Ökolopoly

 

Spiel: Ökolopoly

Spieler: 1-n

Verlag: Ravensburger

Autor: Frederic Vester

 

Ökolopoly in einer Neuauflage - was hat sich geändert?

 

Am Spielsystem selbst nichts. Das Spiel simuliert die wirtschaftlichen, sozialen und umweltpolitischen Zusammenhänge eines Staates dadurch, daß diese auf neun verschiedene Parameter abgebildet werden. Leider sind nur vier dieser Parameter durch den Spieler direkt beeinflußbar, die restlichen Parameter verändern sich durch ein komplexes Geflecht von Zusammenhängen. Jeder Parameter hat obere und untere Limits, die man tunlichst nicht erreichen sollte, da dies zum Ende des Spieles führt.

 

Klingt sehr kompliziert, nicht wahr? Wie funktioniert das am Spielbrett? Das Spielbrett besteht aus neun Drehscheiben, die mit nummerierten Pfeilen verbunden sind. Am Anfang des Spieles stellt man bestimmte Werte auf diesen Drehscheiben ein - sie geben so die Werte der verschiedenen Parameter an: Lebensqualität, Sanierung, Vermehrungsrate, Produktion, Bevölkerung, Umweltbelastung, Politik, Aufklärung und Aktionspunkte. Diese stellen das "Budget" dar, mit dem man Sanierung, Produktion, Aufklärung und Vermehrungsrate verändern kann - leider verfügt man aber normalerweise nie über genügend Punkte.

 

Hat man seine Aktionspunkte verbraucht, so folgt mann den nummerierten Pfeilen von 1 - 14 und verändert den jeweils am Ende des Pfeiles stehenden Parameter um den Wert, der am Anfang des Pfeiles in einen kleinen Fenster zu lesen war. Am Ende der Runde zählt man seine Aktionspunkte für die nächste Runde zusammen, die in kleinen rotumrandeten Fenstern aufscheinen und macht sich auf einem beigelgten Block Notizen. Diesen Vorgang wiederholt man so lange, bis man entweder keine Lust mehr hat, oder aber in einen der Fenster die Eintragung "Stop" erschienen ist - in diesem Fall hat sich einer der Parameter so sehr zum Guten oder Schlechten verändert, daß das Spiel abgebrochen werden muß.

 

Spielmaterial:

 

Ein großes Spielbrett, beidseitig bedruckt und verwendbar. Ein separater Rundenzähler, auf dem auch zu erkennen ist, wann die nächste Ereigniskarte aufzudecken ist. Beidseitig bedruckte Ereigniskarten und ein Ergebnisblock. Eine Spielanleitung und ein Informationsheft fürs Hintergrundwissen.

 

Veränderungen zur älteren Ausgabe:

 

Das Spiel simuliert jetzt nicht nur einen Industriestaat, sondern auch (auf der Rückseite des Brettes) ein Entwicklungsland. Das konnte man früher auch, nur mußte man alle Drehscheiben aus dem Brett herausnehmen, umdrehen und mit anderen Werten beschriften - diese Arbeit hat uns jetzt Ravensburger abgenommen.

 

Das beidseitig verwendbare Spielbrett führte auch dazu, daß der Rundenzähler, der früher auf dem Brett selbst zu finden war, jetzt ein eigenes Teil geworden ist. Auch er ist auf Vorder- und Rückseite unterschiedlich - je nach gespielten Land zeigt er auch zusätzliche Informationen wie zum Beispiel die Höhe der Entwicklungshilfe und den Zeitpunkt für die Ereigniskarten. Auch diese sind jetzt beidseitig verwendbar - Enwicklungsland und Industriestaat.

 

Fazit:

 

Ökolopoly ist ein gutes Solitärspiel - gerade richtig für vernebelte Novembernachmittage. Als Gruppenspiel läßt es leider stark zu wünschen übrig - es soll aber einige interessante Versuche geben, es im Schulunterricht zu verwenden.

 

Als kybernetische Simulation war dieses Spiel eine der ersten seiner Art, inzwischen wirkt aber der Versuch, komplexe Zusammenhänge dieser Art ohne Computerunterstützung zu simulieren, etwas angegraut. Das vor allem wegen der notwendigen, starken Vereinfachung. Inzwischen gibt es Computerspiele, die ähnliches leisten (Simcity, Civilisation etc.). die aber weitaus schwerer zu durchschauen und daher zu "knacken" sind.

 

WIN-Wertung:

* Ökolopoly SSS K AA 1 (1-n) m

 

P.S.: Einen Verwendungszweck fürs Ökolopoly haben wir vor längerer Zeit einmal ausprobiert - als Entwicklungshilfengenerator für Junta. Man verwendet das Entwicklungsland im Ökolopoly und verdoppelt die Aktionspunkte - diese werden im Junta als Millionen an den Presidenten ausgezahlt. Zusätzlich zu den normalen Juntaämtern (Präsident, Innenminister, General etc.) gibt es noch vier zusätzliche Ministerposten, die man per Wahl erlangen muß und den vier veränderbaren Parametern im Ökolopoly entsprechen ( Sanierung = Umweltminister, Produktion = Wirtschaftsminister, Aufklärung = Unterrichtsminister, Vermehrungsrate = Gesundheitsminister) - der arme Tropf, der eine dieser Positionen inne hat, darf sich jetzt überlegen, ob er das Geld, daß er von El Presidente nach den Junta-Regeln bekommen hat, lieber in die Schweiz transferiert oder aber für sein Ministerium verwendet und so möglicherweise das Budget fürs nächste Jahr verbessert.

Sollte im Zuge des Spieles das Ökolopoly irgenwo "Stop" melden, dann ist das Spiel zu Ende - die Junta wurde wegen der schlechten Lebensbedingungen von der Bevölkerung entgültig gestürzt. Natürlich gewinnt immer noch derjenige, der das meiste Geld auf seinem Schweizer Konto hat. Chaos de Luxe!