Die Baumeister von Arkadia

 

Wie schon oft bin ich mit meinem Mann auf der Suche nach einem neuen Spiel für eine Rezension. Bei der Durchsicht der Neuheiten fällt meinem Mann Walter das Spiel „Die Baumeister von Arkadia“ auf. Das Spiel wurde dem Spielemuseum zwar schon vor einiger Zeit geschickt, er wollte das Spiel schon öfters ausprobieren, aber bis dato kam er nicht dazu. Er schlägt vor, dass wir das Spiel testen sollen, und ich bin damit gerne einverstanden.

Das Spiel ist in die typische große Ravensburger Schachtel gepackt.

Das Titelbild zeigt im Hintergrund eine große quadratische Burg, an der gebaut wird. Im Vordergrund steht ein Mann, betrachtet offensichtlich einen Bauplan den er in den Händen hält.

Nach dem Öffnen präsentiert sich folgender Inhalt. 1 Spielplan, 1 Bauplatz für das Kastell, 4 Sichtschirme in 4 Farben, 16 Baumeisterfahnen (jeweils 4 Fahnen für jede Spielfarbe), 40 Baukarten, 40 Gebäude, 88 Siegel, 68 Arbeiter (je 11 Arbeiter in 4 Farben sowie 24 neutrale Arbeiter), 28 Kastell-Steine sowie Goldplättchen mit den Werten 1, 5 und 10. Leider muss ich hier gleich den ersten Kritikpunkt anbringen, in der Spielanleitung ist nicht angegeben, wie viele Goldplättchen es sein müssen.

Die Spieler fungieren als Baumeister und errichten Häuser in Arkadia. Sie bauen im Auftrag von vier reichen Familien Wohnhäuser, Bauernhöfe, Wirtshäuser, Mühlen, Schmieden, Handelskontore und Klöster.

Daneben errichten sie auch das große Kastell. Die vier Familien werden durch verschiedene Siegelfarben dargestellt. Bei den vier Familien handelt es sich um Tuchhändler (rote Siegel), Gewürzhändler (olivfarbene Siegel), Zimmerleute (schwarze Siegel) und Silberschmiede (silberne Siegel). Jede dieser 4 Familien möchte ihr Ansehen und ihren Einfluss in der Stadt vermehren und ist deshalb daran interessiert, beim Bau des Kastells einen großen Anteil zu leisten.

Die Baumeister erhalten für ihre Bautätigkeit Siegel der entsprechenden Familie, daher sind sie daran interessiert, dass die Familie von denen sie die meisten Siegel besitzen, sehr viel zum Bau des Kastells beitragen, da deren Siegel dann besonders wertvoll sind.

Zu Beginn wählt jeder Spieler eine der vier Farben Gelb, Grün, Orange oder Violett. Er nimmt sich den entsprechenden Sichtschirm, die dazugehörigen Baumeisterfahnen und 3 Arbeiter seiner Farbe. Die Sichtschirme stellen Bauzelte dar und der Spieler stellt dieses vor sich und hängt die 4 Baumeisterfahnen darauf. Die 3 Arbeiter stellt er hinter den Sichtschirm, die 4 Baumeisterfahnen sind für alle Mitspieler gut sichtbar.

Der Spielplan wird in der Mitte des Tisches platziert und der Bauplatz für das Kastell wird auf dem Spielplan so gelegt, dass keines der auf dem Spielplan abgebildeten Zeltlager überdeckt wird.

Die restlichen Arbeiter, sowohl die neutralen als auch die in den Farben der Spieler, werden als allgemeiner Vorrat neben den Spielplan gelegt.

Nun werden die Kastell-Steine auf die Vorratsfelder auf dem Spielplan gestellt. Die Baukarten werden gut gemischt, jeder Spieler erhält 4 Baukarten verdeckt auf die Hand. Neben dem Spielplan werden offen 3 Baukarten ausgelegt, der Rest wird als verdeckter Stapel bereit gelegt.

Nun beginnt wieder einmal der jüngste Spieler mit dem eigentlichen Spiel.

In seinem Spielzug muss ein Spieler zunächst eine von zwei möglichen Aktionen ausführen. Aktion 1: Der Spieler spielt eine Baukarte aus und legt das auf der Karte abgebildete Gebäude am Spielplan ab oder er setzt einen oder mehrere Arbeiter ein. Nach dem Ausführen einer dieser Mussaktionen kann der Spieler als Aktion 2, wenn er dies will, eine seiner vier Baumeister-Fahnen einsetzen.

