Unsere Rezension
Bildhauer, Maler, Architekten
FLORENZA: THE CARD GAME
Gesponsert von florentinischen Famlien
Öffnet man Florenza Das Kartenspiel, einer Neuerscheinung des italienischen Verlags Placentia Games, erlebt man keine Überraschung: Man findet nur Karten, um genau zu sein 220 Standard Karten (88x58 mm) und 110 kleinere Karten (68x44 mm). Graphik und Spielidee sind größtenteils sehr ähnlich der des "großen Bruders" Florenza, erschienen 2011: dieselben Künstler, dieselben Gebäude, usw., aber mit diesem "kleinen Bruder" dauert es nur ein Spiel nur eine Stunde. Man kann es auch relativ einfach mit der Familie oder Gelegenheitsspielern spielen, wenn man Zeit hat, es zu erklären. Am besten beginnt man mit ihnen, spielt ein paar Runden mit, bis sie die Regeln verinnerlicht haben und lässt sie dann neu anfangen. Man wird nicht enttäuscht sein.
MATERIAL
The Karten in Standardgröße gehören zu vier Kategorien:
- FLORENZA Karten (76): Das Kernstück des Spiels, sie zeigen die Gebäude im Florenz der Renaissance (Häuser, Geschäfte etc.) und Kirchen, Paläste etc. Man soll möglichst viele davon dekorieren. In diesem Deck finden sich auch einige Prediger, mehr zu deren Verwendung später.
- MONUMENT Karten (27): Baut man sie, liefern sie Siegpunkte für die Spieler.
- MATERIAL Karten (86) : Man benutzt sie ähnlich wie in Siedler von Catan um die Rohstoffe Holz, Marmor, Eisen, Tuch, Gold und Gewürze zu sammeln, man bezahlt damit Gebäude und Künstler.
- FIORINI Karten (28): Das Geld der Epoche, in Werten von 50, 100 und 500 Fiorini
- Dazu kommen noch eine Karte HAUPTMANN und zwei Karten ÜBERSICHT
Die meisten der kleineren Karten (85) zeigen die diversen Künstler der Epoche: Maler, Bildhauer und Architekten, jeden gibt es mehrfach, doch mit unterschiedlichen Siegpunktwerten.
20 weitere Karten, die ZENTRALKARTEN, werden zu Beginn offen ausgelegt und von den Spielern für verschiedene Aktionen genutzt. Danach sind sie bis zum Ende der Runde blockiert und können nicht mehr benutzt werden. Drei dieser Karten zeigen weniger bekannte Künstler, die man zum Fertigmachen einer Arbeit nutzen kann, aber danach zurückgeben muss - sie sind billig, bringen aber keine Siegpunkte.
Und die letzte Karte, Hauptmann des Volks, gibt diese Rolle dem Besitzer der Karte in der nächsten Runde.
Künstler werden gebraucht, um Paläste, Monumente oder Kirchen in Florenz zu schmücken und Siegpunkte zu liefern. Aber Künstler müssen bezahlt werden, die besten sind nicht billig, also muss man nicht nur Material für die Gebäude, sondern auch Geld erwerben. Daher ist es besonders wichtig, in den ersten beiden Runden Geschäfte und Handwerker zu kaufen, da diese teilweise Material und auch das nötige Geld produzieren.
DAS SPIEL
Jeder Spieler bekommt eine Familienkarte (Medici, Strozzi, Pitti, Pazzi), 300 Fiorini und einen Rohstoff pro Sorte, Marmor, Holz, Eisen, Tuch, Gold und Gewürze. Die 20 ZENTRALKarten und 10 verdeckte KÜNSTLER (weniger im Spiel zu zweit und dritt) werden ausgelegt, sie liegen in einer Reihe unter den Zentralkarten. 7 MONUMENTE liegen in der nächsten Reihe. Die FLORENZA Karten werden nach der Markierung I, II und III sortiert, jeder bekommt fünf Karten vom Stapel I, der Rest wird als Zugstapel auf die Decks II und III gestapelt. Der Startspieler wird bestimmt und bekommt die Rundenkarte.
Nun kann das Spiel beginnen. Pro Zug hat man vier Aktionen, die man aus den folgenden Aktionen auswählt.
- Künstler engagieren: Man nimmt einfach eine Karte aus der verfügbaren Reihe und legt sie verdeckt vor sich aus; man kennt also die Art des Künstlers (Maler, Bildhauer oder Architekt), aber noch nicht seinen Wert - es ist einer der möglichen Werte auf der Rückseite; daher kann man einen Künstler nach Minimal- und Maximalwert aussuchen.
