King
Arthur
Das Spiel
King
Arthur
Fantasy-Abenteuerspiel
mit elektronischer Steuereinheit
für 1-4
Spieler ab 8 Jahren
von Reiner
Knizia
Ravensburger
2003
ca. 60-90
Minuten
Die
Besprechung:
Ferdinand
de Cassan
office@spielen.at
Die
WIN-Wertung:
*** SS I
UUU AAA
Wann ist
ein Spiel wirklich neu? Wann gibt es eine Innovation? Das erinnert mich an
unseren Bundeskanzler, der Stromsparen
durch tägliche Naßrasur vorschlug. Aber moderne Technik ist eben nicht mehr aus
unserem Leben wegzudecken, auch bei Spielen!
Zuletzt
waren es die Sammelkarten-spiele, die einen neuen Trend am Markt einleiteten,
aber die Elektronik hatte bisher keinen Einzug geschafft. Umsetzungen von
Brettspielen waren als Computerspiele nicht gerade er-folgreich. Die Brett- und
Kartenspiele haben als Onlinespiele wie z.B. in der Brettspielwelt, einen
festen Platz in der virtuellen Welt gefunden.
Nun, vor
über einem Jahr begann ein Projekt bei Ravensburger, eine
Mischung
aus Brett- und Computer-spiel zu entwickeln. Das war der Beginn von King
Arthur.
Ein Autor
mit entsprechender Spiele-erfahrung war schnell gefunden: Reiner Knizia. Und
dazu kam eine neue Technologie, auf ein Spielbrett Leiterbahnen zu drucken,
sodaß eine kleine Computereinheit das Spiel steuern kann. Und die
Miniaturisierung hat es mit sich gebracht: kleinste elektronische Einheiten
sind mächtige Kleincomputer geworden.
Prof. Samy
Molcho hat zum Spiel bei der Preisverleihung im Hotel Sacher einen sehr
einfachen Vergleich mit einem Kunstwerk von Michelangelo gebracht. Sein
Deckenfresko mit den berührenden Fingern gibt ganz einfach das neue
Spielprinzip weiter. Der Spieler zeigt mit der Berührung seines Fingers dem
Computer, was er machen möchte. Und der Computer merkt sich die Züge und
handelt wie ein menschlicher „Gamemaster“ als Moderator für die Spieler
Auch wenn
dieses Spiel von seiner Ausstattung lebt, möchte ich nun versuchen ein wenig
von der Stimmung beim Spielen herüber zu bringen. Dazu muss ich aber mit der
Erklärung des Spieles anfangen.
Die große
Schachtel enthält das große Brett, das wegen der Leiterbahnen nicht gefaltet
werden kann. Die Schachtel ist geschickt eingerichtet und der Inhalt passt auch
nach Ausbrechen der Spielteile wieder hinein. Der Karton, aus dem die
Spielteile herausgebrochen werden ist zugleich auch der Randbereich des
Spielplanes. Auf diesem sind die 47 neutralen Figuren abgedruckt (mit farbigem
Bild), denen man ständig im Spiel begegnet. Er wird um das Spielbrett herum
ausgebreitet.
Im
Spielbrett steht ein dreidimen-sionaler Stein mit dem Schwert. Dieses Schwert
darf der Gewinner herausziehen. Es ist aber nicht fixiert und oft kann ein
Spieler sich nicht zurückhalten und zieht zu früh das Schwert heraus. Es macht
einfach Spaß das Schwert zu ziehen.
In diesem
Stein ist der Computer eingebaut, der das Spiel steuert. Ein kleines Fenster
zeigt Zahlen an. Diese Zahlen sind entweder die Anzahl der Ruhmespunkte oder
zeigen die Ziffer jener neutralen Figur an, die jetzt mit dem Spieler
interagiert.
Und dann
ist dort noch der Laut-sprecher. Sobald der Einschalter betätigt wird, meldet
sich der Computer mit seinem Begrüßungstext. Hier zeigt sich, dass das Spiel
für das Wohnzimmer konzeptiert wurde. Die Lautstärke im Zimmer ist ausreichend.
In Lokalen oder an öffentlichen Plätzen gibt es einfach zu viel
Hintergrundgeräusche um es gut spielen zu können. Dort sollte man sich ein ganz
ruhiges Eck suchen.
Der Knopf
links vorne am Stein erlaubt die letzte Durchsage des Computers nochmals zu
wiederholen, so geht einfach nichts vom Spielgeschehen verloren. Und der Knopf
rechts zeigt die aktuelle Siegpunkteanzahl des Spielers an.