Damit der Spieler ein Gebäude legen darf, muss er eine Baukarte ausspielen. Die Gebäude bestehen aus unterschiedlich geformten Plättchen, die 2 bis 4 Felder des Spielplanes abdecken. Ein Gebäude darf nur so auf den Spielplan gelegt werden, dass es entweder waagrecht oder senkrecht an ein bereits ausliegendes Gebäude angrenzt oder dass es senkrecht oder waagrecht neben einem Feld abgelegt wird auf dem bereits ein Arbeiter steht. Durch Gebäude darf kein anderes Gebäude überbaut werden. Wenn es einem Spieler gelingt, Zeltlager mit seinem neugelegten Gebäude abzudecken, so darf er sich für jedes überbaute Zeltlager einen neutralen (beigen) Arbeiter aus dem allgemeinen Vorrat nehmen und hinter seinem Sichtschirm zu seinem Arbeitervorrat stellen. Auf das gelegte Gebäude wird ein Siegel gelegt. Die Farbe des Siegels, welches auf das Gebäude gelegt wird, wird durch die ausgespielte Baukarte bestimmt.

Anstatt dem Auslegen eines Gebäudes kann der Spieler aber auch Arbeiter einsetzen. Dazu bestimmt er ein Gebäude und setzt Arbeiter aus seinem Vorrat auf Felder, die waagrecht oder senkrecht an das von ihm bestimmte Gebäude angrenzen. Der Spieler darf beliebig viele Arbeiter einsetzen, jedoch maximal so viele wie Felder waagrecht oder senkrecht an das von ihm bestimmte Gebäude angrenzen.

Wird durch das Anlegen eines weiteren Gebäudes oder durch das Einsetzen von Arbeitern ein Gebäude komplett eingeschlossen, dann kommt es zu einer so genannten Ausschüttung und danach wird am Kastell gebaut. Alle Spieler, die Arbeiter der eigenen Farbe rund um dieses Gebäude platziert haben, erhalten pro Arbeiter ein Siegel. Der Spieler, der die Ausschüttung ausgelöst hat, erhält zusätzlich das Siegel, welches auf dem fertig gestellten Gebäude liegt.

Die erhaltenen Siegel legen die Spieler hinter ihren Sichtschirm.

Für neutrale Arbeiter bekommt man keine Siegel. Es kann vorkommen, dass gleichzeitig mehrere Gebäude durch Einsetzen von Arbeitern umschlossen werden.

Nach der Ausschüttung wird am Kastell gebaut. Der Spieler am Zug setzt für jedes neu umschlossene Gebäude einen Kastell-Stein auf den Bauplatz des Kastells. Der Spieler setzt dazu einen beliebigen Kastell-Stein aus dem Vorratsfeld der Ebene 1 auf ein noch unbesetztes Feld des Bauplatzes. Wenn die ersten 10 Kastell-Steine verbaut sind, ist die unterste Ebene des Kastells gebaut und die restlichen 2 Kastell-Steine der Ebene 1 werden auf die leeren Vorratsfelder der dritten Ebene gestellt. Der nächste Spieler, der am Kastell einen Kastell-Stein setzt, baut somit bereits in der zweiten Ebene und kann daher seinen Kastell-Stein auf einen bereits stehenden Kastell-Stein setzen und diesen abdecken.

Der Spieler am Zug kann nach dem Bauen des Kastells, wenn er dies möchte, eine Baumeister-Fahne einsetzen. Dazu gibt er eine seiner Baumeister-Fahnen ab und erhält dafür 2 eigene Arbeiter aus dem allgemeinen Vorrat. Weiters kann er nun eine Wertung für sich durchführen. Dazu gibt er beliebig viele Siegel ab und erhält dafür Gold. Der Wert eines Siegels ergibt sich aus den auf dem Bauplatz sichtbaren Kastell-Steinen. Wenn auf dem Bauplatz 1 roter, 2 hellblaue und 3 dunkelblaue Kastell-Steine stehen, so sind ist jedes rote Siegel in dieser Wertung 1 Gold, jedes hellblaue 2 Gold und jedes dunkelblaue 3 Gold wert. Grüne Siegel wären bei dieser Konstellation nichts wert.

Der Spieler erhält für jedes Siegel der entsprechenden Farbe die entsprechende Anzahl an Gold. Jeder Spieler hat somit viermal die Möglichkeit, eine Wertung durchzuführen.

