Mexica
Das Spiel:
„Mexica“
Michael Kiesling und Wolfgang Kramer
en Spiel für 2-4 Spieler ab 10 Jahren
mit einer Dauer von 60 – 75 Minuten
erschienen bei Ravensburger.
WIN Wertung:
* SS II UU AA 90 Minuten 4 (3-4)
„Nein, nicht schon wieder!“ Diesen Ausspruch gab ich von mir als ich die
diesjährigen Neuheiten von Ravensburger das erste Mal in der Hand hielt. Tikal
war ja okay, Torres auch, die Kombination der beiden hat Java ergeben, was ich
davon hielt, könnt ihr nachlesen und jetzt kommen die noch mit so einen Spiel,
das waren meine Gedanken. Man muss sich von seinen Vorurteilen befreien, denn
ich tat ihnen Unrecht. Der erste Eindruck täuschte, aber ich will nicht
vorgreifen, widmen wir uns dem Spiel. Mexica ist kein Schreibfehler, sondern so
nannten sich die Azteken selbst und der Hintergrund dieses Spieles ist es, dass
dieses Volk einen geeigneten Bauplatz suchte, um seine Hauptstadt,
Tenochtitlán, zu erbauen. Diesen fanden sie auch und begannen 1325 unserer Zeitrechnung
mit dem Bau dieser sagenhaften Stadt, die Hernán Cortés 1521 zerstörte. An
diesem Platz steht heute Mexico City.
Die Schachtel ist schon wie die Vorgänger Tikal und Java, mit einer
Fratze der jeweiligen Kultur versehen, diesmal also der Azteken. Nach grün und
rot hat man sich diesmal für blau entschieden. Das Heft, das man in der
Schachtel findet ist die Spielregel, aber Eingeweihte wissen, dass Ravensburger
Regeln mit vielen Bildern versehen sind und alle Regeln viersprachig sind. Also
schreckt euch nicht, wenn ihr sie seht. Ist nur halb so lang wie ihr glaubt.
Für die ersten Runde nimmt sich jeder Spieler 9 von seinen 18 Gebäuden, die
unterschiedliche Höhen haben, von 1 bis 4. Der Spielplan zeigt den Bauplatz, wo
Tenochtitlán errichtet werden soll und man legt auf die beiden Wasserfelder
zwei 2er Kanalteile, wofür das allerdings gut sein soll weiß ich nicht, das
kann nur der Verlag beantworten. Denn wenn schon die Wasserfelder eingezeichnet
sind, warum muss man sie dann nochmals überdecken?
Der gesamte Bauplatz ist in Quadrate unterteilt und zentral findet man
ein Kreuz. Das sind die 4 Startfelder und das Wappenfeld. Der gesamte Plan ist
von Wasser umgeben. Die Bezirksplättchen, im Spiel Calpulliplättchen, genannt,
werden verdeckt gemischt und 8 von ihnen nach aufsteigenden Zahlen auf die
dafür vorgesehenen Felder am Rand des Spielplans gelegt. Wie bei den Vorgängern
gibt es auch hier eine Kurzspielregel für jeden Spieler. Sollten sie Mexica als
erstes Spiel der Serie ausprobieren, dann wirken diese Kurzregeln wie
Hieroglyphentafeln, aber mit ein wenig Übung sind sie nützliche und nicht
wegzudenkende Hilfen. Nachdem sich jeder der Spieler ein Startfeld im Kreuz im
Zentrum gewählt hat, beginnt das Spiel.
Zur Verfügung hat jeder 6 Aktionspunkte, die man unterschiedlich
einsetzen darf. Man kann mehrere Aktionen ausführen, oder auch die gleiche
mehrmals und die Reihenfolge ist beliebig. Nicht verwendete Aktionspunkte
verfallen, allerdings hat man auch die Möglichkeit, so sie vorrätig sind, so
genannte Aktionschips zu erwerben. Dies kann man pro Zug maximal zweimal
durchführen. Die erste Runde endet wenn ein Spieler alle seine 9 Gebäude
verbaut hat oder mit allen 8 offenen Calpulliplättchen Bezirke gegründet
wurden. Man spielt noch die Runde zu Ende und danach erfolgt die erste Wertung.
