Artisten, Tiere, Attraktionen

 

Dreadful Circus

 

Kommen Sie näher, die Damen und Herren! Staunen Sie! Nur in unserer Manege können Sie die Wunder dieser Welt erleben. Treten Sie ein in das magische Reich des Circus Monteclaire. Nur bei uns können Sie gegen die mächtige Katya antreten oder mit Jia Li, dem Drahtseilwunder aus Nanjing, den Atem anhalten, wenn sie in schwindelnder Höhe über ihren Köpfen tanzt. Kommen Sie herein und lassen Sie diese anderen Clowns hinter sich.

 

In Dreadful Circus begeben sich die Spielerinnen in die wunderbare Welt der Clowns und Artisten. Diese sind allerdings – in Tim Burtonesker Weise – schön und schrecklich gleichzeitig. Jede Zirkusdirektorin führt einen der acht makabren Zirkusse, die durch die Welt ziehen und ihre eigenen Attraktionen zur Schau stellen. Gleichzeitig versucht man den anderen Zirkusdirektorinnen ein Schnippchen zu schlagen und die besten Ausstellungsstücke vor der Nase wegzuschnappen.

 

Das Spiel startet, indem die Spielerinnen acht Karten ziehen. Diese können entweder Attraktionen – Karten, die später in der Manege liegen und Punkte bringen – oder Darbietungen – Aktionskarten – sein. Die Karten können auch gedraftet werden, damit jede ihr Deck selbst zusammenstellen kann. Diese Karten werden aber nur sehr bedingt in der eigenen Manege landen, denn es wird nur eine der Karten zu Beginn des Spiels und dann am Ende des Spiels aus der eigenen Hand in die Manege gelegt.

 

Die restlichen Karten werden reihum den anderen Direktorinnen zur Auktion angeboten. Hier kommt eine sehr nette Mechanik zum Tragen. Damit niemand weiß, was die anderen geboten haben, gibt jede Spielerin ihr Angebot in eine Kiste und legt diese zur zu ersteigernden Karte. Die versteigernde Spielerin sucht sich jetzt eine der Kisten aus und sieht sich das Gebot verdeckt an. Danach entscheidet sie, ob sie das Angebot annimmt, oder nicht. Bei Ablehnung bekommt die bietende Spielerin alles zurück, und eine weitere Kiste wird überprüft. Dabei kann es sein, dass am Ende keines der Angebote gewählt wird und die Karte ungespielt abgeworfen wird. Wird das Angebot aber angenommen, wechseln Karte und Gebot die Besitzerin.

 

Attraktionen werden dann in die eigene Manege gelegt. Diese sind oft Karten, die am Ende des Spiels Punkte bringen, einige wenige – wie die Eingelegten Dinge – bringen auch Vorteile während der Auktionsrunden. Darbietungen werden immer sofort ausgeführt und stellen eine weitere Möglichkeit der Interaktion mit seinen Mitspielerinnen dar. So ermöglicht es die Giftige Francesca, eine Karte aus einer anderen Manege zu klauen.

 

Die Angebote können neben Geld auch Kontrakte für einen von fünf Orten enthalten. Am Ende des Spiels bringen auch diese Punkte, das bedeutet, dass auch Spielerinnen mit einer sehr kleinen Manege durchaus Chancen auf den Sieg haben, denn jede Karte bringt nur etwa zwischen 2 und 13 Punkten (wobei man durchschnittlich eher bei etwa drei bis vier Punkten ist), während jeder Kontrakt auch zwei bis vier Punkte und jede Münze auch ein bis fünf Punkte bringen kann.

 

Für die Illustrationen und Aufmachung bedient sich Dreadful Circus einer makaber surrealen Schwarz-Farbe-Technik, die sehr passend ist. Die Materialien sind zwar ausschließlich aus Karton, die „Wagen“, die man vor der ersten Partie zusammenbaut, sind aber sehr schön ausgeführt und funktionell. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist auch erfüllt, indem die Schachtel genau so groß ist, wie sie sein muss, um das gesamte Material unterzubringen.

Dreadful Circus besticht mit einem hervorragenden Auktionssystem, das neben einem gewissen Maß an Bluffen auch ein großartiges Verhandlungstalent erfordert. Es fördert auch ein wenig den Frustfaktor, wenn man das beste Gebot gleich am Anfang ablehnt, und danach nur noch schrottige Angebote nachkommen. Schluckt man den eigenen Stolz herunter und nimmt das schwächere Angebot, um wenigstens ein paar Punkte zu bekommen, oder lehnt man alles ab, wodurch man die Möglichkeit verliert, wenigstens ein paar Punkte zu lukrieren.

 

Die zweite Außergewöhnlichkeit von Dreadful Circus ist, dass man es nur mit vier bis acht Spielerinnen spielen kann. Für ein Spiel dieser Komplexität ist das erstaunlich mutig, denn vier Spielerinnen sind oft schon die Obergrenze in Kennerrunden. Andererseits ist es schön, wenn man ein Spiel in die Hand bekommt, das auch eine große Gruppe zusammenbringen kann.

 

Als kleinen Wermutstropfen kann man vielleicht anführen, dass im Spiel zu siebt und acht jeder nur drei Karten versteigert. Insgesamt kann man Dreadful Circus aber nur weiter empfehlen, auch in spieleaffinen großen Freundesrunden.

 

Spieler: 4-8

Alter: 14+

Dauer: 30-45

Autor: Bruno Faidutti

Gestaltung: Rafał Szyma, Maciej Simiński, Mateusz Bielski

Verlag:  Portal Games / Pegasus Spiele 2021

Web: www.pegasus.de

Genre: Auktion, Set sammeln, Wetten

Zielgruppe: Für Experten

Spezial: Viele Spieler

Version: de

Regeln: de en pl

Text im Spiel: ja

 

Meine Einschätzung: 6

 

Zufall (rosa): 1

Taktik (türkis): 3

Strategie (blau): 2

Kreativität (dunkelblau): 0

Wissen (gelb): 0

Gedächtnis (orange): 1

Kommunikation (rot): 2

Interaktion (braun): 3

Geschicklichkeit (grün): 0

Action (dunkelgrün): 0t