Totem
2-4 Spieler ab 12 Jahren
Autoren: Philippe de Pallieres, Patrice Pillet
Queen Games, 1995
Das Leben in der Steinzeit war hart - Spiele über
die Steinzeit sind es auch, zumindest wenn man Totem als Maßstab nimmt, denn
bevor man auch nur eine Sekunde spielt, muß man zunächst einmal basteln - 1 bis
2 Stunden, je nach Geschicklichkeit. Und ob man dann noch genügend Energie
besitzt, ich weiß nicht. Zumal auch das Reinigen der Hände von Kleberrückständen
noch einiges an Zeit benötigt. Doch irgendwann wird man dann ja doch ans Werk
gehen und sich den Geschehnissen der Steinzeit zuwenden.
Jeder Spieler betreut eine Steinzeitfamilie, die aus
2 jungen Frauen und Männern, je einer reifen Frau bzw. einem reifen Mann und
einem alten Menschen besteht. Dazu kommen noch 6 Tschukka Vögel, die wie sich
bald herausstellen wird, der Angelpunkt im Spiel sind, eine Totemstufe sowie
ein Satz von Zaubersprüchen. Ziel des Spiels ist es, als erster sechs
Totemstufen zu besitzen.
Das Spiel selbst läuft in 8 Phasen ab. Zunächst
einmal werden die Familienmitglieder auf drei Hütten verteilt, wobei pro Hütte
nicht mehr als sechs Personen Platz finden. Besitzt man zu viele, so wandern
die Überzähligen aus sprich in die Spieleschachtel zurück. Ist das geschehen,
kommt Magie ins Spiel, denn pro Totemstufe, die man besitzt und pro Vogel, den
man opfert, darf man einen Spruch sprechen. Diese dienen zum einen dazu, den
anderen zu schaden, zum anderen, um sich vor den Bosheiten der Spieler zu schützen.
Schon in der Steinzeit wußte man, daß zum
Kinderkriegen immer zwei gehören, nämlich Mann und Frau. Und daher bringt nun
jede Frau, in deren Hütte sich ein Mann befindet, ein Kind zur Welt. Da damals
aber noch keine Monogamie herrschte, genügt ein Mann in einer Hütte. Das
Geschlecht des Kindes wird übrigens per Zufall bestimmt. Dies kann jedoch durch
Zaubersprüche umgangen werden. Man kann auch für Zwillinge sorgen, aber es kann
auch Unfruchtbarkeit eintreten.
Da man seine Leute ernähren muß, wird natürlich auch
gejagt, wobei alles Männliche außer den Greisen dafür eingesetzt wird.
Erstaunlicherweise gibt es immer genau 13 Vögel als Beute, wobei für je 5 Jäger
ein Vogel erbeutet wird. Da die Beute reihum verteilt wird - der Startspieler
wechselt jede Runde - kann es sein, daß einige Spieler mehr Vögel bekommen.
Auch in dieser Phase kann man durch den Zauber "Überfluß" bzw.
"Mangel" massiv auf das Jagdglück einer Familie Einfluß nehmen.
Nach getaner Arbeit wird natürlich gegessen und auch
hier spielen die Vögel eine wichtige Rolle. Je fünf Familienmitglieder werden von
einem Vieh satt. Hat man zuwenig, dann wird es kritisch, denn pro fehlendem
Vogel segnet ein Mitglied das Zeitliche. Welches, darf der Spieler frei auswählen
- nur ein altes Mitglied darf es nicht sein.
Leider herrschten schon in der Steinzeit Krankheiten
- bei dieser einseitigen Ernährung auch kein Wunder, wird man sagen, doch
Ursage ist nicht das Essen, sondern die Zaubersprüche der anderen, gegen die
man sich zum Glück aber schützen kann. Und was Krankheiten nicht erledigen, das
vollbringt das natürliche Altern, wobei jede Generation um eine Stufe altert.
Die beiden größten Familien, ermittelt durch eine
kleine Volkszählung, dürfen dann ihrem Totempfahl eine Stufe hinzufügen. Der
Totempfahl kann übrigens auch wieder schrumpfen und zwar dann, wenn zu
irgendeinem Zeitpunkt ein Spieler ohne "Alte" dasteht. Man sieht
also: Auch alte Menschen haben eine wichtige Funktion.
Soweit also der Ablauf einer Totemrunde. Man braucht
schon ein paar davon, um alle Möglichkeiten intus zu haben und je besser man
dies geschafft hat, desto erfolgreicher wird man vorankommen. Natürlich sind
die Vögel der Angelpunkt, sie sind Nahrung und Bezahlung für Zaubersprüche. Und
diesen kommt entscheidende Bedeutung zu. Leider werden sie aber verdeckt
gespielt, sodaß man erahnen muß, was einem droht, und entsprechend
gegenzaubern. Und hier ist auch ein Bruch zu merken, denn auf der einen Seite
ist Totem ein Taktikspiel, bei dem es auf geschicktes Manipulieren ankommt, auf
der anderen bringen die Zaubersprüche aber eine viel zu große Glückskomponente
ins Spiel. Mir persönlich behagt das nicht so sehr. Auch die Grafik - ein
eigenartiger Comicstil - kann mich nicht begeistern und zum Spielen animieren.
Ansonsten ist das Spielmaterial, nachdem man es zusammengebaut hat, aber recht
ordentlich. Und doch, ich mag das Spiel nicht besonders. Da ist mir Terra X,
die andere Herbstneuheit von Queen Games, hundertmal lieber. Aber wie bei allem
ist das halt Geschmackssache.