PERLEN DER SPIELKUNST ◄ AUS DEM MUSUEM
HUGO KASTNER EMPFIEHLT
SCHOTTEN-TOTTEN
Highland-Poker aus Reiner
Knizias Werkstätte – Ein Geheimtipp
Liebe Leserin, lieber Leser! WIN – Das Spielmagazin schenkt mir ab der heutigen Ausgabe diese
Seite als Plattform für die Besprechung einiger
„Perlen der Spielkunst“ aus dem Österreichischen
Spielemuseum. Mit Freude möchte ich Ihnen daher meine ganz persönliche,
subjektive Auswahl präsentieren. Es werden Spiele dabei sein, die noch am Markt
zu haben sind, aber auch solche, die aus längst vergangenen Tagen stammen. Das
Österreichische Spielemuseum in Leopoldsdorf gibt Ihnen jedoch immer die
Möglichkeiten, auch vergessene „Perlen“ persönlich am Spieltisch zu genießen. Die
Tür zum Spiel ist allzeit offen bei Dagmar und Ferdinand de Cassan (Infos unter www.spielen.at).
Heute fällt mein Lichtkegel im Museum auf ein kleines Wunderwerk aus
der Hand des genialen Reiner Knizia: Schotten-Totten. Nur 54 Karten in sechs
Farben, mit den Augenwerten 1 bis 9, dazu ein paar „Grenzsteine“, das ist
alles, was Sie für ein Erlebnis der besonderen Art in der nächsten halben
Stunde brauchen. Das Geschehen geht überraschend schnell über die Bühne bei den
Clanscharmützeln in den schottischen Highlands. Was nun rechtfertig die Wahl
dieses Kartenspiels für Zwei als „Perle der Spielkunst“? Nun, entscheidend ist
der Spaß an der Sache, die Leidenschaft, die ich bei allen meinen Freunden
beobachten konnte, der Wunsch nach mehr vom Schotten-Poker. In der Tat habe ich
noch niemanden getroffen, der nach seiner ersten Erfahrung nicht sofort eine
Revanche verlangt hat. Knizia ist es hier wie so oft gelungen, alte Elemente,
wie wir sie aus dem Kartenklassiker kennen, zu einem flüssigen Lege-, Bluff-
und Logikspiel zu verschmelzen. Karte für Karte – beide Spieler starten mir
deren sechs – finden ihren Platz an den in der Mitte nebeneinander ausliegenden
Grenzsteinen. Fünf beliebige Grenzsteine gilt es für sich zu gewinnen, oder
drei, die nebeneinander stehen. Diese zweite Siegbedingung gibt dem Spiel
enormes Potenzial. Denn selbst mit schlechten Karten kann man ständig drohen,
einen letzten Schlussstein zu erbeuten. Jeder Grenzstein verträgt pro Spieler
nur drei Karten, die möglichst zu hochrangigen „Pokerhänden“ ausgelegt werden
sollten. Genial dabei, dass Sie bei eigenem Zug einen Grenzstein sofort
reklamieren dürfen, wenn auf Ihrer Seite drei Karten ausliegen, die – mit Blick
auf alle offenen Karten – nicht mehr überboten werden können. Das liest sich
als fast unbedeutende, kleine Regel und hat doch enorme Wirkung. Jede fehlende
Wunschkarte wird ja nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent
nachgezogen, das heißt, man übt Druck aus und man macht seine Drohungen. Jedenfalls
werden auch Sie sofort dem Zauber des Spiels erliegen, selbst wenn sich die
Tiefe der Highland-Battles erst nach einigen Matches voll erschließt. (Hugo.Kastner@spielen.at)
Hugos FAKTEN zum SPIEL : №1/06
Autor: Reiner
Knizia
Grafik: Bärbel
Skarabela/Dorien Baekhorst
Verlag: ASS (1999)
/ Ps-Games (2004)
Spieler: 2
Alter: ab 8
Jahren
Dauer: ab 20 Minuten
Preis: ca.
10 Euro
Hugos BLITZLICHT ◙
Wir sind der Sucht verfallen – und dieses „wir“ ist nicht
als Pluralis Majestatis zu verstehen. Von der ersten bis zur letzten Karte stehen
die Schotten-Freunde unter Spannung. Es wird gehofft, geblufft, gebangt,
gespielt. Und dabei gibt es niemals allzu lange, quälende Denkpausen. Was mehr
darf das Spielerherz verlangen?
Hugos GLÜCK/BLUFF/LOGIK Δ – 4 : 2 : 4 (aus 10)
Klar, ohne die passenden Karten spielt sich nichts ab,
doch durch kleine Täuschungsmanöver hebeln Sie manchmal auch den tollsten
„Brainy“ aus. Anfängerglück vielleicht – aber dies ist Teil des
Knizia-Konzepts.
Hugos EXPERTENTIPP ‼
Verwenden Sie
in Ihren ersten Schotten-Spielen nur die 54 Grundkarten, und lassen Sie die
zusätzlichen 10 Taktikkarten mal links liegen. Das Grundspiel ist schon genial –
und wird daher durch Extras nicht besser, höchstens komplexer. Und vereinbaren
Sie vorweg auf 9 Punkte zu spielen. Diese erreichen Sie spätestens im dritten
und entscheidenden Schotten-Kräftemessen.
In der nächsten Ausgabe: HIVE