Das Spiel:
Richelieu und die Konigin
Kartenspiel
2 Spieler ab 12 Jahren
Serie: Fun for 2
Ravensburger, 2003
Die Besprechung:
Christoph Klager
christoph.klager@andritz.com
Wertung:
*(*) W SS P II UU 2 (2) 40
Minuten
Kardinal Richelieu wird als
Armand-Jean du Plessis 1585 in Paris geboren. Aus einem verarmten Adel
stammend, muss er seine Karriere als Geistlicher beginnen.
Er wird 1606 Bischof und
kommt 1614 als Sprecher des Klerus an den Hof. 1616 erfolgt dann durch die
Königin von Frankreich, Maria von Medici, die Berufung Richelieus zum
Staatssekretär in den königlichen Rat.
Maria von Medici, welche
die Staatsgeschäfte seit 1617 für Ihren unmündigen Sohn Ludwig den XIII führt,
wird von diesem 1617 entmachtet. Sie kehrt einige Jahre später in den
königlichen Rat zurück, wo sie zunächst Richelieu begünstigt.
Richelieu selbst avanciert
1622 zum Kardinal und wird 2 Jahre später von Ludwig XIII zum 1. Minister
ernannt. Durch den Kampf Richelieus gegen den Hochadel trübt sich auch das
Verhältnis zur Königsmutter und kehrt sich schließlich zum Machtkampf. Der
Kardinal behauptet sich gegen immer neue Verschwörungen, in denen Maria von
Medici eine führende Rolle spielt. 1630 wird Maria verbannt und verlässt kurz
danach Frankreich.
Nach der erfolgreichen
Etablierung von Absolutismus und Merkantilismus durch Richelieu regieren nun
zwei Männer in Frankreich: der Kardinal und der König.
Kardinal Richelieu stirbt
1642, ein halbes Jahr später der König.
„Richelieu und die Königin“
ist ein Kartenspiel für zwei Personen und basiert auf dem 2001 bei
Die Ausstattung scheint auf
den ersten Blick recht mager: 48 Spielkarten, 14 runde und 6 quadratische
(Besitzmarker) Spielplättchen aus Karton liegen in einer Schachtel, die mit
rund 80% Luft gefüllt ist. Die Verpackung hätte also ruhig noch auf die Hälfte
schrumpfen können.
Das Spiel ist
abwechslungsreich, dauert nur 30-45 Minuten und ist in der Regel bis zum
Schluss spannend. Ein ideales Spiel für zwischendurch oder für den Feierabend
gestresster Eltern (wie mich und meiner Frau).
Die Spielkarten stellen
neun verschiedenen französische Regionen dar. Jeder Region ist eine andere
Farbe und ein anderes Wappen zugeordnet (orange = Normandie, grau = Bretagne,
etc.). Auf jeder Karte ist zumindest ein Wappen abgebildet. Auf manchen Karten
findet sich zusätzlich ein zweites Wappen oder ein Symbol.
Auf den runden
Spielplättchen ist jedes Wappen (9x) und jedes Symbol (3x) noch jeweils einmal
abgebildet. Mit den beiden restlichen Plättchen kann man sich einen
quadratischen Besitzmarker zurückholen.
Wappen stehen für die
Vorherrschaft in einer Region, Schwerter für die militärische, Kreuze für die
religiöse und Türme für die politische Macht. Spielziel ist es möglichst viele
Wappen und Symbole zu sammeln, in möglichst vielen der 12 Kategorien zu
dominieren und dafür Punkte zu erhalten. Es ist dabei prinzipiell egal, ob man
mit Regionen oder Symbolen punktet.
Die Karten werden in vier
Reihen zu je 12 Karten ausgelegt. Auf acht Karten wird jeweils ein verdecktes
Spielplättchen gelegt, die anderen Spielplättchen kommen aus dem Spiel. Die
Spielplättchen sorgen für den Glücksfaktor und können beim Auszählen der Punkte
noch die eine oder andere Überraschung bringen.
