Jetzt mal ehrlich!
JETZT MAL EHRLICH
JETZT MAL EHRLICH - Es geht um das alte, aber ewig
junge Thema nämlich den Unterschied zwischen Mannlein und Weiblein. Den Frühreifen
unter uns ist das ja schon im zarten Kindesalter im Kindergarten aufgefallen -
lang bevor sie wußten, was "le petit difference" bedeutet, geschweige
denn, daß sie es richtig aussprechen konnten. Dem Rest machte dieses Thema dann
während der Pubertät zu schaffen, und ich kenne manche die Zeit ihres Lebens
immer wieder an neuen Testpersonen überprüfen wollen ob sich an diesem
Unterschied inzwischen etwas geändert hat. Ein interessantes Thema also, das
zumindest 98 % der Menschheit ansprechen sollte (der Rest sind
"unheimliche Begegnungen der 3. Art"), und schlußendlich auch den
Fortbestand der Menschheit sichert. Aber es sind ja nicht nur die primären und
sekundären Geschlechtsmerkmale, die uns voneinander unterscheiden, sondern auch
das Rollenverhalten, das trotz verzweifelter Bemühungen unserer
Familienministerien nicht auszurotten ist. Gott sei Dank. Ganze Generationen
von Musikern wußten davon "ein Lied zu singen". Egal ob es in der
Operette hieß, daß "das Studium der Weiber" schwer sei, oder Wolfgang
Ambros klagte "Du vastehst mi net".
Und damit bin ich endlich am Kern der Sache
angelangt. Wie gut kennen wir wirklich das "andere" Geschlecht.
Wollen Frauen tatsächlich "einen Kaiser ihrer Seele" haben, und
brauchen laut Grönemeyer "Männer Zärtlichkeit"? Das neue
Piatnik-Spiel soll einen Ausweg aus diesem Dilemma bringen. Das heißt, Spiel
ist es eigentlich keines, wenn man Spiel mit Wettbewerb gleichsetzt. Es gibt
zwar eine(n) Sieger(in), der(die) das meiste Einfühlungsvermögen für das andere
Geschlecht aufweist (Casanova müßte fabelhafte Werte gehabt haben), aber für
mich war das eigentlich Nebensache daran kann man schon deutlich sehen daß ICH
NICHT gewonnen habe. Das eigentliche Vergnügen besteht im Unterhaltungswert der
Runden vor der Siegerkür ab, und diese spielen sich folgendermaßen.
Jeweils 165 Fragekarten für Frauen bzw. Männer
stehen zur Verfüaung, wobei immer 3 Antworten (Dafür bekommt auch jeder
Teilnehmer bei Beginn 3 Abstimmungskarten A, B und C.) zur Auswahl vorgegeben
sind.
So lautet z.B. eine Frage für die Frau:
"Angenommen Sie sind ein Mann, wodurch würden Sie am liebsten Berühmtheit
erlangen,
A) durch Ihr Genie
B) durch sportliche Höchstleistungen,
C) durch Ihre Erfolge bei Frauen?"
(Wobei letzteres, wenn es extrem betrieben wird, ja auch
schon in Kategorie B fallen könnte, oder muß man dazu genial (A) veranlagt
sein?) Man sieht schon, warum ich keine Chance hatte, wenn ich schon bei Fragen
meines eigenen Geschlechtes so ins Schwanken komme.
Das Gegenbeispiel - eine Männerfrage:
"Angenommen Sie sind eine Frau - wie wollen Sie
am liebsten auf die Männer wirken,
A) als männermordeoder Vamp,
B) als Kumpel, mit dem man Pferde stehlen kann,
C) als anschmiegsame Frau zum Verwöhnen?~'
Nun trifft die "andere Seite" als Jury
selbst eine Entscheidung, und diese wird dann mit der Antwort des Kandidaten
verglichen. Für Übereinstimmung gibt es Punkte. Gespielt wird bis zu einer
bestimmten vorher festgelegten Rundenanzahl.
