Pueblo
Das Spiel:
Pueblo
von
2-4 Spieler ab 10 Jahren
Dauer ca. 30 Minuten.
Ravensburger, 2002-08-27
WIN Wertung:
** G SS II UUU AA 2-4 (2-4) m
Pueblo – spanisch – heißt Dorf, Volk, Ortschaft, und
bei uns sind eher die damit verbundenen Gebäude bekannt. Quadratische und
rechteckige Bauten, die übereinander angeordnet wurden, die ersten Pueblos
werden auf das 10. Jhdt. n.C. datiert. Wenn man es genau betrachtet, waren es
die ersten Wolkenkratzer, wenn auch ein wenig kleiner. Die Indianer in Arizona
und Neu Mexiko haben es so hervorragend verstanden, in einen miteinander
verbundenen Gebäude bis zu 1200 Menschen in 800 Räumen unterzubringen, daher
kommt auch der Ausdruck Einhausdörfer. Praktisch betrachtet entstanden diese
Bauten aus verteidigungs-technischen Gründen, da diese Komplexe einen Angriff
besser standhielten und durch die Höhe die Eigenschaft einer Burgmauer hatten.
Zu den bekanntesten in Pueblos lebenden Indianer zählen die Zuni, Taos, Hoppi
und Navajos. Für besonders Interessierte sei erwähnt, dass es 70 Meilen
nördlich von Santa Fe das wahrscheinlich älteste Dorf der USA, Taos Pueblo, im ursprünglichen
Zustand zu besichtigen gibt. Es wurde 1992 von der UNESCO zum Weltkulturerbe
ernannt.
Diesen Thema hat die Fa. Ravensburger ihr neues Spiel
Pueblo gewidmet. Wenngleich es im Vorfeld anders heissen sollte - nämlich
Kasbah. Das Titelbild zeigte Lehmbauten aus dem Fernen Osten und im Vordergrund
sah man einen mit Turban geschmückten Araber. Dann kamen die Ereignisse des 11.
September und es wäre, kaufmännisch betrachtet, falsch gewesen, mit diesen
Thema und der Aufmachung auf den Markt zu kommen. Der Erfolg des Spieles wäre
sicher ausgeblieben. So hatte man sich kurzerhand entschlossen, den Namen und
die Aufmachung auf die andere Seite des Erdballs zu versetzen und so entstand
Pueblo, das meiner Meinung besser zum Thema passt.
Pueblo ist ein Bauspiel, keines der klassischen,
sondern die beiden Autoren
Die Schachtel ist in einem Format von 31x31x6 cm und
stellt auch uns Sammler vor kein unlösbares Problem, die bringen wir schon
irgendwo in unserer Sammlung unter. Geschmückt mit indianischen Verzierungen
und Malerien, in Erdfarben gehalten präsentiert sich die Schachtel und
vermittelt dabei auch eine gute und ruhige Stimmung. Der Spielplan hat in der
Mitte eine quadratisch Fläche, dies sind die Bauplätze, mit 8x8 Feldern, die
wiederum in 4 gleichgroße Teile unterteilt ist. Rundum diese Plätze läuft eine
Leiste, auf der sich der Häuptling bewegt. Natürlich, wie kann es anders sein,
es gibt auch eine
Im ersten Zug muss der Spieler immer den einzelnen farbigen
Baustein setzen, danach kann er sich entscheiden ob er einen farbigen oder einen
neutralen nimmt. Wie immer er sich entscheidet, im nächsten Zug muss dann der
andere Stein des Blocks verbaut werden und somit ist das Spiel nach 9 Runden zu
Ende. Nachdem gebaut wurde, wird der Häuptling noch um bis zu 4 Felder gezogen.
Gleich zu Beginn ein Tipp von mir: Den ersten Baustein so setzen, dass der
Häuptling mit einem Zug über 4 Felder an den Baustein vorbeigeht, ansonsten hat
man das Spiel schon zu Beginn verloren.
Die Bauvorschriften besagen, dass nur innerhalb des
8x8 Feldes gebaut werden und auch in höheren Ebenen kein Teil der Steine über
den Rand ragen darf. Die Höhe und die Form des Pueblos bleibt den Baumeistern
überlassen und die Steine dürfen beliebig gedreht und gewendet werden. Wenn ein
Baustein gesetzt wird, dann müssen immer drei Flächen einer Seite aufliegen,
entweder auf der Spielfläche oder auf anderen Bausteinen, Hohlräume dürfen
nicht entstehen. Der Häuptling wird anschließend um 1 bis 4 Felder gezogen. Auf
diesem Feld wird überprüft, welche Flächen sichtbar sind. Dabei wird immer
geradeaus auf das Pueblo gesehen und für jede farbige Fläche dieser Reihe gibt
es Strafpunkte. Ein Farbfeld in der ersten Ebene bringt einen, der zweiten
zwei, der dritten drei Punkte usw. Sollte der Häuptling auf ein Eckfeld gezogen
werden, wird das Viertel - ich habe bereits erwähnt, dass das Spielfeld so
geteilt ist - von oben betrachtet und für jede sichtbare farbige Fläche gibt es
wieder einen Strafpunkt.
