Juwelenzauber

 

JUWELENZAUBER

von Gerhard Kodys

Piatnik, 1-4 Spieler

Ein neues Kodys-Spiel! Fast hätte ich es nicht erkannt - so klein steht der Name des Autors auf der Schachtel. Aber schließlich habe ich ihn ja doch gefunden. Wozu sonst hat man mich ein paar Semester studieren lassen. Aber im Ernst. Ich finde das schade, denn wenn auch die Masse der Käufer (noch) nicht ihre Kaufentscheidung nach einem Autor orientiert, so gibt es doch eine immer grö13er werdende Anzahl, die sehr wohl zwischen einem Klaus Teuber, Sid Jackson oder Alex Randolph unterscheidet. Also wie gesagt, ein neues Kind von Österreichs Aushängeschild unter den Spielautoren. Ein gut geratenes Kind, wohlgemerkt. Sowohl vom äußeren Eindruck als auch vom inneren Wesen. Und eines, das seinen Vater wirklich nicht verleugnen kann. Also keine seitenlangen Spielanleitungen, sondern ein einfacher, schnell erklärter Spielablauf, hinter dessen Einfachheit wesentlich mehr steckt als man anfangs glauben möchte. Und tatsächlich - die Regel ist in einem Satz erklärt:

 

Die Spieler ziehen abwechselnd mit einer gemeinsamen Figur auf einem je nach Mitspieleranzahl variablen Spielfeld nach Art des Tumms im Schachspiel und besetzen dort Edelsteinfelder solange es freie Plätze gibt. Klingt simpel nicht wahr ? Ist es auch und trotzdem aber der Reihe nach.

 

Das Spielfeld wird wie gesagt, je nach Anzahl der Teilnehmer - bei 2 Spielem sind es 4 x 4 - und bei 4 Spielern 6 x 6 wilikürlich und bei jedem Spiel - ähnlich wie bei "Targui" frisch gelegt. Das jeweils neu angeordnete Feld ergibt natürlich bei jedem Spiel neue Möglichkeiten. Ein Vorteil, den ich persönlich sehr schätze. Die Plättchen zeigen die eigentlichen Juwelenbilder, die dem Spiel den Namen gegeben haben und zwar Ringe, Ohrklips, Broschen, Armreifen, Diademe und Kronen. Die Grafik ist sehr kräftig und gleichzeitig funktionell ausgefallen. Je nach Größe des Schmuckstückes sind 16 weiße Felder ausgespart, wo im späteren Spielverlauf die Edelsteine plaziert werden.

Der Spielbeginn ist überlegt gestaltet. So setzt ein Spieler (der Jüngste) die Spielfigur, während der Nächste am Uhrzeigersinn zieht usw. Es empfiehlt sich also schon bei der Plazienung etwas nachzudenken um dem nachziehenden, lieben Mitspieler das Leben so schwer wie möglich zu machen. Besetzt man nämlich die letzte leere Fassung eines Schmuckstückes, erlangt man den Bonus eines weiteren Zuges. Dieser Bonus ist allerdings pro Zug nur einmal nutzbar. Man versucht also senkrecht oder waagrecht zu ziehen, wobei es verboten ist auf das vorhergehende Ausgangsfeld zurückzuziehen. Am Ende - dies tritt ein sobald kein legaler Zug mehr möglich ist - zählen all diejenigen Schmuckstücke auf denen man die relative Mehrheit besitzt mit sämtlichen Fassungen für den jeweiligen Sieger. Leergebliebene Felder gelten wie ein zusätzlicher Spieler. Neutrale Kärtchen werden nicht gewertet.

Erfreulich finde ich außerdem die Möglichkeit "JUWELENZAUBER" als Solitärspiel zu genießen. Hier geht es bei geänderter Regel darum, möglichst alle Plättchen lückenlos mit Edelsteinen zu besetzen, bzw bei der jeweiligen Auslage ein optimales Ergebnis zu erzielen. Hier kann man dann bei gleichbleibenderSpielfläche gleich nochmals spielen um sein "Handicap" zu verbessern. Der Spielreiz ist meines Erachtens groß und bietet sowohl dem reinen Vergnügungsspieler oder Kindern viel Vergnügen wie er auch dem professionellen Taktiker alle Möglichkeiten gibt "sein Hirn rauchen zu lassen". Irgendwie erinnert es mich vom Charakter ein wenig an "JANUS", und das ist bei Gott keine schlechte Gesellschaft. Wem also dieses Spiel seinerzeit gefallen hat, der wird sich bestimmt auch von den "JUWELEN VERZAUBERN" lassen.

 

Einen wesentlichen Punkt muß ich noch erwähnen, nämlich die Ausstattung Da kann man Piatnik nur ein Kompliment machen. Eine kompakte Schachtel mit keinem bißchen Luft darin und vor allem in einem handlichen Format (der Sammler dankt besonders). Besonders fällt der Hinweis auf, daß das Spiel infolge der kleinen Chips für Kinder unter 36 Monaten nicht geeignet ist. Es spricht für die Sorgfalt des Herstellers und paßt zum gesamten Erscheinungsbild. Es beginnt bei den Rückseiten der 36 Plättchen. Durch einen steinernen Torbogen erblickt man auf einem Hügel eine mittelalterliche Burg. Eine wunderbare Einstimmung passend zum Spielgedanken. Das setzt sich fort in den 4 x 40 transparenten Spielchips, die mit den leuchtenden Farben: rot für Rubin, blau für Saphir, gelb für Topas und grün für Smaragd ausgezeichnet die Edelsteine darstellen. Daneben nimmt sich der einfache Holzpöppel direkt armselig aus. Am meisten allerdings hat mich der Einsatz fasziniert. Er nimmt die Karten nicht nur auf, sondern fixiert sie sogar durch die besondere Art der Ausformung. Wer wie ich nicht erst einmal unter wüsten Flüchen den Inhalt von Spielschachteln frisch einräumen mußte, weil die Schachtel unversehens aufging, kann meine Verblüffung sowie meine Dankbarkeit ermessen, daß die Plättchen sogar kopfüber in der Schachtel bleiben.

 

Nun, gibt es also überhaupt etwas auszusetzen oder besser - Was hätte ich anders gemacht? Nun die Grafik ist sehr wuchtig, aber wahrscheinlich notwendig um die dementsprechende Fassung für die Juwelen (Chips) abzugeben. Ich persönlich hätte ein zierlicheres Geschmeide vorgezogen. Interessant wäre vielleicht auch gewesen, echte Pretiosen nachzubilden. Beides hat allerdings auf den Spielverlauf absolut keinen Einfluß. Anders ist es bei folgendem Problem: Die Chips rutschen fallweise beim Auflegen, und da wurde mehrfach in Spielrunden der Wunsch nach Vertiefungen der Plazierungskreise laut. Wahrscheinlich würde dies stärkere Plättchen erfordern erhöhte Kosten, etc. Also sind wir froh daß wir ein Spiel zu einem vernünftigem Preis auf dem Markt haben - es gibt Spiele die 4 x so viel kosten ohne mehr Spielreiz zu bieten - und wenn ich mir das Angebot heuer so betrachte so sollte es doch seinen Platz auf der Auswahlliste finden. Aber Gottes und der Jury Wege gehen oft seltsame Wege.