San Gimignano
Reicher,
mächtiger, höher - beim Bauen ihrer Geschlechtertürme kannten die angesehenen
Adelsfamilien keine Grenzen.
Ein
ausgezeichnetes Spiel - das Spiel war Gewinner des italienischen Spieleautorenwettbewerbes, des „Premio
Archimede 2000“ - erscheint nun als luxuriös
ausgestattetes Spiel mit einem besonderen Thema bei Piatnik.
Das Thema ist
die Stadt der Türme, eine Touristenattraktion - man glaubt gar nicht, wieviele schon in San Gimignano waren - und wer noch nicht
dort war, weiß sofort, wovon gesprochen wird.
Damit weiter zu
Ausstattung, über die in Fachkreisen mehr gesprochen wurde als über das
Spielprinzip. Die Spielsteine, die Türme, sind von Anker, jener deutschen Firma , die die Bausteine aus künstlichem Stein herstellt.
Und dieser künstliche Stein, keine Chemikalien, riecht, daher sollte das Spiel
gut gelüftet werden. Aber Holz und Stein mit einer ansprechenden Grafik machen
viel vom Spielreiz aus!
Gespielt wird,
wie man am Bild sehen kann, auf einem variablen Spielplan, der aus sechszehn sechseckigen Spielplanteilen zusammengesetzt
wird. Jeder dieser Teile ist in drei von vier möglichen Farben, wobei jede
Farbe eine andere Zunft darstelt. Auf jeden
Spielplanteil sind immer drei verschiedene Farben. Legt man zwei Spielplanteile
aneinander, so dürfen nie gleiche Farben aneinander grenzen. Dieser Spielplan
wird erst im Laufe des Spieles komplett ausgelegt, er entwickelt sich solange
noch nicht alle 16 Teile gelegt sind.
Hier zeigt sich
schon das erste wichtige Element des Spieles: Es müssen vier verschiedene
Farben (Zünfte), die wie in einer Kette hintereinander gereiht sind, mit
eigenen Steinen belegt sein, damit ein Turm gebaut werden kann.
Kann man keine
Kette aufbauen, bei der hintereinander alle 4 Farben vorkommen, kann man keine
Türme aufbauen und dann hat man verloren.
Aber fangen wir
ganz vorne mit dem Spiel an, der Spielablauf ist ganz einfach. Zu Beginn werden
zwei bis vier Spielplanteile, je nach Anzahl der Spieler, in die Mitte des
Tisches gelegt.
Dann macht jeder
Spieler seinen Zug, der aus bis aus drei Phasen bestehen kann.
1. Einen eigenen
Spielstein legen. Auf ein Zunftfeld (farbiges Feld) wird ein eigener Stein
gelegt. Falls schon ein Stein dort liegt, eigener oder fremder, so macht das
nichts, denn es dürfen maximal zwei Steine auf einer Zunft liegen.
2 Nun wird,
solange der Vorrat reicht ein weiterer Spielplanteil gelegt. Sind alle
verbraucht, fällt diese Phase aus.
3. Jedes Mal,
wenn 4 eigene Steine in einer zusammenhängenden Kette auf Feldern mit vier
verschiedenen Zünften liegen, MUSS ein Turm gebaut werden.
Dann kommt der
Nächste dran und es wird solange gespielt, bis ein Spieler 10 Türme (das ist
das Maximum) erreicht oder kein Spielstein mehr gesetzt werden kann.
Doch gleich am
Anfang fällt die einfache, aber schwierige Entscheidung: Wo fange ich an?!?
Diese wichtigste
Entscheidung beruht auf den schon ausliegenden Spielplanteilen. Denn ein Turm
kann nur dann gesetzt werden, wenn eine Kette von vier hintereinander alle vier
Farben enthält. Sobald dies eintrifft, muss ein Turm gesetzt werden und einer
der vier Steine muss durch den Turm ersetzt werden. Das bedeutet, daß die Zunft, auf der dieser Stein gelegen ist, nicht für für den Bau weiterer Türme zur
Verfügung steht.
Daher empfiehlt
es sich von Anfang an zu planen, wie kann ich meine Spielsteine so auf das
Spielfeld legen, dass sich immer wieder neue Möglichkeiten für einen Turm
ergeben.
Zusätzlich muss
aber jetzt auch bedacht werden, dass man nicht alleine spielt, sondern daß auch die anderen Mitspieler die gleichen Möglichkeiten
suchen und daher jede noch so geschickte Planung vernichten können.
Hier zeigt sich
die Stärke, aber auch die Schwäche des Spieles. Von Anfang an müssen die eigene
Position und die zu legenden Spielsteine überdacht werden. Sobald man einen
Vorsprung herausarbeitet, ist dieser kaum mehr von den Mitspielern aufzuholen,
wenn man selbst vom Nachteil betroffen ist, kann es sehr frustrierend sein,
keine Gewinnchance mehr zu haben.
Aber dieses
Prinzip liegt allen großen Denkspielen wie Schach, Go und Dame zugrunde, und
macht deren Reiz aus.
Wir Vielspieler sind derzeit an andere Spielsysteme gewöhnt,
man bedenke nur „Trans America“, aber es stellt zugleich eine Herausforderung
der besonderen Art dar.
San Gimignano
ist nicht nur ausgezeichnet, sondern wurde auch von der Jury „Spiel des Jahres“
auf die Auswahlliste gesetzt. Das erste Spiel aus Österreich auf der
Auswahlliste seit langer Zeit. Das Spiel hat es verdient.