Venezia
Das Spiel:
Venezia
Queen Games
Autor: Ronald Hofstätter
2-4 Spieler ab 10 Jahren,
2 Stunden
WIN Wertung:
WWW U AAA DD S 60-70 min 3-4 Spieler
Venezia
Was wäre Venedig ohne den Dogenpalast, den Campanile, die Seufzerbrücke
oder seine Tauben. Dies musste sich der österreichische Autor Ronald Hofstätter
wohl gedacht haben, als er die Tauben den Menschen vorzog, um diese die
Hauptrolle in seinem neuen Spiel Venezia spielen
zu lassen. Es geht in diesem Spiel um
Mehrheiten, die in den Stadtvierteln von Venedig erreicht werden müssen.
Wie bei allen Queenspielen ist auch diese Schachtel etwas kleiner vom
Format aber dafür umso dicker. Der Inhalt besteht aus einem Spielplan, 1
schwarzen Holzfigur (Raubvogel), 3 orangenfarbene Würfel (Touristen), 2
schwarze Würfel (Taubenjäger), 6 graue Würfelchen (Kleriker-Tauben des
Vatikans), sowie pro Spieler 1 Zählstein, 1 Stammsitz, 40 Würfelchen, 1 Satz
mit 18 Spielkarten, 1 Tafel A um den Spielzug zu planen, eine Tafel B für das
Nest und die Taubenreserve und einem Spielablauf.
An dieser Stelle sei die Grafik gewürdigt, für die Elena Obermüller
verantwortlich zeichnet. Die Umsetzung der Tauben in diesem Spiel ist äußerst
unterhaltsam, mir hat es besonders Luigi angetan auf seiner roten Vespa. Der
Spielplan zeigt 7 Bezirke von Venedig, Cannaregio, Castello, Dorsoduro, La Guidecca, San Marco, San Polo, Santa Croce, sowie die Insel San Giorgio Maggiore, die Piazza San Marco und die
Friedhofsinsel San Michele. Natürlich verläuft eine Zählleiste rund um das
Spielfeld.
Die Piazza San Marco besteht aus einem Raster 8 x 10, wobei 1 Feld für
den Campanile gesperrt ist. Die 18 Aktionskarten, die für jeden Spieler gleich
sind beinhalten 1x Piazza San Marco Karte, die gleiche nochmals, aber
durchgestrichen, wird als Finte bezeichnet, 8 verschiedene Aktionskarten und 8
verschiedene Bezirkskarten für die 7 Bezirke und San Giorgio Maggiore. Bevor
das Spiel beginnt, muss man noch auf einer Tafel zwei Drehpfeile montieren, um
mit ihnen die Position auf der Piazza San Marco zu bestimmen, 1 Pfeil ist mit
den Buchstaben A-H und der andere mit den Zahlen 1-10 ausgestattet. Jeder Spieler
nimmt sich seine Spielmaterialien und legt 12 Würfel auf seine Taubenreserve.
Der Rest kommt in den Vorrat. Der Zählstein wird auf der Leiste platziert und
jeder Spieler wählt einen der 7 Bezirke als Stammsitz, in den er den dafür
vorgesehenen Stein stellt.
Jeder Zug besteht aus 4 Phasen. Die Planung wird auf der Tafel mit dem
Buchstaben A gemacht. Auf das erste Feld legt man die Piazza San Marco Karte
oder die Finte, je nachdem ob man Tauben auf der Piazza platzieren will oder
nicht. Auf das zweite Feld darf man eine Aktionskarte legen, dies ist
allerdings in der ersten Runde nicht gestattet. Auf die restlichen 3 Felder
legt man 3 Bezirkskarten für jene Bezirke, wo man Tauben platzieren möchte.
Danach hat man die Möglichkeit so viele Tauben seiner Taubenreserve wie man
möchte, auf die Karten zu verteilen, außer auf die Aktionskarte und Beachtung
der Einschränkung, dass sich niemals mehr als 10 Tauben seiner Farbe auf der
Piazza befinden dürfen.
Danach decken alle Spieler die erste Karte auf und diejenigen, die eine Finte gespielt
haben, hätten die Möglichkeit die darauf platzierten Tauben auf die 3
Bezirkskarten zu verteilen. Eine Möglichkeit einen Bluff anzubringen. Wenn
jemand die Piazzakarte gespielt hat, verteilt man die Tauben auf die Piazza und
beachtet dabei, dass das Feld G7 für den Campanile gesperrt ist. Die Pfeile
werden dreimal gedreht, zweimal für die beiden Touristen und einmal für den
Taubenjäger Marcus Eliminato. Auf jedem
Feld darf nur eine dieser drei Personen stehen. Wenn ein Tourist auf ein Feld
kommt, wo sich bereits eine Taube befindet ,wird er einfach darunter geschoben.
Der Taubenjäger befördert alle Tauben auf dem Feld ,wo er landet, sowie auf
allen 8 angrenzenden Feldern auf die Friedhofsinsel San Michele. Wenn der
Taubenjäger seine Arbeit vollbracht hat, darf sich jede Taube auf der Piazza
noch einmal bewegen. Dies kann durch das Ziehen der Taube um ein Feld
geschehen, in alle Richtungen, oder durch Springen. Man überspringt nur
benachbarte Tauben wie bei Halma. Mehrere Tauben, die Touristen, der
Taubenjäger sowie alle an ihn angrenzenden Felder, dürfen nicht übersprungen
oder betreten, werden. Man muss auf einem freien Feld oder auf einem Touristen
landen.