Die erste mögliche Aktion ist es Kanalteile zu legen. Durch diese Aktion bildet
man kleinere Bezirke die von allen Seiten von Wasser umgeben sind. Die
Kanalteile brauchen sich dabei nur an den Ecken zu berühren. Wenn man dann
seine Spielfigur in diesem Bezirk stehen hat, kann man einen Bezirk gründen.
Die Calpulliplättchen haben drei Zahlen. Die mittlere türkise Zahl ist
diejenige die man benötigt um einen Bezirk zu gründen. Sie muss mit der Anzahl
der Felder des Bezirkes übereinstimmen, dann kann der Spieler das Plättchen auf
ein beliebiges Feld des Bezirkes legen. Die gelbe Zahl gibt an wie viele Punkte
der Spieler für die Gründung erhält und wenn sich noch andere in diesem Bezirk
befinden, dann erhalten sie die weiße Zahl. Die Zahlen sind alle so ausgelegt,
das die türkise Zahl die größte ist (z.B. 13) und die gelbe die aufgerundete
Hälfte (7) und die weiße die aufgerundete Hälfte der gelben (4).
Bezirke die einmal gegründet sind, dürfen mit Kanalteilen nicht mehr
verändert werden. Nur die Startfelder und das Wappenfeld können weder mit
Kanalteilen noch mit Gebäuden oder Plättchen belegt werden, sie zählen jedoch
als Felder mit, wenn es um die Größe eines Bezirkes geht. Das Legen der
Kanalteile kostet unabhängig von der Größe 1 Aktionspunkt, das Setzen einer
Brücke einen weiteren und jedes Feld oder Brücke, worauf die Figur zieht,
ebenfalls einen. Es gibt natürlich genaue Bauvorschriften. So ist das Legen nur
innerhalb der Quadrate erlaubt und darf nicht in den Randbereich ragen. Bereits
gelegte Kanalteile dürfen nicht überbaut werden und die beiden Seiten einer
Brücke müssen frei bleiben. Wenn eine Brücke gebaut wird, müssen natürlich
beide Seiten der Brücke frei sein, das heißt die Landfelder müssen zu diesem
Zeitpunkt unbesetzt sein und man kann sie nur auf Kanalteile legen. In weiterer
Folge darf man aber die beiden Seiten verbauen. Wenn alle aufgebraucht sind,
kann man unbesetzte Brücken umsetzen. Gezogen wird waagrecht und senkrecht und
Gegner, Gebäude und Plättchen sind unüberwindbare Hindernisse. Interessant
dabei sind zwei Möglichkeiten die man hat. Die erste ist die, von einer Brücke
zur nächsten zu gehen. Dies ist möglich wenn zwischen den beiden eine
durchgehende Wasserstrasse, auch der Spielrand gehört dazu, vorhanden ist. Pro
Brücke bezahlt man einen Aktionspunkt und hat damit die Chance, sehr rasch
große Strecken zu überwinden. Die zweite Möglichkeit ist, für 5 Aktionspunkte
auf ein beliebiges freies Feld am Plan zu gehen. Wenn ein Spieler ein Gebäude
errichten möchte, muss sich seine Figur in dem Bezirk aufhalten und man bezahlt
so viele Aktionspunkte wie das Gebäude groß ist. Auf welchem Feld man das
Gebäude platziert, bleibt dem Spieler überlassen, solange das Feld unbesetzt
ist. Man kann auch in nicht gegründeten Bezirken Gebäude bauen. Sollte man in
seinem Zug seine Aktionspunkte aufgebraucht haben, dann kann man so viele
Aktionschips einsetzen wie man möchte.
Bei der ersten Wertung werden alle gegründeten Bezirke überprüft.
Relevant dabei sind nur die Werte der Gebäude. Diese werden zusammengezählt und
der Spieler mit der höchsten Summe erhält die türkise (größte) Zahl als Punkte,
der Zweitplatzierte die gelbe und der Drittplatzierte die weiße. Sollte es
einen vierten Spieler in diesem Bezirk geben, dann geht dieser leer aus. Wenn
sich ein Gleichstand ergibt, erhalten alle die vollen Punkte, aber die
nachfolgenden Plätze fallen weg, bei zwei ersten Plätzen gibt es dann keinen
zweiten, aber einen dritten. Wenn sich die Spielfigur auf einem der Startfelder
aufhält, dann bekommt der Spieler 5 Extrapunkte.
