Fischmarkt am Hamburger Hafen!

 

Fangfrisch!

 

Fisch auf Eis oder in der Mülltonne?

 

Hamburg – Fischmarkt, der Ort des Geschehens. Ein Marktschreier bietet lautstark seine Ware an. „FLUNDERN, AAAAALE, HUMMER, THUNFISCH!“ Dieses Flair ohne den signifikanten Geruch bietet Fangfrisch von Queen Games aus der Feder des österreichischen Autors Andreas Pelikan.

 

In die Mitte des Tisches kommt die Klingel. Sie sollte für alle Mitspieler gleich gut erreichbar sein, was bei 5 Spielern oft ein Problem darstellt. Jeder Spieler erhält ein Tableau, auf dem sich 3 Kisten, eine davon mit Eis, und eine Mülltonne befinden. Die Preisliste für den Fischverkauf legt jeder Spieler vor sich. Als Startkapital erhält man 30 Euro.

 

Die 3 Kisten ind für die Einlagerung der Fische gedacht, wobei in einer Kiste nur eine Sorte Fisch liegen darf und die Fische, die in der Kiste mit Eis liegen, können nicht verderben. Zu Beginn werden aus den 104 Spielkarten die Karte Endphase und Marktschluss herausgesucht. Die restlichen Karten werden gut gemischt und als 15. Karte von unten kommt die Karte Endphase und unter die letzten 5 Karten wird die Karte Marktschluss gemischt.

 

Ein Mitspieler wird der erste Marktschreier. Als erstes darf er Fische verkaufen, beliebig viele, aber immer alle einer Sorte und natürlich keine aus der Mülltonne. Den Preis, den er für die jeweilige Sorte Fisch erhält kann er auf der Preisliste ablesen. Fischkarten (der Einfachheit halber werden Meeresfrüchte ebenfalls als Fische bezeichnet) haben den Wert 1 – 3. Somit wird die Anzahl beim Verkauf durch die Zahlen auf den Karten ermittelt.

 

Die Erträge bei niedrigen Zahlen sind 1 bis 5 Euro. Ab 5 Fischen bekommt man 7 €, bei 6 Fischen 10 €, bei 7 Fischen 15 € usw. und bei der max. Anzahl von 10 Fischen sogar 30 Euro. Verkauft man mehr als 10 Fische bekommt man max. 30 Euro.

 

Werden Fische verkauft, müssen alle Mitspieler überprüfen ob sie ebenfalls Fische der verkauften Sorten in ihren Kisten liegen haben. Jeder Spieler muss den obersten Fisch der betroffenen Sorte in den Mülleimer werfen. Die Kiste mit dem Eis ist dadurch nicht betroffen.

 

Danach führt der Marktschreier eine Versteigerung durch. Er deckt die erste Karte des Stapels auf und legt sie sichtbar für alle Spieler aus. Dies führt er solange durch, bis ein Spieler die aufgedeckten Karten kaufen möchte und dafür auf die Klingel schlägt. Der Preis für die Fische ist immer 10 Euro unabhängig davon wie viele Fische offen ausliegen. Pro aufgedeckte Karte bekommt der Marktschreier 1 Euro Provision von der Bank.

 

Die ersteigerten Karten muss der Spieler sofort in seine drei Kisten einsortieren. In jeder Kiste darf nur eine Sorte liegen und Joker werden einer Sorte zugeordnet und können nicht mehr umgelegt werden. Bleiben dem Spieler aus Platzgründen Fische übrig kommen diese in den Müll. Der Spieler hat aber die Möglichkeit jederzeit eine Kiste komplett in den Müll zu entsorgen, um Platz für eine neue Sorte Fisch zu machen.

 

Befinden sich im ersteigerten Stapel die Karten Fischdieb oder Dosenfisch, müssen diese sofort eingesetzt werden. Der Fischdieb stiehlt einem Spieler die oberste Karte aus einer seiner Kisten und legt diese bei sich aus, bei Dosenfisch darf der Spieler 2 beliebige Karten aus seinem Mülleimer entfernen.

