Kuhhandel
2 Besprechungen
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KUHHANDEL
Besprechung:
Autor: Rüdiger Koltze
3-5 Spieler, Kartenspiel
Ravensburger, öS 179.-
Hast Du ein 'Pokerface'?
Liebst Du 'das gewisse Kribbeln' beim Spielen?
Kennst Du 'Quartett'?
Wenn Du eine dieser 3 Fragen mit 'J' beantworten
kannst, dann solltest Du einmal zu einer kleinen, gelben Schachtel greifen:
Kuhhandel - wer anderen einen Kuhhandel anbietet, fällt oft selbst herein!
Also worum geht es:
In diesem Kartenspiel gibt es 4 mal 10 Tierkarten,
wobei jede Tierart viermal vorhanden ist, und Geldkarten mit den Wertigkeiten
0, 10, 50, 100, 200 und 500. Jedes Tierquartett hat einen bestimmten Wert, z.B.
ist das billigste Tier der Hahn
mit 10 Punkten, dann die Gans mit 40 und das
steigert sich bis zum Pferd mit 1000 Punkten. Ziel des Spieles ist es nun,
möglichst viele Quartette von Tieren zu ersteigern oder zu erhandeln, wobei
Tiere mit höheren Punktewerten natürlich
auch mehr Punkte in der Abrechnung bringen.
Jeder Spieler erhält einmal ein Startkapital
bestehend aus 2 Geldkarten zu 0 Einheiten (EH), 4 zu tO EH und eine Karte zu
100 EH. Die O-Karten mögen vielleicht am Anfang verwirrend wirken, sind aber
ganz wichtig um beim späteren Handeln auch ordentlich bluffen zu können.
Die Tierkarten werden nun gut gemischt und schon
kannts im Uhrzeigersirnn losgehen: Jeder Spieler der an der Reihe ist hat
nun 2 Möglichkeiten:
- Er kann das oberste Tier vom Stapel aufdecken und
versteigern oder
- er kann einem Mitspieler einen Kuhhandel um ein
bestimmtes Tier anbieten.
Versteigern:
Die oberste Spielkarte wird aufgedeckt z.B. eine
Kuh, Wertigkeit: 800 Punkte (allerdings erst, wenn man alle vier Kühe besitzt).
Der Spieler, welcher gerade an der Reihe ist, hält nun eine Versteigerung ab,
wobei alle Spieler ausser er selbst mitbieten können. Das höchste Gebot bekommt
das Tier und zahlt den Preis an den Versteigerer. Ist dieser jedoch auch an dem
Viech interessiert (weil er z.B. schon eine Kuh hat) darf er von seinem
Vorkaufsrecht Gebrauch machen, d.h. er kann die Kuh dem Höchstbieter um sein
Gebot abkaufen. Will keiner der anderen Spieler mitbieten, so geht das Tier
automatisch in den Besitz des Versteigerers über.
Kuhhandel:
Sobald zwei Spieler GLEICHE Tierkarten besitzen, darf
der Spieler der an der Reihe ist, statt der Versteigerung des nächsten Tieres,
dem anderen einen Kuhhandel anbieten. Das geht so: Die beiden gleichen Tiere
werden in die Tischmitte gelegt. Sodann legt der Kuhhändler VERDECKT eine
beliebige Anzahl seiner Geldkarten auf den Tisch (Vorsicht: Da könnten auch 0-
Karten dabei sein). Der Gegenspieler sieht nur die Anzahl der Geldkarten, nicht
aber ihre Wertigkeiten. Auch er legt verdeckt ein Gegenangebot auf den Tisch.
Die Spieler tauschen nun ihre Gebote; derjenige, der mehr hingeblättert hat,
bekommt beide Tiere. Das getauschte Geld wird allerdings nicht wieder
zurückgegeben! Bei gleichen Geboten kriegt die Viecher der, welcher den
Kuhhandel begonnen hat.
In dieser Spielphase liegt natürlich der Hauptreiz des
Spieles: Bluffen und taktische Überlegungen sind hier gefragt. Hat ein Spieler
z.B. schon drei Hunde und 'kuhhandelt' er mit einem Mitspieler um den vierten,
so darf man annehmen dass sein Gebot recht hoch sein dürfte, da er ja den
vierten Hund für die Fertigstellung seines Quartettes braucht, und man legt
möglicherweise eine O-Karte als Gegenangebot hin, um sich nicht sinnlos in den
finanziellen Ruin zu stürzen. Rechnet aber der andere mit dieser Reaktion,
besteht sein Gebot vielleicht nur aus 3 O-Karten und einer 10-Karte und der
Hund wechselt für lächerliche 10 EH seinen Besitzer.
