Industria

 

Das Spiel:

Industria

Wirtschaftsspiel

für 3-4 Spieler ab 10 Jahren

von Michael Schacht

Queen Games, 2003

 

WIN-Wertung:

* Industria AA II WWW UU 4 (3-4) h

 

Draußen ist ein kalter, trüber Herbsttag. Es regnet in Strömen. Aber das ist uns im gut geheizten und hell erleuchteten Zimmer, in dem wir sitzen herzlich egal. Denn so lange wir genug zu essen und die neuesten Spiele aus Essen haben, kann uns der Rest der Welt gestohlen bleiben. Doch mit beidem sind wir hinreichend eingedeckt, vorher ist wahrscheinlich diese schöne Freiheit zu Ende und wir müssen wieder arbeiten. Aber so lange wir frei haben genießen wir dies auch.

 

Es ist später Vormittag, seit dem Frühstück haben wir schon einige neue Spiele ausprobiert, als Isabell mit einer interessanten Schachtel ins Wohnzimmer kommt. Sie ist im typischen Format von QUEEN GAMES und sehr bunt, ein echter Blickfang also.

„Was hast du denn da?“, wollen Jasmine und Benjamin sofort wissen.

„Das ist INDUSTRIA von Michael Schacht. Ich hab gehört, dass es sehr gut ist, deshalb möchte ich es mal ausprobieren.“

„Es ist auf jeden Fall ein interessantes Spiel, ich bin dafür“, erkläre ich sofort einverstanden.

„Um was geht es denn?“, will Benjamin wissen.

Während Jasmine noch darüber nachdenkt, versuche ich es zu erklären.

„Es ist ein Versteigerungsspiel, in dem die Spieler, und Spielerinnen“, mit einem Blick auf Isabell, die auf so etwas Wert legt, „versuchen möglichst wertvolle Fabriken und Technologien zu ergattern, um sie zu bauen. Das Spiel geht über fünf Epochen, - bei drei Spielern über vier – und wer am Schluss die meisten Siegpunkte besitzt gewinnt.“

Noch während ich erkläre, beginnt Benjamin zu strahlen.

„Das ist ein Spiel nach meinem Geschmack, fangen wir an.“

Nur Jasmine schaut etwas skeptisch, lässt sich aber schnell überzeugen.

Während Isabell die Besitz- und Siegpunktmarker austeilt, kümmere ich mich um den Spielplan und die Industrieplättchen. Der Spielplan kommt in die Tischmitte und die Industrieplättchen werden nach den Epochenzahlen auf der Rückseite sortiert, getrennt gemischt und verdeckt neben den Spielplan gelegt.

Den Epochenstein und die Siegpunktmarker kommen auf ihren Platz am Spielplan.

Danach fehlt nur noch das Spielgeld. Jeder bekommt vier Taler, der Rest wird ebenfalls neben den Spielplan gelegt. Nun liest Isabell noch die Spielregel vor, und das Spiel kann beginnen.

Isabell hat den Startspielerstein und macht somit den Anfang. Zuerst bekommt noch jeder seine Einnahmen, in Form von einem Taler. Danach deckt sie vier Industrieplättchen auf und legt sie offen neben den Spielplan.

„Jetzt darfst du sie versteigern, die Einnahmen gehören dann dir“, unterstütze ich sie, als ich ihre Unsicherheit bemerke.

„Sie darf jetzt alle vier versteigern?“, fragt Jasmine verblüfft.

„Nein, nur so lange, bis sie eines der Plättchen selbst behält, dann ist der linke Nachbar mit dem Versteigern an der Reihe.“ Benjamin hat inzwischen die Spielanleitung selbst gelesen, und kann jetzt auch mitreden.

Schon beim ersten Plättchen hat Isabell Pech. Das Bonusplättchen mit dem Anker interessiert niemanden, also muss sie es selbst nehmen, und Benjamin darf mit dem Versteigern weitermachen.