Wie
beginnt nun das Spiel? Es können 1 bis 4 Spieler spielen und das muss man dem
Computer mitteilen.
Und jeder
Spieler sucht sich einen Ritter, eine Spielfigur in den Farben Rot, Blau,
Schwarz und weiß. Jede Figur hat einen Chip eingebaut und der Computer kann
somit den Spieler erkennen.
Mitteilungen
an den Computer erfolgen über Felder, die berührt werden. Es gibt am unteren
Spielbrettrand zwei Aktionsfelder „Erkunden“ und „Nichts tun“, und fünf
Reaktionsfelder „Freundschaft“, „Kampf“, Rückzug“, Ignorieren“ und „Geben“.
Auf dem
Spielplan gibt es vor dem Stein das Startfeld, wo alle Spieler beginnen und
dann auch das Spiel beenden müssen. Insgesamt gibt es aber 23 definierte
Felder, auf denen die Ritter ziehen können. Zwischen diesen Feldern gibt es
Verbindungswege, zu manchen Feldern gibt es nur einen Weg. Der Ritter darf nur
auf den Wegen von Feld zu Feld ziehen. Aber es gibt Ausnahmen!
Nun geht
es um die Siegbedingungen. Anders als in der Geschichte muss der Ritter nicht
das Schwert herausziehen, sondern zuerst Ruhmespunkte vorweisen und eine
Ritterausstattung in Form eines Pferdes, einer Rüstung und einer Lanze
besitzen. Erst wenn er ausreichend Ruhmespunkte erworben hat und die
Ritterausstattung komplett hat, darf er zum Stein zurück und das Spiel
gewinnen.
Es gibt
zwei Varianten: ein kurzes Spiel, wo nur 30 Ruhmespunkte benötigt werden und
ein langes Spiel mit 40 Punkten. Die beiden Spiele unterscheiden sich dadurch,
das der Computer beim langen Spiel ein viel interessanteres Spiel ermöglicht.
Um die
Ritterausstattung zu erhalten, muss man in die 3 Burgen ziehen und dort mit
Gütern die Ausrüstung einkaufen. Es gibt als Güter: Schilder, Schwerter und
Vorräte. Ebenso kann man einen Pendragon erwerben (für je 3 verschiedene
Güter), der hilft in der Abtei Ruhmespunkte zu bekommen.
Nun
beginnen wir. Dazu wählt man den Ritter einer Farbe aus und stellt diesen auf
das Feld vor den Felsen.
Das
Prinzip des Spieles: Mit einer Hand greift man auf den Helm seines Ritters, der
auf einem Feld steht und mit der anderen Hand auf ein Aktions- oder
Reaktionsfeld am Spielbrett.
Nun greift
der Spieler auf den Helm des Ritters und auf das linke untere Aktionsfeld
„Erkunden“. Nun spricht der Computer zu uns und begrüßt den „schwarzen Ritter“
(falls wir diesen gewählt haben) zum Spiel. Das machen nun alle Mitspieler,
denn es können eins bis vier Spieler mitspielen. Will man einen kurzes Spiel
dann greift der Spieler auf das Aktionsfeld „Nichts tun“.
Nach der
Begrüßung erhalten wir noch zwei Hinweise von Merlin, der zu uns spricht: Einen
Ort, wo der Spieler Güter geschenkt bekommt und einen Ort, an dem der Spieler
Ruhmespunkte erhält. Hat ein Spieler einen dieser Orte erreicht, dann gibt
Merlin sofort einen weiteren Ort bekannt.
Fünf Wege
führen vom Platz vor dem Stein weg: zur Felsenhöhle, zur Abtei, zum Marktplatz,
zum Dorf und zum Wirtshaus. Mein erster Zug muss in einen der fünf Orte führen.
Ich nehme
den Ritter in die Hand und führe ihn entlang des Weges z.B. zum Marktplatz.
Dort stelle ich den Ritter hin und berühre mit einer Hand den Helm und mit der
anderen Hand das Aktionsfeld „Nichts tun“, denn ich will zum Turnierplatz
weiter und nicht am Marktplatz stehen bleiben. Sobald ich den Kontakt
hergestellt habe, antortet der Computer, aber keiner kann voraussagen, was er
macht. (Auch wenn man das Spiel schon viele Mal gespielt hat, kann man keine
Gesetzmäßigkeit erkennen.) Ist der Computer gut aufgelegt (so nenne ich das),
darf ich weiterziehen, ist er schlecht aufgelegt, muss ich dort verweilen und
mein Zug ist zu Ende.
