Von Insel zu Insel

 

Land in Sicht

 

Früchte nach Tonga, Perlen nach Late

 

 „Land in Sicht!“ war für die Seefahrer der letzten Jahrhunderte immer ein Grund sich zu freuen wenn sie diesen Ruf aus dem Krähennest vernahmen. Ah ja – für die nicht Seekundigen unter uns, das Krähennest war der Ausguck, der am Hauptmast auf dem höchstmöglichen Punkt angebracht war.

 

Diesen Ausruf hat man als Titel für das neue Familienspiel von Ravensburger genommen, wo man viele Inseln entdecken kann. Der Spielplan ist lose und muss zu Beginn jedes Spieles zusammengebaut werden. Dies dauert aber nur kurz, dafür ändert sich aber bei jedem Spiel der Plan und es gibt immer wieder neue Routen die man nehmen kann.

 

Der Spielplanrand wird zusammengesteckt und in die Mitte kommen 24 quadratische Inselkarten. Die Eckteile und die Seitenteile sind mit Farbstrichen markiert sodass diese immer in der gleichen Ausrichtung am Rand oder in den Ecken liegen, aber natürlich bei jeder Partie an einen anderen Ort. Die mittleren Karten werden beliebig gelegt.

 

An dieser Stelle muss ich die Karten ein wenig genauer erklären. Zu Beginn zeigen alle Karten wunderschönes blaues Pazifikwasser. Diese Karten haben  in der Mitte eine Art Scharnier, wo man eine Hälfte um- oder aufklappen kann. Wenn der Teil umgeklappt ist erscheint eine Insel und unterschiedlich viele Schifffahrtsrouten.

 

Zu Beginn des Spieles bekommt jeder Spieler ein Boot aus Holz, mit dem er auf dem Spielplan segelt und eine Segelschifftafel mit Ausnehmungen für die gefundenen Dinge, die er vor sich hinlegt. Auf dieser Tafel sieht man nicht nur sein Schiff und dessen Farbe, sondern auf dem Segel sind die 4 Schätze abgebildet die man auf den Inseln finden kann. Es sind dies Schatztruhen, Perlen, seltene Früchte und exotische Vögel. Von jeden dieser 4 gibt es 5 verschiedene Farben, das macht somit 20 Inseln. Die 4 verbleibenden sind die 4 möglichen Zielinseln, Koa, Late, Cucoa und Tonga.

 

Die Spieler haben die Aufgabe, eine bestimme Menge an verschiedenen Schätzen zu sammeln und auf eine dieser Inseln abzuliefern. Die Menge und die Zielinsel werden gemeinsam festgelegt und auf einer separaten Auftragstafel markiert. Es sollten aber nicht mehr als 10 sein, denn sonst wird das Spiel zu lange und die neutralen Holzsteine gehen aus. Jeder Spieler erhält noch eine Fahne und es kann losgehen. Die Aufbauzeit bis man spielen kann liegt bei ungefähr 3 Minuten.

 

Der Startspieler wählt eine der Randinseln, wo er beginnen möchte und klappt diese auf. Die Inseln haben entweder einen oder zwei Häfen. Man wählt einen davon und wählt eine Schiffroute, die von diesem Hafen ausgeht und fährt mit seinem Schiff bis zum Ende der Route auf der Karte. Das heißt man muss sich entscheiden zu welcher Karte man wechselt und, nachdem es bei den meisten Karten zwei Routen zur Auswahl gibt, welche der beiden Routen man befahren möchte. Das ist insofern wichtig, da einige Routen nicht unbedingt auf die Insel der Nachbarkarte führen, sondern vielleicht eine Rechts- oder Linksknick machen und man am Ende der Route ganz woanders landet.

 

Wenn man also das Ende der Route der ersten Karte erreicht, dreht man die benachbarte um und folgt der Schiffroute bis zu einem Hafen oder zur nächsten Karte. Man dreht so lange Karten um bis man einen Hafen ansteuern kann oder will. Dort erhält man den jeweiligen Schatz in der jeweiligen Farbe. Dies markiert man auf seinen Segeln mit neutralen brauen Holzsteinen.

 

Bei der Bewegung der Schiffe ist darauf zu achten, dass man bei Schiffskreuzungen nicht abbiegen darf und Weichen so zu befahren sind wie es Züge machen würden. Also gegen die Weiche kann man nicht abbiegen. Sollte sich bei dem Hafen eine Taverne befinden hat man die Möglichkeit, ohne einen Schatz zu nehmen, weiterzufahren. Dies kann man auch öfters hintereinander durchführen. Wichtig zu erwähnen ist, dass die Taverne nur für einen Hafen gilt und nicht für die ganze Insel, das hatten wir bei unserem ersten Spiel falsch gemacht.

 

Wenn man seinen Zielhafen erreicht hat und den Schatz abgelegt hat, werden alle Karten, wo sich zu diesem Zeitpunkt kein Schiff befindet wieder auf die Meerseite umgedreht. Liebe Erwachsene, genau zu diesem Zeitpunkt solltet ihr zu jammern beginnen, außer Memory ist eure Stärke. Nur so eine kleine Zusammenfassung – 20 verschiedene Schätze – pro Insel 6 bis 8 Schiffsrouten und das alles ändert sich bei jedem Spiel.

