Die Erbraffer

 

Die Erbraffer - Das Spiel für gnadenlose Absahner!

Ravensburger Spiele, 1994

2-6 Spieler, ab 12 Jahren

 

Wie der Titel schon sagt, geht es bei diesem Spiel um Erbschaften. Vererbt wird nach den Regeln eines vorgegebenen Stammbaumes, der vom Jahr 2000 ins Jahr 1840 zurückverfolgt wird, oder anders gesagt, wo das Gerangel um Geld und Erbstücke im Jahr 1840 beginnt. Daß die Verzweigungen des Stammbaumes des öfteren Gedanken einer regen Inzucht aufkommen lassen, darf weiter nicht stören, ist aber nicht ganz unwichtig für den Verlauf des Spieles.

 

Ziel des Spieles ist es, am Ende, also im Jahr 2000, das wertvollste Erbe an sich nehmen zu können. Jeder Spieler identifiziert sich mit einem Mitglied der letzten Generation, das nur ihm bekannt ist, und versucht unauffällig oder auffällig - je nach Belieben- das Vermögen der Vorfahren in die richtigen Bahnen zu lenken.

 

Das Spielmaterial besteht aus dem Brett mit aufgezeichnetem Stammbaum und Jahresskala, auf die ich gleich näher eingehen werde, Porträtkarten mit den Erben der untersten Reihe und Erbonkeltantenkarten - Kurzform für Erbonkeln und Erbtanten, das sind unverheiratete und kinderlose Familienmitglieder, deren Geld im Todesfall direkt an die Spieler mit den entsprechenden Erbonkeltantenkarten weitervererbt wird. Außerdem gibt es noch Einflußkarten, Geldstücke mit den Werten 10.000 (Gold), 5.000 (Silber) und 1.000 (Bronze), Symbole für die Erbstücke, Urkunden und eine Sanduhr.

 

Zu Beginn des Spieles lebt nur die oberste Generation. Jede der 6 Personen bringt ein Erbstück mit einem definierten Wert und zusätzlichen 2 Silbermünzen mit in den Erbkampf. Bevor das Spiel beginnt, werden die Porträtkarten gemischt und jeweils eine verdeckt an die Mitspieler verteilt, das gleiche geschieht mit den Erbonkeltantenkarten, wobei jeder Spieler 3 (bei 4 bis 6 Spielern) bzw. 4 (bei 2 bis 3 Spielern) dieser Karten erhält.

 

Die Verteilung des Erbgutes und die Vergrößerung bzw. Verkleinerung des Geldvermögens aus und in die Kasse erfolgt auf Basis der Einflußkarten, von denen jeder Spieler immer 4 auf der Hand hält. Mit diesen Karten kann man bereits versuchen, "seine" Vorfahren gut zu "bestücken". Dabei ist zu beachten, daß jedesmal, wenn eine Einflußkarte mit einem Sanduhrsymbol gespielt wird, weitere 10 Jahre vergehen, und die Sanduhr auf der Zeitskala ein Feld weitergeschoben wird. Diese befindet sich am linken Rand des Spielbrettes. Man unterscheidet die goldenen Jahreszahlen, das sind die Jahre, in denen ein Generationswechsel stattfindet, von den weißen Jahreszahlen, in denen "nur" eine (!) Person stirbt. Dazu legt der Spieler, der die Sanduhrkarte gespielt hat, eine Urkunde auf ein beliebiges Porträt, d.h. das Vermögen dieses Erben darf bis zum nächsten Generationswechsel nicht mehr verändert werden.

 

So weit so gut. Nach welchen Regeln erfolgt aber nun die eigentliche Vererbung auf die nachfolgende Generation? Der Spieler, der die Ereigniskarte mit dem Sanduhrsymbol gespielt hat, welche dazu führte, daß die Sanduhr ein goldenes Jahr erreichte, beginnt den Reigen. Er wählt ein Ehepaar aus, und verteilt den Besitz auf deren Kinder, wobei 3 Erbgesetze strikt zu beachten sind: Erbstücke werden nur an verheiratete Kinder (zu erkennen an ihrem rechteckigen Bilderrahmen) vererbt. Anders verläuft die Sache mit dem Geldvermögen: Erbonkeltanten (zu erkennen an ihrem ovalen Bilderrahmen) dürfen beliebig viel bis alles bekommen. Sobald aber Geld an verheiratete Kinder weitergegeben wird, müssen immer alle gleich viel bekommen - ganz wie im richtigen Leben, oder? Das alles klingt vielleicht etwas verwirrend, ist aber halb so schlimm, denn man hat den Modus sehr schnell herausgefunden. Ist der Spieler nun mit der Verteilung fertig, kann ein anderer Mitspieler, sofern er mit der Verteilung nicht einverstanden ist und glücklicherweise die Ereigniskarte "Neues Testament gefunden" besitzt, diese ausspielen und das Erbe völlig neu verteilen, mit dem einen Vorteil, daß der Gleichheitsgrundsatz für verheiratete Kinder jetzt aufgehoben ist, d.h. ein Kind kann auch das gesamte Geld erben- wohl nicht wie im richtigen Leben, oder? Dieses Neuverteilen kann sich beliebig oft wiederholen. Wenn die erste Familie dann fertig ist, beginnt der nächste Spieler im Uhrzeigersinn mit der 2. Familie, so lange bis alle Erbstücke und alles Geldvermögen auf die neue Generation übergegangen sind.

 

Was passiert mit dem Geld der Erbonkeltanten? Ganz einfach: Nach der nächsten Vererbungsrunde geht das Geld, das dann noch auf den Porträts der Erbonkeltanten liegt, direkt an die Spieler, die die entsprechenden Karten besitzen. Da jede Karte doppelt vorhanden ist, wird, wenn 2 Spieler die gleiche Karte besitzen, redlich geteilt - unteilbare Reste wandern in die Kasse.

 

Nach dem selben Prinzip wird jetzt weitergespielt bis ins Jahr 1990, dann nämlich erhält die letzte Generation ihre Erbschaft. Jetzt genügt eine einzige Sanduhrkarte, und schon schreiben wir das Jahr 2000!! Die letzte Runde beginnt. Jeder Spieler, einschließlich dem Spieler, der die Sanduhrkarte gespielt hat, kommt noch einmal dran. Die Spannung steigt, denn am Ende dieser Runde werden die Porträtkarten aufgedeckt, Geldsummen und Erbstückwerte zusammengezählt und der Sieger ermittelt

 

"Die Erbraffer" ist ein wirklich nettes Familienspiel, das sich gut zwischen 4 und 6 Personen spielen läßt. Bei 4 Personen besteht der Vorteil, daß die Vermögensverteilung etwas mehr steuerbar ist, bei 6 Personen dagegen gibt es keine "Leerläufer", d.h. jedes Mitglied der letzten Generation ist einem Spieler zugeordnet. Auch wenn das Spiel vielleicht nicht gerade zu den anspruchsvollsten gehört, so finde ich doch, daß man es als gutes Familienspiel zumindest einmal ausprobieren sollte.

 

WIN Wertung:

* Die Erbraffer W SS II M UU AA