Über Bord / Over Board
Über Bord. Over Board.
Von Alox Randolph.
Für 2 Spieler. Ravensburger 1977.
0. Spielidee.
Steine werden geschlagen, indem sie über den
Spielfeldrand geschoben werden.
1. Spielmaterial.
Je 18 Steine in zwei Farben auf einem Spielbrett von
6 x 6 Feldern (Quadratraster).
2. Spielverlauf.
Es wird abwechselnd gezogen.
(a) Vorbereitungsphase (18 Doppelzüge)
Der Spieler zieht einen Stein und stellt ihn auf ein
freies Feld seiner Wahl. Die Vorbereitungsphase ist zu Ende, wenn alle 36
Steine gesetzt sind und daher alle Felder besetzt sind.
(b) Farbenwahl:
Ein Spieler wählt, mit welcher Farbe (mit welchen
Steinen) er spielen möchte.
Der andere Spieler beginnt mit dem Ziehen.
(c) Hauptphase:
Der Spieler zieht einen Stein seiner Farbe senkrecht
oder waagrecht und schiebt dabei gegebenenfalls beliebig viele Steine (beider
Farben) vor sich her (Lücken aufgrund freier Felder werden dabei zunächst
geschlossen), allerdings nur
- wenn dadurch kein eigener Stein aus dem Spielfeld
geschoben wird;
Gezogen wird:
-- um beliebig viele Felder, wenn dabei mindestens
ein gegnerischer Stein aus dem Spielfeld geschoben wird; bzw.
-- um genau ein Feld, wenn kein gegnerischer Stein
"über Bord geht".
3. Spielende.
Ziel des Spieles ist es, alle Steine des Gegners zu
schlagen.
Kommentar:
OVER BOARD ist ein einfaches, aber durchaus
ansprechendes Spiel für zwei Personen: Die Regeln sind einfach und ermöglichen
- wenn man daran interessiert ist - ein unterhaltsames, flottes Spiel ohne viel
Nachdenken. In diesem Fall wird die Intuition - das richtige G'spür -
spielentscheidend sein. Doch auch wer ein Denkspiel vorzieht, wird ebenfalls
zufriedengestellt: Da die Spielsituation übersichtlich ist, kann man - wenn man
kann - uch mehrere Züge vorausplanen. Es gibt jedoch zu Beginn genug
verschiedene Zugmöglichkeiten für ein abwechslungsreiches Spiel - umso mehr, da
die Ausgangssituation bei jedem Spiel anders sein wird. Die Endspielsituationen
hingegen sollten sich vollständig analysiert ren lassen - ein Umstand, der bei
geübteren Spielern eine Rolle spielen sollte.
(Ich vermute, daß es bei diesem Spiel kein echtes
Remis geben kann - es dürfte immer für einen Spieler möglich sein, den Sieg zu
erzwingen.)
OVER BOARD ist eigentlich zu Unrecht in Vergessenheit
geraten und vergleichbar mit anderen "Oldies": ISOLA und
REVERSI/OTHELLO, zum Beispiel.
WlN-Wertung:
* Over Board/Uber Bord SSS U
A 2 m
P.S. Über die Ausstattung von OVERBOARD zu schreiben
ist eigentlich überflüssig, da das Spiel ja - so viel ich weiß - nicht mehr im
Programm ist. Ich möchte trotzdem kurz darauf eingehen, weil dies einen
interessanten Vergleich mit heute üblichen Ausstattungen ermöglicht: In der
handlichen, quadratischen Schachtel (der damaligen "Traveller Serie")
befindet sich ein stabiles Brett aus Plastik mit 6 waagrechten und 6
senkrechten Rillen. Die Steine - ebenfalls aus Plastik - haben auf der
Unterseite Stifte, die in diese Rillen passen und somit ein gutes Gleiten er
möglichen. Dazu kommt noch ein Plastikbeutel, aus dem die Steine gezogen, und
in dem sie auch sicher aufbewahrt werden können: Einfach, aber zweckmäßig.
Mit diesem Material kann man überall spielen - auch
auf einer Wiese, oder am Strand. Und es paßt gerade gut in die Schachtel.
Zum Vergleich nun KENDO, ein "modernes"
Spiel von Ravensburger: Die Schachtel ist nicht quadratisch, aber praktisch
ebenso groß wie die von OVER BOARD. Auch die Spielsteine sind von
vergleichbarer Qualität (Plastik). Das Spielbrett hingegen ist aus Karton:
Stabil zwar, und graphisch elegant - aber in drei schmale (und einmal
gefaltete) Streifen zerschnitten. Da die Teile puzzle-artig ineinandergreifen,
gibt es auf ebener Unterlage (einem Tisch) keine Schwierigkeiten. Aber auf
unebenem, nicht stabilem Grund (Wiese, Strand, etc.) kommt es zwangsläufig zu
Schwierigkeiten! Und außerdem: So wie das Material gestaltet ist, würde es auch
in eine halb so große Schachtel passen --
[Ubrigens: KENDO ist die Neuauflage eines Spieles,
das etwa ebenso alt ist wie OVER BOARD. Es ist durch Zufall zum Vergleichsobjekt
geworden. Eigentlich wollte ich es bei dieser Gelegenheit ebenfalls besprechen.
Aber da es bereits in WIN 77 von Stefan Kovalovsky besprochen worden ist, gebe
ich hier nur meine
WlN-Wertung an:
Kendo SSS I 2 bzw. SS In 3-4]
PPS. Kommt Euch an OVER BOARD
etwas bekannt vor? Ja? Natürlich: Dasselbe
Spielprinzip- das "Aus-dem-Spiel-brett-Stoßen" - wird jetzt auch bei
ABALONE verwendet. Das heißt nun keineswegs, daß ABALONE ein Plagiat, oder auch
nur eine Variante, von OVER BOARD ist! ABALONE ist zweifellos ein
eigenständiges Spiel. Und auch das raffiniertere, anspruchsvotiere Spiel. Aber
es zeigt (neuerlich), daß ABALONE nicht so neu- und einzigartig ist, wie man in
Zusammenhang mit diesem stark gepushten Spiel manchmal glauben machen will.