 

Für mich gesprochen, ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass ich meinen sechsjährigen Sohn schlagen werde und wir haben mittlerweile 40 Partien gespielt. Das heißt nicht, dass er alle gewonnen hat, denn seine Mutter kann das auch noch besser als ich, von meiner 4 ½ alten Tochter ganz zu schweigen, wobei die sehr gerne einfach nur spazieren fährt und das Spiel als ganzes noch nicht erfasst, aber auch sie konnte sich den Lorbeerkranz des Siegers einmal aufsetzen.

 

Wenn ein Spieler alle geforderten Kostbarkeiten gesammelt hat, ruft er „Land in Sicht“, stellt zum Zeichen seiner letzten Fahrt seine Fahne auf seine Tafel und fährt zur Zielinsel. Das Spiel endet, wenn es einem Spieler gelungen ist, alle geforderten Kostbarkeiten auf der vereinbarten Zielinsel abzuliefern.

 

In der Hafenvariante gibt es die Einschränkung, dass sich nur ein Spieler in einem Hafen befinden darf. Die nehme ich dann gerne zur Hand wenn meine Mitspieler versuchen anderen nachzufahren, ohne selbst das Risiko einzugehen Inseln zu entdecken.

 

In der Sammlervariante entscheidet sich jeder Spieler für einen der 4 Schätze und versucht die 5 Farben dieses Schatzes zu sammeln und dann die Zielinseln anzusteuern.

 

Ich war von Mechanismus der klappbaren Karten schon bei der Präsentation auf der Nürnberger Messe 2009 sehr angetan. Das Entdecken des Neuen und die ständigen Überraschungen, wo die Schiffrouten einen diesmal wiederum hinführen hat einen gewissen Reiz. Natürlich ist das ganze nicht berechenbar und man bekommt das Gefühl gespielt zu werden aber für die Zielgruppe Familien mit Kindern ab 6 Jahren ist es genau richtig. Denn bei diesen Spielern ist Strategie und Taktik nicht wirklich wichtig sondern das Erlebnis zählt.

 

Das Material besteht zum größten Teil aus Karton. Nach 40 Partien sind die Teile noch in überraschend guten Zustand und die Scharniere sind noch nicht ausgerissen oder abgenutzt. Ich muss aber betonen, dass meine Kinder Spiele genauso sorgsam behandeln wie ich. Das Material macht auf jeden Fall einen sehr stabilen Eindruck.

 

Es wäre schön gewesen wenn sich mehr braune Holzsteine im Spiel befunden hätten, denn diese gehen uns immer aus. Da muss man dann von einem zum anderen Spiel improvisieren, indem man andere Steine oder Kugeln dazu nimmt oder nur die Schätze markiert, die man braucht und nicht alle die man findet. Wofür man allerdings die gezackte Ausnehmung am Segel benötigt habe ich noch nicht herausgefunden. Von der Anordnung her sollte dort die Fahne stecken, aber die passt dort nicht hinein. Wie auch immer, es hat nichts mit dem Spiel zu tun, das funktioniert mit und ohne gezackte Ausnehmung.

 

Der Spielablauf ist flüssig und man muss auch bei den Zügen der Mitspieler gut aufpassen um sich die Schätze zu merken wo sie sich befinden und welche Schiffrouten wohin führen. Dadurch wird besonders den Kindern während der Züge der anderen nicht langweilig. Besonders gegen Ende des Spieles werden die Tavernen immer interessanter, da man dort ja sofort weiterfahren kann und so schneller vorankommt.

 

Stefan Dorra hat gezeigt dass er auch im Genre Familienspiel mit kleineren Kindern besondere Spiele abliefern kann. Land in Sicht hat das Zeug, zum Klassiker zu werden. Man sollte sich aber an die Altersbeschreibungen halten, denn Kinder unter 6 Jahren verlieren schnell die Übersicht und Erwachsene über 99 auch. Aber wenn ich das genau betrachte bin ich weniger als halb so alt und mir geht es auch nicht besser. Hoffentlich vermerkt das keiner auf der 2. Auflage – Für Spieler von 6 – 99 Jahren, Männer nur bis 40!

 

kurt.schellenbauer@spielen.at

 

Kid                       

Family                  

Adult                    

Expert                           

 

Alter                    

Spezial                 

 

Spieler         : 2-4

Alter            : ab 6 Jahren

Dauer           : ca. 40 min

 

Autor           : Stefan Dorra

Grafik          : Joachim Krause

Vertrieb A.   : Ravensburger Österreich

Preis            : ca. 30 Euro

Verlag          : Ravensburger 2009

                     www.ravensburger.de

 

Genre                    : Lauf- und Sammelspiel

Zielgruppe             : Für Familien

Mechanismen         : Inseln besuchen, Schätze nehmen, abliefern

 

Zufall                     : 6

Wissen                  : 6

Planung                 : 2

Kreativität              :

Kommunikation      : 4

Geschicklichkeit      :

Action                   :

 

Kommentar:

Kommentar:

Neuer, gut funktionierender Mechanismus

Tolle Ausführung

Stabiles Material

Sehr gutes Familienspiel 

 

 

Vergleichbar:

Gängiges Thema, erstes Spiel mit diesem Mechanismus

Atmosphäre           :

 

Kommentar des Rezensenten:

Land in Sicht ist ein wunderschönes, immer neues Familienspiel, das das Zeug zum Bestseller und Dauerbrenner hat.