- Ein Monument vom Tisch nehmen: Man nimmt es auf die Hand - das tut man wenn man ein wichtiges Monument verfügbar ist, aber man noch nicht die Rohstoffe oder den Künstler verfügbar hat.
- Ein Monument bauen: Man spielt eine vorher genommene Karte aus der Hand oder nimmt eine verfügbare vom Tisch und legt sie aus. Selbstverständlich bezahlt man die Kosten an Geld und Rohstoffen und nutzt einen entsprechenden Künstler, wie am Monument angegeben. Der Künstler muss einer der bereits ausliegende sein - man bezahlt ihn nun und dreht ihn für Siegpunkte um. Als Alternative kann man einen der zentral ausliegenden verwenden, falls verfügbar - sie sind viel billiger, bringen aber keine Siegpunkte.
- Eine Florenza Karte auslegen; man bezahlt die nötigen Kosten an Rohstoffen und Geld.
- Eine Zentralkarte aktivieren: Man wählt die Karte und führt die entsprechende Aktion aus (Rohstoff nehmen, Rohstoff zu Geld machen, Karten vertauschen, etc.) und dreht die Karte um; sie kann diese Runde nicht mehr genutzt werden.
- Eine Florenza Karte vom Deck ziehen
- 50 Fiorini von der Bank nehmen
- Zum Markt gehen: Man kann dort einen Rohstoff für 100 Fiorini verkaufen oder um 100 Fiorini kaufen oder zwei Rohstoffe aus der Hand abwerfen und eine andere nach Wahl nehmen.
Jeder Spieler am Zug kann reihum immer nur je eine der vier Aktionen ausführen. Haben alle die vier Aktionen gespielt oder gepasst, ruft der Hauptmann eventuelle Zusatzaktionen auf: Zuerst für alle jene Spieler, die einen Palast (PALAGIO) besitzen, dann alle Spieler, die ein großes Gebäude (CASAMENTO), dann alle jene mit einem Haus (CASA) und schließlich jene mit einem Prediger (PREDICATORE) - somit hat in Summe jeder Spieler mindestens vier Aktionen und höchstens acht, da niemand zwei identische Karten vor sich liegen haben kann.
Am Ende der Runde werden alle Monumente bis auf die beiden wertvollsten und auch die noch verbliebenen Künstler entfernt. Dann werden zwei neue Reihen Monumente und Künstler ausgelegt. Die Spieler werfen alle Karten bis auf eine der Florenza Karten auf der Hand ab.
Nun bezahlt der Hauptmann einkommen an alle Spieler aus: Manche sind fix (200 Fiorini, 1 Marmor und 1 Holz), manche hängen von den ausliegenden Gebäuden ab und ein Rohstoff wird vom Hauptmann bestimmt, er wählt eine Art und alle nehmen einen davon.
Das Spiel dauert fünf solche Runden.
SIEGPUNKTE (SP)
Bei Spielende summiert man die Siegpunkte auf den vor ihm offen ausliegenden Karten - Monumente, Paläste und Künstler - und einen eventuellen Bonus aus Spezialgebäude. Die Spieler mit den meisten Fiorini oder Rohstoffen bekommen noch SP (4 SP für den ersten, 2 für den zweiten und 1 für den an dritter Stelle). Von dieser Gesamtsumme zieht man die Werte für Gebäude und Künstler auf der Hand ab.
Gewinner ist natürlich der Spieler mit den meisten Punkten.
RESUME
FLORENZA DAS KARTENSPIEL ist einfach zu erklären und leicht zu spielen, aber es braucht ein paar spiele um eine Vorstellung davon zu haben, wie man es macht und was die besten Kombinationen sind, auf die man abzielen sollte, wenn man seine Handkarten kennt. Das Spiel hat keine speziellen oder innovativen Mechanismen, aber das Ergebnis ist gelungen und interaktiv. Das "Glücksengelchen" ist ein heikles Thema, wie in allen Kartenspielen, vor allem in Bezug auf die Anfangszuteilung der Karten: Bekommt man kein Gebäude (Palast, groSSes Haus, oder Haus), beginnt man mit einem Defizit, denn diese Gebäude liefern Vorteile hinsichtlich Rohstoffen und Flexibilität, da sie Zusatzaktionen liefern. Man kann das Defizit mit guter Strategie aufholen, sollte man zu Beginn aber weder Gebäude noch Geschäfte bekommen, hat man sehr geringe Siegeschancen (keine Extrazüge, keine Zusatzrohstoffe oder Geld).
Gebäude und Geschäfte gibt es nur in den Decks I und II und daher muss man versuchen, in Runde 1 oder 2 welche zu bekommen; Am Anfang ist es sehr wichtig zu bauen, wenn möglich, da Gebäude die Zusatzaktionen, Rohstoffe und Geld für die folgenden 3-4 Runden liefern.