Drei Dinge kristallisierten sich bei meinen
Testspielen eindeutig heraus: 1) Die Leute können nicht zuhören - jede Frage
mußte mehrmals gelesen werden, oder für eidetisch Veranlagte die Karte sogar
herumgereicht werden. 2) Sie können
sich nichts merken. Selbst Antworten, die pro
Kategorie aus bloß 2-3 Worten bestanden, sind oft nicht behalten worden und
daher mußten ... siehe Punkt 1). 3) Große Probleme hatten die meisten mit der
Formulierung "Angenommen, Sie wären ein(e) Mann(Frau)~. Mit dem Umdenken
gab es immer wieder Schwierigkei-
ten. Ich würde die Frage eher so gestalten: Wodurch
erlangen Männer am liebsten Berühmtheit, oder Wie wirken Frau-
en am liebsten auf Männer?
Zur Ausstattung wäre festzuhalten, daß sie sehr
solide ausgefallen ist, vielleicht die Schachtel etwas zu hoch, aber das liegt
wohl daran, daß man ein Universalformat nehmen mußte. Der Einsatz ist mit dem
Noppensystem versehen, der das Herausfallen der Karten verhindert, oder
zumindest erschwert. Der beigelegte Punkteblock mit ca. 100 Blatt für
ebensoviele Spieleabende mehr als großzügig. Das Cover ist von meiner Sicht aus
zu "brav". Wie wir alle wissen, werden viel zu viele Spiele nach dem
ersten Eindruck - sprich Schachtelaufmachung - gewählt. Nun kann ich mir nicht
vorstellen, daß die vorhandene Aufmachung besonders zum Kauf animiert. Der
Titel ist sicherlich gut gewählt, denn ohne diese Offenlegung - also wenn man
bloß nach Übereinstimmungs- Punkten schielt, verliert das Ganze seinen Reiz.
Die Personenanzahl mit 4 - 16 angegeben, liegt wohl eher bei der oberen Zahl.
Um ein typisches Rollenverhalten erkennen zu können, braucht man wohl
mindestens 8 Teilnehmer.
Tja, Piatnik folgt mit diesem Spiel einem gewissen
Trend von Spielen, die der Kommunikation dienen, die vielleicht ihren ersten
Ursprung schon in Barbarossa finden, wo ja auch der Unterhaltungswert und der
Spaß im Vordergrund stehen. Spiele wie Skrupel, Therapie, Lifestyle, Astrotime
und andere folgten, Spiele, wo Empathie gefragt war. In diesem Gefolge
schwammen dann mit Liebesspiel etc. auch einige mit, die als Zielgruppe eher
den Bereich unter der Gürtellinie anpeilten. Und das muß man JETZT MAL EHRLICH
lassen, obwohl ab 18 Jahren und obwohl der Fragethemenkreis naturgemäß auch
Sexverhalten beinhaltet, wird es nie peinlich oder schlüpfrig. Ein Spiel, das
Sie ruhigen Gewissens auf den Tisch legen können, selbst wenn die Frau des
Chefs dabei ist, ohne daß Sie Ihre Karriere gefährden werden.
Ob man diese Art von Spielen mag ist
Geschmackssache. Ich weiß nicht, wie Liebhaber von Taktik oder Strategie auf
diese Art von Herausforderung reagieren. Ich habe nur festgestellt, daß Leute,
die behauptet haben, sie läsen in Frauen wie in einem offenen Buch, feststellen
mußten, daß dieses Buch offensichtlich in einer ihnen völlig unbekannten
Fremdsprache geschrieben sein muß, und daß Frauen, für die Männer
"glasklag waren, erstaunt registrierten, daß es Glas auch in ziemlich
undurchsichtigen Varianten gibt. Sollten Sie sich vielleicht auch zu diesem
Kreis zählen, so verspricht JETZT MAL EHRLICH in der richtigen Runde todsicher
einen unterhaltsamen Abend und wahrscheinlich auch ganz neue Erkenntnisse über
die Frau/ den Mann, das "unbekannte Wesen".
WlN-Wertung:
* Jetzt mal ehrlich! PP UU