Ein Spieler übernimmt die
Rolle Richelieus mit 3 Kardinalshüten als Besitzmarker, der andere Spieler die
Rolle der Königin mit 3 Kronen als Besitzmarker. Die Spieler ziehen nun
abwechselnd eine oder zwei Karten und legen sie - getrennt nach Farben - offen
vor sich hin, sodass man die Zahl der Schilder und Symbole erkennen kann. Es
dürfen allerdings nur Karten von rechts oder links außen genommen werden, und
bei zwei Karten müssen beide von der selben Farbe sein und dürfen gemeinsam
nicht mehr als zwei Wappen aufweisen.
Erschwerend kommt hinzu,
dass Karten am Ende eines Zuges durch einen Besitzmarker vorreserviert werden
können. Nimmt man eine Karte mit gegnerischem Besitzmarker, muss man einen
beliebigen eigenen Besitzmarker abgeben. Aber Vorsicht: hat man keine
Besitzmarker mehr, kann der Gegner wertvolle Karten - oder im ungünstigsten
Fall auch alle - blockieren.
Spielplättchen werden mit
der Karte genommen, auf der sie liegen und dürfen verdeckt abgelegt werden. Da
der Gegner - im Gegensatz zu den offen aufgelegten Karten - nicht weiß was man
so bekommen hat, sind Karten mit Spielplättchen besonders wertvoll. Je nach
Aufdruck kann man mit Spielplättchen bereits abgegebene Besitzmarker
zurückholen, sie können bei der Abrechnung für den entscheidende Mehrheit
sorgen oder vor Strafpunkten retten.
Wenn alle Karten genommen
wurden, endet das Spiel. Jetzt zählen nur noch Mehrheiten. Nacheinander wird
die Summe der Wappen bzw. Symbole für jede der 12 Kategorien verglichen.
Derjenige Spieler mit der Mehrheit erhält seine Summe als Machtpunkte
gutgeschrieben, der andere Spieler geht leer aus. Bei Gleichstand gehen beide
Spieler leer aus, und hat ein Spieler überhaupt keine Wappen bzw. Symbole einer
Kategorie, so erhält er 5 Strafpunkte.
Es hilft also nichts, in
vielen Kategorien „Durchschnitt“ zu sein. Es ist besser in einer Kategorie klar
zu verlieren und in der anderen zu gewinnen, als in beiden knapp zu verlieren
oder Gleichstand zu erreichen. Zum Beispiel: 3:3 und 3:4 gibt nur 0:4 Punkte;
1:3 und 5:4 gibt aber 5:3 Punkte !!
Ganz schlecht ist es in
einer Kategorie „blank“ zu sein und Strafpunkte zu kassieren. Man sollte
allerdings mit Hilfe der Besitzmarker versuchen, selbst ein Monopol einer
Kategorie zu bekommen. Das gelingt in der Regel nur bei „kleinen“ Regionen wie
grün (= Auvergne) wo es nur 4 Karten gibt. Bei „großen“ Regionen wie lila (=
Bourgogne) mit 7 Karten oder den Symbolen mit 9 Karten ist die
Wahrscheinlichkeit zu groß, dass der Gegner auch eine Karte erwischt.
Mit Kenntnis des historischen
Hintergrundes sollte man das Spiel vielleicht besser in „Richelieu und die
Königsmutter“ umbenennen, das Maria von Medici zum Zeitpunkt des Machtkampfes
mit Richelieu ja nicht mehr Königin war.
Nichtsdestotrotz ist das
Spiel gelungen und garantiert ein ausgeglichenes Spielvergnügen zu zweit. Die
Regeln sind einfach und lassen genug Möglichkeiten für viele kleine und große
Gemeinheiten, um den eigenen Sieg zu sichern.
Es geht dann genauso
turbulent zu wie damals am französischen Hof. Mit einem Vorteil: es braucht bei
diesem Spiel niemand um sein Leben zu fürchten.