FÜR FAMILIEN

 

DONNA LEON GEFÄHRLICHES SPIEL

COMMISSARIO BRUNETTI ERMITTELT

 

Kid                       

Family          ein    

Adult                    

Expert                           

 

Alter            10     

Spezial                 

 

Venedig – enge Gassen, schmale Kanäle, steinerne Brücken – zwischen San Marco und Zattere bewegen sich die Ermittler um Zeugen zu vernehmen, Verdächtige festzunehmen, den Vermissten bzw. das Opfer zu finden und letztendlich den Täter dingfest zu machen. Wer die Romane von Donna Leon gelesen hat, dem sind die Figuren vertraut – es ermitteln Commissario Brunetti, Vice-Questore Patta, Sergeante Vianello und Paola Brunetti, die Frau des Commissario.

 

Als Fan der Romane kann ich mir die Bemerkung nicht verkneifen, dass ich lieber Signorina Elettra gesehen hätte als Vize-Questore Patta, wer die Romane kennt, weiß, dass Signore Patta nur äußerst selten aktiv ermittelt. Aber das nur am Rande – wir verteilen jetzt die runden Scheiben = Personenchips in den Farben gelb, grün und blau auf die entsprechend markierten Felder am Plan, Bildseite nach unten. Die Figuren Patta und Vianello beginnen in der Questura, Brunetti und seine Frau in der Casa Brunetti. Die Personenkarten werden verdeckt gemischt, die oberste wird aufgedeckt und auf die Vermisstenanzeige gelegt, sie markiert das Opfer. Die Ermittlungskarten werden ebenfalls bereit gelegt, je drei davon werden an jeden Spieler ausgegeben. Diese Ermittlungskarten sind farblich den Ermittlern zugeteilt, gelb für Patta, blau für Vianello, grün für Brunetti und weiß für Paola. Nun werden noch die obersten 5 Personenkarten vom Stapel offen auf die Piazza gelegt, diese Personen sind die ersten Informanten, die die Ermittler finden müssen. Zu Spielbeginn schaut sich nun noch jeder Spieler geheim je einen grünen, gelben und blauen Personenchip an und legt ihn an seinen Platz zurück, er kennt nun die Aufenthaltsorte dreier Informanten oder Verdächtiger.

 

Die Ermittler sind keinem Spieler zugeteilt, sondern stehen allen Spielern zur Verfügung. Wer dran ist, wirft die vier Würfel in den Farben der Figuren und wählt einen Würfel aus. Nun bekommt er für den Würfel seiner Wahl je nach Würfelergebnis weitere Ermittlungskarten: Zwei Karten für die 1, eine Karte für die 2 und keine Karte für einen Würfel mit 3 Augen. Dann wird der Ermittler mit der Farbe des gewählten Würfels so viele Schritte bewegt wie Augen gewürfelt wurden. Ein Schritt bedeutet, die Figur zieht entlang der weißen Verbindungslinien zum nächsten Feld mit einem Personenchip, leere Felder können ignoriert werden. Wer möchte, kann aber auf einem leeren Feld stehen bleiben und eine der Ermittlungskarten ausspielen, um ein Verkehrsmittel zu benutzen. Die Bewegungen mit Hilfe einer Ermittlungskarte zählen nicht als Schritt. Die einzelnen möglichen Schritte eines Zugs können also beliebig durch Ausspielen passender Ermittlungskarten unterbrochen bzw. ergänzt werden. Diese Ermittlungskarten ermöglichen nicht nur Bewegungen, sondern auch andere Zusatzaktionen, ohne einen Schritt zu kosten, müssen allerdings farblich zur Figur passen, die der aktive Spieler in diesem Zug bewegt. Das durch einen Schritt erreichte Plättchen dreht man um: Hat man einen der auf der Piazza ausliegenden Informanten mit der farblich passenden Figur aufgedeckt, bekommt man das Plättchen und die dazugehörige Bildkarte von der Piazza und legt beides hinter seinen Sichtschirm. Hat man danach noch Schritte übrig, darf man weiter ermitteln. Für Paola gibt es Spezialregeln, da sie ja keinen farblich passenden Personenchip aufdecken kann. Sie ist immer erfolgreich, wenn sie eine Person aufdeckt, die auf der Piazza ausliegt, allerdings endet danach ihr Zug. Wer den Personenchip für die Person auf der Vermisstenanzeige aufdeckt, hat das Opfer gefunden und bekommt zur Belohnung drei Ermittlungskarten.