Jedesmal wenn einer der vier Esel zur Versteigerung
kommt, werden an alle Mitspieler zusätzliche Geldkarten ausgeteilt: Beim ersten
Esel kriegt jeder einen 50er, beim zweiten einen 100er, beim dritten einen
200er (an den muß man sich erst gewöhnen!) und beim vierten Esel kassiert jeder
zusätzlich eine 500 EH-Karte. Solch hohe Geldkarten lassen natürlich beim
'kuhhandeln' zusätzliche Spannung aufkommen: Liegt da jetzt ein 10er oder
gar ein 500er?
Sind alle Tiere versteigert, wird nur mehr
gehandelt, bis endlich alle Quartette vollständig sind. Jeder Spieler addiert
nun die Punkte seiner Viecher und multipliziert sie
mit der Anzahl seiner Quartette; die höchste Punktezahl gewinnt (no
na ned). Kuhhandel ist das ideale Spiel für
'nachher. Wenn nach einer anstrengenden Talisman-Runde noch schnell einmal
'kuhgehandelt' wird, kann man sicher sein, daß auch die Verlierer dieses Abends
noch mit einem Schmunzeln auf den Lippen den Heimweg antreten werden.
Win-Wertung: ** S PP ii m UUU 4-5 (3-5)
KUHHANDEL
Das ansteckende Familien-Kartenspiel.
Für 3 - 5 Spieler
Von Rüdiger Koltze
Otto Maier Verlag Ravensburg 1985 und 1996
Dieses Spiel ist einer der Klassiker unter den Biet-
und Handelsspielen wie auch den Kartenspielen und wurde heuer von Ravensburger
in einer neu gestalteten, kleinen handlichen Ausgabe neu aufgelegt.
Dies ist ein willkommener Anlaß, wieder einmal einen
unserer Rezensenten der ersten Stunde, Peter Schmitt, zu Wort kommen zu lassen
und seine Besprechung von Kuhhandel aus dem WIN Nummer 21 in der 210. Nummer zu
wiederholen, wobei ich mir erlaubt habe, Bemerkungen herauszunehmen, die sich
auf die alte Ausgabe beziehen:
0. Spielmaterial:
40 Warenkarten, und zwar 10 Quartette (= je 4
Karten) mit den folgenden Werten: 10, 40, 90, 160, 250, 350, 500, 650, 800,
1000.
5 Sätze Geldkarten (für jeden Spieler ein Satz). Ein
Satz umfaßt folgende 11 Karten: zweimal 0, fünfmal 10, je einmal 50, 100, 200,
500.
1. Spielzeit:
Jeder
Spieler versucht, vollständige Quartette von möglichst hohem Gesamtwert zu
erwerben. Das Spiel ist zu Ende, sobald kein Spieler über ein unvollständiges
Quartett verfügt. - Der Besitz von Geldkarten hat keinen Einfluß auf das
Resultat.
2. Ablauf des Spiels:
(a) Jeder Spieler erhält:
2 Karten mit Wert 0, 5 Karten mit Wert 10. Die
Warenkarten werden gemischt und verdeckt abgelegt.
(b) Gezogen wird reihum.
Wer am Zug ist, muß (solange er kann): entweder
(bl) eine Warenkarte abheben und versteigern; oder
(b2) einen "Kuhhandel" durchführen.
ad (b1 - Versteigern):
(A) Ist der Wert der aufgedeckten Warenkarte 500
(Prämienkarte = "Goldesel"), so erhält jeder Spieler eine Geldkarte -
und zwar beim erstenmal die Karte vom Wert 50, dann die mit Wert 100, dann die
mit Wert 200, zuletzt die mit Wert 500.
(B) Der Spieler versteigert nun die Warenkarte und
hat nach Anschluß der Versteigerung zwei Möglichkeiten, nämlich:
erstens, die Karte an den Meistbietenden um den
entsprechenden Betrag zu verkaufen, oder
zweitens, die Karte vom Meistbietenden um denselben
Betrag zu kaufen.
(C) Geldbeträge können nicht gewechselt werden
gegebenenfalls muß also ein größerer Betrag bezahlt werden. Hat jemand höher
geboten als er zahlen kann, so muß er dies durch Vorzeigen seiner Geldkarten
beweisen. Die Versteigerung wird in diesem Fall wiederholt.
ad (b2 - Kuhhandel):
(A) Besitzt der Spieler (A) eine Karte mit demselben
Wert wie ein anderer Spieler (B), so kann er diesen zu einem
"Kuhhandel" zwingen. Der Einsatz ist je eine Warenkarte (des
entsprechenden Wertes) von A und B, außer wenn beide Spieler je zwei Karten
dieses Wertes besitzen - dann müssen alle Karten eingesetzt werden.
