Mit Freunden

 

Bete und baue!

 

Monastery

 

Keine Atempause, der Klosterbau geht voran!

 

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Bet und arbeit! ruft die Welt
Bete kurz! denn Zeit ist Geld

Bete kurz! denn Zeit ist Brot“

 

aus: Bundeslied, G. Herwegh 1863

 

Der älteste derzeit bekannte Bauplan aus dem europäischen Mittelalter ist der sogenannte Klosterplan von St. Gallen. Laut Widmung auf den zusammengenähten Pergamentblättern wurde er für Abt Gozbert von der Reichenau (cca. 816 bis 837) von einem nicht sicher identifizierten Schreiber angefertigt. Da die Skizze mit keiner erhaltenen Anlage übereinstimmt, neigt die Geschichtsforschung zur Annahme, es handele sich um einen Idealplan, der keinem realen Ort, in seinen Einzel-Bestandteilen aber vielen Gebäuden, die für den Aufbau eines perfekten Ortes monastischer Kontemplation vonnöten wären, entspricht.

Mit einem architektonisch ähnlich unbefriedigenden Ergebnis wird man auch bei „Monastery” rechnen müssen – es ist höchst unwahrscheinlich, dass alle vorgegebenen Teile auch errichtet werden können. Mönche – Nonnen gibt es hier nicht; unter den klassischen Kutten der niedlichen Spielfiguren könnten zwar theoretisch auch Weibspersonen stecken, das Titelbild aber zeigt eindeutig alte Männer, die meisten sogar mit Rauschebärten – wollen gemeinsam (obwohl sie offenbar bis zu vier unterschiedlichen Orden angehören, oder einer sehr farbenfrohen Auslegung der Regel des heiligen Benedikt folgen) ein Kloster zur höheren Ehre Gottes erbauen. Trotzdem handeln sie nicht gänzlich uneigennützig, denn es gewinnt am Ende, wer die meisten Segenspunkte gesammelt hat, oder im Falle eines Punktegleichstandes das letzte Wort (im pater noster) hat. Ein geteilter Sieg ist nicht vorgesehen.

 

Ausgehend von der bereits bestehenden Abteikirche legen die bis zu vier Ordensführer reihum pro Runde je ein Kartonplättchen aus einem stets in sogenannten „Gebetsstunden“-Runden zu ergänzenden Vorrat hinter einem Sichtschirm in der eigenen Farbe. Dann werden die Mönche in eine möglichst günstige Position für die am Ende jeder Runde folgende Punkteabrechnung bewegt. Statt ein Plättchen zu legen, darf man auch mit dem gemeinsamen Vorrat (blind) tauschen. Hier ist freilich Vorsicht geboten, denn Plättchen, die bei der Endabrechnung im Vorrat des Mönches verbleiben, kosten ihren Wert in Strafpunkten. Insgesamt gibt es (wenn alle vier Farben mitmischen) 53 Kärtchen (Gebäude, Felder, Gärten, vier Kärtchen mit Ausgängen in den vier Farben – von diesen werden nichtgenutzte Farben beiseitegelegt; einige Plättchen haben Spezialfunktionen; graue dürfen nur neben graue oder neutrale, braune Bauteile nur neben braune oder neutrale platziert werden), die alle eine Seite „im Bau“ und eine fertige Seite zeigen. Logischerweise wird die unfertige Seite ausgelegt.

Punkte gibt es sodann für die Fertigstellung von Klosterplättchen (sie werden, wenn alle Arbeitsplätze – freie Kästchen am Bauteil – mit Mönchen besetzt sind, von der „im Bau“- auf die „fertig“-Seite gedreht), und je nach Art der Runde – der Arbeit oder dem Studieren gewidmet, ganz wie es der strenge Tagesplan des Abtes vorgibt – für die entsprechende fromme Betätigung. Auf als Arbeitsfelder (braun) gekennzeichneten Plättchen kann der Mönch in Arbeitsrunden, auf Studienfeldern (grau) in kontemplativen Studienrunden kassieren. Der Tagesablauf folgt einem immer gleichen Rhythmus, unterbrochen von Gebetsstunden, um in der Abtei gegebenenfalls einen neuen Abt, den jeweiligen Startspieler, zu wählen, und um neue Plättchen zu ziehen. Außerdem darf jeder Mönch, sofern er sich einmal allein auf einem (fertigen) Feld befindet, zum inbrünstigen Gebet niederknien (die Figur wird gekippt – ein hübscher Effekt; bei zu viel Schwung, also Inbrunst, fällt der fromme Bruder freilich auf die Nase – die Figuren sind prekär ausbalanciert), auch dafür Punkte einstreichen, dafür aber bis zur nächsten Gebetsstunde nichts weiter tun. Nur Mönche, die zur Gebetsstunde in der Abteikirche verweilen – wenn sie dorthin gezogen wurden oder davor im Gebet versunken waren – dürfen übrigens an der Wahl teilnehmen.