 

Ist eine der beiden Kartenreihen auf der Piazza leer, wird eine Personenkarte auf das erste freie Verhörzimmer des anschließenden Wachzimmers gelegt, in der Reihe, die an die leere Reihe auf der Piazza anschließt. Dies ist der erste Verdächtige. Danach wird die Kartenreihe auf der Piazza aufgefüllt. Ab nun kann man nun auch Verdächtige festnehmen, aber nur mit den Figuren Brunetti, Patta und Vianello. Paola ist keine Polizistin und kann daher keine Festnahmen vornehmen. Findet sie einen Verdächtigen, muss sie das Plättchen wieder verdeckt hinlegen.

Wer einen Verdächtigen festnimmt, legt den Personenchip ins Verhörzimmer und bekommt die Personenkarte und den Zahlenchip aus der Zelle. Auf den Spielplan wird anstelle des Personenchips ein Tatortchip gelegt. Dieser wirkt für die Bewegung wie ein Personenchip, das heißt ein Schritt endet mit dem Betreten eines Tatortchips genauso wie mit Betreten und Anschauen eines Personenchips.

 

Ist eine Reihe der Piazza leer und in der entsprechenden Reihe kein Verhörzimmer mehr frei, wird eine Personenkarte auf die Zelle gelegt, diese Person ist der Mörder.

Ab nun konzentriert sich die Jagd auf ihn, es werden keine Karten für Verdächtige oder Informanten neu ausgelegt. Ist der Mörder gefunden, endet das Spiel und die Spieler addieren ihre Punkte aus Personenchips und Zahlenchips hinter dem Sichtschirm, einen Personenchip ist drei Punkte wert, die Zahlenchips den aufgedruckten Wert. Wer die meisten Punkte gesammelt hat, war der beste Ermittler und gewinnt.

 

Ob das Spiel auch gewonnen hat, nämlich den Beifall der Spieler, hängt sehr stark von den Erwartungen und Vorlieben ab – wer sich ein Detektivspiel mit Denken und Deduktion erwartet, wird enttäuscht sein. Wer aber Merkspiele mag und nichts gegen eine Kombination des Merk-Mechanismus mit Logistik-Elementen hat, wird sich gut unterhalten und gerne wieder spielen wollen – für mich ist das Interessanteste am Spiel der Versuch, die Verwendung der Ermittlungskarten zu optimieren. Wenn man diese geschickt kombiniert, kann man in einem Zug sehr viel erreichen und sich auch zügig über den Spielplan bewegen. Auch die Sonderregel für Paola ist interessant, man kann sie nützen, um sich einen schnellen Vorsprung zu verschaffen, weil sie ja alle Informanten befragen kann. Zieht man sie also schnell zu den Chips, die man zu Beginn angeschaut hat, kann man sich einen Vorteil verschaffen. Naturgemäß kommt auch ein gewisser Glücksfaktor durch die Würfel ins Spiel, der aber meist recht gut durch die Ermittlerkarten ausgeglichen wird: wenig Schritte bringen mehr Karten, die man wieder gut für weitere Schritte einsetzen kann, manchmal zwar erst ein oder zwei Züge später, wenn man dann die passende Figur bewegen kann.

 

Alles in allem ein gelungenes Familienspiel, das das Flair der Romane und der Lagunenstadt nett umsetzt, wie gesagt, kein Detektivspiel aber ein absolut empfehlenswertes Familienspiel.

 

Spieler         : 2–4

Alter            : 10+

Dauer           : ca. 60 min

 

Autor           : Leo Colovini

Grafik          : Eckhardt Freytag

Vertrieb A.   : Ravensburger Österreich

Preis            : ca. 27,00 Euro

Verlag          : Ravensburger 2009

                    www.ravensburger.de

 

Genre                    : Such-, Merk- und Sammelspiel

Zielgruppe             : Für Familien

Mechanismen         : Personen merken, finden, aufdecken

 

Zufall                    : 3

Wissen                  : 6

Planung                 : 3

Kreativität              :

Kommunikation      : 4

Geschicklichkeit      :

Action                   :

 

Kommentar:

Merkspiel mit Logistikelementen

Eher düstere Gestaltung

Der Romanvorlage sehr gut nachempfunden

 

Vergleichbar:

Inkognito und andere Lauf und Positionsspiele mit Informationsaustausch und Detektivthema

  

Atmosphäre           : 5

 

Dagmar de Cassan:

Ein schönes Familienspiel, das sich zu Beginn etwas spröde präsentiert, aber dann durch die gelungene Kombination aus Merk- und Logistikelementen viel Spaß macht.