Diesmal
läßt er mich weiter zum Turnierplatz und dort treffe ich einen Ritter, der mit
mir kämpfen will, es geht um Ruhmespunkte. Sofort kann ich mit meiner normalen
Ausrüstung kämpfen, dann berühre ich das
Reaktionsfeld „Kampf“. Wie das ausgeht, sagt mir der Computer. Aber ich
kann auch „Freundschaft“ anbieten, einen „Rückzug“ versuchen oder den fremden
Ritter einfach „ignorieren“. Meine Entscheidung bestimmt den Ausgang des
Treffens.
Und das
ist bei allen Feldern so, auch wenn es nicht um ritterlichen Kampf geht. Will
ich in einer Burg ein Pferd und es wird um 4 Schilde angeboten, so muss ich das
Angebot nicht annehmen, sondern kann zu handeln versuchen. Viele Möglichkeiten
gibt es.
Der
Computer verwaltet nicht nur die Ausrüstung des Ritters, sondern merkt sich
auch seine Taten und Handlungen. Für ehrenhafte Handlungen kann man später
belohnt werden, für unritterliches Handeln (z.B. Schlagen einer Jungfrau)
bestraft werden. So ist die Lösung Kampf nicht immer die richtige! Und
untereinander kämpfen die Ritter auch nicht!
Wir haben
das Spiel nun schon viele Male gespielt und immer noch gibt es Texte, die uns
neu sind. Immer wieder überrascht uns
der Computer mit einer Antwort.
Wie schon
vorher angesprochen, ist das Spiel viel einfacher zu spielen, als es hier in
der Beschreibung hinüber kommt. Einfach das Spiel einschalten und die Figuren
auf das Brett stellen und beginnen. Die Computerstimme ist freundlich und
erklärt alles in einfachen Worten, sodaß ein tiefes Regelstudium entfällt.
Einzig die Güterkarten muss man vor dem Spiel verteilen und sich die Möglichkeiten
ansehen, denn sie tragen das Spiel mit.
Beim
Spielen muß man nicht lesen können und auch nicht rechnen, daher eignet es sich
auch, mit Kindern gespielt zu werden, die jünger als die angegeben 8 Jahre
sind. Und die magische Welt des King Arthur nimmt jeden Mitspieler rasch
gefangen.
Zudem
eignet es sich öfters zwischen-durch gespielt zu werden, denn die Regeln sind
einfach und rasch erklärt.
Nun aber
ein wenig zur Technik. Die Leiterbahnen sind auf den Spielplan gedruckt und die
Finger von beiden Händen des Mitspielers bestimmen das Spielgeschehen. Nicht
die Druckstärke bestimmt den guten Kontakt, sondern die Auflagefläche. Daher
nicht mit Gewalt drücken, dadurch wird der Kontakt schlechter. Ebenso sollte
keine Flüssigkeit über den Spielplan geschüttet werden und die Hände vor
Spielbeginn nicht eingefettet werden. Auch Raucher sollen
Kontaktschwierigkeiten haben, aber das muss jeder selbst ausprobieren.
Vergleicht
man die Spiele des Jahrganges 2003 mit King Arthur, da kann es mit Bravor
bestehen. Neben der Innovation ist der Spielwert bemerkenswert. Nicht nur für
die ganze Familie, sondern auch für Spieler meiner Generation, die gerne ihren
Kindern das Gefühl der Fantasyspiele weitergeben möchte.
Wenn es
nun ein Spiel gibt, das in meiner Jugend gerne gehabt hätte, dann wäre es King
Arthur gewesen. Aber dann hätte man, um das gleiche Ergebnis zu erzielen, viele
IBM-Mainframes und sämtliche Tonbandanlangen des FBI gebraucht. Heute passt
alles in einen kleinen Chip.
King
Arthur ist sicher nur ein erster Schritt in eine neue Richtung - was wird uns
noch alles auf den Spieltisch kommen? Was wird uns da die Zukunft bringen?
Derzeit
ist King Arthur noch nicht (die ersten Exemplare sind restlos ausverkauft)
wieder im Handel. An unseren Spieleabenden und im österr. Spiele Museum kann
aber jederzeit King Arthur persönlich ausprobiert werden. Es zahlt sich aus!