 

Wird die Karte Endphase aufgedeckt, kommt sie auf die Seite, dafür gibt es keine Provision. Ab sofort darf auch der Spieler verkaufen der gerade Fische ersteigert hat. Ansonst darf dies nur der Marktschreier zu Beginn seines Zuges.

 

Das Spiel endet sofort, sobald die Karte Marktschluss aufgedeckt wird. Die Versteigerung wird nicht zu Ende geführt und alle Spieler verkaufen ihren verbliebenen Fisch zum halben Preis. Auch dies ist auf der Preisliste ersichtlich. Pro Fisch in der Mülltonne bezahlen die Spieler einen Euro und wer das meiste Geld besitzt gewinnt.

 

Im Spiel zu dritt darf der Auktionator mitsteigern, bekommt aber für den Fall dass er die Fische selbst ersteigert, keine Provision.

 

Die Regeln sind klar formuliert und strukturiert dargestellt, mit ausreichend Beispielen versehen und lassen keine Fragen offen. So sollten Spielregeln aussehen und sich präsentieren. Die Regeln sind kurz und der Einstieg ins Spiel geschieht rasch. Da sind keine großen Hürden zu nehmen. Ich habe das Spiel mit Personen gespielt die wenig Erfahrung mit Spielregeln haben und jeder von denen kam gut damit zurecht.

 

Das Preis/Leistungsverhältnis stimmt. Für 16 Euro bekommt man ein solides gut funktionierendes Spiel. Die Schachtel hat die Größe der Alhambra-Serie oder Dieb von Bagdad. Diese Größe wird mittlerweile zur meistbenutzten bei diesem Verlag.

 

Die Qualität der Karten, des Geldes und des restlichen Spielmaterials ist entsprechend. Einzig die Klingel wird nicht lange durchhalten. In der Regel wird zwar separat darauf hingewiesen, die Klingel mit der nötigen Sorgfalt zu behandeln, aber in der Hitze des Gefechts knallen die Hände darauf und sehr oft mehrere auf einmal. Das hält keine Klingel lange aus, abgesehen mal davon das derjenige der seine Hand als erster auf der Klingel hat oft von den anderen Schläge abbekommt. Da ist Vorsicht und Humanität gefragt, besonders gegenüber jüngeren Mitspielern.

 

Die Grafik ist ansprechend, wenngleich die geweiteten Augen des Marktschreiers auf dem Schachteldeckel den Konsum von verbotenen Mitteln vermuten lassen. Spaß beiseite, das Element der Versteigerung mit Marktschreierei ist ein wichtiges. Die Kommentare beim Aufdecken der Fische und der Versuch des Verkaufens oder durch Aussagen die Mitspieler zu veranlassen den Stapel zu kaufen sind wichtig und äußerst unterhaltsam.

 

Der Spielfluss und der Ablauf sind ungebrochen. Es gibt kein langes Überlegen, denn wer zu lange überlegt bekommt keine Fische. Dadurch ist eine kurze Spieldauer garantiert. Die erste Partei hat noch 30 Minuten gedauert, alle weiteren waren bei 15 bis 20 Minuten angesiedelt. Dadurch gibt es auch einen hohen Wiederspielreiz.

 

Das Thema passt sehr gut zum Spiel und ist auch Realitätsnahe, wenn man davon ausgeht das man ein gemischtes Fischsortiment am Hamburger Fischmarkt kaufen kann.

 

Mein erster Gedanke, als ich dieses Spiel in Nürnberg 2007 gesehen hatte, war „Oh Gott, wieso bringt Andreas so kurz nach Fischmarkt, erschienen bei Clementoni, ein ähnliches Spiel auf den Markt.“ Ich vermutete sogar daß der Mechanismus ident ist. Aus anfänglicher Ignoranz meinerseits wurde durch einen glücklichen Umstand meine Neugierde geweckt und heute kann ich mich als Fan outen.

 

Ich habe Fischmarkt nur mit Personen gespielt die eher selten bis gar nicht spielen und da hat es großen Anklang gefunden. Der Rekord lag bei 6 Partien mit ein und derselben Gruppe an einem Abend. Die Mitspieler waren Familien, wo die Kinder 9 bis 14 Jahre alt waren.

