Hase und Igel
2 Rezensionen:
Hase und Igel
Ein fesselndes Wettrennen
für 2-6 Spieler ab 8 Jahren I
von David Parlett
Ravensburger 1978
Hase und Igel, erfunden im Jahre 1979 ist mittlerweile
ein Klassiker unter den Gesellschaftsspielen geworden. Und nicht nur das. Es
ist sicherlich auch der liebenswerteste Klassiker unter den Spielen der Hall of
Game. Dem Spiel ist ein einfacher Zugmechanismus zugrunde gelegt und der
Hintergrund ist ideal geeignet für ein amüsantes Familienspiel.
Doch worum geht es genau bei diesem Spiel.
Jeder Spieler hat einen Spielstein, der Hase und Igel
gleichermaßen symbolisiert, denn bei diesem Spiel gilt es die positiven
Eigenschaften beider Fabeltiere zu vereinigen, den es gilt als erster ins Ziel
zu bringen. Nichts Neues könnte man meinen und schließlich stellt das Prinzip
ja auch wirklich keine phänomenale Errungenschaft dar. Doch nicht was man zu
tun hat, sondern wie man es zu tun hat, stellt die Quintessenz dieses Spieles
dar. Man bewegt seinen Hasenstein, indem man Karotten opfert. Jeder Hase hat zu
Beginn 98 Karotten in Form von Karten - nun mal ehrlich, haben Sie schon einmal
einen Hasen mit 98 Karotten spazieren hoppeln sehen, ich nicht - mit denen er
sich vorwärtsbewegen kann. Für ein Feld muss er eine
Karotte abgeben (fressen?) für zwei Felder drei, für vier Felder sechs usw. Die
genaue Anzahl lässt sich natürlich einfach mittels einer mathematischen Folge
ermitteln. Da es aber ein Familienspiel sein soll und auch ohne Taschenrechner
spielbar zu sein hat, liegt für jeden Hasen eine Tabelle auf, auf der er die
nötigen Karotten jederzeit ablesen kann (Können Hasen lesen?).
Unterwegs ins Ziel gilt es jedoch nicht nur
Karottensprit zu verbrauchen, sondern auch Salat zu vertilgen. Jeder Hase hat
in seinem Lunchpaket 3 Salathäupeln. Da die
Hasenmutti aber schimpft, wenn er sein Futter nicht brav auffrisst, darf er
keinen Salat ins Ziel mitnehmen.
Leider kann unser Häschen seinen Salat aber nicht
jederzeit fressen, womit wir auch schon beim Spielplan wären. Es gibt einige
verschiedene Arten von Feldern, die der Hasenprofi geschickt ausnutzen muss, um
das Ziel als erster zu erreichen. Vielleicht das wichtigste - und deshalb auch
immer besetzte - Feld ist das Salatfeld. Es existiert nur fünf Mal, und wie
sich unser vifer Hase natürlich gleich gedacht hat, ist es hier erlaubt einen
Salat zu verspeisen. Und weil es sich mit vollem Mund so schlecht hoppelt,
bleibt man zu diesem Zweck eine Runde stehen. Dann gibt es die Hasenfelder -
nein hier frisst sich der Hase nicht selbst auf - auf denen man eine das
Schicksal verkündende Karte vom Stapel abhebt. Das können gute Botschaften sein
-Friss sofort einen Salat) oder auch, wie das
Hasenleben so spielt gar harte Schicksalsschläge (Rücke um eine Position
zurück). Dann gibt es da noch die Karottenfelder, auf denen man zehn Karotten
nehmen oder auch zehn Karotten abgeben kann. Gut Ding braucht auch hier Weile,
sprich man muss dafür einmal aussetzen. Auf den Positionsfeldern gilt es vor
seinem nächsten Zug die auf dem Feld vermerkte Position innezuhaben. Man erhält
dann die Position mal zehn an Karotten.
Und schließlich sind da noch die Igelfelder. Auf die
darf man sich nur im Rückwärtsgang bewegen und immer nur auf das nächste, sollte
dieses besetzt sein - Pech. Als Belohnung für das Zurückfallen gibt es aber
wieder Karotten.
Nun könnte man also meinen, dass sei wieder so ein
Spiel, wo man möglichst viel sammelt (Karotten) um möglichst schnell das Ziel
zu erreichen. Weit gefehlt kann ich da nur sagen. Denn der Gag besteht daraus,
dass man als erster höchstens 10 Karotten ins Ziel mitbringen darf, als zweiter
zwanzig, usw. Und das bereitet unseren (Hamster-) Hasen natürlich einiges
Kopfzerbrechen.