Sie zuckt mit den Schultern und meint: „Ich hätte nicht gedacht, dass keiner das Bonusplättchen will. Aber so schlecht ist das ja eigentlich gar nicht.“

Benjamin bietet das „Sägewerk“ zur Versteigerung. Verzichtet aber dann doch auf die drei Taler von mir und behält es selbst. Nun bin ich an der Reihe. Ich versteigere das Technologiekärtchen „Maschinenbau“ an Benjamin für drei Taler und behalte mir die „Tongrube“.

„Als nächstes darf jeder seine ersteigerten Kärtchen bauen, sofern er es sich leisten kann.“

Erklärt Isabell und deckt ihr Bonuskärtchen auf, dann zahlt sie den geforderten Taler. Auch Benjamin und ich bauen unser Gebäude. Nur das Technologiekärtchen kann Benjamin erst nächste Runde bauen, weil es diese Runde noch kein Holz gibt.

Nun wandert der Startspieler weiter zu Benjamin. Er deckt die nächsten vier Kärtchen auf und will gerade mit der Versteigerung beginnen, als Isabell ihn stoppt.

„Vorher bekommt jeder noch einen Taler, und Christoph seine zwei Siegpunkte für die Tongrube.“

Nachdem auch das erledigt ist, kann Benjamin weitermachen. Er versteigert den „Brunnen“ an Jasmine für zwei Taler und behält sich die „Eisenerzmine“. Jetzt bin ich zum Versteigern dran, verkünde jedoch nur: „Ich nehme den Steinbruch und gebe weiter.“

Damit ist das Versteigerungsrecht bei Jasmine. Sie versucht einen Rohstoff „Stein“ zu versteigern, da ihn jedoch keiner möchte, bleibt er ihr selbst.

Nun darf wieder gebaut werden. Jeder hat genügend Ressourcen, also können alle bauen. Das bringt Benjamin vier Siegpunkte. Jasmine bekommt auch drei.

 

Die nächste Runde beginnt. Jeder bekommt einen Taler und ich bin Startspieler. Nachdem ich die letzten vier Plättchen aufgedeckt habe, versteigere ich das Bonuskärtchen und die Technologie „Konstruktion“. Damit verdiene ich vier Taler. Dann nehme ich die „Ziegelei“ zur Hand und verkünde: „Die behalte ich natürlich.“

Damit darf Jasmine versteigern. Jetzt ist es der Rohstoff „Holz“, und auch den möchte niemand. Womit er wieder bei Jasmine bleibt.

Jetzt darf neuerlich gebaut werden. Jasmine baut ihr Technologiekärtchen um es nicht beim Epochenwechsel zu verlieren. Isabell legt das zweite Bonuskärtchen und ich baue die „Ziegelei“.

 

Damit ist die erste Epoche zu Ende, der Epochenstein wird ein Feld hinunter geschoben und Jasmine ist Startspieler.

Als erste Amtshandlung, zahlt sie die Taler aus. Dann deckt sie die ersten vier Kärtchen vom zweiten Stapel auf. Die „Töpferei“, ein Bonuskärtchen, der Rohstoff „Eisen“ und die Technologie „Dampfmaschine“.

Die „Töpferei“ versteigert sie mir für drei Taler. Dann nimmt sie die „Dampfmaschine“ selbst. Jetzt ist Isabell zum Versteigern an der Reihe. Diesmal hat sie mehr Glück, Benjamin nimmt das Bonuskärtchen für zwei Taler und Jasmine zahlt auch zwei für den Rohstoff. Damit ist Isabell die Reichste in der Runde.

Jasmine baut nun die „Dampfmaschine“.

„Eisen habe ich selbst und Holz bekomme ich von Benjamin.“

„Ich will ihr aber kein Holz verkaufen“, murrt Benjamin

„Du hast keine Wahl. Wenn deine Schwester dir einen Taler zahlt, dann bekommt sie ein Holz von dir“, kläre ich ihn auf.

Da mischt sich Isabell ein: „Jasmine, zahl ihm nichts, du hast noch ein Holz liegen.“

Damit ist der Streit abgewendet, Benjamin baut sein Bonuskärtchen und ich die „Töpferei“

Jetzt ist wieder Isabell die Startspielerin. Sie zahlt jedem sein Einkommen und deckt die Plättchen auf.