Wenn der letzte Stein gesetzt wurde und der Häuptling
seine Kontrolle dazu durchgeführt hat, wird er danach nochmals einmal um das
gesamte Spielfeld herumgeführt und jedes Feld seiner Laufleiste wird einmal
gewertet. Der in der Schachtel befindliche Chip ist hilfreich, indem man ihm
auf den Ausgangspunkt des Häuptlings legt. Wer nach dieser Schlusswertung die
wenigsten Punkte hat, gewinnt das Spiel.
In der Profiversion, in der auch die Grundregeln
gelten, werden zu Beginn von jedem Spieler zwei Blöcke, das sind 4 Bausteine,
zur Seite gelegt. Diese werden für den zweiten Spielabschnitt benötigt. Es wird
vereinbart mit wievielen Kultstätten, das sind Plättchen die im rechten Winkel
über drei Felder gelegt werden können, gespielt wird und wo sie auf der
Spielfläche platziert werden. Je mehr Kultstätten im Spiel sind umso
schwieriger wird es, denn auf diesen Feldern darf nicht gebaut werden. Die
Zugreihenfolge wird zu Beginn des Spieles und auch wieder nachdem alle Spieler
die Bausteine des ersten Abschnittes verbaut haben, versteigert. Nach der
zweiten Versteigerung werden die beiseite gelegten 2 Blöcke verwendet. In der
Versteigerung werden Strafpunkte geboten, die werden natürlich hinzugerechnet
und nicht abgezogen.
Die Variante Abbau kann mit der Grundversion, aber
auch mit der Profiversion gespielt werden. Bei der Profiversion sei erwähnt,
dass vor dem Abbau die Zugreihenfolge nochmals versteigert wird. Nachdem das Pueblo
fertig gestellt wurde und der Häuptling die gesamte Runde gewertet hat,
entfernt der nächste Spieler einen Baustein. Es dürfen nur Steine der eigenen
Farbe oder neutrale Steine genommen werden und sie müssen frei liegen. Sollte
der Fall eintreten, dass ein Spieler keinen eigenen Baustein im Spiel hat, darf
er auch keinen neutralen mehr abbauen. Unabhängig davon ob man einen Stein
entfernt hat oder nicht, wird der Häuptling um 1 bis 4 Felder gezogen und diese
Reihe wird gewertet. Die Siegbedingungen sind bei allen dreien Varianten gleich.
Die Steine sind der Schlüssel des Spieles. Durch ihre
Form hat man unzählige Möglichkeiten sie zu drehen, zu wenden und auch zu
setzen. Kein Pueblo sah bisher gleich aus, jedes Spiel verlief anders und das
ist auch der Reiz daran, es zu spielen und es wieder zu spielen. Ich habe seit
Carolus Magnus, erschienen bei Winning Moves, kein Spiel mehr erlebt das mit
sowenig Regelwerk soviel Spielspass erzeugt. Die Spieldauer von 30 bis 40
Minuten ist genau richtig um schnell noch eine Partie zu spielen oder die
Abbauvariante anzuhängen, wobei dabei der Spielstand fast nicht mehr verändert
wird.
Die Kombination Kiesling/
Die Regel lässt, wie soviele andere bei Ravensburger,
keine Fragen offen und ist leicht lesbar und leicht umsetzbar. Dieses
Zusammenspiel aus leichter Regel, kurzer Spieldauer und einfacher Mechanismus
machen Pueblo sowohl für Vielspieler als auch für Gelegenheitsspieler leicht
spielbar und der Spielspass wird bei allen vorhanden sein. Ebenso ist es gleich
gut für zwei, drei oder vier Spieler spielbar. Das können nicht besonders viele
Spiele von sich behaupten. Selbst die Tüftler unter uns kommen auf ihre Kosten,
können aber eine Partie Pueblo zu einem Marathon werden lassen. Eine Sanduhr
oder eine Stoppuhr mit genauer Zeitvorgabe für jeden Zug ist hier hilfreich und
auch anzuraten, denn sonst werden aus 30 Minuten sehr schnell 60 und dann
verliert man seinen Spass daran. Selbst wenn man den einen oder anderen Spieler
dabei hat, der etwas länger braucht, so kann man die Zeit gut dazu nutzen, eine
Runde um den Tisch zu machen. Vielleicht ergibt sich aus einer anderen
Perspektive ein brauchbarer Zug. Ich habe eine Idee eines begeisterten Spielers
aufgeschnappt und möchte sie euch gerne weitergeben. Wenn Ihr den Spielplan auf
eine drehbar Scheibe, Servierscheibe, Tortenplatte oder ähnliches stellt, hat
jeder Spieler die Möglichkeit sich in Ruhe alle Seiten genau zu betrachten um
den richtigen Zug zu finden. Ich kann abschliessend nur nochmals zu diesem
ausgezeichneten Spiel gratulieren und freue mich schon auf die nächsten
geistigen Ergüsse der beiden Autoren und des Verlags Ravensburger.