Da sammelt man Karotten und merkt schließlich, dass
alle irdischen Güter vergänglich sind. Aus der Traum vom Karottenkrösus. Jetzt
ist auch verständlich warum man Karotten wahlweise auf den Karottenfeldern
wieder abgeben darf. Dieses Spielprinzip verlangt von unseren gestressten Hasen
einiges an gutem Management und kühler Kalkulation. Denn nicht nur einmal
musste irgend so ein Emporkömmling kurz vor dem Ziel einsehen, dass er erst
seine Karotten loswerden muss. Als er sie dann losgeworden war, waren aber
schon so viele Hasen vor ihm im Ziel, dass er sie eigentlich gleich behalten
hätte können.
Soweit zum Spiel selbst. Natürlich darf man ein Spiel
nicht nach dem Prinzip allein beurteilen. Aber hier stimmt auch das Rundherum.
Das Spielmaterial hat ausgezeichnete Qualität, der Plan ist hübsch gestaltet,
die Karten sind aus bestem Material und eine so klare und übersichtlich
verfasste Spielregel habe ich selten gesehen. Es werden keine Regelfragen offengelassen.
In der neuen Ausgabe ist eine Tonbandkassette
beigelegt, über die ich mich aber nicht äußern will und kann, da ich sie noch
nie gehört habe. Hase und Igel war außerdem das erste "Spiel des
Jahres" (1979) und hat diesen Titel sicherlich verdient.
Kurz gesagt ist Hase und Igel ein Spiel, das nahezu
alle Gruppen von Spielern anspricht. Es ist geeignet für die Familie, den
Freundeskreis und sogar für die "wissenschaftlichen Spieler", die
beginnen sich auszurechnen, wie man am schnellsten mit der optimalen
Karottenzahl ins Ziel gelangen kann.
===================================================
HASE & IGEL
Hase und Igel.
Ravensburger. 2-6 Spieler.
Jeder wird fragen: Warum besprichst Du denn diesen
Klassiker? Das kennt doch wirklich jeder! Wirklich?? Immer wieder muss ich
feststellen: Es gibt noch Spieler, die HASE UND IGEL nicht kennen. Die zwar
vielleicht schon die Schachtel gesehen haben und wissen, dass dieses Spiel das
erste "Spiele des Jahres" war, dass es seit Jahren immer erhältlich
ist. Die aber (noch immer) glauben, dass es sich dabei um ein Kinderspiel
handelt, und die sich deshalb noch nicht damit beschäftigten. Das ist schade!
Für alle, die ihre Bildungslücke endlich schließen
wollen. Und natürlich auch für alle, gerne Spielregeln und Meinungen dazu
lesen, folgen nun kurz zusammengefasst die Regeln von HASE UND IGEL.
Alle, die zwar die Regeln kennen, und das Spiel
eventuell auch schon gespielt haben, können diesen Abschnitt auslassen.
Vielleicht sind sie aber an den Varianten, an den Unterschieden zum Postspiel,
sowie an sonstigen Kommentaren interessiert.
Zunächst also zu den Regeln:
HASE UND IGEL besteht aus 65 Feldern - vom Start O bis
zum Ziel 64 - und jeder Spieler - Hase - muß diese
Strecke durchfahren. Als Treibstoff stehen ihm Karotten (je nach Anzahl der
Spieler bis zu 98) zur Verfügung. Und zwar werden für n Felder 1+2+...+n=n(n+1)/2 Karotten benötigt (d.h. für 1 Feld 1 Karotte,
für 2 Felder 3 Karotten, für 3 Felder 6 Karotten, usw. z.B. für 10 Felder 55
Karotten). Außerdem hat jeder Hase von Beginn an 3 Salate, die er durch Stehen
bleiben auf dafür vorgesehenen Feldern, den Salatfeldern, auffressen, d.h.
abgeben muss.
Nun zur Beschreibung der einzelnen Feldertypen und
ihren Auswirkungen:
KAROTTENFELDER (die Felder 2, 5 13, 21, 26, 33, 3S, 40,
49, 55, 59): hier darf man (muss aber nicht!) aussetzen und dafür 10 Karotten
bekommen oder abgeben (auch das kann am Ende manchmal wichtig sein).
IGELFELDER (die Felder 8 11, 15 19 24, 30, 37, 43, 50,
56): auf diese Felder darf man nicht nach vorne ziehen - man darf sich nur auf
sie zurückfallen lassen (und zwar nur auf das jeweils nächste freie Igelfeld)
und erhält dafür pro Feld 10 Karotten (also z.B. wenn man vom Feld 22 auf das
Feld 19 zurückfällt, so erhält man 30 Karotten).
