkarten, Doppler-Bordkarten und Coco-Bordkarten und zusätzlich auch noch 6 Aktionskarten.

 

Nun ja, und zum Schluss wird in der Spielregel auch noch eine Nicht-Lauf-Variante angegeben, für den Fall, dass der Platz zum Laufen nicht ausreicht – hat etwa nicht jeder eine kleine Halle zur Verfügung? Dabei wird das Zielschiff mit den Bilderrahmen gekennzeichnet. Ich kann ich mir allerdings nicht vorstellen, dass diese Variante nur annähernd so viel Spaß macht, wie das klassische Schau-lauf-sitz, wo auch immer-Modell, bei dem, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann, sehr sehr viel gelacht werden kann. Das Spiel eignet sich wirklich gut für größere Runden und spielt sich nicht zu lang. Es verlangt gute Vorstellungskraft, gutes Reaktionsvermögen und robuste Knochen! Und die Erfahrung zeigt, dass man mit einem kaputten Sessel pro Runde im Allgemeinen das Auslangen findet. Scherz beiseite, es macht Spaß, einfach ausprobieren!

 

Spieler         : 3-8

Alter            : ab 10 Jahren

Dauer          : ca. 30 Minuten

 

Autor           : Alain Orban

Grafik          : Gerard Matthieu

Vertrieb        : Heidelberger

Preis            : ca. € 15,00

Verlag          : Repos 2006

                     www.rprod.com

 

Genre                    : Partyspiel

Zielgruppe             : Freunde, Viele

Mechanismen         : Ziel überlegen, als erster dort sitzen

 

Strategie                : *

Taktik                    : *

Glück                    : *

Interaktion             : *****

Kommunikation      : ******

Atmosphäre           : *****

 

Kommentar            :

Witziges Thema

Sehr gelungen umgesetzt

Simple Regeln

braucht Platz

gutes Partyspiel

 

Vergleichbar:

Karrierepoker, Hexagames/Heidelberger