Sollte sich nach diesen Zügen zwischen zwei eigenen Tauben eine gegnerische
Taube befinden, so darf man sie auf die Insel San Michele befördern. Danach
überprüft man, ob die Tauben Nachwuchs bekommen: Jede Taube, die sich auf einem
Feld mit einem Touristen befindet, bekommt 5 Tauben, jede Taube auf einem dem
Touristen benachbarten Feld bekommt 2 Tauben ins Nest. Sollten im allgemeinen
Vorrat nicht mehr genug Tauben sein, werden nur so viele genommen wie
vorhanden. Die platzierten Tauben verbleiben auf der Piazza.
Danach werden die Aktionskarten aufgedeckt - sollten mehrere Spieler
gleiche Karten eingesetzt haben, so kommt nur die Karte des Spielers zum
Einsatz, der die wenigsten Siegpunkte hat. Bei Gleichstand wird keine dieser
Karten ausgeführt und alle nicht eingesetzten Karten werden wieder auf die Hand
genommen. Die Karte Familientreffen wird immer zuerst gespielt, da alle Tauben
von allen Spielern aus den Nestern in einen der 7 Bezirke gestellt werden. Der
Spieler darf den Bezirk frei wählen. Danach darf jeder seinen Stammsitz mit
Tauben aus seinem Nest, so vorhanden, verstärken. Die restlichen Aktionskarten
sind genau beschrieben und würden den Rahmen dieser Rezension sprengen. Wichtig
ist dabei zu beachten, dass der Raubvogel, wenn er einmal gespielt ist, den
Spielplan nicht mehr verlässt sondern nur noch umgesetzt werden kann, das gilt
auch für die grauen Klerikertauben des Vatikan. Diese gelten in weiterer Folge
immer für den Spieler der die dazugehörigen Aktionskarte spielt. Die gespielten
Karten kommen aus dem Spiel. Zu guter Letzt werden die 3 Bezirkskarten aufgedeckt
und die darauf befindlichen Tauben auf die jeweiligen Bezirke verteilt.
Die Wertung wird wie folgt durchgeführt. In jedem der 7 Bezirke bekommt
derjenige Punkte, der die Mehrheit an Tauben besitzt. Wenn der Bezirk keinen
Stammsitz oder den eigenen hat, erhält man 3 Punkte. Sollte diese Mehrheit in
einem Bezirk mit einem gegnerischen Stammsitz gelingen, erhält man 6 Punkte.
Derjenige der die Mehrheit in San Giorgio Maggiore hält, bekommt keine Punkte,
sondern darf sich eine seiner gespielten Aktionskarten zurück auf die Hand
nehmen. Der Spieler mit den meisten Tauben auf San Michele darf bis zu 2 Tauben
in seine Reserve zurückstellen. Danach werden in dem Bezirk, wo sich die
meisten Tauben aller Spieler aufhalten, alle verjagt und in die Taubenreserve
zurückgestellt. Dies betrifft auch die grauen Tauben, allerdings nicht San
Michele. Alle Tauben, die zu diesem Zeitpunkt noch im Nest sind werden in die
Reserve gestellt. Die Touristen und der Taubenjäger werden von der Piazza
genommen. Das Spiel endet, wenn ein Spieler 50 Siegpunkte erreicht hat oder man
5 von 7 Bezirken kontrolliert. Man kann auch als Variante einen zusätzlichen
Jäger oder einen dritten Touristen einsetzen oder einige Aktionskarten auf San
Giorgio Maggiore anwenden.
Wie ich bereits zu Beginn erwähnt habe ist die Grafik ausgezeichnet und
ich finde die Idee, Tauben zu nehmen, als ausgesprochen gelungen. Damit hat man
sicherlich die Grundlage für ein Familienspiel geschaffen. Die Ausstattung ist
sehr schön. Die Regel ist sehr übersichtlich gestaltet und was mir besonders
gefällt, ist das die wichtigsten Worte farbig unterlegt sind. Das hilft wenn
man das Spiel schon einmal gespielt hat und die Regeln ein zweites mal erklären
muss. Ich spreche aus eigener Erfahrung, es geht danach wesentlich schneller.
Damit sind wir allerdings schon am Ende der positiven Seiten dieses Spiels. Ich
habe schon noch Verständnis, dass man die Idee von der Suche nach Mehrheiten
übernimmt, man kann diesen Mechanismus allerdings auch überstrapazieren. Vor
allem dann wenn man nicht mehr die Möglichkeit hat, auf das Spiel Einfluss zu
nehmen.
Das Hauptproblem dieses Spieles liegt allerdings auf der Piazza. So
genial der Mechanismus ist, so banal hat man ihn ausgeführt. Ich habe bei allen
Partien festgestellt, dass dadurch ein Ungleichgewicht entstand, dass die
Startspieler auf Grund der Regelung mit den 5 Tauben für den Touristen die
besten Gewinnchancen hatten. Es war dann im weiteren Verlauf aller Partien so,
dass entweder ein oder zwei Spieler weit vorne waren und die anderen fast ohne
Punkte blieben. Vielleicht gibt es eine Käufer- und Spielerschicht die gerne
Regeln verbessert, ich gehöre nicht dazu. Es scheint allerdings auch ein
Problem des diesjährigen Spiele Jahrganges zu sein, dass man Spiele auf den
Markt bringt die nicht ausgereift sind.
Jeder Verlag und Autor soll sich dessen bewusst sein, dass es besser ist
mehrere Testpartien zu spielen und vielleicht noch einige Zeit zu warten, bevor
man Spiele auf den Markt bringt. Man vergeudet ansonst dabei gute Ideen,
verdirbt junge Autorentalente und Möglichkeiten uns Spielern gute Spiele zu
präsentieren die wir dann auch gerne kaufen und SPIELEN, denn
dass ist unsere wahre Liebe.