Lass das sein, Frankenstein!

 

It’s Alive!

 

Särge als Joker

 

Ein Baukastensystem zeichnet auch das dritte dokumentierte Spiel von Yehuda Berlinger (nach „The Menorah Game“ 2005, und „Piratenhändler“, 2007; beide im Eigenverlag) aus. Bei „It’s Alive“ sammelt man ein Set von acht Karten, um als erster verrückter Wissenschaftler die Teile für einen künstlichen Menschen zusammenzubekommen. Wer den Bausatz komplettieren kann, ruft (die Spielanleitung empfiehlt: mit Grabesstimme): „Es leeeebt!“

 

Zwei Varianten bietet die Regel dabei an – im Grundspiel gewinnt sofort, wer zuerst alle Felder seiner als Operationstisch gestalteten Spieltafel mit unterschiedlichen Kärtchen voll belegt hat, und dies verkündet. In der Version für Fortgeschrittene siegt, wer in Summe die wertvollsten Körperteile vorweisen kann. Dabei muss es sich nicht notwendigerweise um den schnellsten Dr. Krankenstein handeln, obwohl ein vollständiger Körper und die Meldung, dass das Ding nun eigenständig den kleinen Finger spreizen könne (wie unvergesslich im Film „Frankenstein“ von 1931, Regie: James Whale, dokumentiert), Bonuspunkte bringt.

 

Neben acht Sätzen Körperteilkarten (Kopf, Hirn, Rumpf, Herz, Arm, Hand, Bein, Fuß) mit verschiedenen Werten finden sich auf dem Markt für Leichenteile noch Särge, die als universelle Joker dienen, und Karten mit wütenden Dorfbewohnern, die mittels Geld oder der Überlassung bereits erworbener Fleischstücke besänftigt werden wollen. Der Rest des Spielmaterials besteht aus Übersichtskarten, den Sammeltafeln, sehr hübsch als Schlosslabor gestalteten Sichtschirmen, Spielgeld aus Pappendeckel, und der Anleitung (je ein Faltblatt deutsch und englisch).

Der Spielverlauf ist einfach: reihum nehmen alle nacheinander entweder eine Karte vom verdeckt gemischten Kartenstapel oder, frühestens ab der zweiten Runde, von einem Ersatzeilfriedhof auf. Wer an der Reihe ist, erwirbt die Karte zum aufgedruckten Preis und nimmt sie hinter den eigenen Sichtschirm, verkauft sie zum (abgerundeten) halben Preis und legt sie offen auf den eigenen Friedhof, oder bietet sie in Form einer Auktion an, wobei nur eine Bieterrunde stattfindet. Das Höchstgebot erhält den Zuschlag, das Geld der Auktionator. Wenn dieser selbst der Höchstbieter bleibt, geht das Geld an die Bank. Für Körperteilkarten kann man mit Münzen oder anderen Karten bezahlen, für überschüssige Kartenwerte gibt es kein Wechselgeld. Offene Karten vom Friedhof kann man nur kaufen (nicht verkaufen oder feilbieten), der Kaufpreis geht an die Bank (vermutlich Burke, Hare & Lich Ltd.), ersatzweise zur Bezahlung verwendete Karten kommen auf den eigenen Ablagestapel (geschmackvollerweise Friedhof genannt).

 

Obwohl die Spielanleitung relativ klar scheint, bestehen in einem Punkt doch gehörige Zweifel, ob das wirklich so gedacht war: auch die (insgesamt sechs, je drei mit den Werten 4 oder 6) „wütender Mob“-Karten werden erworben (keine Versteigerung oder Friedhofsablage; sie betreffen immer die Person, die sie aufgedeckt hat) und aufgenommen. Danach kommt man sofort noch mal dran. Schon die nächste Karte darf man aber, so man möchte, mit der Pöbelkarte bezahlen, die dann aus dem laufenden Spiel genommen wird.

Abgesehen von dieser fragwürdigen Regel, läuft „It’s Alive“ flott und ohne größere Schwierigkeiten ab. Taktische Erwägungen beschränken sich, auch wegen der ziemlich großen Zufallsabhängigkeit durch den Kartenstapel, auf das Zurückhalten bestimmter Körperteile, um die Pläne der Gegner zu torpedieren. In der Profifassung spekuliert man zusätzlich auf wertvollere Häppchen, riskiert aber, dass das Spiel bereits zu Ende ist, bevor man auch nur eine Hand an einen Arm (oder ein Bein, wenn man will) genäht hat.

Die – liebevoll-naive – graphische Gestaltung verstärkt die Gruselthematik, welche aber insgesamt nicht zwingend wirkt. Es könnte auch um die Zutaten für ein Kochrezept oder Fußballsammelbilder gespielt werden. Die Altersangabe „ab 12 Jahren“ dürfte wohl dem Horrorelement und der Angst vor kindlichen Albträumen geschuldet sein, und liegt sicher zu hoch. Einen netten, eher kurzen Zeitvertreib – viel mehr darf man von „It’s Alive!“ nicht erwarten.

 

Martina & Martin Lhotzky, Marcus Steinwender

 

Kid                       

Family                  

Adult           ein    

Expert                           

 

Alter                    

Spezial                 

 

Spieler: 2–5

Alter   : ab 12 Jahren

Dauer : ca. 30 min

 

Autor           : Yehuda Berlinger

Grafik          : R. H. Aidley

Vertrieb A.   : Verlag

Preis            : ca. 17,00 €uro

Verlag          : Reiver Games

  www.reivergames.co.uk

                    

Genre                    : Kartensammelspiel mit Gruselthema

Zielgruppe             : Für Jugendliche/Erwachsene

Mechanismen         : Passende Karten kaufen oder ersteigern

 

Zufall                     : 6

Wissen                  :

Planung                 : 4

Kreativität              :

Kommunikation      : 4

Geschicklichkeit      :

Action                   :

 

Kommentar:

Gängiges Thema

Bekannte Mechanismen nett kombiniert

An sich einfaches Spiel

Thematisch kein Familienspiel

 

Vergleichbar:

Thematisch z.B. Monstererbe,

Mechanismus: Minestrone

 

Atmosphäre           : 5

 

Martina, Martin und Markus:

Wieder einmal Dr. Frankenstein sein! Das einfache, flotte Sammelspiel mit Friedhofshintergrund bietet sich vorzüglich auch beim Warten auf die Lungenoperation an, bringt aber keine spieltechnischen Neuerungen.