Business

 

Das Spiel

Business

von Sid Sackson

2 bis 6 Spieler ab 12 Jahren

Relaxx Spiele 1998

ca. 45 Minuten

 

Win-Wertung:

W SSS P I UU A (2-6) 4-6 h

 

Bazaar (K)

Welch Schande!

 

Da glaubt man, ein Experte in Sachen Spiele zu sein, stolziert mit abgebrühter Miene durch die Nürnberger Messehallen und übersieht dann glatt den Präsentationsstand einer neuen Spielefirma. So kam es, daß Business, eines der Spiele des Premierenprogramms, erst nachdem ich zähneknirschend in Fachzeitschriften darüber erfuhr, mit über einem halben Jahr Verspätung auf meinem Spieltisch landete.

Dabei stammt das immerhin aus der Feder von Sid Sackson, dem berühmten New Yorker Spieleautor und weist auch durchaus Sackson´sche Züge auf! Es geht darum, in zwölf Durchgängen (= Monaten) Aktien zu erwerben und zu verkaufen. Im Gegensatz zu anderen Börsenspielen werden die Aktien allerdings nicht einzeln erworben oder abgestoßen, sondern nur in verschiedenen Aktienpaketen gehandelt. Bei der Nachfrage ist dies so geregelt, daß für jeden Monat eine andere Kurskarte mit sechs verschiedenen Aktienzusammenstellungen aufgelegt wird. Weil sich das Ganze doch recht unrealistisch anhört und nichts mit den Gepflogenheiten an den internationalen Finanzmärkten gemein hat, will ich in Folge nur mehr von farbigen Chips - denn als solche werden die Aktien im Spiel dargestellt - schreiben.

So kann beispielsweise eine solche Kurskarte folgendermaßen aussehen: Für 5 grüne Chips erhält man 175.000; 2 gelbe, 1 grüner und ein violetter Chip bringen 90.000; 3 blaue in Verbindung mit einem grüne Chips sind 85.000 wert; 3 rote Chips zahlen 60.000; 2 rote und 1 grünen Chip kann man für 50.000 verkaufen und schließlich werden für lediglich 2 grüne Chips 50.000geboten. Die insgesamt im Spiel vorhandenen 15 Kurskarten werden gemischt, drei wandern ungesehen in die Schachtel zurück und die anderen verdeckt auf die 12 Monate aufgeteilt. Anfangs werden die ersten Monate Jänner, Februar und März umgedeckt, in Folge wird nach jedem Monat eine weitere Kurskarte umgedreht, so daß immer die Kurse für die nächsten drei Monate ersichtlich sind. An jedem Quartalsende (März, Juni, September und Dezember) gibt es übrigens eine besondere Quartalsausschüttung, die Bank zahlt für die Aktien den doppelten Preis! Wie kommen die Spieler nun in den Besitz der wertvollen Aktien bzw. Chips? Ein Spieler, der die Rolle des Börsenmaklers übernimmt, greift in einen Beutel, in dem sich die insgesamt 85 Chips befinden, und zieht zu Spielbeginn für jeden Spieler vier Chips blindlings heraus. Danach werden noch zu Beginn jeder Runde wiederum blindlings so viele Aktienpakete wie Spieler aus dem Beutel gezogen, wobei die Anzahl der Chips in den einzelnen Paketen jedoch unterschiedlich groß ist, von nur drei Chips bis maximal fünf Chips. Diese Pakete gibt es nun im Angebot und die Spieler können jeder eines erwerben. Und zwar mittels geheimen Gebotes. Jeder legt verdeckt einen Betrag auf den Spieltisch. Wer die höchste Summe geboten hat, darf sich zuerst ein Paket aussuchen, danach der Spieler mit dem zweithöchsten Gebot, etc. Die erworbenen Chips legen die Spieler offen vor sich auf den Tisch.

Das sind eigentlich schon alle Spielregeln: Zuerst Angebot durch Ziehen aus dem Beutel ermitteln, dann verdeckte Versteigerung der ausliegenden Pakete, schließlich Aktienverkauf laut Nachfrage. Zu beachten ist noch, daß niemand mehr als 10 Chips in die nächste Runde mitnehmen darf und daß die verschiedenen Aktien unterschiedlich oft vorkommen. Nach genau einem Jahr ist Schluß, und wer dann das meiste Bargeld hat (Aktien zählen nun nichts mehr), kann so jubeln wie der Spekulant auf dem Schachtelcover.

 

"Business" ist ein ruhiges Spiel. Wenig Kommunikation, kaum Interaktion. Die Spieler sind vielmehr damit beschäftigt, die optimalen Kombinationen zusammenzustellen oder zu kalkulieren, wie hoch sie bieten sollen. Flexibilität ist gefragt, um auch mit unerwünschten Aktienkäufen noch ein gutes Geschäft zu machen. Außerdem ist es wichtig herauszufinden, welches die "besseren" Kurse in Verbindung mit den ausliegenden Kurskarten und dem Angebot an Chips sind. Nicht immer ist es am günstigsten, nur auf die Verdoppelung zu Quartalsende zu sparen. Manchmal sind auch die Kurse in "normalen" Monaten ganz vorteilhaft. Aber zumeist zeigt sich, daß die Quartalsausschüttungen doch zu übergewichtig sind, wodurch die Spannung zwischendurch etwas leidet. Bei all diesem Berechnen und Kalkulieren ist die Art des Versteigerungsmechanismus wiederum sehr gut gewählt. Verdecktes Bieten läßt einen relativ flüssigen Spielablauf zu, im Gegensatz zu wildem Hochsteigern. Für manche Spieler wird das Spiel zu trocken und abstrakt sein, das Thema selbst wirkt ja auch stark aufgesetzt. Aber insgesamt betrachtet finde ich "Business" für ein recht gutes und interessantes Spiel.

Beim Material muß ich jedoch ein bißchen kritisieren. Eine kleinere Schachtel hätte es auch getan und das Spielmaterial ist ein wenig nüchtern, besonders wo ich kurz zuvor noch das hervorragende Spielmaterial und die anregende Spielregel von "Elfenland" bewundert habe. Aber da es ein ganz neuer Verlag ist, will ich damit nicht allzu hart ins Gericht ziehen, sondern nur milde darauf hinweisen, daß der homo ludens der späten 90er Jahre einen höheren Standard gewohnt ist. Ich würde es dem Verlagschef Roland Siegers, einem Veteran der Spieleszene, nämlich wünschen, daß er kein "Waterloo" erleidet, sondern ein gutes "Business" macht.