Für diejenigen unter euch die geglaubt haben es gibt sie nicht -
natürlich werden die Punkte auf der „Kramerleiste“ festgehalten. Für den
zweiten Durchgang nehmen sich die Spieler die restlichen 9 Gebäude ihrer Farbe
und die verbliebenen 7 Calpulliplättchen werden aufgelegt. Gebäude, die aus dem
ersten Durchgang übrig geblieben sind, bleiben den Spielern erhalten. Sollte es
sich im Laufe des Spieles ergeben, dass man noch ein Plättchen hat, aber es
nicht mehr möglich ist einen Bezirk in dieser Größe zu gründen, dann kommt es
aus dem Spiel. Die zweite Wertung findet statt, wenn alle Bezirke gegründet
wurden, die möglich sind und mindestens ein Spieler alle seine Gebäude verbaut
hat. Man spielt die Runde noch zu Ende. Sollte der seltene Fall eintreten, dass
sich alle Spieler weigern einen weiteren Zug durchzuführen, dann endet
ebenfalls das Spiel.
Alle gegründeten Bezirke werden genauso wie zuvor gewertet, auch
diejenigen, die in der ersten Wertung bereits berücksichtigt wurden, und danach
überprüft man auch noch die gebildeten Bezirke ohne Plättchen. Wer dort die
wertvollsten Gebäude besitzt, erhält so viele Punkte wie der Bezirk groß ist.
Der Zweit- und Drittplatzierte werden wie zuvor abgerechnet und die Punkte
gegebenenfalls aufgerundet. Der Spieler mit den meisten Punkten hat gewonnen,
bei Gleichstand entscheiden die Aktionschips, die man noch hat.
Wie ich von Ravensburger erfahren habe, hat man sich damals mit dem
Autorenteam, Kramer-Kiesling, darauf geeinigt, dass man alle drei Spiele auf
dem Markt bringt. Geplant war, die Spiele im Rhythmus von 2 Jahren erscheinen
zu lassen. Dann wurde Tikal Spiel des Jahres und man hat Java rascher auf den
Markt gebracht, um auf der Erfolgswelle eine größere Stückzahl abzusetzen. Wir
hatten alle damals das Gefühl, dieses Spiel schon einmal gespielt zu haben, da
es wie eine Zusammenfassung von Torres und Tikal wirkte. Zum Glück hat sich
Ravensburger etwas Zeit gelassen um Mexica zu produzieren. Die Regel ist wie
wir es gewohnt sind äußerst übersichtlich, ausführlich und mit guten Beispielen
bestückt. Am Ende des Regelheftes findet sich diesmal sogar eine
Startaufstellung mit den ersten Zügen, obwohl dies nicht notwendig gewesen
wäre, so gut beschrieben ist dieses Spiel.
Die Regel lässt nur eine Frage offen. Sie verbietet ausdrücklich das
Einsperren einer gegnerischen Spielfigur in der ersten Runde. Runde wird
allerdings nicht definiert, sondern man spricht nur von Wertungsdurchgängen.
Jetzt werden die einen oder anderen sicher meinen, das eine Runde dann
abgeschlossen ist, wenn alle Spieler einmal am Zug waren. Da gebe ich euch
Recht, aber man kann in der ersten Runde niemanden einschließen und deswegen
hatten wir diese Diskussion. Allerdings wenn es auch verboten wäre im ersten
Durchgang, das heißt bis zur ersten Wertung, niemanden einzuschließen, dann
würde man dem Spiel doch etwas an Reiz stehlen. So haben wir es dabei belassen
und diese Regel ignoriert. Leider ist auch bei Mexica, wie schon bei Tikal und
Java, das Vorausplanen nicht möglich und dadurch sind nicht alle Spieler aktiv
und man langweilt sich, bis man wieder am Zug ist. Die Mechanismen, die
verwendet wurden sind uns vertraut, warum soll man allerdings auch
funktionierende Dinge entfernen, da man es doch geschafft hat ein
eigenständiges Spiel zu produzieren. Es wird nicht zu meinen Lieblingsspielen
zählen, aber im Gegensatz zu Java würde ich es sicher noch einige Male spielen,
wenn man mich dazu einlädt.