NUMMERNFELDER (2: die Felder 10 17, 23, 29, 35, 41,
47, 53, 60; 3: die Felder 4, 12, 30, 28, 36, 44, 52; 4: die Felder 9, 18, 45,
54; F=1, 5, 6: die Felder 16, 32, 48): wenn man auf einem Nummernfeld steht,
und beim nächsten (!) Ziehen die Position innehat, die der Nummer entspricht,
so erhält man das 10fache dieser Nummer an Karotten (z.B. wenn man als 4. von
einem 4-er Feld wegzieht, so erhält man 40 Karotten).
SALATFELDER (die Felder 7, 22, 42 57, 62) hier, und
nur hier, kann man die 3 Salate loswerden. Wenn man auf eines dieser
(seltenen!) Felder kommt, so muss man eine Runde dort stehen bleiben, d.h.
anstatt beim folgenden Zug weiterzuziehen, gibt man
einen Salat ab (man frisst ihn!) und erhält dafür das 10fache seiner Position
an Karotten (wie oben: als 2. erhält man 20 Karotten). Auf ein Salatfeld darf
man nur ziehen, wenn man noch mindestens einen Salat besitzt.
HASENFELDER (die Felder 1, 3, 6, 14, 25 31, 34, 39,
46, 51, 58, 61, 63): sind Glücks- (oder Unglücks-)felder.
Zieht man auf ein Hasenfeld, so muss man eine Hasenkarte ziehen und dem daraufstehenden Befehl folgen. Das können sehr vorteilhafte
Dinge sein, wie: Der letzte Zug war gratis! (Kann aber auch manchmal ungünstig
sein!) Gib eine Salatkarte ab! Oder auch schlimme, wie: Eine Position
zurückfallen! (d.h. ein Feld hinter den nächstfolgenden Hasen) Eine Runde
aussetzen! oder ähnliches.
SPIELABLAUF: Die Spieler ziehen der Reihe nach ihre
Hasen auf jeweils freie Felder. Sieger ist derjenige, der als erster das Ziel
erreicht und dabei, wenn er 1. ist, höchstens noch 10 Karotten besitzt, als 2.
höchstens 20, usw. - und natürlich keinen Salat mehr besitzt.
VARIANTEN: Es hat sich gezeigt, dass manche der
Hasenkarten einen relativ großen Glücksfaktor beinhalten. Ich empfehle daher,
zumindest die in dieser Hinsicht "schlimmsten" (z.B. einen Salat
abgeben!), vor Spielbeginn zu entfernen. Der erste Spieler hat einen kleinen
Vorteil (er kann als erster auf das Salatfeld 7 ziehen!), dies kann man
natürlich leicht dadurch ausgleichen, dass - bei mehreren Spielen - das Recht
zu beginnen reihum wechselt.
Am besten spielt sich HASE UND IGEL zu sechst oder zu
fünft. Bei nur 2 Spielern kann jeder 3 Hasen spielen, bei 3 Spielern 2. Auch
für 4 ist es ein interessantes Spiel, doch fehlen die großen Einnahmequellen
der Nummernfelder 5 und 6 (es kann ja niemand 5. oder 6. sein!).
Als weitere Variante empfehle ich, nach den
Postspielregeln zu spielen (das kann man leicht auch an einem Tisch sitzend
tun): Hier ziehen alle in einer Runde gleichzeitig, d.h. jeder notiert seinen
Zug, die Züge werden dann auch durchgeführt (die Hasen bewegt), ihre Wirkung
(Salat fressen, auf Igelfeldern Karotten kassieren, usw.) tritt aber nur dann
ein, wenn nur EIN Hase auf dem entsprechenden Feld landet. Ein weiterer
Unterschied betrifft Salatfelder: zieht man (allein) auf ein Salatfeld, so
stört dabei ein Hase nicht, wenn er in dieser Runde frisst. (Am einfachsten
führt man dies so durch, dass man für einen Hasen, der das Salatfeld erreicht
hat, den Hasenstein umdreht um dadurch anzuzeigen, dass dieser Hase in der
nächsten Runde stehen bleiben und fressen darf. Diese Methode ist auch beim
normalen Spiel hilfreich!) Für Hasenfeider gilt hier
eine Sonderregelung: die Wirkung tritt immer ein, es gibt dafür einen
Zufallsmechanismus der von der Anzahl der Felder, die die übrigen Spieler
gezogen sind, abhängt, sowie von der
Position.
WIN-Wertung:
*** Hase & Igel W SS PP II (D) K UU