Ungefähr 50% der Florenza Karten in Deck I brauchen HOLZ zur Aktivieren, also sollte man versuchen, die beiden ZENTRALKarten, die diesen Rohstoff liefern, zu nutzen, sogar bevor man die Gebäude aktiviert; baut man einen Palast oder ein anderes der Gebäude als seine vierte Aktion, kann in der vierten Runde kann man deren Effekt, die Zusatzaktion, sofort nutzen. Daher ist eine der besten Karten für die erste Runde der Boscaiolo (Holzfäller), den er bringt ein gratis-Holz pro Runde. Eine andere nützliche Karte ist der Steinmetz der einen Marmor pro Runde liefert.
Marmor wird in sieben der Deck I Karten benötigt, aber steigt auf 12 Karten in Deck II, so dass man ihn von Anfang an sammeln muss um eine gute Reserve zu haben. Es ist besser, den Bau "einfacher" Gebäude zu vermeiden und sich auf die wertvolleren zu konzentrieren, obwohl man diese erst später im Spiel bauen kann. Natürlich könnte es auch eine mögliche Strategie sein, die "schwierigen" zu ignorieren und sich auf viele einfache zu konzentrieren. Diese Entscheidung hängt oft von den ersten Handkarten und der Zugreihenfolge der ersten Runde ab.
Damit man eine bessere Vorstellung der verfügbaren Möglichkeiten bekommt, schauen wir uns einmal ein paar Zahlen an. Insgesamt verbrauchen die 27 Monumente 125 Rohstoffe, aber nicht in gleichmäßiger Verteilung:
- 45 Marmor (36 %)
- 23 Holz (18,4 %)
- 17 Eisen (13,6 %)
- 14 Gold (11,2 %)
- 14 Gewürze (11,2 %)
- 12 Tuch (9,6 %)
Aber wenn wir nur die sieben lukrativsten Gebäude anschauen (12-19 SP), schaut die Verteilung der 53 Rohstoffe anders aus:
- 22 Marmor (41,5 %)
- 10 Holz (18,8 %)
- 6 Eisen (11,3 % )
- 6 Gold (11,3 %)
- 6 Gewürze (11,3 %)
- 3 Tuch (5,6 %)
Damit ist klar, dass man nur mit einem ordentlichen Vorrat an Holz und Marmor die einträglichsten Gebäude in den letzten Runden bauen kann.
Bevor ich zum Ende kommen, möchte ich ein paar Tipps teilen: Behaltet die besten Monumente (16-19 SP) von Anfang an im Auge und nehmt so schnell wie möglich eines; dann versucht ein mittleres Monument (8-12 VP) und einige hochwertige Künstler zu bekommen, die man für eines dieser Monumente nutzen kann. Könnt Ihr in Runde 1 und 2 zwischen verschiedenen Gebäuden auf der Hand wählen, nehmt die, die eure Strategie unterstützen oder das meiste Geld bringen, das man dann zum Kauf von Rohstoffen am Markt nutzen kann.
Sobald man seine Strategie festgelegt hat, sollte man sie ohne Abweichungen verfolgen, denn Rohstoffe sind knapp; eventuell baut man für zusätzliche Siegpunkte, aber nur wenn man überschüssige Rohstoffe hat und nicht für Monumente braucht.
Pietro Cremona
Spieler: 2-4
Alter: 14+
Dauer: 60+
Autor: Stefano Groppi
Grafiker: Ivan Zoni, Daniele Zurla Valeria Gobbio, Stefano Groppi, Paolo Vallerga
Preis: ca. 30 Euro
Verlag: Placentia Games 2013
Web: www.placentiagames.it
Genre: Karten spielen, legen, sammeln
Zielgruppe: Für Experten
Version: multi
Regeln: de en fr it
Text im Spiel: nein
Kommentar:
Mehrere Gewinnstrategien
Knappe Rohstoffe, daher sollte man bei einer Strategie bleiben
Gut kombinierte Standardmechanismen
Vergleichbar:
Florenza Brettspiel
Andere Ausgaben:
Derzeit keine
Meine Einstufung: 6
Pietro Cremona:
Eigentlich ein Spiel für Experten, aber durchaus für Familien oder Gelegenheitsspieler geeignet, vorausgesetzt, es spielt jemand mit, der das Spiel kennt und erklärt.
Zufall (rosa): 1
Taktik (türkis): 3
Strategie (blau): 2
Kreativität (dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis (orange): 0
Kommunikation (rot): 0
Interaktion (braun): 2
Geschicklichkeit (grün): 0
Action (dunkelgrün): 0