Sie nimmt den „Staudamm“ und Benjamin die „Eisenhütte“. Somit bin ich wieder an der Reihe mit dem Versteigern, ich nehme jedoch die „Glashütte“ und überlasse es Jasmine das Bonusplättchen zu versteigern. Dabei hat sie jedoch erneut keinen Erfolg.

Die einzige die jetzt Bauen kann ist Isabell. Benjamin und ich haben zu wenig Geld und Jasmine will nicht.

Die letzte Runde in der zweiten Epoche beginnt. Benjamin ist Startspieler und erfüllt seine Pflichten.

Benjamin nimmt das „Glas“, ich versteigere die „Zeche“ und die „Weberei“ an Isabell, weil sie als einzige Geld hat. Damit verdiene ich einige Taler und kann die „Bank“ für mich behalten.

Jetzt geht es wieder ans bauen. Benjamin und ich bauen unsere Gebäude aus der letzten Runde. Nur Isabell erlebt eine böse Überraschung, sie kann nur eine ihrer Fabriken bauen. Als sie die Zweite bauen will schreit Benjamin: „Das geht nicht. Du kannst nur eine Fabrik pro Runde bauen.“

„Gut, dann baue ich die Weberei halt nächste Runde.“

„Aber dann ist die nächste Epoche, und Du bekommst keine Siegpunkte mehr dafür“, trumpft er auf.

 „Dann halt nicht, kann ich jetzt auch nicht mehr ändern“, antwortet Isabell trocken, bevor sie einen wichtigen Hinweis gibt, „Wir sollten die Besitzmarker auf unsere Fabriken und Technologien legen. Und die Siegpunktliste stimmt wahrscheinlich auch nicht besser wir kontrollieren sie nach.“

Gesagt, getan. Wir korrigieren unsere Fehler und kommen in die dritte Epoche.

 

„Ab jetzt bekommt man bei jedem Epochenwechsel einen Taler zusätzlich“, erinnert mich Benjamin, als ich das Geld austeile. Also gebe ich jedem noch einen Taler und decke die nächsten vier Kärtchen auf.

Ab jetzt ist das Glück auf Jasmines Seite. Von den zwölf Plättchen der dritten Epoche ergattert sie die vier besten. Und auch in der vierten Epoche bietet sie am effizientesten. Damit übernimmt sie souverän die Führung.

In der fünften Epoche jedoch, kehrt ihr anfängliches Pech zurück. Sie bekommt nur die Technologie „Telekommunikation“, ein Bonusplättchen und den Rohstoff „Zement“, der inzwischen wertlos ist. Damit fällt sie auf den vorletzten Platz zurück, nur Benjamin ist um zwei Punkte schlechter.

Bei der Abrechnung der Bonuspunkte, wartet sie aber dann mit einer Überraschung auf. Sie nennt einige Fabriken mit Bonussymbolen ihr Eigen, was ihr eine Menge Punkte einbringt, und auch zwei Straßenverbindungen. Den Ausschlag gibt jedoch ihr Geld. Sie gewinnt mit einem Punkt vor Benjamin und mir. Isabell wird letzte und ist für den Rest des Tages nicht mehr ansprechbar.

 

INDUSTRIA ist ein faszinierendes Versteigerungs- und Aufbau-Spiel. Es hat strategische Elemente, die jedoch durch den Vorteil des Versteigerers stark beeinträchtigt werden.

Ich werde das nächste Mal die Variante versuchen, dass auch der Versteigerer das Plättchen nicht gratis bekommt, sondern die Hälfte des Höchstgebotes zahlen muss. Damit ist zwar immer noch ein hoher Glücksfaktor, aber es könnte etwas ausgeglichener sein. Trotzdem halte ich es für ein sehr gutes und spannendes Spiel, das ich gerne immer wieder zur Hand nehme.

 

Ich wünsche euch viel Spaß beim Ausprobieren.