 

Die Kunst ist es, lange genug warten zu können und doch rechtzeitig zuzuschlagen. Kauft man zu früh dann kann es auch passieren das man zu teuer kauft, da ja jedes Paket 10 Euro kostet. Da ist die Provision für den Marktschreier eher gering. Wartet man länger dann wird auch die Provision höher und der Marktschreier bekommt so auch genug Geld.

 

Vorteile haben auf jeden Fall Spieler die Situationen schnell erfassen. Man muss innerhalb von Bruchteilen einer Sekunden erkennen ob das Fischpaket erstens sein Geld wert ist und zweitens genau für die eigenen Kisten passt. Dazu muss man auch den Überblick behalten wer braucht welchen Fisch, welche Sorte wurde bereits aufgebraucht oder ist nicht mehr so oft vorhanden und wem schade ich wenn ich eine bestimmte Sorte Fisch verkaufe.

 

Eigentlich verwunderlich, dass man so viele Dinge im Auge behalten muss und trotzdem kam es bei obiger Spielergruppe so gut an. Die hatten in keiner Phase der Spiele diesen Überblick und trotzdem hatten sie Spaß. Das liegt natürlich in erster Linie daran, dass jeder versucht zum richtigen Zeitpunkt zuzuschlagen und da haben alle schon mal gelacht, wenn ein Spieler auf die Klingel versuchte zu schlagen und aus Angst von einen Mitspieler Schläge auf die Hand zu bekommen, daneben schlug.

 

Das Spiel ist somit auch stark von der Zusammensetzung der Runde abhängig. Es lebt förmlich davon dass falsche Entscheidungen getroffen werden. Die Entscheidungen, die man rasch trifft, beleben den Spielfluss.

 

Einen negativen Punkt konnten wir aber in einigen Partien ausmachen. Wenn der glückliche Umstand eintrifft, dass ein Spieler durch einen Verkauf genug Geld lukriert und dadurch einen Vorsprung erwirtschaftet hat, kann er durch das viele Geld das ihm zur Verfügung steht bei allen weiteren Versteigerung so stark mitmischen, dass er alles Interessante wegkauft und zwar in einer frühen Phase einer Versteigerung. Dadurch leidet das Spiel, denn wer spielt gerne weiter wenn der Sieger so früh feststeht.

 

Aber durch das Glückselement der zu ziehenden Karten passiert dies nicht allzu oft. Wenn es aber passiert, dann ist es besser das Spiel abzubrechen und neu zu beginnen. Ein Mechanismus, wie diese Situation zu bereinigen wäre, ist mir bis dato nicht eingefallen. Ich werde mich darüber einmal mit dem Autor unterhalten.

 

Unterm Strich absolut solide saubere Spielekost, die uns Queen Games und Andreas Pelikan vorsetzen und sie stinkt definitiv nicht nach Fisch.

 

Spieler         : 3-5

Alter            : ab 8 Jahren

Dauer          : 20-30 Minuten

Autor           : Andreas Pelikan

Grafik          : Jo Hartwig

Preis            : ca. € 16,00

Verlag          : Queen Games 2007

                     www.queen-games.de

 

Genre                    : Versteigerungsspiel

Zielgruppe             : Familie

Mechanismen         : Fischkarten ersteigern und Fische verkaufen

 

Strategie                : *

Taktik                   : **

Glück                    : ****

Interaktion             : *****

Kommunikation      : ****

Atmosphäre           : ******

 

Kommentar:

leicht zu erlernendes Familienspiel

übersichtliche klare Regel

turbulentes Versteigerungselement

kurze Spieldauer

 

Kurt Schellenbauer: Das einzige was man diesem Spiel ankreiden kann ist, dass wenn ein Spieler einmal einen großen Vorsprung hat er diesen ausnutzt um alles zu ersteigern, was auch nur irgendwie interessant aussieht, und daher nicht mehr eingeholt werden kann.

 

Vergleichbare Spiele:

Fischmarkt/Clementoni

Die Kaufleute von Amsterdam/Jumbo