Ave Caesar

 

 

Ave Caesar

Wolfnang Riedesser

3-6 Spieler, Laufspiel

1989 Ravensburger

 

"Gesucht wird Roms bester Wagenlenker!

Bis zu sechs Gespannführer treffen sich zum packenden Wagenrennen in der Arena des 'Circus Maximus', um Roms besten Wagenlenker zu ermitteln. Wer sein Gespann durch geschickten Einsatz der Rennkarten dabei nach drei Runden als erster über die Ziellinie führen kann, hat gewonnen und bekommt den meisten Lorbeer. Wer nach mehreren Rennen den meisten Lorbeer gesammelt hat, ist Turniersieger."

 

Als ich die Schachtel zum ersten Mal in Händen hielt, war ich vom ungewöhnlichen Format derselben etwas verunsichert. Bislang war Ravensburger ja für einheitliche Formate (am häufigsten 27x37cm) bekannt. Diesmal mißt die Schachtel stattliche 27x47cm. Auch die Ausstattung des Spieles kann sich sehen lassen: Der zweiseitige Spielplan mißt 67x50cm, ist zweimal gefaltet und zeigt auf jeder Seite eine Arena (einmal für 3-4, einmal für 5-6 Spieler), wobei jeweils zwei Streckenvarianten gefahren werden können. Die graphische Gestaltung ist exzellent. Auch das übrige Spielmaterial ist ausgezeichnet. Die Spielfiguren zeigen Quadrigen und sind aus stabilem Kunststoff. Zusätzlich stehen noch für jeden Spieler ein Markierungschip in der Form einer römischen Münze und 24 Bewegungskarten mit den Werten von 1-6 zur Verfügung. Die Spielregel ist reich bebildert und in Farbe, aber inhaltlich etwas schlampig gefertigt.

 

Das Spiel ist nicht kompliziert. Jeder Spieler hat ständig drei seiner Rennkarten auf der Hand. Ist er an der Reihe, spielt er eine davon aus, bewegt seine Figur um die aufgedruckte Anzahl an Feldern weiter und ergänzt den Kartenvorrat aus seinem Abhebestapel. Überholt werden kann nur auf mehrspurigen Streckenabschnitten, herumstehende Mauern können nicht übersprungen werden. Der führende Spieler darf keine "6" ausspielen; wer keine verwendbare Karte besitzt muß aussetzen; nach der ersten oder zweiten Runde muß man einen Abstecher durch die "Kaisergassei' machen, um den Herrscher zu begrüßen

(Chip ablegen); wer nach drei Runden zuerst durchs Ziel geht, ist der Sieger.

Es wird empfohlen, mehrere Rennen zu fahren, eine Punktewertung liegt vor. Nun zu meinem persönlichen Eindruck: Ich finde, daß Ave Caesar bestenfalls ein ganz gewöhnliches Spiel ist, das nur durch die große Schachtel (Mogelpackung - und was für eine!) und die schöne Ausstattung künstlich hochstilisiert wird. Auch die Altersangabe "12-99", die meiner Meinung nach völlig danebengegriffen ist (Das geistige Potential eines Siebenjährigen reicht völlig aus, um alle Feinheiten des Spieles zu durchschauen), soll es zum Erwachsenenspiel hochquälen. Der Spieler, der in den ersten beiden Runden 11 Punkte ausspielen kann, hat das Rennen bereits gewonnen, da er ständig die strategisch wichtigen Engstellen besetzen kann, um die Mitstreiter zu blockieren (es gibt so viele Engstellen, daß die Karten, die man auf der Hand hat, fast völlig egal sind). Auf Seite 7 das Regelheftes findet man "Tolle Tips und fiese Fintenöl. Ein Beispiel gefällig "Innenkurven sind generell kürzer als Außenkurven...". Seite 8-10 zeigt die "Kaiserliche

Wagenrenn- Ordnung", die es ebenfalls in sich hat: ''Gespanne müssen immer vorwärts gezogen werden".

 

Auch ein kurzer geschichtlicher Abriß über Wagenrennen findet sich in der Spielregel (nicht zu genau, um die Fans dieses Spieles geistig nicht zu überfordern). Allerdings scheint das Ambiente erst später aufgepfropft worden zu sein da der gesamte Ablauf sehr an Autorennen erinnert (eine Kaisergasse hat es nie

gegeben, aber es gibt Boxenstraßen), jedoch gibt es bereits unzählige Autorennspiele, aber meines Wissens nach erst zwei Spiele mit dem Thema Wagenrennen. Circus Maximus von Avalon Hill kenne ich nur von einer Besprechung her (Peter Schmitt, WIN 16, WIN-Wertung ~ WWW S II U 4(8(2-10)) hhh), Ben Hur (Jean du Poel, erscheint heuer bei Fagus) ist meiner Meinung nach viel besser als Ave Caesar, da dort eine gesunde Mischung aus

Taktik und Glück zusammenwirkt (für mich ein heißer Tip

für die Bestenliste '89, siehe auch die Besprechung von Gerhard Kodys, WIN 54, WIN- Wertung ~ WWW S II UU AA 4-6 (2

6)) Insgesamt wirkt Ave Caesar nicht ausgereift, da bei allen Testspielen verschiedene Leute spontan Verbesserungsvorschläge machten. Wolfgang Riedesser, von der Spielbox als "ein neuer Stern am Spielehimmel, der sieben Spiele bei verschiedenen Verlagen plazieren konnte", hat sich mit diesem Spiel den Titel nicht verdient. Der Fairneß halber muß ich gestehen: Ich kenne die anderen sechs Spiele noch nicht, werde sie aber ebenfalls unter die Lupe nehmen.

 

WlN-Wertung:

Ave Caesar WWW II M DDD U 3/5 (3-6) m