Nach jeder Abrechnung tauscht man die erhaltenen Punkte gegen Buchstaben, um seinen Teil des pater noster (für alle, die mit den Riten der Christen nicht so vertraut sind: das Gebet des Herrn, Vaterunser, nachzulesen in der christlichen Bibel, Matthäus 6, 9 – 13) auf (s)einem Gebetsstreifen abzulegen (auf fremden Streifen platzierte Buchstaben bringen niemandem Punkte bei der Endabrechnung, kosten daher den Mitbruder Siegpunkte). Oder man wirbt weitere Mönche an, um zum Beispiel beim Fertigstellen der Klosterplättchen „im Bau“ nicht mehr auf die Hilfe der Mitbrüder angewiesen zu sein. Bleiben dennoch Punkte übrig, kann man diese zu einem meist schlechten Kurs in Segnungsmarken umwandeln, die man später wie gewöhnliche Punkte tauschen kann. Punkte an sich verfallen sonst nach der Abrechnung.

Nach längstens zwei Tagesabläufen auf dem Stundenplaner des Abtes endet das Spiel; genauso, wenn der pater noster-Abschnitt vollendet ist („libera nos / quaesumus / ab omnibus / malis. Amen“ = „ erlöse uns / wir bitten [Dich] / von allen / Übeln. Amen“), oder kein Plättchen mehr regelkonform angelegt werden kann.

 

„Monastery“ funktioniert am besten mit drei Leuten, bei vier wird die Wartezeit trotz der eigentlich recht kurzen Spieldauer schon etwas zäh*, besonders wenn strenge Tüftler darunter sind. Das Spielmaterial ist eher schlicht gehalten, dem mönchischen Leben also quasi gut angepasst. Die Mönche fallen durch ihre knalligen Farben etwas aus dem Rahmen, da hätte man sich vielleicht etwas Besseres, Dezenteres überlegen können. Das Regelheft ist übersichtlich, wenn auch ein bisschen unpraktisch geordnet. Grobe Fehler freilich waren nicht zu entdecken, die Formulierungen stets um präzisen Ausdruck bemüht. Das freihändige Vermitteln des Ablaufs an Novizen ist also ohne Komplikationen leicht zu bewerkstelligen. Dennoch werden einige kleinere Schwierigkeiten auftauchen. Der Anteil an Bauplättchen mit Sondereigenschaften ist mit mehr als einem Drittel (bei wie erwähnt höchstens 53 Stück) ziemlich hoch angesetzt. Manche dieser Bauteile unterscheiden sich auch nur in winzigen grafischen oder schriftlichen Details von anderen, die Funktionen divergieren jedoch beträchtlich. Viele dieser Plättchen werden zwar oft nicht fertiggestellt (wegen zu hoher Baukosten, oder weil sie erst zu einem späten Zeitpunkt gezogen werden), aber hier hätten die Autoren Steve & Phil Kendall sowie Gary Dicken (die Ragnar Brothers, unter anderen „Fire & Axes. A Viking Saga“, „A Brief History of the World“) ruhig mehr schlichte Plättchen dazupacken und mit den Sonderplättchen Expertenvarianten oder Ähnliches basteln dürfen. Die Gesamtbauzeit des Klosterkomplexes mit zwei Tagen anzusetzen (wenn auch in Echtzeit höchstens anderthalb Stunden verstreichen), scheint jedoch unrealistisch. Rom ist ja auch nicht in einem Tag entstanden.

Dem gewählten Thema sind dennoch sowohl Mechanismus als auch Aufbereitung angemessen und ansprechend umgesetzt. Die Kombination aus Legespielelementen und Bewegungstaktik der Spielfiguren geht ebenfalls gut auf. Mit den erwähnten Einschränkungen kann man von einem unterhaltsamen, möglicherweise eine Spur zu komplexem Aufbauspiel sprechen.

 

Martina & Martin Lhotzky, Marcus Steinwender

 

* Bei dieser Gelegenheit ein besonderer Dank an unsere geduldigen Gastspieler Harald und Marcus.

 

Spieler         : 2 bis 4

Alter            : ab 14

Dauer           : 30 bis 90 Minuten

 

Autoren        : Steve & Phil Kendall, Gary Dicken

Grafik          : Colin Jones

Vertrieb A.   : Verlag

Preis            : ca. 30,00 Euro

Verlag          : Ragnar Brothers

                     www.ragnarbrothers.co.uk

 

Genre                    : Taktisches Aufbau- / Legespiel

Zielgruppe             : Mit Freunden

Mechanismen         : Plättchen legen, Figuren strategisch platzieren

 

Zufall                     : 5

Wissen                  :

Planung                 : 5

Kreativität              :

Kommunikation      : 5

Geschicklichkeit      :

Action                   :

 

Kommentar:

Liebevolle Gestaltung

Stimmige Umsetzung des Themas

Gute Kombination als Legen und Bewegen

Sehr viele Spezialplättchen

 

Vergleichbar: „Carcassone“ kombiniert mit „Säulen der Erde“

 

Atmosphäre           :        4

 

Martina, Martin und Marcus:

Zu viele Mönche verderben die Klostersuppe. Hier ist entschlossenes Handeln statt kontemplativer Pausen zielführend. Im Spiel aber lohnt es sich, ab und an auf die Knie zu fallen.