Playboss
PLAYBOSS - Das Wirtschaftsspiel.
Ravensburger. 1987
3-9 Spieler.
Meine Vorliebe für Wirtschaftsspiele rührt von
Monopoly, das mich schon in meiner Jugend begeistert hat, und zwar vorwiegend
durch die Möglichkeit, mit den Mitspielern zu handeln und zu
feilschen. Als Minuspunkte von Monopoly möchte ich
die hohe Bedeutung der Zufallskomponente und das beschränkte
Variationspotential bezeichnen. Playboss wird vom Hersteller das als Modell der
freien Marktwirtschaft angepriesen und angeblich sogar zur Management-Schulung
verwendet (Achtung! Für Marxisten völlig ungeeignet!) Zwar erscheinen mir diese
Ansprüche zu hoch gesteckt (Unternehmensplanspiele am Computer erfüllen diesen
Zweck weit besser), interessierte Spieler werden damit aber sicher unterhaltsame
Stunden verbringen können.
Playboss kann auf unterschiedlichen
Komplexitätsebenen gespielt werden. Einem Grundmodell liegt das Regelwerk,
welches leider manchmal Interpretationsspielräume offenläßt, bei, wahlweise
kommen 6 Aufbaustufen hinzu, die den Spielcharakter wesentlich
beeinflussen. Ziel des Spieles ist es, als
Unternehmer durch den Kauf von Rohwaren und der Weiterverarbeitung zu
Fertigprodukten, die wieder verkauft werden, einen möglichst hohen Gewinn zu
erwirtschaften. Im Verlauf eines Jahres - durch das Zurücklegen einer Runde am
Spielplan symbolisiert - kann man auf 5 Typen von Feldern gelangen:
Entscheidungsfelder zum Ankauf bzw. Verkauf von Waren, Investitionen in
Maschinen und für Produktion Risikofelder: mittels Ereigniskarten kommt ein
Zufallsfaktor ins Spiel, WEB-Felder, wo man jedesmal einen Chip kaufen kann.
Diese Chips dienen einerseits als Versicherungen und erschließen dem Spieler
zudem die Möglichkeiten für wirtschaftsstrategische Maßnahmen.
Kostenfelder, auf denen wahlweise eine von mehreren
kostensteigeenden Maßnahmen getroffen werden muß. Ein Abschreibungsfeld. Das
Abschließen von Geschäften zwischen den Unternehmern ist zu jedem Zeitpunkt
möglich. In der Grundversion läuft das Spiel recht lebhaft ab, es lohnt sich,
untereinander zu kooperieren und das wirtschaftliche Überleben ist nicht allzu
schwer. Allerdings ist es recht einfach, in diesem Modell die optimale
Strategie herauszufinden, sodaß mit etwas Erfahrung, in einigen Spielen
gewonnen, die Zufallskomponente wieder bedeutsamer wird. Nichtsdestoweniger
sind unterhaltsame Spiele garantiert.
Die Stunde der Tüftler und Ehrgeizlinge schlägt beim
Hinzuziehen der Aufbaustufen. Rohwaren müssen ersteigert, beim Verkauf kann man
von der Konkurrenz im Preis unterboten werden. Vertriebsorganisationen
erleichtern den Absatz und der Arbeitsmarkt kann inkorporiert werden, wobei ein
Spieler die
Rolle der Gewerkschaft übernimmt. Die Zusatzregeln
führen dazu, daß das Spiel etwas langwierig wird. Zur Berechnung der Steuern muß
auch jährlich eine Bilanz erstellt werden (Bilanzvordrucke fehlen leider!).
Dafür bietet sich dem Spieler eine größere Zahl von Handlungsstrategien an,
vorausschauendes Agieren und Beobachten der Konkurrenz sind unbedingt
erforderlich, da man sonst beim Management by kangoroo landet (= der Versuch,
große Sprünge mit leerem Beutel zu machen).
Modifikationsbedürftig scheint mir die Aufteilung
der Feldertypen: die Zahl der WEB-Felder ist etwas zu gering, da man die Chips,
die ausschließlich dort erworben werden können, für strategische Maßnahmen
benötigt, die den Reiz des Spieles ausmachen. Da man aber ständig Chips für
Versicherungen verbraucht, sind meistens zuwenige im Umlauf, um
Vertriebsorganisationen aufzubauen, zu rationalisieren, eine Werbeaktion zu
starten oder einen Computer zu leasen. Der Tausch von 1-2 WEB- mit
Risikofeldern wäre einen Versuch wert.
WlN-Wertung:
* Playboss Grundmodell: WW SS I K
UUU ANA 6-8(3-8) h3
* Gesamtmodell: W SSS A 1I
KKK UU AA 6-9(3-9) hS