Rezension

Dünne Models! Wenig Kleidung!

Pret-a-porter

Sparwut bei Modeschauen?

Modenschauen glänzen zumeist mit dürren Menschen und mit knapper Kleidung; mangelt es den Modeunternehmen an ausreichenden finanziellen Mitteln für Textilien und für eine ordentliche Ernährung ihrer Mitarbeiter? Endlich ein Spiel, in dem diese Frage beantwortet wird – und zwar mit einem großen JA!

Wir sind für das Leiten konkurrierender Modeunternehmen zuständig – und tatsächlich, „Sparen“ ist geradezu ein Euphemismus für den von uns geforderten Führungsstil. Kommen wir nämlich mit unserem (model-)mageren Budget nicht über die Runde(n), drohen Kreditzinsen von 120% p.a. Und das ist sogar noch günstig im Vergleich zu einem (Zwangs-)Darlehen, das stets dann aufgenommen werden muss, wenn die monatlichen Kosten nicht gedeckt sind – denn bei diesem steigt die Verzinsung sogar auf bis zu 360% p.a. an!

Kein Wunder also, wenn wir nicht nur beim Stoffeinkauf äußerst knapp kalkulieren müssen; u.a. für diese Aktion stehen uns pro Runde jeweils drei Spielsteine zur Verfügung, mit denen aber auch noch neue Designaufträge beschafft, Verträge – hilfreich und kostenlos, jedoch zeitlich befristet – abgeschlossen, Mitarbeiter – hilfreicher, verursachen dafür aber Kosten – eingestellt, Gebäude – noch hilfreicher, bieten außerdem Platz für weitere Mitarbeiter, verursachen aber noch mehr Kosten – erworben, und (bei Bedarf) eben auch Kredite aufgenommen werden wollen. Da fällt die „most fashionable“ Entscheidung oft schwer!

Zweck des Ganzen ist natürlich das rechtzeitige Fertigstellen von Kleidung bzw. das Erfüllen unserer Designaufträge, welche im Jahresverlauf stets nach zwei Monaten (bzw. Runden) der Arbeit im Rahmen einer Wertungsrunde (bzw. Modenschau) zu präsentieren sind und dabei sowohl Einnahmen als auch (hoffentlich) Siegpunkte generieren. Die Wertungsmöglichkeiten sind sehr kompetitiv, in der Abwicklung jedoch etwas mühsam gestaltet. Und letztlich wird auch das (restliche) Geld zu den Siegpunkten addiert; bloßes Geldscheffeln allein wird aber dennoch nicht ausreichen.

Der Spielplan macht mehr den Eindruck einer abstrakten „abzuarbeitenden“ Tabelle, als dass er das Geschehen lebendiger erscheinen ließe. Die Kartentexte sind teilweise interpretationsbedürftig und aufgrund des Ansammelns werden deren zahlreiche Funktionen im Spielverlauf zunehmend unübersichtlicher; hierbei wäre außerdem ein prägnanteres Symboldesign hilfreich. Auffällig: das Ausmaß des vorhandenen Glücksanteiles in Relation zu den eher „tüftelanfälligen“ Spielmechanismen, die - erstmalige Veröffentlichung 2010 - dem Thema zum Trotz bereits ein wenig „altmodisch“ (für Experten) erscheinen.

Prêt-à-Porter ist ein hochtaktisches und strategisches Wirtschaftsspiel (nur) für Viel-/Expertenspieler mit Worker-Placement und Kartenfunktionen-Nutzung als wesentliche Spielelemente. Der Glücksanteil und die zumindest anfangs eher zu lange Spieldauer behagt nicht jedem. Das üppig ausgefallene Spielmaterial hingegen lässt kaum Wünsche offen, sowie die clever designten Schachteleinsätze – nicht nur Kleider wollen wohlsortiert sein! :)

Harald Schatzl

Spieler: 2-4

Alter: 10+

Dauer: 120+

Autor: Ignacy Trzewiczek

Gestaltung: Kwanchai Moriya, Mateusz Kopaz, Macíej Janik, Rafał Szyma

Preis: ca. 50 Euro

Verlag: Portal Games / Pegasus Spiele 2019

Web: www.pegasus.de

Genre: Wirtschaft, Mode, Worker Placement

Zielgruppe: Für Experten

Version: de

Regeln: de en es kr pl ru

Text im Spiel: ja

Kommentar:

Üppiges Material

Clevere Box

Lange Spieldauer

Interessanter Mix aus Strategie, Taktik und eher viel Glück

Vergleichbar:

Erstauflage 2010, noch immer erstes Worker Placement zum Thema

Andere Ausgaben:

Dice Tree (kr), Maldito (es), Portal (en, pl), Zvezda (ru)

Meine Einschätzung: 7

Harald Schatzl:

Taktisch/strategisches Worker Placement für Experten, mit lange Spieldauer und relativ hohem Glücksanteil, spannend und interessant durch das Thema und dessen Umsetzung

Zufall (rosa): 2

Taktik (türkis): 2

Strategie (blau): 2

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 0

Kommunikation (rot): 0

Interaktion (braun): 1

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0