(B) Beim Kuhhandel legt zunächst er (A) selbst einen
Geldbetrag seiner Wahl verdeckt auf den Tisch, wobei die Anzahl der Karten
bekannt gegeben wird. Nun muß der aufgeforderte Spieler (B) ebenfalls einen
Betrag einsetzen. Die Geldbeträge werden aufgedeckt. Ist der von B gewählte
Betrag größer als der von A eingesetzte, so hat B den Kuhhandel gewonnen,
andernfalls A.
(C) Der Sieger im Kuhhandel erhält die eingesetzten
Warenkarten, der Verlierer das eingesetzte Geld. Karten vom Wert 0 dienen zur
Verschleierung und verbleiben stets beim Eigentümer.
(c) Das Spiel ist zu Ende, sobald keine Aktionen
mehr möglich sind, d.h. wenn alle Quartette (vollständig) verteilt sind.
3. Wertung:
Jeder
Spieler erhält den Wert der von ihm gesammelten Quartette ("Tiere")
gutgeschrieben. Gelingt es einem Spieler als erstem, eines der folgenden
Quartettpaare zu erwerben, so erhält er 500 Sonderpunkte
("Taubenkarte"): 10 und 40, 90 und 160, 250 und 350 (i.e. die drei
niedrigsten Quartettpaare).
4. Regelvarianten:
A. "Super-Kuhhandel" statt
"Kuhhandel": Die Vorgangsweise
(2.b2.A) - ist dieselbe, aber das Ergebnis ist ein
anderes:
(2.b2.C): Jeder erhält den vom anderen eingesetzten
Geldbetrag.
Der Sieger erhält überdies die gesetzten
Warenkarten. Die Geldkarten werden nicht aufgedeckt.
B. "Profi-Wertung"
(3) Jeder Spieler erhält das Produkt des
Gesamtwertes und der Anzahl der von ihm gesammelten Quartette gutgeschrieben.
C. Verkürztes Speil. Zusätzlich gilt:
(2.al) Jeder Spieler erhält 4 Warenkarten. Sind
darunter Prämienkarten, so werden die entsprechenden Geldkarten verteilt,
andernfalls erhält jeder Spieler noch die Geldkarte mit Wert 50 (beim Aufdecken
der vierten Prämienkarte werden dann später keine Geldkarten mehr verteilt).
5. Bemerkung:
Nach den Originalregeln werden die Warenkarten
aufgedeckt, die Geldkarten aber verdeckt gehalten. Die Bezahlung ersteigerter
Tiere sollte allerdings offen erfolgen, um den Spielern die Möglichkeit zu
bieten, die Verteilung der Geldkarten zu verfolgen. Man kann jedoch auch mit
offenen (Geld-)Karten (außer natürlich beim Kuhhandel) spielen, um das
strategische Moment zu betonen.
KOHHANDEL ist, wie man sieht, ein einfaches Spiel -
mit einfachem Material und einfachen Regeln. Nach der Lektüre der Regeln mag
man sogar denken: zu einfach! Aber der erste Eindruck trügt: KUHHANDEL ist ein
"introvertiertes" Spiel, das seinen Reiz und seine Vorzüge erst
allmählich, während des ersten Probespiels, zu erkennen gibt.
Es zeigt sich, daß die wenigen Regeln raffiniert
gewählt wurden und zahlreiche strategische und taktische Uberlegungen,
vorausplanendes Verhalten und Täuschungsmanöver ermöglichen, ja sogar
verlangen. Es ist eine heikle Aufgabe beim Steigern oder beim Kuhhandel die
richtige Balance zu halten, und weder zu viel, noch zu wenig Geld einzusetzen.
Zu leicht muß man sonst feststellen, daß man plötzlich ohne Geld dasteht (und
daher einem Kuhhandel hilflos ausgeliefert ist), oder daß der Gegenspieler
billig zu einer wertvollen Warenkarte gekommen ist. Trotzdem kann man KUHHANDEL
auch flott, ohne viel Planen, als unterhaltsames Spiel zwischendurch spielen
und sich von unerwarteten Wendungen überraschen lassen. (Auch wenn man
"ernsthaft" spielt, hat das Spielglück einen gewissen Einfluß, da es
ein spielentscheidender Vorteil sein kann, wenn man eine bestimmte Warenkarte
versteigern darf, oder der Geldnachschub gerade im richtigen Moment kommt bzw.
nicht kommt.)
WIN-Wertung:
*** (**) Kuhhandel W SSS PP III UU A 3-5
(Bestätigen die weiteren Erfahrungen mit diesem
Spiel den ersten Eindruck, so ist sogar eine "Drei-Stern-Wertung"
möglich.)
Den dritten Stern habe ich entsprechend Peters
obiger Bemerkung in der Originalrezension eingefügt, denn das Spiel hat sich
seit seinem Erscheinen immer wieder auf unserer Bestenliste gehalten und ist
nur mehr fünf Punkte vom Einzug in die Hall of Games entfernt.