Am Spielende kommt es noch zu einer Abschlusswertung. Das Spielende wird eingeläutet, sobald ein Spieler den 10. Kastell-Stein in der zweiten Ebene setzt.

Die beiden nicht benutzten Kastell-Steine der zweiten Ebene werden auf die letzten beiden leeren Vorratsfelder für die dritte Ebene gestellt. Natürlich darf dieser Spieler wenn er will noch eine Baumeister-Fahne einsetzen und somit eine Ausschüttung und Wertung durchführen.

Nach dem Einsetzen des 10. Kastell-Steines in der zweiten Ebene kommt jeder Spieler noch einmal an die Reihe. Der Spieler der das Spielende eingeläutet hat beendet das Spiel. Nun erfolgt die Schlusswertung, wobei diesmal alle Spieler ihre Siegel in Gold umwandeln dürfen.

Es gewinnt der Spieler mit dem meisten Gold.

Allen Spielern denen Fürsten von Florenz gut gefallen hat, wird besonders empfohlen sich „Die Baumeister von Arkadia“ anzusehen, da ihnen dieses Spiel ziemlich sicher auch gefallen könnte.

Aber auch allen anderen Spielern kann „Die Baumeister von Arkadia“ als eines der dieses Jahr sehr zahlreichen Highlights empfohlen werden. In vielen Jahren wäre dieses Spiel aufgrund seiner Mechanismen und dem im Spiel enthaltenen Spielspass extrem gut aufgefallen. Im heurigen Jahr wo eine hohe Anzahl sehr guter Spiele erschienen ist, wird es vielleicht nicht ganz die Würdigung erfahren, die das Spiel eigentlich verdient hätte.

Rüdiger Dorn hat sich in den letzten Jahren mit einigen sehr guten Spielen wie „Die Händler von Genua“„ „Goa“, „Louis XIV“ immer mehr in den Blickpunkt der Vielspieler gebracht. Mit seinem neuesten Werk hat er diese meiner Meinung nach noch übertroffen und können wir ihm nur zu einer gelungen Spielidee und einer hervorragenden Umsetzung gratulieren.

Die grafische Gestaltung des Spieles kann man nur als hervorragend beschreiben und Illustration und Design runden das Spiel perfekt ab. Michael Menzel ist es gelungen, das Flair und Feeling des Spielprinzips voll zu unterstützen und somit kann man auch ihm nur zu einer exzellenten Arbeit gratulieren.

Den Verlag Ravensburger kann man nur zu einem großartigen Spiel, das sicher zu einem der Juwelen des diesjährigen Spieljahrgangs werden dürfte, beglückwünschen.

Mein Fazit: „Die Baumeister von Arkadia“ ist ein großartiges Spiel mit einem hohen Spielspass. Die im Prinzip einfachen Regeln ergeben eine große Spieltiefe und ermöglichen zahlreiche strategische und taktische Gewinnmöglichkeiten. Das Spiel hat einen extrem hohen Widerspielreiz und sollte in den Spielsammlungen von Liebhabern taktisch anspruchsvoller Spiele nicht fehlen.

Auch Familien in denen Spielen nicht zu den unbedingt zentralen Hauptbeschäftigungen gehört, kann das Spiel aufgrund seiner einfachen Regeln uneingeschränkt empfohlen und ans Herz gelegt werden.

 

Maria Schranz

Maria.schranz@spielezeit.at

 

Spieler         : 2 – 4 Spieler

Alter            : ab 10 Jahren

Dauer          : ca. 60 Minuten

 

Autor           : Rüdiger Dorn

Grafik          : Michael Menzel

Vertrieb        : Ravensburger

Preis            : € 25.-

Verlag          : Ravensburger

 

Genre                    : Setz- und Positionsspiel

Zielgruppe             : Familie

Mechanismen         : Karten spielen, Gebäude legen, Arbeiter einsetzen

 

Strategie                : ******

Taktik                    : *****

Glück                    : ****

Interaktion             : ****

Kommunikation      : ****

Atmosphäre           : *****

 

Kommentar             

Einfache Regeln

Sehr schöne Gestaltung

Thema gut umgesetzt

Hoher Wiederspielwert

 

 

Maria Schranz:

Einfache Regeln und große Spieltiefe bieten zahlreiche strategische und taktische Gewinnmöglichkeiten